Death Metal - No Compromise!!!


Interview mit Unleashed
Death Metal aus Schweden - Kungsängen
Was lange währt, wird endlich gut. War lange Zeit nicht klar, ob ich bei der Saarbrücken-Show der Masters Of Death-Tour überhaupt Unleashed´s Johnny Hedlund vors Mikro bekommen würde, so hat es dann kurzfristig doch noch geklappt. Allerdings ist eine Stunde nicht gerade viel Zeit, zu duschen, sich ordentliche Kleidung überzuwerfen, die 20 Kilometer nach Saarbrücken zu rasen und in der Zwischenzeit sich noch ein paar Fragen aus dem Ärmel zu ziehen. Die Nervosität ob der nicht ganz optimalen Vorbereitung verflog beim Treffen mit dem symphatischen Frontmann aber wie von selbst.

Hallo Johnny! Schön, dass es mit dem Interview doch noch geklappt hat. Wie läuft eure Masters Of Death-Tour bisher?


Die Tour ist toll und alle hatten bisher viel Spaß an der Sache. Gestern die Show in Essen war beispielsweise wirklich fantastisch, genau wie Paris oder London. Das alles ist eine riesige Party.

Wie lang seid ihr eigentlich auf Tour?

Alles in allem spielen wir 17 Shows, von denen noch 11 vor uns liegen.

Wer hatte überhaupt die großartige Idee mit diesem Hammer-Package?

Wir alle hatten diese Idee eigentlich schon seit Urzeiten. Leider konnten wir bisher aufgrund Terminschwierigkeiten der einzelnen Bands diese Tour nie realisieren. Am Anfang des Jahres saßen wir dann zusammen bei einem Kaffee und haben uns einen Monat rausgesucht, in dem alle Bands Zeit hatten und haben uns auf den November festgelegt. Nach ewig langer Zeit haben wir es endlich geschafft.

Auch wenn eine solche Tour in den frühen Neunzigern wohl noch mehr eingeschlagen hätte…

Wie gesagt, das hat halt in den Neunzigern leider nie geklappt. Ich vermute mal, daß wir uns damals auch nicht ganz so darum bemüht haben. Zwar waren wir immer mal mit den einzelnen Bands – Grave, Dismember, Entombed – auf Tour, halt nur nicht alle 4 zusammen.

Wie sähe es eigentlich mit einer Masters Of Death-Tour Part 2 aus? Mit den Bands Nihilist und Carnage?

Nun, das sind halt nicht gerade Bands, die heute noch aktiv sind…

Nun ja, heute in Zeiten des Reunion-Wahns…

Keine Ahnung, ob´s so etwas mal geben wird. Ich hab ehrlich gesagt viel zu viel mit Unleashed zu tun, um mich einer solchen Doppelbelastung zu stellen. Für mich ist diese Sache wohl keine Option.

Bleiben wir erst einmal beim Tourgeschehen: im Februar werdet ihr eine Rundreise durch die USA unternehmen. Was versprichst du dir vom amerikanischen Markt?

Ich verspreche mir erst mal eine verdammt gute Tour. Es ist schon etwas her, als wir das letzte Mal dort waren. Andererseits haben wir ein wirklich starkes Album auf dem Markt, das die besten Kritiken in unserer gesamten Karriere eingefahren hat. Ich denke, dass die Tour großartig wird, vor allem auch deshalb, weil wir mit Krisiun, Belphegor und Hatesphere großartige Bands dabei haben.

Der Grund für die letzte Frage ist die Tatsache, dass der amerikanische Markt wohl eher von moderneren Acts dominiert wird. Und wenn man bedenkt, dass amerikanische Death Metal-Bands mehr Erfolg in Länder wie Europa haben, als in ihrem Heimatland…

Nun ja, man wird sehen, wie das ganze läuft. Unser neues Album steckt ja nun auch nicht so tief in der Vergangenheit.

Durch welche Staaten wird denn die Tour führen?

Wir werden so ziemlich überall unterwegs sein. So viel ich weiß, spielen wir etwa 25 Shows in den Staaten und 2 in Kanada. Da wird die Ostküste dabei sein, genau wie auch die Westküste und alles dazwischen. Wir werden etwa 4 Wochen lang überall spielen. Wird bestimmt lustig!

Wart ihr bereits öfter in den USA unterwegs?

