Mit James Fogarty zum Tee bei Adam Weishaupt...


Interview mit Ewigkeit
Black Metal / Progressive Rock aus Großbritannien - Brighton
Willkommen zu einem konspirativen Plauderstündchen mit Musik, zu welchem ich heute James Fogarty begrüsse, seines Zeichens Mastermind hinter Ewigkeit. Deren letzter Output "Conspiritus" wirft so einige Fragen auf und daher legen wir gleich los...

Guten Abend, James! Aufgrund der letzten Scheibe „Conspiritus“ ist es höchste Zeit, der Ewigkeit etwas auf den Zahn zu fühlen - Wie steht's denn so im Süden Englands?
Hey, grüss dich! Mir geht's momentan ziemlich gut, ich bin recht beschäftigt und was England angeht – Scheiss Wetter, wie immer.

Dein letztes Werk hat ja offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen: Verschwörungstheorien und der Glaube an „die Anderen“ sind mal wieder en vogue und das Material zu diesem Thema (Bücher, Filme, Websites, etc.) ist fast schon Legion. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Ich denke, der Grund ist, dass die Architekten und Hintermänner der globalen Verschwörung sich mittlerweile so sicher in ihrem Netz fühlen und ihre Machtstrukturen unter dem Deckmantel "Krieg gegen den Terror" so gefestigt haben, dass sie es nicht länger für nötig erachten, die eigene Existenz zu verheimlichen. Man könnte vielleicht sogar sagen, sie sind etwas _zu_ selbstsicher, was im Endeffekt wohl auch zu ihrem Niedergang führen wird – vergleichbar in etwa mit dem alten Rom oder dem britischen Empire.
Bis zu diesem Punkt wird es zwar zweifellos die kürzeste, dafür jedoch auch die umfassendste Kontrollgesellschaft sein, die wir jemals erlebt haben.
Ich meine, führe dir das mal vor Augen: Das Römische Reich erstreckte sich von Nordeuropa bis nach Israel und bestand für 1000 Jahre (wenn wir seine Schattenexistenz im Namen der Römisch-Katholischen Kirche mal ausblenden), das britische Empire umfasste ein Drittel der Welt und bestand etwa 150 Jahre. Der globale Kapitalismus hingegen umfasst die ganze Welt und ein bisschen mehr und befindet sich jetzt – nach so kurzer Zeit und auf dem Höhepunkt seiner Existenz – bereits am Rande der Zerstörung!

Aber sollten wir nicht eigentlich im Zeitalter der totalen Information (-süberwachung) angekommen sein – dem fast schon biblischen Erzfeind jeglicher Verschwörung?
Haha, ja, das Internet scheint ein grossartiges Medium zu sein, um an Originalinformationen zu gelangen (bevor irgendein Medienwichser sie zum Werkzeug politischer Propaganda verstümmelt, ähem, editiert) und spielt definitiv eine grosse Rolle, wenn es darum geht, der Weltöffentlichkeit das wahre Ausmass der Verschwörung aufzuzeigen. Insofern ist es irgendwie ironisch, dass das Internet ausgerechnet vom amerikanischen Militär entwickelt und ausgebaut wurde...

Kann es sein, dass die Menschen zunehmend die Kontrolle über all die Informationen verlieren, unfähig das Rechte vom Falschen, das Nützliche vom Nutzlosen und die Wahrheit vom Gerücht zu unterscheiden? Was ist mit der mehr und mehr aufkommenden Praxis der gezielten Falschinformation?
Sicher, es werden eine Menge "falscher" Gerüchte gestreut, um die schockierende Wahrheit zu diskreditieren, sobald sie ans Licht kommt, aber im Prinzip braucht man sich nur mal die "News" im Fernsehen anzuschauen, um zu verstehen, was wirklich vor sich geht.
Letztlich zum Beispiel (gestern, um genau zu sein) tauchte G.W.Bush im TV auf und warb um Unterstützung für das fortgesetzte Abschlachten von Menschenleben im Irak und den unseligen "Krieg gegen den Terror" (sprich: "Krieg gegen die Freiheit"). 5 Stunden später folgte – quasi aus dem Nichts – die Warnung vor einem unmittelbar bevorstehenden Bombenanschlag in der New Yorker U-Bahn – könnte man sagen, dass hier ein Zusammenhang besteht?
Mein Gott – die meisten Leute sind so leichtgläubig, dass man sie am liebsten selbst ausnutzen würde!

