Hippies, Punks und Black Metaller


Interview mit Coogans Bluff
Rock aus Deutschland - Rostock
Interview mit Willi Paschen (g.) von COOGANS BLUFF am 14.09.2008 in Chemnitz im Studio II von Radio T für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz. www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Björn: Fangen wir mal mit der obligatorischen Frage für unbekanntere Bands an, stell dich und die Band mal vor.

Willi:
Wir sind COOGANS BLUFF aus Rostock, also ursprünglich Rostock. Mittlerweile wohnen zwei in Berlin und einer zieht jetzt nach Leipzig, aber die Band hat ihre Wurzeln in Rostock.

Wie läuft das denn jetzt mit euch weiter wenn ihr über drei Städte verteilt seid?

Eigentlich so wie bisher, denn seitdem es die Band gibt, haben wir schon gependelt. Ich lebe schon seit sechs Jahren in Berlin und bin für die Proben immer nach Rostock gekommen. Manchmal haben wir auch in Berlin bei Kumpels geprobt, das war alles kein Problem. Und da wird sich jetzt auch nichts daran ändern, nur dass wir unseren Proberaum nach Berlin verlegen und die Achse des Bösen bilden.

Wie oft probt ihr denn wenn ihr so weit auseinander wohnt?

Meistens nur am Wochenende, im Sommer fahren wir aber auch mal aufs Land und proben bei Freunden im Landhaus. Momentan proben wir halt unregelmäßig, da wir mit der neuen Platte oft unterwegs sind. Wenn die Tour dann vorbei ist, werden wir auch wieder öfter proben und uns intensiv daran machen neue Songs zu schreiben.

“CB Funk“ habt ihr letztes Jahr über Dritte Wahl Records veröffentlicht, wie seid ihr daran gekommen, da Gunnar (Sänger von DRITTE WAHL und Inhaber des Labels) letztes Jahr gesagt hat, er veröffentlicht nur Freunde?

Dann scheinen wir ja dazuzugehören. (lacht) Aber wir kennen die Jungs ja auch schon seit einer Ewigkeit. Als wir angefangen haben Musik zu machen, haben wir in unserer alten Schule geprobt, DRITTE WAHL hatten ihren Proberaum nebenan und so ist man sich mal über den Weg gelaufen. Busch’n, der ehemalige Bassist von DRITTE WAHL, hat sich immer sehr für uns eingesetzt und nachdem er gemerkt hat, dass wir es auch ein bisschen ernster meinen, haben uns DRITTE WAHL auch immer mit zu Konzerten genommen und uns als Vorband spielen lassen. das war echt super Starthilfe, sie haben uns auch oft ihren Bandbus geborgt.

Hattet ihr für die Veröffentlichung von „CB Funk“ keine anderen Angebote oder habt ihr euch bewusst für Dritte Wahl Records entschieden?

Wir hatten eigentlich zwei Möglichkeiten nachdem wir die Platte aufgenommen hatten. Wir haben den Kanzler von Exile on Mainstream Records gefragt und Dritte Wahl. Der Kanzler hat es dann nicht gemacht und so haben wir es mit Dritte Wahl veröffentlicht.

Bisher habt ihr ja nur EPs veröffentlicht gehabt und du hast kurz nach der Veröffentlichung von „CB Funk“ in einem anderen Interview gesagt, dass ihr euch das erste Mal nach euch selbst anhört. Denkst du das immer noch?

Das ist wohl immer nach einer Platte so, dass man denkt alles ist so geworden wie man es haben wollte. Und jetzt ist die Aufnahme schon ein Jahr her und ein paar Sachen hätte man schon anders machen können, aber ich finde die Scheibe immer noch super. Der Sound kommt auch mehr in die Richtung ran als bei den Aufnehmen davor.

Du hast es eben schon angesprochen, wie weit seit ihr denn in den Planungen zur neuen Scheibe?

Wir werden jetzt die Konzert noch spielen, die für dieses Jahr noch gebucht sind, und danach werden wir uns dann in den Proberaum einschließen. Unser Plan ist so, dass wir uns für Mitte des nächsten Jahres einen Studiotermin beschaffen für das Studio, wo wir die letzte Platte auch aufgenommen haben. Wenn wir uns selbst keinen Druck machen, dann läuft bei uns gar nichts. Aber so haben wir auch ein halbes Jahr Zeit intensiv Songs zu schreiben.

