Das Erwachen heidnischer Götter


Interview mit Goddess Of Desire
Thrash Heavy Metal aus Holland
Nach dem oldschool-Killer „Awaken Pagan Gods“, der als Vorab-CD seit Wochen meinen CD-Schacht blockiert, war es endlich an der Zeit, sich ein wenig mit der holländischen Horde zu beschäftigen und Sänger/Bassist Count August auf den Zahn zu fühlen. Wer bisher noch nie etwas von den niederländischen Fell-Freaks gehört hat, sollte das schleunigst nachholen, indem er zu seinem CD-Laden rennt, den kompletten Backkatalog inkl. des in diesen Tagen erscheinenden Neuwerks einsackt und sich anhand dieses Interviews ein wenig über die Bande informiert. Count August ließ sich auch nicht lange bitten und stand freundlich Rede und Antwort:



Hallo Count August, wie geht´s dir? Wie laufen die Metal Market-Geschäfte? Die, die eure Musik möglicherweise noch nicht kennen, haben aber wohl bestimmt schon mal eure Gesichter an Merchandise-Ständen auf allen möglichen Festivals gesehen!


Hallo Michael, danke für dein Interesse an unserer Band. Ja ja, die Merchandise-Geschäfte…die Arbeit wird von Jahr zu Jahr mehr! ;-)

Bevor wir uns den obligatorischen Fragen über euer neues Album widmen: es gab in der letzten Zeit einige Veränderungen. Beispielsweise ist ein neuer Gitarrist der Goddess-Legion beigetreten. Stell ihn doch mal bitte in ein paar Worten vor!

Unser neuer Mann hört auf den Namen „Cape Fear“. Er ist ein lustiger Typ und ein echtes Monster auf der Bühne, weshalb wir ihn nach dem Abgang von Grev Drake gefragt haben, ob er nicht Lust hätte, bei uns mitzumachen. Darüber hinaus kann er auch noch singen und nun haben wir endlich einen zusätzlichen Sänger in der Band.

Hat er am Songwriting zur neuen Platte schon mitgewirkt?

Nein. Er kam erst dazu, als die Songs soweit schon fertig waren. Zu „Majesty Of Metal“ hat er ein paar Vocal-Lines hinzugefügt und ist für die hohe Stimme im Song verantwortlich. Das ergänzt sich ganz gut mit meiner rauen Stimme.

“Awaken Pagan Gods” ist meiner Meinung nach das herausragendste Album in eurer Historie. Auch wenn die Vorgänger alles andere als schlecht waren, werden diese durch einige wirkliche Hits wie „Scream For Metal True“ oder dem Titeltrack getoppt. Wie lange habt ihr für das Songwriting und die Aufnahmen gebraucht?

Vielen Dank. Nun, in guter (oder schlechter) Goddess-Tradition schreiben wir unsere Songs in einem 3-Jahres-Rhythmus und die Aufnahmen ziehen sich über einen Zeitraum von 3 Monaten hin, da wir meistens an Wochenenden aufnehmen. Wir haben letztes Jahr 2 Demos als Vorproduktion in verschiedenen Studios aufgenommen. Es hat Spaß gemacht, mit Remco Bouwens im Autumn Music-Studio die Aufnahmen durchzuführen, weshalb wir auch die Platte dort komplett aufgenommen haben. Die letzten beiden Alben entstanden in einem anderen Soundtempel, aber dieses Mal wollten wir etwas neues, um eine bessere Produktion zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass uns Remco den besten Sound bisher beschert hat.

Ich habe vorhin den Track “Scream For Metal True” erwähnt, der meiner Meinung nach als Nachfolger der “Symbol Of Triumph”-Hymne „Metal Forever“ durchgeht. Absicht?

Ja, ich denke auch, dass der Song einer der Hits des Albums darstellt und hatte dieses Gefühl bereits, als Grev Drake mit dem Song-Konzept ankam. Obwohl man den Track genauso gut mitgröhlen kann wie der von dir angesprochene, finde ich, dass „Majesty Of Metal“ doch eher in die „Metal Forever“-Richtung geht, alleine schon aufgrund des zweistimmigen Gesangs, der schnellen Double Bass-Parts und dem Text, der davon handelt, ein Metalfan zu sein, bzw. in einer Metal-Band zu spielen..

Ein anderer Song, nämlich “Nothing´s Free” dürfte den guten alten Lemmy vor Neid erblassen lassen. Genau wie „Ride“ von „Symbol Of Triumph“ klingt auch „Nothing´s Free“ wie ein Motörhead-Track. Wer von euch ist der Motörhead-Fan in der Band?