In den Neunzigern hatten wir 3 komplette US-Touren, aber das ist mittlerweile ja doch ein Weilchen her. Wir haben uns ansonsten eigentlich eher auf den europäischen Raum konzentriert. Daß wir jetzt überhaupt wieder rüber fliegen können, liegt auch an unserem Label-Wechsel. Ich glaube, wir haben diese US-Tour 2 oder 3 Wochen nach Vertragsabschluß mit SPV realisiert. In dieser Hinsicht liegen zwischen SPV und Century Media (Unleashed´s früheres Label – d. Verf.), gerade auch in Hinsicht auf Promotion, Welten. Wir wollten schon seit langem wieder durch Amerika touren, was aber nicht geklappt hat, weil die Plattenfirma Death Metal oder Unleashed einfach nicht so pushen wollte, wie wir uns das vorgestellt hatten. Man muß eben einiges an Energie in die Promotion stecken, aber CM hat da nicht mitgespielt. Von daher kam auch keine Tour zustande. Aber heute brennen wir richtig drauf, weil wir eine Plattenfirma im Rücken haben, die uns pusht. Es geht alles gerade rasend schnell, die meisten Dates der Tour sind bereits gebucht und es läuft alles sehr gut.

Das neue Album wurde vorhin bereits angesprochen, also kommen wir nun doch mal darauf zu sprechen. Wer hat das Scheibchen eigentlich produziert?

Das war dieser Mann hier (zeigt grinsend auf Gitarrist Fredrik, der es sich hinter seinem Laptop gemütlich gemacht hat – d. Verf.), unser Gitarrist Fredrik Folkare, der auch als Produzent tätig ist.

Und alles klingt genau so wie früher. Der ursprüngliche Spirit ist noch immer allgegenwärtig!

Das ist schön zu hören, denn das ist genau das, was wir auch wollten. Wir wollten unsere Roots beibehalten, aber trotzdem produktionstechnisch jedes Mal besser werden. Das ist zwar eine Standardaussage, aber genau das ist es, was man als Band will: sich immer weiter zu verbessern. Und da Fredrick sein eigenes Studio hat, ging auch alles leicht von der Hand. Auf jeden Fall besser als in den frühen Neunzigern, als man im Studio gerade mal 2 Wochen Zeit hatte und dafür eine Menge Geld zahlen musste. Damals mussten wir nach 2 Wochen aus dem Studio sein, und jetzt hatten wir genug Zeit. Darüberhinaus weiß Fredrik genau, wie er mit der Studiotechnik umzugehen hat.

Kommen wir mal auf das Coverartwork zu sprechen, das wirklich sensationell gut geworden ist. Wer war dafür verantwortlich?

Das Cover hat ein Typ namens Sebastian gemacht, der auch in einer Band mit dem Namen Necrophobic tätig ist. Er ist für unser gesamtes Merchandise zuständig und macht die Covers, das Layout für die CDs etc. Meiner Meinung nach macht er seine Sache verdammt gut!

…und spielt in einer meiner Lieblings-Death/Black Metal-Bands!

Ja, Necrophobic gehört auch zu meinen Faves (lacht)!

Wie siehts mit den Texten aus? Kannst du uns etwas darüber erzählen?

Nun, genau genommen behandeln die Texte eigentlich die Themen, über die wir immer schreiben. 4 bis 5 Songs handeln wieder vom Viking-Thema, das wir ja bereits seit der ersten Platte durchziehen, daneben gibt es eine Menge Themen wie das antichristliche, einige politische Texte etc…eigentlich sind die Themen recht weit gefächert. Wir legen uns nicht nur auf ein bestimmtes Gebiet fest.

Wo du gerade politische Themen erwähnst: ist der Text zu „We Must Join With Him“ ein reiner Fantasy-Text, oder steckt in gewisser Weise eine politische Aussage dahinter?

Nein, überhaupt nicht! „We Must Join…“ handelt von „Herr Der Ringe“, ist also ein reiner Fantasy-Text…

Man könnte den Text aber auch auf die heutige Zeit transportieren: Sich mit einem Feind verbünden, um einen schlimmeren Feind zu besiegen.

Ja, ok, genau darum geht’s ja auch bei „Herr Der Ringe“! Der Song ist eben auch recht düster, handelt aber dennoch nur von Fantasy.

Ich weiß, ich interpretiere manchmal zuviel Dinge in Themen rein, bin da wohl etwas paranoid…

(lacht) Könnte möglich sein!

Bleiben wir mal beim oben erwähnten Viking-Thema. Ihr gehört damit ja zweifellos zu den Trendsettern. Wie denkst du über den heutigen Viking-Hype?

Mir persönlich ist es eigentlich egal, ob dieses Thema nun mehr oder weniger Erwähnung in den Songs anderer Bands findet. Mit Unleashed schreiben wir darüber nun seit 1989, und mir ist es egal, was andere Bands machen.

Und was hältst du persönlich von Wikingern wie Amon Amarth, die ja bei euch quasi um die Ecke wohnen?

Amon Amarth sind gute Freunde von mir und natürlich mag ich ihre Musik.

Bevor wir zum Ende kommen, würde mich mal interessieren, welche deiner Platten du heute als die beste siehst, und welche du rückwirkend nicht mehr aufnehmen würdest.

