Aus Flandern klingt's folkig herüber!


Interview mit Lemuria
Folk Metal aus Belgien - Antwerpen
Die belgischen Folk Metaller von LEMURIA sind zwar noch vergleichsweise unbekannt, aber mir ihrem ersten richtigen Album “Tales, Ale And Fire” haben die sechs Musiker gleich eine sehr vielversprechende Scheibe rausgebracht und darüber hinaus bei uns auch gleich den Underground-Award im Mai 2005 eingeheimst. Da bietet sich ein Gespräch doch geradezu an und Schlagzeuger Vincent beantwortete gerne meine Fragen.

Hi! Um zu beginnen, erst einmal eine Frage, die eurem Namen betrifft. Soweit ich weiß, war LEMURIA eine alte Zivilisation, welche im Südpazifik und während der Zeit von Atlantis existierte. Es wird gesagt, dass die Lemurianer sowohl hoch entwickelt als auch sehr geistlich waren und dass LEMURIA eines Tages überflutet wurde.
Warum habt ihr diesen Namen gewählt?


Wir haben LEMURIA in erster Linie deshalb gewählt, weil es gut zu unserer Musik passt. Wir haben eine lange Zeit damit verbracht nach einem Namen zu suchen, der alle unsere verschiedenen Einflüsse erfasst: Epischen Black Metal, Folk, ein mittelalterliches Gefühl. Natürlich sind wir alle an Mythologie, Geschichte und dem Mittelalter interessiert und letztendlich war LEMURIA die beste Alternative. Es hat eine starke mythische und mystische Nebenbedeutung, welche in unserer lyrischen Thematik ebenfalls entdeckt werden kann.
Ich denke, wenn man unseren Namen hört, bekommt man schon eine Vorstellung unserer Einflüsse und der Musik, die wir spielen, was für eine kleine Band ziemlich wichtig ist um neue Fans in dem Genre anzuziehen.


Nehmt ihr eure folkigen Melodien von keltischen Folk- und traditionellen Liedern oder woher bekommt ihr die Inspirationen für eure Musik?

Fast alle unserer folkigen Riffs werden von unserem Gitarrist Jens geschrieben. Er mag Folk sehr gerne, ich glaube hauptsächlich traditionellen belgischen Folk (Kadril, Twalseree,...). Auf der anderen Seite werden wir auch von allen Arten des Metals und ein bisschen von klassischer und Film-Musik beeinflusst.
Wenn wir ein neues Leid schreiben, mischen wir eben all diese persönlichen Einflüsse, was nicht immer einfach ist. Jedes Bandmitglied ist in diesen Schreibprozess eingebunden, was bedeutet, dass es in manchen Fällen viel Zeit braucht bis jeder mit dem endgültigen Lied zufrieden ist.
Inspiration ist eine seltsame Sache, die einfach kommt oder nicht, man kann es nicht erzwingen. Also ist es ziemlich schwer, außer den oben erwähnten, alle unsere Einflüsse näher zu bestimmen. Wir werden von Filmen, Geschichten, anderen Musikalben oder einfach dem täglichen Leben
beeinflusst.


Welche der Instrumente (natürlich außer den “normalen” Metal-Instrumenten) habt ihr auf dem Album selbst gespielt und welche mit dem Keyboard?

Alle unserer Nicht-“Metal Band”-Instrumente wurden auf dem Keyboard gespielt, mit Ausnahme der Maultrommel und der akustischen Gitarre. Es benötigt viel Zeit eine Aufnahme mit echten akustischen Instrumenten zu machen, Zeit, die wir nicht haben. Natürlich wäre es witziger gewesen einen echten Dudelsack und Flöten zu verwenden und es hätte den Klang um einiges verbessert, aber ich denke, die Keyboards haben diese gut genug ersetzt.


Wenn ihr einige der anderen Instrumente selbst spielt, wie spielt ihr diese Instrumente live?

