Karpathisches Wolfsgeheul


Interview mit Powerwolf
Power Metal aus Deutschland - Saarbrücken
Die Nacht ist ruhig an diesem 17. Juli und mein Schlaf fest, als es um kurz nach Mitternacht an meiner Tür klingelt. Schlaftrunken wanke ich zur Tür, um festzustellen, welcher Idiot mich um diese Zeit meines seligen Schlummers beraubt. Ist es der Nachbar von gegenüber, der aufgrund erhöhten Alkoholkonsums wieder mal keine Ruhe findet? Oder doch der Postbote, der mein Eilpaket dieses Mal extra früh abgeben will. Fragen über Fragen kriechen in mein Hirn, als ich die Tür öffne und einen schweren Schlag auf meinen Kopf verspühre. Meine Beine sacken weg und undurchdringliche Schwärze macht sich in meinem Kopf breit. Bin ich etwa tot?

Irgendwann wache ich dann doch wieder auf und erkenne, daß ich in einem düsteren, mit Bodenventilatoren ausgestatteten Keller gefesselt auf einem alten Stuhl sitze. Durch eine kleine Maueröffnung dringt der Schein des Mondes und in seinem Schatten erkenne ich mir gegenüber plötzlich 2 Paar boshafte Augen, die mich wachsam beobachten. Einige Zentimeter darunter erstrahlen gebleckte Reißzähne, die mir innerhalb von Sekunden das Fleisch von den Knochen reißen könnten. Wo bin ich hier? Was war passiert? Doch Zeit zum überlegen gibt es nicht, ein dröhnendes Knurren mir gegenüber reißt mich aus meinen Gedanken: „Stääälll uuuns Frrrraaagääään!!!“

„Seltsam, diese Stimme kenne ich doch!“, schießt es durch meinen Kopf. Nun endlich wusste ich auch, wo ich war! Der Powerwolf (in Form von Attila Dorn und Gitarrist Matthew Greywolf) hatte mich geholt, um sich von mir in einem rumänischen Kellerverlies verhören zu lassen. Nachdem mein Schädelbrummen nachgelassen hatte, konnte es dann losgehen. Zitternd drückt mein Finger auf den Knopf des auf dem Tisch liegenden Aufnahmegerätes…

Ihr habt letztens in Saarbrücken für DORO eröffnet, nachdem W.A.S.P. ihre Teilnahme an der Tour canceln mussten. Wie habt ihr die Show erlebt?


Attila: Es war auf jeden Fall eine Herausforderung, vor allem auch schon deshalb, weil wir logischerweise nicht angekündigt waren. Wir wussten natürlich nicht, was uns erwartet. Desweiteren muß ich sagen, daß ich im Gegensatz zu den anderen DORO bisher nicht kannte. DORO gabs in Rumänien nicht!

Matthew: Ceaucescu hatte die Platten aus den Läden geholt! Unter Ceaucescu gabs defintiv kein DORO!

Attila: Ich wusste natürlich auch nicht, wie das Publikum auf uns reagieren würde, aber ich denke, es lief wohl sehr positiv.

Ich denke mal, daß es wohl auch nicht gerade einfach ist, als Ersatz für Blacky & Co. zu bestehen. Schließlich ist W.A.S.P. ja auch ne verdammt große Band!

Attila: Ja, vor allem der Sänger! (diabolisches Gelächter erfüllt das Kellergewölbe) Aber es war halt auch einfach so, daß die Leute erwartet haben, W.A.S.P. zu sehen, und dann steht da auf einmal der Wolf auf der Bühne.

Matt: So etwas ist natürlich immer etwas undankbar. Aber dafür waren die Reaktionen wirklich unglaublich. Wenn ich auf ein Konzert gehe, und es spielt auf einmal eine komplett andere Band, bin ich auch erstmal enttäuscht. Nichtsdestotrotz lief alles sehr gut. Nach dem 2. Song war dann auch gut Stimmung. Attila musste nach dem Konzert sogar viele Autogramme geben und unsere CDs waren später ausverkauft.