Grev Drake und ich! Wir beide wollten einen Song in der Tradition von Motörhead machen. Somit war das Ganze also durchaus beabsichtigt! ;-)

Wieviel Alkohol muß man eigentlich vernichten, um einen Song wie “Booze” zu schreiben? Das Stück klingt wie eine Mischung aus GWAR (zu „America Must Be Destroyed“-Zeiten) und oldschool Black Metal. Meiner Meinung nach ein absoluter Party-Kracher!

Danke schön! Der Song ist auch als Fun-Song entstanden, bei dem ich alle möglichen Vocal-Stile ausprobiert habe. Und mit dem Text sprech ich doch wohl jedem aus der Seele: „Booze will make it better, with Booze everything is fine. Every woman is pretty after beer, whiskey and whine!

Solch wahren Worten kann wohl kaum widersprochen werden. Aber weiter im Text! Genau wie die Musik selber sind auch die Texte Metal to the bone. Klär uns doch mal bitte auf, um was es in den Lyrics genau geht. Vor allem die Lyrics zu „Dead End Street“, „March To Meet“, „Nothing´s Free” und “Demolition” verlangen nach einer Erklärung!

Jede Goddess-Platte hat die Tradition, ein paar Songs über Metal zu beinhalten. Auf dem ersten Album war das „Metal To The Metals“ und „Glory In Metal“, das zweite wartete mit „Metal Forever“ und Brother To Brother“ auf, auf dem dritten hatten wir „Bonded By Metal“ und „Warlust Metal Knights“ und jetzt haben wir halt „Scream For Metal True“ und „Majesty Of Metal“ geschrieben. „Dead End Street“ handelt davon, wie verzweifelt man ist, wenn man eine wichtige Person im Leben verliert oder eine Beziehung zerbricht. Also ein ernster Song über Gefühle. Der Opener „March To Meet“ fungiert als Willkommensgruß, während „Nothing´s Free“ die Geschichte eines Mannes behandelt, der seine Seele an den Teufel verkauft um seine Gier zu befriedigen. Letzten Endes hat er alles, was er will, außer einer Seele und das gefällt ihm dann doch nicht so sehr (dem Teufel dagegen umso mehr). Demolition dagegen ist wieder ein Fun-Song, der dich davor warnt, nicht mit jeder Schlampe mitzugehen, nur weil sie blutrote Lippen hat und scharf aussieht, denn du weißt nie, wie die ganze Sache letztendlich ausgeht!

Aufgrund der Tatsache, daß ihr noch nicht gerade den Bekanntheitsgrad von Bands wie Iron Maiden habt und dies das erste Interview mit Bloodchamber ist, wäre es interessant zu wissen, wie alles angefangen hat. Wann habt ihr angefangen, Musik zu machen und welche Bands dienten als Inspirationsquelle (außer Venom, Celtic Frost und Motörhead natürlich)?

Ich habe schon vor Urzeiten angefangen zu spielen. Meine letzte bekanntere Band reicht noch in die Achziger zurück. Mit Goddess selber hat alles im Jahre 1995 angefangen.
Wir gehörten zu dieser Zeit zu den ganz wenigen Bands, die diese Art des Metals spielten, damals machte das ja fast niemand mehr. Unser einziges Ziel war es, die ruhmreichen Zeiten des Metals zurück zu bringen; Dinge wie Weiterentwicklung oder die Erschaffung von etwas Neuem waren und sind uns völlig egal. Und deshalb besteht die Band auch im klassischen Line-Up mit 2 Gitarren, Gesang, Drums und Bass.

Welche “neuen” Bands sagen dir zu?

Wolf (genialer Metal aus Schweden in der Tradition alter Iron Maiden und Mercyful Fate. Anm. d. Verf.)

Holland war immer schon bekannt für großartige Metal-Bands wie beispielsweise Asphyx, Pestilence, Vengeance (bzw. Ayreon) oder Gorefest. Gibt es heute noch eine intakte Szene bei euch?

Die Szene ist quicklebendig. Das einzige Problem ist, dass die wenigsten hier sich für kleinere Acts interessieren, wahrscheinlich auch deshalb, weil hier fast jeder Musik macht oder „wichtige“ Arbeit in der Szene verrichtet. Auch ist die Unterstützung bei Live-Konzerten nicht ganz so stark wie es z.B. in Deutschland der Fall ist.

Letztens ist mir eine CD einer weiteren geilen Band aus Holland in die Hände gefallen: Reviver. Kennst du sie, bzw. ihre Musik?

Wir haben schon mit ihnen gespielt und sie leben in unserer Umgebung. Und natürlich kennen wir auch ihre Musik, auch wenn ich persönlich ihr Album noch nicht gehört habe. Aber es soll wohl recht gut sein!

Um mal wieder auf´s Thema zurück zu kommen: ich denke mal, du gibst mir recht, wenn ich sage, daß ihr gerne auf der Bühne steht. Gibt es schon Neuigkeiten bezüglich Deutschland-Shows in diesem Jahr?

