Der Start ins Wunderland


Interview mit Perishing Mankind
Melodic Death Thrash Metal aus Österreich
Die Österreicher PERISHING MANKIND haben binnen kurzer Zeit ihren zweiten Kracher veröffentlicht. Im Interview sprechen Gitarrist Gernot und Drummerin Beate über das neue Album, das stabile Line-Up und die österreichische Metalszene. Die Band ist auf einem guten Weg...auf dem Weg ins Wunderland?

Zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung von „Fall of Men“ vergangen. Was war für euch und die Band das wichtigste Ereignis in dieser Zeit?


Beate: Seither ist einiges passiert, schwierig da ein einzelnes Ereignis hervorzuheben… Die Arbeit an „Wonderland“, Release der Scheibe und das neue Set live zu promoten haben uns seitdem sicher am Meisten beeinflusst bzw. weitergebracht.

Wie habt ihr die Arbeit an eurem neuen Album im Vergleich zum Vorgänger empfunden? Entspannter, da ihr wusstet, wie es in etwa läuft oder angespannter, weil ihr mehr Druck hattet, als zuvor?

Gernot: Das Songwriting ist ganz anders abgelaufen. Der Großteil des Albums ist von Juni-September 2006 im Proberaum entstanden. Diesmal hatten wir auf jeden Fall mehr Zeitdruck, weil der Studiotermin immer näher rückte. Aber wir haben im Zuge des ersten Studioaufenthaltes viel dazugelernt und den ganzen Arbeitsprozess umgestellt. Wir haben einfach viel mehr auf Details wie z.B. den Schluss eines Liedes geachtet, und uns gleich beim Songwriting Gedanken über die Umsetzbarkeit im Studio, über dritte und vierte Stimmen usw. gemacht.

Ihr startet mit einem „Alice im Wunderland“ Zitat. Wie seid ihr auf die Thematik gekommen?

Gernot: Das ist eigentlich ganz zufällig passiert. „Wonderland“ ist das älteste Lied der CD, es ist noch während der Aufnahme von der ersten CD entstanden, und Holger hat die Alice im Wonderland Thematik damit eingeführt. Dementsprechend lang spielen wir es schon live, und es ist von Anfang an sehr gut angekommen. Als wir dann diskutiert haben, wie das Album heißen soll, haben wir uns für „Wonderland“ entschieden. Das Ganze Layout ist dann auch darauf abgestimmt worden, und ich hab dann mal das Buch gelesen. Und bin über diesen Dialog zwischen Alice und der Grinsekatze gestoßen. Er hat mich so fasziniert, dass ich das gleich den anderen vorgeschlagen habe. Böse Musik für Böse Leute. Haha. Der richtige Start in unser persönliches Wunderland, würd ich mal sagen.

Und gleich hinterher die Frage: wie seid ihr auf diesen Reggaepart bei „Sad Day“ gekommen?

Gernot: Das war die Idee von Georg, unserem Hauptsongwriter und Lead-Gitarristen, bzw. seine Theorie, wie man Metalsongs an Leute bringt, die eigentlich nicht so harte Musik hören. Die Strophe, die muss richtig cool und easy daherkommen, sie darf nicht zu hart sein. Hart sein darf man dann im Pre-Chorus und der Refrain, der muss einfach nur grooven und eingängig sein!

„Wonderland“ ist etwas sperriger ausgefallen, sprich: es braucht eine etwas längere Eingewöhnungszeit, zündet dann aber umso mehr. War das eure Absicht und was sind die größten Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger?

Beate: Unsere Absicht war, ein durchdachteres und komplexeres Werk zu schaffen als mit dem Debütalbum. Das Songwriting zu „Fall of Men“ war primär nicht darauf ausgelegt, studiotaugliches Material zu schaffen, sondern ist vielmehr „nebenher passiert“, quasi „aus dem Bauch heraus“ und war in erster Linie für die Live-Performance gedacht. Dieses „andere“ Songwriting macht, wie Gernot schon gesagt hat, sicher den wichtigsten Unterschied zwischen den beiden Alben aus.