Attila: Absolutäää Hochachtuuung vorrr Puuublikuuum!!! Wirr werrden empfählän Publikum weitärr!!!

Matt: Unsere Ewartungen wurden wirklich übertroffen. Vor allem darf man bei so was erstmal überhaupt nichts erwarten. Die Stimmung war jederzeit sehr gut, auch bei der Crew, die auch auf der GAMMA RAY-Tour bereits dabei war, und ich muß sagen, daß es alles in allem ein sehr angenehmer Tag war.

Das hab ich ja fast vergessen, daß ihr mit GAMMA RAY und NOCTURNAL RITES auf Tour wart. Wo hat der Wolf denn überall gewütet?

Attila: Der Wolf hat ganz Europa verwüstet. Wir waren u.a. 4 Wochen in Italien, Frankreich, Portugal, Spanien, der Schweiz und in Deutschland unterwegs.

Das Konzert war ja dann bereits der richtige Einstieg für eure nächste Reise, die mit CANDLEMASS stattfinden wird. Wann geht’s denn los?

Attila: Wir machen uns am 02.09. auf den Weg und sind bis 08.09. unterwegs. Und am 15.09. spielen wir noch einmal in Pratteln.

Matt: Ich denke mal, daß es eine sehr schöne Tour wird, vor allem, weil wir vielleicht auch ein etwas anderes Publikum erreichen werden als bei GAMMA RAY.

Ich finde auch, ihr passt um einiges besser zu CANDLEMASS als zu GAMMA RAY!

Matt: Würde ich so eigentlich nicht sagen. Ich finde eher, daß wir zu beiden Bands passen. Der Wolf kann langsam sein, kann aber auch richtig Gas geben!

Ich finde halt, daß der Wolf doch eher etwas atmosphärischer unterwegs ist…

Matt: (mit böse funkelnden Augen) Er kann aber auch bissig unterwegs sein. Aber ich finde auch, daß das Package sehr gut zusammen passt, auch wenn ich persönlich jetzt nicht der allergrößte CANDLEMASS-Fan bin. Aber das wird auf jeden Fall eine runde Sache.

Als ich Attila auf die Doom-Götter anspreche, muß ich erstaunt feststellen, daß der Leitwolf zwar Metal macht, aber privat keinen konsumiert und aus dem Klassik-Bereich stammt.

Matt: In Rumänien gibt’s halt keinen Metal!

Attila: Es gibt schon ein bißchen Metal, aber erst seit 5 Jahren.

Nun gut, dann wenden wir uns mal eurer neuen Platte – „Lupus Dei“ zu. Wie kamt ihr auf den Namen? Einfach eine Abwandlung der „Sekte“ Opus Dei?

Matt: Natürlich. Opus Dei = Werk Gottes, Lupus Dei = Wolf Gottes. Die Assoziation ist klar, der Name kam allerdings erst zustande, nachdem alle Texte fertig waren. Man muß auch sagen, daß die Platte ein sehr religiöses, spirituelles Konzept hat, und der Titel fasst dieses Konzept ganz gut zusammen.

Inwiefern religiöses Konzept?

Matt (funkelt mich an): Jetzt wirst du aber genau! Der Ausgangspunkt war, daß wir gesagt haben, Religion und Metal sind irgendwie das Gleiche. Wenn man sich Metaller anschaut, sieht man, daß diese Musik für sie Lifestyle und Religion zugleich ist. Und bei uns ist das genau so, deshalb haben wir das auch so aufgebaut. Metaltexte brauchen einfach eine gewisse Symbolik und ein gewisses Vokabular, ansonsten kann man nicht die Faust dazu recken. Für mich ist Metal etwas besonderes, es ist mehr als nur Musik. Metal ist meines Erachtens gar nicht weit von Religion entfernt.