Klar. Kuck dich einfach mal auf unserer Website goddess-of-desire.nl um. Es liegen noch einige Shows vor uns. Wir haben einen Auftritt auf dem diesjährigen Wacken und werden im September einige Club-Shows spielen. Vielleicht – jedenfalls hoffe ich das – kriegen wir auch eine richtige Tour hin.

Eine Goddess-Show
macht immer eine Menge spaß, schließlich spielt ihr nicht nur euren Set runter, sondern liefert dem Publikum eine richtige Show. Wie lange arbeitet ihr an den Showelementen und wie seid ihr auf die Idee gekommen, das Show-Element in euren Live-Set einzubauen?


Das Showelement hat sich über die Jahre entwickelt. Es ist heute auch recht schwierig, etwas daran zu ändern, denn für eine größere Show braucht man auch größere Clubs. Leider klappt das alles nicht mehr so gut, seit wir nicht mehr bei Metalblade unter Vertrag stehen. Die andere Sache ist die, dass wir jedes Mal mit einer anderen Crew arbeiten, so dass die Aufbauten jedes Mal um die 3 Stunden dauern. Das Show-Element haben wir jetzt bereits seit den Anfangstagen im Set. Meiner Meinung nach sollte man als Band nicht mit Straßenklamotten die Bühne betreten, man ist ja schließlich Künstler. Klingt vielleicht altmodisch, aber eine Menge Leute stimmen mir in diesem Punkt zu und ihnen gefällt es. Das ganze machte uns zu dem, was wir heute sind: eine recht einzigartige Band.

Gehören die Frauen der Band zum Kreis der Goddess-Familie (Mitspracherecht beim Songwriting etc.) oder dürfen sie sich nur halbnackt auf die Bühne stellen? Manchmal sieht man sie auch auf den Metal-Markets, deshalb diese etwas ungewöhnliche Frage.

Delilah ist bereits von Anfang an dabei. Die andere (wir haben meist 2 Girls auf der Bühne) wurde schon desöfteren ersetzt und gehört nicht wirklich zum engen Kreis der Famile.

Ihr seid seit kurzem beim Armageddon-Label: wie kam der Kontakt mit der deutschen Plattenfirma zustande? Läuft alles zu eurer Zufriedenheit?

Lars (Ratz, Armageddon Music und Metalium) rief mich an oder hat mir eine Mail geschickt und wollte wissen, was bei uns so läuft. Dann hat er mir einen Vertrag angeboten. Bisher sind wir komplett zufrieden mit dem Label. Sie helfen der Band und ich hoffe, ich kann Armageddon ein bisschen helfen. Die Promotion ist jedenfalls großartig und die Konversation ist immer sehr relaxed.

Ich denke mal, daß Armageddon euch nicht gerade ein Metallica-Gehalt zahlen kann und ihr wohl alleine durch Musik nicht gerade zu Reichtum gekommen seid. Was macht ihr beruflich? Hat jeder von euch einen Job, abgesehen vom Merchandise-Verkauf?

Armageddon zahlt uns überhaupt kein Geld, aber darum geht es bei dem Vertrag auch nicht. Wir wollen nur, dass unsere Platte vertrieben wird und die Promotion stimmt, so dass wir bekannter werden und auftreten können. Neben der Band geht jeder einer alltäglichen Arbeit nach oder hat ein eigenes Unternehmen. Ich beispielsweise habe den Metal-Mailorder und die Merchandise-Firma.

Kommen wir abschließend zu ein paar nicht ganz bierernst gemeinten Fragen. Welche Musik bringt deine Ohren zum Bluten?

Hm, schwierige Frage. Da gibt es so vieles…

Wieviel Bier wurde während des Interviews vernichtet

Ich hatte vorhin 4 Bier und bin jetzt beim sechsten angelangt. Wir haben vorhin geprobt, normalerweise trinke ich die Woche über nicht viel.

Wer wird nächstes Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft gewinnen? Holland oder Deutschland?

Blöde Frage, Holland natürlich!

Auf welche Reunion freust du dich am meisten? Stryper oder Celtic Frost?

Auf keine von beiden!

Bevor ich dich in den wohlverdienten Feierabend entlasse, darfst du die letzten Worte an unsere Leser richten!

Ich hoffe, euch gefällt das Interview, und wenn ja, kommt zu unseren Shows! Ansonsten klickt einfach mal meine Metalmailorder-Site an unter www.goddess-of-desire.nl!

Danke für das Interview. Wir sehen uns bestimmt auf einer (oder auf mehreren) eurer Shows!

Hell yeah, in the front line, barriers and frontiers, Victory Is Mine (vom Victory-Song).
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