Desillusioniert und ohne großen Masterplan


Interview mit Angel Blake
Metal / Rock aus Schweden - Trollhättan
Marko Tervonen ist momentan als ANGEL BLAKE unterwegs, die Metalwelt mit melancholischer Rock/Metal Musik zu begeistern. Dass sowas kein einfaches Unterfangen ist zeigen die zahlreichen Besetzungswechsel und die Trennung von METAL BLADE. Aufgegeben wird deswegen aber noch lange nicht und deswegen steht uns der scheinbar vom Internet und der aktuellen Verkaufspolitik etwas ernüchterte Sänger auch fleißig Rede und Antwort...



Hey Marko, schön dass du dir ein wenig Zeit für unsere Fragen nimmst! Wir legen gleich los…

Ihr habt euren alten Sänger verloren und auf der neuen Scheibe haben wir bereits den Nachfolger hören können. Was hat sich verändert im Vergleich zum Vorgänger?


Insgesamt ist es viel besser geworden! Tobias ist ein sehr vielseitiger Sänger und wir kommen prima miteinander aus. Schon jetzt sammeln wir Ideen für ein drittes Album, weil er nicht bei „The Descended“ von Beginn an dabei sein konnte und ich denke, dass die Titel, zu denen er am meisten beitragen kann, auch die besten sein werden. Ich freue mich schon darauf, ein paar coole Vocals mit ihm auszuprobieren.

Zweimal habt ihr jetzt 5,5 von 10 Punkten von der Bloodchamber bekommen. Ich muss dazu sagen, dass ich den Vorgänger besser bewertet hätte, aber was hältst du von den Bewertungen bzw. wie viel Aufmerksamkeit schenkst du allgemein uns Webzines?

Ich lese diejenigen, die mir zugeschickt werden oder die ich online entdecke. Da sind einige Magazine und Kritiker, die ich schätze, aber die meisten dieser „Online Magazine“ sind ziemlich dämlich. Aufgebaut von irgendwelchen Kindern, um gratis Material von ein paar Labels zu bekommen.

Meiner Meinung nach ist die Single „Defenseless“, der einzige Song, der so richtig schön im Ohr hängen bleibt – im Gegensatz zum ersten Album, auf dem mit „Retaliate“ oder „Thousand Storms“ mehrere Hits dabei waren. Sagt ihr euch: „Ist uns egal!“ oder „Okay, wir hätten vielleicht etwas mehr Zeit investieren sollen, um richtig mitreißende Hooks zu bekommen.“

Ich denke die Songs und Hooks sind stark. Sie sind vielleicht nur nicht jederzeit so offensichtlich wie beim Refrain von „Defenseless“. Ich habe viel Feedback von Leuten bekommen, die gesagt haben, dass das Album nach drei bis vier Durchläufen richtig gut reingeht. Und ich stimme ihnen zu! Ich denke „Anywhere but there“ und der Titeltrack haben richtig gute Hooks, aber eben nicht so poppig, eher unterschwellig. Das Album ist also eher ein „Grower“ als ein direkter „Hit“.

Nach eurem ersten Album habt ihr neben Tony Jelencovich und Christian Älvestam auch gleich noch euer Label „Metal Blade“ verloren und seid bei einem etwas kleineren Vertrieb gelandet („Dynamic Arts“). Wie hart sind solche Nackenschläge für dich oder sagst du dir einfach: „scheiß drauf, ich werde das Schiff schon schaukeln“?

Gut, Christian zu verlieren hatte musikalisch gesehen eigentlich keinen Einfluss, weil es eine auf mich zentrierte Band ist, da ich alle Instrumente im Studio einspiele usw. Aber der Sängerwechsel hat natürlich den Sound verändert. Meiner Meinung nach ist ANGEL BLAKE aber durch Tobias‘ Aufnahme weiter voran gekommen. Naja, und das Label zu wechseln hat immer was Gutes und was Schlechtes. Heutzutage hat das Internet dich Chancen für kleine Bands wie uns völlig ruiniert. Heutzutage geben die Kids keine Kohle mehr für Cd’s aus, wenn sie die Möglichkeit haben, sie für lau innerhalb von 20 Minuten aus dem Internet zu bekommen. Das ist eine ganz andere Situation als vor 7-10 Jahren. Da es so unglaublich einfach ist ANGEL BLAKE heutzutage über Torrent runterzuladen, habe ich aufgehört mich über irgendwelche Verkaufszahlen aufzuregen. Ich kann unsere Beliebtheit in der Öffentlichkeit viel besser durch emails oder sonstiges Feedback, das mir zugeschickt wird, erkennen.

Schaut man sich den aktuellen Trend in der Metalszene an, bildet ihr einen eher gegenteiligen Part. Keine hämmernden Solos, kein Stakkatorhythmus oder sowas, dafür atmosphärische Melodien. Könnt ihr behaupten, von dieser Musik leben zu können oder habt ihr alle herkömmlich Jobs, wie alten Omas sexy Unterwäsche zu verkaufen usw.?

Ich war in meinem ganzen Leben noch nie dazu in der Lage, mir mein Leben allein durch meine Musik bezahlen zu können. Es gibt kein Geld im Metal, mein Freund, außer du bist eine hochdekorierte Band, die 8 Monate im Jahr auf Tour ist – und ich habe keine Lust auf 8 Monate Touren im Jahr. Ich interessiere mich nur für die Musik und dafür, den bestmöglichen Sound veröffentlichen zu können, den ich machen kann. Auch als THE CROWN immer größer wurden, floss dadurch noch lange kein Geld. Und jeder Erwachsene versteht, dass schon Geld dabei rumkommen muss, wenn man ein vernünftiges Leben leben will.

Lass uns über eine große Band eures Genres sprechen: SENTENCED. Kann man sagen, dass ihr mit eurem Artwork ein wenig an die Jungs erinnern wollt. Mir fiel das nur bei einem Blick darauf auf, weil ihr ähnlich wie die Jungs bei ihrem Abschiedsgig in Oulo damals in einem verträumten Schneegestöber steht.

Es ist einfach nur ein Screenshot aus dem „Defenseless“ Video mit ein wenig Schnee. Da steckt wirklich kein großer Masterplan dahinter…

Dann noch einige Schnellfragen:
Was sind eure größten Einflüsse?


Metallica, Paradise Lost, Morbid Angel, Danzig, Sentenced um nur ein paar zu nennen...

Was sind eure Zukunftspläne mit der Band?

Ich habe bereits damit angefangen, neue Songs zu schreiben und ich denke sie werden ordentlich reinknallen. Mal sehen ob wir noch einige Shows dazu spielen können.

Nenne 5 Sportler, die dein Land nach Olympia schickt!

Da hab ich absolut keine Ahnung…

Was ist das beste Land zum Touren? (Deutschland zu sagen wäre jetzt Schleimerei…)

Definitiv die USA!

Danke für die Zeit und ich hoffe, dass die eine oder andere Frage dabei war, die du nicht in jedem Interview lessen must. Wie immer lassen wir den Bands das letzte Wort – was habt ihr den Fans in Deutschland zu sagen?

Ich danke euch allen für die Unterstützung, die ich durch Emails und sonstige Communities bekommen habe!
Cheers!
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