Da stimm ich dir 100prozentig zu. Es ist definitiv was anderes, als kurz mal in einem Club „Fear Of The Dark“ zu hören, gut zu finden und sich sofort als Metaller zu bezeichnen.

Attila: Wir sind die „Five Of The Dark“! (allgemeines Gelächter angesichts dieses Wortspiels from hell)

Ihr habt „Lupus Dei“ ja u.a. in einer Kirche aufgenommen. Wo wurde der Rest auf Platte gebannt?

Attila: Wir haben an verschiedenen Orten aufgenommen. Die Basics wurden in Illingen in Südwestdeutschland aufgenommen.

Matt: Attila kann ja dank EU-Anschluß ausreisen, ohne Probleme mit dem Visum zu bekommen, wie das früher der Fall war.

Attila: Von Rumänien nach Deutschland mit Dampflok, ab Deutschland mit ICE!

Matt: Wo waren wir stehen geblieben? Achja…Teile der Platte haben wir dann in der Nähe von Mainz aufgenommen und die von dir angesprochenen Teile entstanden in einer Kirche in der Nähe von Saarbrücken, was natürlich etwas sehr spezielles war, da die Atmosphäre komplett anders war als in einem Studio. Mich persönlich langweilen Studios nach 3 Tagen. Man sitzt die ganze Zeit vorm Mischpult und spielt seine Sachen ein. In einem Studio herrscht eine sehr sterile Atmosphäre, die nicht unbedingt die Kreativität fördert. In einer Kirche aufzunehmen ist hingegen etwas sehr spezielles, und so war es für uns etwas ganz besonderes, dort mit einem 30köpfigen Chor aufzunehmen, der aus ausgebildeten klassischen Sängern bestand.

Wie kam der Kontakt mit dem Chor zustande?

Attila: Durch meinen Gesangslehrer.

Der Wolf nimmt Unterricht?

Attila (bleckt die Zähne): Wie schon erwähnt, komme ich aus der Klassik und habe auch richtigen Gesangsunterricht. Ohne Unterricht, spezielle Übungen und die richtige Technik würde das alles auf Dauer nicht so richtig funktionieren. Wenn man Talent hat, kann man das zwar auf die autodidaktische Weise probieren…

Matt: Aber spätestens auf Tour wird eine gewisse Technik dann immens wichtig, damit man nicht nach 3 Konzerten bereits heiser ist. Es ist eine Sache, mal 2 Konzerte zu spielen, aber eine andere, über Wochen jeden Tag Vollgas zu geben.

Attila: Du musst regelmäßig deine Übungen machen, Party machen bis zum Abwinken fällt für einen Sänger auch flach…

Matt: Da hab ich aber was anderes in Erinnerung!

Attila (die Augen funkeln verlegen): Nun, es gibt ja auch Ausnahmen. Jedenfalls hat mein Gesangslehrer den Kontakt zu dem Chor hergestellt. Diesbezüglich gibt’s auch eine lustige Geschichte: Ein Chormitglied hat sich tatsächlich geweigert, mitzusingen, aufgrund der religiösen Texte, weil er meinte, wir würden die Religion respektlos behandeln. Er konnte das wohl nicht mit seinem Gewissen vereinbaren und hat sich dann verabschiedet. Aber ansonsten absolute Hochachtung an die Damen und Herren dort, die waren wirklich fit!

Matt: Absolute Gänsehautatmosphäre. Wenn du in einer leeren Kirche 30 Leute stehen hast, die deinen Songs klassisch singen…unglaublich!

Habt ihr euer komplettes Aufnahme-Equipment in die Kirche geschleppt, oder wie lief das ab?

Matt: Wir hatten mobiles Recording-Equipment dabei. War zwar alles ziemlich aufwändig, aber dieser Aufwand hat sich definitiv gelohnt.

Attila: Auf jeden Fall! Ich würds auch jederzeit wieder machen!