Wenn wir live spielen, wollen wir nicht alle verschiedenen Lagen unseres Studio-Albums wiedergeben. Wir spielen nicht die akustischen Instrumente und auch die Keyboards sind reduziert auf die reinen live wirksamen Passagen. Keine Sorge, in den meisten Fällen wird man das nicht wahrnehmen, es ist einfach so, dass wir uns nicht auf eine Klickspur und Samples verlassen wollen. Wir wollen nur auf eine natürliche Weise spielen, manchmal schneller, manchmal ein bisschen langsamer, es hängt von der Situation ab.


Auf “Tales, Ale And Fire” erzählt ihr eine wirklich nette Geschichte, welche mit Teilen des Konflikts zwischen den Flandern und den Wikingern, Im Jahr 800 beginnend, verbunden ist. Interessieren euch Geschichte und Erzählungen oder wie trat diese Idee auf?

Wie ich vorher erwähnt habe, haben wir eine große Vorliebe für die mittelalterliche Welt. Geschichten über Ritter und Wikinger regen wirklich die Fantasie an, vor allem bei Leuten, die Metal mögen. Und das war einer der ersten Keime für die Konzeptgeschichte auf “Tales, Ale And Fire”. Zu dieser
Zeit waren zwei Lieder schon geschrieben (“Mournful Beauty” und “As I Die”), also war das Nächste, was ich tat, nach einer interessanten Zeitspanne in der belgischen Geschichte zu suchen. Ich schlug die Invasion Flanderns im Jahr 879 vor und schrieb den Rest der Erzählung um die fertigen Lieder. Der Hauptteil der Geschichte ist historisch wahr, einschließlich Lovon, den Grafen von Flandern und dem deutschen König Arnulf. Aber nur aus historischen Details bekommt man keine gute Erzählung. Wir mussten die ganze Sache dramatisieren und das resultierte in der Liebesgeschichte von Jan und Marie, unseren Protagonisten. Die Hauptstruktur von “Tales, Ale And Fire” war fertig, aber wir wollten wirklich mehr als nur die Liebe zwischen zwei Menschen einbringen. Ich meine, es ist insbesondere eine Geschichte über Krieg und Leid, welche wir in Gegensätzen ausgearbeitet haben. Die ersten beiden Lieder handeln von den schönen Landschaften, der Stadt Ghent, der Heirat von Jan und Marie bis zur Invasion der Wikinger. Von da an verändert sich alles: Das Land wird schließlich zerstört, Ghent wird geplündert und Jan und Marie sind getrennt. Dieser Kontrast kehrt in fast jedem Stück wieder.


Noch habt ihr kein Label. Gibt es Pläne bezüglich eines Vertrags?

Wir haben tatsächlich kein Label und es gibt im Moment keine Pläne. Wir sind an einem Vertrag inetressiert, aber das Problem ist, dass wir alle Studenten sind und ich denke nicht, dass es einfach ist, die Studien mit dem strengen Zeitplan der Plattenfirmen zu kombinieren. Also verteilen wir im Moment einfach einige Promos und warten.


Werdet ihr in der nahen Zukunft außerhalb Belgiens spielen, zum Beispiel in Deutschland? Es wäre nett, die Geschichte von Jan auf der Bühne erzählt zu bekommen.

Wir haben bis jetzt noch nicht im Ausland gespielt, also werden wir natürlich jede Möglichkeit ergreifen. Es wäre großartig, auf Bühnen in anderen Ländern zu spielen, aber es benötigt viel Planung und Verantwortung. Wir halten nach guten Clubs und Bands zum Zusammenarbeiten Ausschau, aber auch nach genügend finanziellen Mitteln. Wir wollen nicht mit einem finanziellen Rückstand zurückkehren.


Welche Pläne habt ihr mit LEMURIA für die nähere (und fernere...) Zukunft?

Zuallererst, viel auftreten. Das ist der Grund, weshalb wir in einer Basnd spielen und es ist immer solch eine Party. Wir werden uns auch darauf konzentrieren neues Material zu schreiben und beginnen über ein neues Konzept mit dem wir arbeiten nachzudenken. Und vielleicht, wer weiß, einige Auftritte in Deutschland?


Ich danke dir für das Interview! Die abschließenden Worte sind dein...

Wir sehen euch alle in einem Pub nahe euch!
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