Ihr habt die Anzahl an cleanen Vocals etwas verringert bzw. setzt diese gezielter ein. Wie kam es zu diesem Schritt und wie kommen die cleanen Vocals live an? Holger meinte im letzten Interview, dass er keine Gesangsausbildung hat und sich dabei etwas schwer tut.

Beate: Dass sich die cleanen Parts dezimiert haben, war nicht bewusst geplant – die Gesangslinien sind wie alles andere im Prozess des Songwriting entstanden und fügen sich, entsprechend der Stimmung der Songs, ins Gesamtbild ein. Die Änderung im Gesang würde ich sozusagen als Symptom unserer Gesamtentwicklung bezeichnen.
Holgers „Gesangsausbildung“ fand zweifelsohne hauptsächlich auf der Bühne statt, und er hat mit seiner Performance enorm zugelegt. Das Feedback, das wir vom Publikum bekommen, bestätigt das.

Auf eurem Beipackzettel macht ihr einen Bogen um moderne Artgenossen wie IN FLAMES. Ich denke ihr seid auf einem guten Weg, euren eigenen Stil zu etablieren. Was ist es, dass Perishing Mankind eurer Meinung nach ausmacht?

Beate: Es gibt ein paar Faktoren, die ich persönlich hervorheben würde. Einerseits das Songwriting, an dem jedes Mitglied sich beteiligt und eigene Ideen einbringt. Bei fünf Leuten, von denen doch jede/r einen anderen Geschmack und andere Vorstellungen hat, ergibt das eine ganz eigene Mischung. Das wäre ziemlich schwierig – und das bringt mich zu Punkt 2 – wenn wir nicht auch privat seit Jahren gut befreundet wären. Wenn wir uns treffen, kommt der Spaß auf keinen Fall zu kurz! Ein Grund, warum wir uns selbst ungern mit „Artgenossen“ vergleichen ist, dass wir keinen Wert darauf legen, irgendjemandem nachzueifern, der schon vor Jahren dasselbe gemacht hat, um so gewissermaßen vom „Windschatten“ anderer zu profitieren. Natürlich ist man nie gänzlich unbeeinflusst, aber wenn jemand im Beipackzettel nach „In Flames“ sucht, soll er sich In Flames kaufen.

Ihr habt ein recht solides Line-Up. Vielen Metalbands passiert es, dass sie sich mit der Zeit auseinander leben und es kommt zum Split. Was schützt euch davor?

Gernot: Ich schätze mal, dass es zwischen uns manchmal so richtig kracht, hilft uns gewaltig. Ist so eine Art reinigendes Gewitter. Außerdem ist keiner wirklich nachtragend.

In Österreich ist im Moment ganz schön was los, wenn ich so auf meine letzten Promos schaue (Wrodds, Lords of Decadence). Kennt ihr die Bands und wie bekannt seid ihr selbst in Österreich? Beschreibt doch mal kurz die Szene.

Gernot: klar kennen wir die Wrodds, die ja auch bei Noisehead sind, und die Lords of Decadence. Österreich ist ja klein, und da kennt man bald einmal den halben Underground. Zur Zeit tut sich in Österreich wieder einmal was. Auf der einen Seite natürlich wegen Noiseheadrecords, wo ja Before The Fall und unsere Scheibe sehr gut laufen. Und grad in den letzten Monaten sind einige Scheiben von Österreichischen Bands rausgekommen, die zeigen, dass es in Österreich mehr als nur Pungent Stench und Belphegor gibt, so zB von In Slumber, Lords of Decadence, The Sorrow, Serenity....

Wie bekannt wir sind, ist schwer abzuschätzen. Wir haben mittlerweile einige Hochburgen, wo jedesmal wirklich viele Leute zu unseren Konzerten kommen und so richtig die Post abgeht, so zB unsere Heimat Graz bzw. eigentlich generell die Steiermark, Wien und auch Innsbruck bzw. Tirol. Wir haben uns halt seit dem Release von „Fall of Men“ den Arsch abgespielt, knapp 80 Konzerte in 2einhalb Jahren, und sind schon so ziemlich überall gewesen. Und es gibt schon bei jedem Konzert Leute, die die Lieder kennen und zum Teil lautstark mitsingen/mitgröhlen. Das ist schon sehr lässig. Aber auch in Ungarn haben wir uns schon eine kleine aber lautstarke Fangemeinde erspielt.