Matt: Nur nächstes Mal werden wir das wohl nicht mehr im Januar machen, wenn Schnee liegt. Vor allem, wenn die Kirche dann noch unbeheizt ist. Und trotz Attilas klassischem Heizgebläse aus Rumänien (gasbetrieben) war es verdammt kalt.

Attila: Das ganze fing morgens um elf an und ging bis abends 19 Uhr, und die Leute haben durchgehalten.

Matt: Und dann sind wir letztendlich zum Abmischen nach Schweden ins Studio Fredman gefahren, wo wir auch schon unsere erste Platte komplett aufgenommen und gemixt haben. Diesmal wurde halt nur der Mix dort erledigt, was ganz einfach daran lag, daß die Terminplanungen etwas schwierig waren. Aber wir sind zufrieden mit dem Ergebnis. Man muß noch sagen, daß Fredrik Nordström jemand ist, der unserem Sinn für Metal und Humor sehr entgegen kommt, halt jemand, der den Wolf versteht. Von daher werden wir wohl auch das nächste Mal wieder mit ihm arbeiten, da er einfach der perfekte Produzent für POWERWOLF ist.

Ihr seid bei einem der größten Metal-Labels – Metal Blade – unter Vertrag. Läuft mit den Jungs alles glatt?

Matt: Ich genieße es sehr, bei Metal Blade zu sein, da sie sich – im Gegensatz zu vielen anderen Plattenfirmen – komplett aus allen kreativen Belangen raushalten und nur dann eingreifen, wenn sie gefragt werden. Und die Wahl von Studios etc. überlassen sie jedem komplett selber.

Aber sie zahlen trotzdem alles…

Matt: Natürlich (lacht dämonisch)! Ansonsten wär der Wolf schon längst dort ausgerissen. Aber im Ernst: Es ist für uns eine große Ehre, bei Metal Blade zu sein, denn es ist ein sehr traditionsreiches Label, alle machen einen super Job und sind trotz allem sehr easy, ehrlich und direkt, also etwas, was man als Band definitiv zu schätzen weiß.

Kommen wir mal wieder kurz zu „Lupus Dei“ zurück. Ich persönlich finde, daß die Platte im Gegensatz zu „Return In Bloodred“ in sich stimmiger wirkt. Während hier so ziemlich jeder Song ein Hit ist, gab es meiner Meinung nach auf dem Debüt ein paar schwächere Sachen, die nicht ganz so gepasst haben.

Attila: Nun, ich denke, das hängt auch vom persönlichen Geschmack ab.

Matt: Ich sag mal so: „Lupus Dei“ ist definitiv mehr Heavy Metal und auch eingängiger, während auf dem Debüt einige Lieder waren, die sehr in die Heavy Metal-Richtung gingen, andere, die eher doomig angehaucht waren und auch welche, die sogar dezente Hard Rock-Einflüsse hatten. Vielleicht wirkte die Platte daher etwas weniger geschlossen. Ich hab jetzt auch schon viele Meinungen gehört, daß man „Lupus Dei“ gut am Stück hören kann, während viele Leute bei „Return In Bloodred“ einzelne Lieblingssongs haben. Manche fanden eher die doomigen Sachen wie „The Evil Made Me Do It“ gut, und anderen gefielen die Metal-lastigeren Sachen besser. Wie schon gesagt, „Lupus Dei“ ist das geschlossenere der beiden Alben. Liegt vielleicht auch alles daran, daß sich Attila während der Touren zum Debüt immer mehr in den Metal eingefunden hat. Als er damals mit der Damplok kam und „Return In Bloodred“ eingesungen hatte, kannte er das Zeug ja noch nicht.

Attila: Die Platte war quasi mein Heavy Metal-Debüt. Ich kannte ja im Metal Bereich nichts, und durch die Einflüsse auf Tour hat sich dann doch einiges ein bisschen geändert.

Auf der Bühne sieht man euch immer mit 2 Gitarristen, ein Basser fehlt hingegen jedes Mal. Wer hat denn die Bassspuren auf den Alben eingespielt?