Könnte man Verschwörungstheorien vielleicht als die Mythen der Moderne bezeichnen, als Mythen einer Menschheit, die den Glauben an Gott durch Wissenschaft und ökonomisches Machtstreben ersetzt hat?
Nun, zunächst sollten wir meines Erachtens die Begriffe "Verschwörung" und "Theorie" voneinander lösen. Verschwörungen haben zu jeder Zeit existiert und die Geschichte, wie wir sie kennen – oder viel eher: wie wir sie gelehrt bekommen - in nicht unwesentlichem Masse beeinflusst.
Ich sehe die Idee einer globalen Verschwörung daher nicht als gesellschaftlichen Mythos, ich sehe darin einen Fakt, der für jedermann offensichtlich ist, wenn man nur ein wenig an der Oberfläche rührt - um das ganze Bild zu erkennen, bedarf es im Grunde nur ein paar simpler Nachforschungen.
Fangen wir mit ein paar einfachen Sachen an: Warum gibt es keine Aufzeichnungen von dem Tag, an dem ein Flugzeug ins Pentagon stürzte? Wie kann ein Flugzeug mit 41 Metern Spannweite eine Bresche von nur 5 Metern Breite erzeugen? Wenn du mir nicht glaubst, dann schau es dir einfach selbst an. Mach dich kundig, rechne es durch ich erwarte dich mit Pfeife, Hauslatschen und Smoking am Ziel deiner Recherchen...


Eine letzte Sache noch: Was hältst du von nebenstehendem Bild, auf welchem das ursprüngliche Logo einer amerikanischen Regierungsorganisation zu sehen ist?
Yeah – das hab ich schon mal gesehen. Ich vermute, dass sie es für zu offensichtlich hielten und daher nach ein paar Jahren ersetzten. Egal, wir haben als Beweis ja immer noch die 1-Dollar-Note (falls man noch Beweise braucht), die eine ebenso deutliche Sprache spricht.
Interessant ist, das auf eben diesem Geldschein am Fuss der Freimaurer-Pyramide die Zahl 1776 zu finden ist – im Allgemeinen als das Jahr der amerikanischen Unabhängigkeit interpretiert. Zufällig wurde durch Adam Weishaupt in eben jenem Jahr auch der Bayerische Orden der illuminierten Seher gegründet – die "Illuminati".
Von diesem Zeitpunkt an kann man anhand fundamentaler Veränderungen und Ereignisse nachvollziehen, wie die Welt zu der kontrollierten, überwachten "Realität" wurde, die sie heute ist: Von der französischen über die amerikanische und russische Revolution, die Weltkriege und den kalten Frieg bis hin zur allumfassenden "Globalisierung"...

Und wer genau steckt nun dahinter?
Ich denke, "Illuminati" trifft es ganz gut – die mächtigsten, geizigsten, rücksichtslosesten und selbstsüchtigsten Menschen, die je auf dieser Erde weilten. Abgesehen von ihren konspirativen Verbindungen haben sie aber nicht viel Kontakt zueinander, es gibt sie in jedem Land, unabhängig von Nationalität und Religion – ziemlich hässliche Geschichte...

Wie steht's denn diesbezüglich in England?
Schlecht, wie in jedem Land mit einer Regierung.

Der perfekte Tag: Du stehst auf, irgend jemand auf deinem Anrufbeantworter erzählt dir, dass deine Welt mehr oder weniger nur Fassade ist und kurz darauf wirst du multimedial mit Botschaften überschüttet, die die bestehende Gesellschaft wahlweise preisen oder zur Hölle wünschen – ist "Conspiritus" die Geschichte einer einzelnen Person oder wirfst du einen Blick auf verschiedene Lebenslinien?
"Conspiritus" ist die Darstellung einer hypothetischen, zukünftigen Realität – manche würden sagen: einer existenten Gegenwart – in welcher all unsere Gedanken, Gefühle und Taten von einer kleinen Elite kontrolliert werden. Ihnen gehört das Büro, in dem du arbeitest, die Schule, die deine Kinder besuchen, die Shops in denen du dein Geld lässt, die Felder, die deine Nahrung produzieren, die Banken, bei denen du dir Geld leihst und der Medienapparat, aus dem du deine "Informationen" ziehst.
Von Zeit zu Zeit senden sie dich oder deine Angehörigen und Freunde dann zum Krepieren in einen sinnlosen, inszenierten und hochgerüsteten Krieg.
Ob du es glaubst oder nicht: Das ist ein interessantes Thema für eine Platte und ich wollte über etwas schreiben, was mich schon seit längerer Zeit fasziniert, was mich schlussendlich auch einige Sachen klarer sehen liess.