Inwiefern hat euch der Labelwechsel beeinflusst? Und wie kam es genau dazu?

Gernot: Eigentlich war es gar kein Labelwechsel. Wir waren die erste und einzige Band auf Black Lagoon Records. Und auch sowas wie ein Testballon. Nachdem es mit „Fall of Men“ sehr gut gelaufen ist, haben die Verantwortlichen, Uschi und Mario, beschlossen, das Label auszubauen und dann auch gleich umzubenennen, da sie den Namen von Uschi´s Bruder übernommen haben. Mittlerweile sind schon 11 Bands bei Noiseheadrecords unter Vertrag, ua. Darkside, Collapse 7, die ja schon einige internationale Veröffentlichungen vorzuweißen haben, oder eben Before The Fall, Ars Moriendi, Arcanum, die bei NHR ihr Debüt rausgebracht haben. Einfluss aufs Songwriting hat das Ganze eigentlich gar nicht gehabt. Aber das Umfeld, das Vertriebsnetz usw. Ist größer geworden, und mit 11 Bands ist vor allem der Bekanntheitsgrad vom Label gestiegen, was jeder einzelnen Band auch wieder nützt.

Was ist eigentlich das peinlichste, das euch mal auf der Bühne passiert ist?

Beate: Naja, ich würd mal sagen die üblichen technischen Pannen, wie gerissene Saiten, Gitarren-Funk-Tod, In-ear-Monitoring-Absturz … peinlich allemal, aber nichts Aufregendes.

Was kann man in Zukunft von euch erwarten? Wenn ich ehrlich bin, hab ich noch immer nichts von euch in Deutschland gehört. Aber ich pass auch nicht immer auf...

Gernot: Das wird sich hoffentlich bald ändern. Bei der ersten CD haben wir ja den Vertrieb nur in Österreich gehabt. Mittlerweile ist das Label ja gewachsen und das Vertriebsnetz ordentlich ausgebaut worden, dh. unsere CDs sind mittlerweile auch in Deutschland erhältlich. Im Juli spielen wir auch unseren ersten Festivalgig in D, und zwar am Zabbaduschder Open Air in Baden Württemberg. Und ein paar weitere Konzerte für Winter sind auch in Planung. Aber dazu kann ich in ein paar Wochen sicher mehr sagen.

Nächstes Jahr bin ich zur EM in Österreich. Trinken wir dann mal ein Bier zusammen oder könnt ihr nicht die EM-Hymne schreiben? Wenn ja, wie sähe sie aus? ;-)

Also, das mit dem Bier sollte sich ausgehen. Hymne. Das ist einfach. Da hätten wir schon 2 im Programm. In Bezug auf die zu erwartende jämmerliche Leistung der österreichische Nationalmannschaft kann es nur Sad Day sein. Außer, es passiert wieder Erwarten noch ein Wunder und sie scheiden nicht sang und klanglos in der Vorrunde aus. Dann wäre Wonderland der Kandidat.

So, damit sind wir auch wieder am Ende! Die letzten Worte gehören euch an die Fans da draußen und alle, die das hier lesen:

Beate: Respekt, dass ihr euch bis zum Ende des Interviews durchgekämpft habt!! Bei Fragen und Unklarheiten verlasst euch nicht auf irgendwelche Beipackzettel, sondern kontaktiert uns über unsere Homepage. Natürlich bevorzugen wir Gespräche mit Blickkontakt – also kommt auf unsere Konzerte. Falls wir auf eurem spielen sollen: wir mögen Bier, Matratzenlager, kreischende Groupies und Menschen, die unsere Texte mitgrölen. Bis bald :)

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