Matt: Auf der Platte spielt Charles (Greywolf, Gitarrist) den Bass. Die Frage nach dem fehlenden Basser auf der Bühne stellt man uns übrigens oft. Die Antwort ist die: Wir sind ein geschlossenes Rudel. Die 5 Leute, die POWERWOLF sind, funktionieren zusammen dermaßen perfekt, daß wir einfach kein weiteres Mitglied im Rudel dulden. Und von daher haben wir uns entschieden, daß es ehrlicher ist, live den Bass vom Band abzuspielen, als einen zusätzlichen Musiker auf die Bühne zu stellen, der nicht wirklich Teil der Band ist. Darunter würde dann letztendlich auch die Intensität der Show leiden. Gerade im Metal-Bereich muß man einer Band auf der Bühne anmerken, daß sie Spaß hat, eine geschlossene Einheit darstellt und einen bestimmten Geist verkörpert. Und das klappt nur, wenn eine Band geschlossen funktioniert. Und deshalb wird’s keinen zusätzlichen Wolf geben. Das war schon immer so, und das wird auch so bleiben. Es gibt natürlich Leute, die das scheiße finden, aber damit kann der Wolf gut leben.

Wie stehts eigentlich mit euren musikalischen Einflüssen?

Matt: Ganz wichtig: Matthew Greywolf empfiehlt CHROMING ROSE (jawoll!!! – d. Verf.)!!! Die Leute sollen bitte „Louis XIV“ hören!!!

Attila: Auch ich werde gerade auf Tour von allem möglichen beeinflusst, klar. Ich höre zwar oft weg, aber einiges bleibt halt auch mal hängen.

Matt: Dadurch, daß Attila privat eigentlich keinen Metal hört, bleibt er auch frei von direkten Einflüssen und singt frei von der Leber weg, während andere, die tausende von Metal-Platten kennen, sich selber irgendwo einordnen und sagen: „Ich singe jetzt mal wie Bruce Dickinson etc.“. Er singt einfach, und das macht das alles sehr angenehm. Von daher kann man Rumänen als Sänger nur weiter empfehlen! Aber zurück zu den Einflüssen. Meine Haupteinflüsse im klassischen Metal-Bereich sind auf jeden Fall MAIDEN und BLACK SABBATH, meine beiden Götterbands, die mich dazu gebracht haben, mit dem Gitarrespielen anzufangen. Und vom Riffing und den Melodien her sind diese beiden für mich noch immer die besten Bands, die es gibt! Ansonsten kann ich zu Einflüssen eigentlich nicht viel sagen. Ich höre seit 16 oder 17 Jahren Metal, besitze auch einiges an Platten, so daß ich nicht hundertprozentig sagen kann, was genau zu meinen Einflüssen gehört. Außerdem mag ich verschiedene Bereiche des Metals. KREATOR wäre wohl auch noch eine Band, die mich ziemlich beeinflusst, auch wenn man davon bei POWERWOLF vielleicht eher wenig raus hört.

Und wie lange macht ihr schon selber Musik?

Matt: Attila wurde wahrscheinlich mit 12 Jahren per Rohrstock von der Schule zur Gesangsakademie getrieben…

Attila: Damals musste man das machen, wenn Talent vorhanden war. Ob man wollte oder nicht! Heute bin ich aber dankbar dafür! Ich denke mal, daß ich die Singerei seit etwa 20 betreibe.

Matt: ich selber spiel seit knapp 16 Jahren, hab aber vor 10 Jahren aufgehört zu üben.

Attila: Ich hab vor 10 Jahren angefangen zu üben (allgemeines Gelächter).

Von Attila haben wir ja bereits gehört, daß er Unterricht nimmt. Wie siehts bei dir aus? Hast du dir das Klampfen selber beigebracht, oder hattest du einen Lehrmeister?