Woher kommt denn diese Vorliebe für fiktionale Konzeptarbeiten?
Nun ja, zunächst sehe ich "Conspiritus" bestenfalls als semi-fiktional an. Es ist eher wie Orwell's "1984" oder Huxley's "Brave New World" – eine nur scheinbar übertriebene und verfremdete Version der Welt, die uns tatsächlich umgibt.
Abgesehen davon liebe ich Geschichten, die nach Erklärungen suchen. Selbst wenn sie total falsch liegen, ich liebe sie, weil sie von einem lebendigen, kreativen Geist zeugen, der nicht gedankenlos wieder und wieder die Scheisse schluckt, mit der uns die Medien zuschütten – auch wenn das vielleicht bequemer wäre.
Ich möchte mein Hirn nutzen, und ich denke, dass es den meisten Menschen – so ignorant und abgestumpft sie auch sein mögen – im Grunde ebenso geht.

Im direkten Vergleich mit "Land of Fog" und teilweise auch "Radio Xtlan" ist das neue Material noch eingängiger, kompakter. Hast du es darauf angelegt?
Nein, das ist einfach die logische Folge und das Ergebnis der Sachen, die ich gemacht habe und heute mache. Ich tu was ich tu, und es klingt, wie es eben klingt. Im Gegensatz zum lyrischen Konzept ist Musik nicht planbar - es ist vielmehr so, dass die Musik "passiert", sie entsteht einfach mit der Zeit. Den Fortschritt, den meine Musik macht, sehe ich meist erst an den Reviews, also den Reaktionen und Beobachtungen anderer Leute – persönlich bin ich mir dieser Entwicklungen gar nicht so bewusst.
Ich versuche lediglich, den Song so hinzubekommen, wie er in meinem Kopf klingt (ich hoffe, das kann man nachvollziehen)...

In „How to conquer...“ verwendest du als Sample eine aufgeheizte Menschenmenge, was atmosphärisch an die Aufzeichnungen von Hitlerreden erinnert, "Transcend the Senses" enthält Ausschnitte einer Ghandi-Rede.
Ist es möglich/wahrscheinlich, Musik politisch zu instrumentalisieren und – die Existenz des "Conspiritus"-Szenarios vorausgesetzt – wie könnte das geschehen?

"How To Conquer the World - Live at the Bohemian Grove" ist eine fiktive Liveaufnahme von einem Treffen der Elite, die die Welt kontrolliert. Diese Veranstaltungen wären mittlerweile derart gigantisch, dass man eine sozusagen "firmeneigene" Stadionrockband beschäftigt. Die Atmosphäre kann man durchaus mit der des Nürnberger Reichsversammlungsgeländes (faschistischer Massenveranstaltungen allgemein) vergleichen – und das ist auch genau der Eindruck, den ich vermitteln wollte.
"How to conquer..." selbst ist schliesslich ihre Hymne, das geballte Wissen, das zur Eroberung und Kontrolle der Welt vonnöten ist – vielleicht etwas augenzwinkernd dargeboten, aber im Kern beschreibt der Text die Taten dieser Elite recht genau.
"Transcend the senses" hingegen stellt das komplette Gegenstück dazu dar: Eine spirituelle Botschaft an uns, die – hypothetisch – Unterdrückten, wie wir diese Situation begreifen und letztlich überwinden können.
Abseits davon halte ich nicht viel von politischen Songs – ich bin Humanist und tendiere zu einer auf Kommunen basierenden Gesellschaftsform, aber das wird wohl auf absehbare Zeit so nicht funktionieren...

Was bedeutet eigentlich das Wort "Theoreality" (geiler Song übrigens)? Ersetzen heute konstruierte Realitäten die Religion und machen ihre Schöpfer zu den neuen "Göttern"?
Theorealität entsteht, wenn du für ein Ding oder eine Situation, die dir wie fantastisch-hanebüchener Unsinn vorkommt, plötzlich nur schwer zu widerlegende Beweise findest. Die besten Verschwörungstheorien zum Beispiel klingen zunächst zwar verdammt weit hergeholt, trotzdem gibt es eben verdammt wenig, was gegen sie spricht...

Ui, da hab ich das "theo" dann wohl fälschlicherweise religiös interpretiert, statt es mit dem naheliegenden "theoretisch" in Verbindung zu setzen - der Leser möge Nachsicht walten lassen...
Zurück zur Musik: Du nutzt ja prinzipiell ähnliche Elemente wie Pain, aber das Ergebnis ist ein deutlich anderes – wie schreibst du Songs, wie arrangierst du die vielen Schichten, um diesen konstanten Fluss zu wahren, der mich an "Conspiritus" so fasziniert?