Ich wäre verrückt, wenn ich nicht sagen würde, dass mir das letzte Album am besten gefällt, auch da „Midvinterblot“ das Album ist, mit dem wir gerade arbeiten, und das wir promoten. Ich bin mir sicher, dass ich beim nächsten Mal sagen würde, dass das nächste Album das beste ist, weil es zu dieser Zeit aktuell wäre. Diese Antwort ist wohl für jeden Musiker offensichtlich.

Ok, kommen wir zum Album, das du nicht mehr aufnehmen würdest…

Es gibt eigentlich keine Platte, die mir rückwirkend nicht gefallen würde. Man muß bei jeder Platte den Zeitpunkt der Veröffentlichung beachten, jede Zeit hat sozusagen ihr eigenes Album. Deshalb kann man da schwer was zu sagen. Hättest du mich beispielsweise 1993 nach dem besten Album gefragt, hätte ich gesagt: „Across The Open Sea“. Genauso wie „Shadows In The Deep“, das ich 1992 als unsere beste Platte bezeichnet hätte. Man kann fairerweise also nie wirklich sagen, welches das beste oder schlechteste Album ist.

Persönlich finde ich auch, dass „Midvinterblot“ zusammen mit „Shadows In The Deep das beste Unleashed-Album ist.

Das ist schön zu hören. Zu der Zeit, als „Shadows In The Deep“ rauskam, waren viele der Metaller noch jung und alles war für sie noch extrem neu und frisch. Manche von ihnen haben 91/92 das erste Mal Death Metal gehört, deshalb verstehe ich, dass gerade diese Platte vielen Leuten so viel bedeutet. Was „Midvinterblot“ angeht, bin ich sehr glücklich, dass das Album so gut ankommt und die besten Reviews unserer Karriere bekommt. Wenn ich in meiner Plattensammlung stöbere, finde ich nicht viele Bands, die es geschafft haben, nach 8 Veröffentlichungen ihre beste Platte aufzunehmen.

Wie war das damals eigentlich, als ihr angefangen habt, Death Metal zu spielen? Welche Bands haben euch zu diesem Zeitpunkt selber beeinflusst?

Neben den Bands hier – Grave, Entombed, Dismember – waren das u.a. Tiamat, Autopsy, Morbid Angel…aber auch Dr. Shrinker, Rottrevore etc. Auch Carcass waren beispielsweise ein starker Einfluß. In den späten Achzigern war es auch schön, zu Grave- oder Dismember-Shows zu gehen. Und heute sind wir alle zusammen hier.

Zum Schluß habe ich noch ein paar Stichworte für dich:

- die schwedische Metal-Szene der späten Achziger verglichen mit heute:


Hmm (überlegt einige Sekunden)…ich denke eigentlich nicht, dass sich allzu viel verändert hat. Offensichtlich gibt es heutzutage viel mehr Leute, die auf Metal abfahren. Ansonsten ist es aber in etwa das gleiche wie damals. Die Leute in der Szene sind noch dieselben, und natürlich sind einige jüngere sind hinzugekommen, was auch gut ist!

- ein Vergleich Stockholm-Göteborg

(lacht) Nun, was soll ich sagen? Ich mag den Stockholm-Death Metal doch etwas mehr. Aber ich hab auch keine Probleme mit dem Göteborg-Stil.

Also gefällt dir auch der melodische Death Metal einiger in Göteborg ansässiger Bands?

Ja sicher, mir gefällt auch das etwas technischere Zeug. Zum Beispiel mag ich auch Bands wie Nile oder Morbid Angel sehr, genau wie auch Cannibal Corpse (keine Ahnung, wie er bei der Frage gerade auf die genannten Bands kommt…- d. Verf.)

- und als letztes: ABBA

ABBA? Nun ja, das ist in Schweden etwas, mit dem man gezwungenermaßen geboren wird, ob es einem gefällt oder nicht. Man kennt es auf jeden Fall.

Aber du magst sie doch, oder irre ich mich!?

Es ist irgendwie eine Hassliebe. Etwas, mit dem man geboren wurde, kann man nicht wirklich hassen. Es ist wie die schwedische Fahne, allgegenwärtig. Auf alle Fälle sind ABBA ein Stück Musikgeschichte.

In einem Interview hast du nämlich mal gesagt, dass dir ABBA gefällt, deshalb auch die Frage…

Drücken wir es mal so aus: sie hatten einige Songs, die ziemlich rockten. Auf der anderen Seite gab es aber auch das Disco-Zeug, das ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Das war wirklich schrecklich. Aber das rockige Material war richtig gut.

Nun gut, Johnny, dann bedanke ich mich für das nette Gespräch. Die letzten Worte gehören dir!

Ich freue mich, dass uns die Leute so fantastisch empfangen haben und dass die Tour bisher so gut läuft, auch vom organisatorischen her. Danke dafür und natürlich auch danke für das Interview!
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