Matt: Ja, alles aus eigener Hand gelernt. Ich finde auch, daß die besten Gitarristen bzw. Musiker an sich diejenigen sind, die nicht zu gut an ihren Instrumenten sind. Gerade bei Gitarristen merkt man häufig, daß – wenn sie zu gut sind – das Feeling verloren geht. Denen geht es dann oft darum, irgendwelche Skalen schnell und noch schneller zu spielen. Das wichtigste aber sollten die Songs an sich sein. Da kümmern die einzelnen Fähigkeiten niemanden. Der Wolf ist immer nur so stark wie sein Rudel.

Attila: Ich muß auch dazu sagen, daß mein Unterricht auch kein „herkömmlicher“ Unterricht ist, bei dem es heißt: „Sing das mal so und so…“. Mein Lehrer ist ein richtiger Vocal-Coach, der mir die richtigen Techniken beibringt. Ich versuche halt nicht, irgendwelche Skalen zu singen und mit meiner Stimme immer höher zu kommen…

Matt: Eine gute Band braucht keine Solisten. Denn ab einem gewissen Grad geht irgendwie die Fähigkeit verloren, gute Songs zu schreiben.

Attila: Natürlich hat jeder seinen eigenen Stil und diesen kann man nicht einfach imitieren. Deshalb könnte ich mir POWERWOLF auch nicht mit einer anderen Besetzung vorstellen. Wenn z. B. Matt nicht dabei wäre, würde man das sofort hören.

Matt: (an Attila): Ihr habt ein wunderbares ARMORED SAINT-Cover geschrieben, während ich in Urlaub war.

Attila: Stimmt, aber da hört man auf jeden Fall, daß du nicht dabei warst.

Welchen Song???

Matt: Eine sehr doomige Version von „March Of The Saint“, die wir auf über 8 Minuten gestreckt haben. Wir haben den Song damals (kurz nach Veröffentlichung des Debüts) ganz exklusiv für das Metal Blade-Jubiläums-Konzert (20 Jahre Metal Blade) gecovert, und das Teil gabs auch nur auf einem Sampler, den man dort kaufen konnte. Wir haben die Anfrage gerade mal 2 Wochen davor erhalten, und ich war zu der Zeit gerade in Urlaub, so daß die Jungs das ganze ohne mich machen mussten. Respekt! Man muß auch noch dazu sagen, daß unsere Version sich komplett vom Original unterscheidet.

Attila: Das war auch unser Ziel, denn wir wollten nicht einfach eine 1:1-Coverversion einspielen. Der eigentliche Song passte ja im Original auch nicht so ganz zum Wolf.

Nach kurzem Smalltalk über die wichtigen Eigenschaften eines Frontmannes, dem ersten Frontorgler der Welt (Keyboarder Falk-Maria Schlegel) und den spaßigen Auftritt beim Bang Your Head-Festival vor 2 Jahren kommen wir auch schon zum letzten Thema dieser Nacht: Ihr spielt dieses Jahr auf dem Summerbreeze!

Matt: Ja, und dieses Mal sogar nachts (der BYH-Auftritt fand um 10 Uhr morgens statt) um zwölf. Wir spielen schon mittwochs im Party-Zelt auf dem Campingplatz und sind da quasi Headliner. Normalerweise gibt’s dort 2 Bühnen, aber dieses Jahr spielen im Party-Zelt ab 20 Uhr auch schon Bands. Und dort bittet der Wolf dann zum Mitternachtstanz.

Kurz nachdem sich das Aufnahmgerät nach den letzten Grüßen an Mr. T. von Metal Blade und die Leser unserer geheiligten Kammer wie von Geisterhand abgeschaltet hat, wird meine Sicht auch schon wieder schwarz. Es scheinen nur ein paar Minuten vergangen zu sein, als ich mit dröhnendem Kopf in meinem Bett erwache. War alles etwa nur ein Traum? Aber wenn dem so wäre, wie zur Hölle kommt das Aufnahmegerät auf mein Kopfkissen…???
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