Ich arbeite an den Songs einfach so lange, bis sie fertig sind. Keine Ahnung, wie ich das jetzt genauer beschreiben soll – es braucht auf jeden Fall eine Menge Zeit.
Manche Songs sind nach 3 Wochen fertig arrangiert, andere wiederum brauchen inklusive Neuaufnahmen und diversen Umstellungen auch mal 6 Monate – es ist jedenfalls nicht so, als ob du mit ein paar Typen rumjamst und nach 4 Stunden steht das Lied auch schon, haha...
Pain ist mir jetzt nicht unbedingt geläufig – hat das was mit dem Typen von Hypocrisy zu tun, der ein Gesicht wie ein Totenschädel hat?

Du hast mit John Fryer ja einen recht bekannten Produzenten auf "Conspiritus". Warum hast du dich für ihn entschieden und wie war die Arbeit mit ihm? Hat er, abgesehen von der Produktion, auch andere Elemente eingebracht?
Im Prinzip hatte ich das Album in seiner jetzigen Form komplett aufgenommen, aber obwohl es bei weitem besser als "Radio Xtlan" klang, war es noch nicht ganz so gut, wie es sein konnte. Weil es für mich jedoch das wichtigste Projekt seit langem war, wollte ich unbedingt das bestmögliche Ergebnis abliefern.
Earache haben mir dann John für den Mix vorgeschlagen, ich hab mir seine Referenzen angeschaut und gesagt "Ja – der ist es!". John hat einfach ein ganz spezielles Gefühl für den Sound, den ein Album verlangt, speziell was die elektronische Seite im Rock/Metal betrifft.
Im Endeffekt waren meine Mixes vielleicht etwas "organischer", allerdings war das zu grossen Teilen einfach der mangelnden Transparenz meiner Version geschuldet. John hat auf "Conspiritus" folglich einen fantastischen Job gemacht und bei mir einen Einstieg nach Mass erwischt...

Wie fühlst du dich eigentlich auf einem Label, das dereinst durch Bands wie Napalm Death, Bolt-Thrower oder Carcass bekannt geworden ist?
Es ist ein echt gutes Gefühl, bei dem Label zu sein, das einen Grossteil der Musik meiner Jugend released hat. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch seltsam, denn meine Musik ist einfach total verschieden von diesen Bands...

Gibt es hinsichtlich der Beachtung "neuer" Musik Parallelen zwischen Earache's Tätigkeit damals und heute?
Earache machen heute immer noch viel von dem Zeug, mit dem sie angefangen haben, aber sie haben auch die Eier, Bands zu signen, die bei anderen Labels durch's Roster fallen würden (weil Metallabels meist keine Ahnung haben, wie sie Bands vermarkten sollen, die die Grenzen des Metal überschreiten). Ich bin wahrscheinlich einer der ungewöhnlicheren Künstler auf diesem Label – und obwohl die Die-Hard-Grind-Fraktion wahrscheinlich Probleme mit dem hat, was ich tue, gibt es auch viele neue Leute, die meine Musik schätzen.
Insofern ist Earache ein ideales Label für mich.

Hörst du eigentlich noch Rock und Metal oder ist dir das Genre mittlerweile zu limitiert, als dass es dich zufrieden stellen würde?
Ich sag es immer wieder und auch auf die Gefahr, dass du es mir nicht glaubst: Ich höre privat kaum noch Musik.
OK, im Bett vielleicht Radio (irgend so einen französischen Sender), etwas klassischen Rock beim Kochen – aber ansonsten höre ich keine Musik. Ich halt mich stattdessen über Konzerte auf dem Laufenden, oder im Internet, aber speziell im Rocksektor ist mir in letzter Zeit wenig untergekommen, was nicht seit Jahren immer und immer wiederholt wird. Mag darn liegen, dass dieses Genre an sich unwillig ist, sich weiter zu entwickeln.
Irgendwann ersaufen wir wohl alle in einer Flut von Coverbands – sorry, dass ich das sage, aber Metal wird sterben, weil es sich nicht nach vorn bewegt. Tut mir leid, aber das ist meine Theorie...

Na gut, wir wollen mal nicht so sein. Was steht denn in Zukunft bei dir musikalisch so an?
Ich hab ein paar interessante Ideen, aber deren Verwirklichung hängt auch daran, ob die Leute mehr von Ewigkeit hören wollen – insofern kann ich nicht mehr sagen als: Schauen wir mal...

OK James, dann stufe ich "Conspiritus" nachträglich zum 10er Pflichtkauf hoch, danke dir für deine Zeit und wünsche dir ansonsten in jeder Hinsicht das Beste - die letzten Worte gehören dir:
Start looking at current day global politics and follow the bread-trail all the way back to 1776 and beyond!

www.deathtomusic.com
www.myspace.com/ewigkeit23
www.earache.com
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