Ihr habt in Oldenburg die Platte aufgenommen, wie seid ihr auf das Studio gekommen?

Wir sind sehr gut mit SPACESHIP LANDING befreundet, die kamen aus Oldenburg und haben auch in diesem Studio ihre Platte aufgenommen, die einfach super klang. Wir haben uns das Studio angekuckt und der Produzent war auch super sympathisch und so haben wir uns entschieden dort die Scheibe aufzunehmen.

In einem anderen Interview hattet ihr auch erzählt, dass man euere Musik nur in einer bestimmten Umgebung spielen kann, wenn ihr zu lange auf dem Land seid, wird es Hippimucke und in der Stadt wird es zu hart.

Bevor wir die Platte aufgenommen haben, haben wir bei Freunden in Berlin in so einem Hinterhof geprobt, wo lauter Kleinkriminelle Autos auseinander geschraubt oder sonstige abgefahrene Sachen gemacht haben. Da kam dann bei uns ziemlich harte Musik raus und kurz bevor wir dann direkt ins Studio gegangen sind, haben wir bei Freunden direkt auf dem Land geprobt. Wir haben uns mit unseren Instrumenten auf eine Wiese gestellt und da war dann kein harter Ton mehr rauszukriegen. Musik machen scheint also schon von der Umgebung beeinflusst zu sein. Und auch die Jungs von SPACESHIP LANDING kamen ja dort aus der Gegend vom Dorfe und so richtig hart war das eigentlich nicht, war schon eher so entspannte Musik.

Dann kommen wir mal direkt zu „CB Funk“, ich hatte die CD eingelegt und der erste Song ist elf Minuten lang, der letzte 22 Minuten und da hab ich sie gleich wieder weggelegt. Habt ihr das Feedback oft bekommen, dass das schon ganz schön abstößt?

Das gab es schon regelmäßig, aber auch von Freunden, die das komisch fanden. Wir haben einfach nicht groß drüber nachgedacht und hatten plötzlich einen 22-Minuten- und einen 11-Minuten-Song. Wo tut man die hin? In die Mitte und den anderen hinterher? Das passte irgendwie auch nicht. Irgendwie ist „CB Funk“ dann an den Anfang gerutscht.

Die beiden langen Songs haben ja auch nicht allzu viel mit dem Rest der Platte zu tun, habt ihr es den als Rahmen für die anderen Songs ausgewählt?

So haben wir es dann letztendlich auch gesehen, es fängt ruhig an, dann wird etwas geholzt und dann hört es wieder ruhig auf.

Den letzten Song habt ihr dann ja auch noch „Clean Machine“ genannt. Stand der Titel schon vorher fest oder kam der nur durch den Hidden Track?

Der Titel stand schon ewig fest und der Anfang ist schon ein wenig Hommage an KYUSS. Wir haben den Song schon ewig und haben ihn für die Platte nur etwas ausgebaut mit zweiter Gitarre und Saxofon durch die Jungs von SPACESHIP LANDING. Ich müsste Thilo mal fragen warum der Song so heißt, aber er meinte wohl mal, der Name käme von einem BEATLES Song: Clean Machine dim di dim (singt) „Penny Lane“. Ja, von „Penny Lane“ ist das.

Und wie kam es zu der Neuaufnahme von „Teach me Tiger“?

Wir brauchten halt noch einen Song für die Scheibe und das ist eigentlich auch der einzige Song, der mir nicht so richtig gefällt. Das hätten wir uns lieber klemmen sollen, aber ist nun mal passiert.

Ihr habt die CD ohne Text-Booklet veröffentlicht. Sind euch die Texte nicht wichtig oder warum habt ihr sie weggelassen? Oder läuft es bei euch so, dass ihr die Stimme nur als zusätzliches Instrument seht?

Bei den Textgeschichten muss man am besten unseren Sänger fragen, als Instrumentalist sieht man die Stimme oft als Instrument um eine gute Melodie reinzukriegen. Was der Text dann letztendlich aussagt, kriegt man meistens erst mit wenn man die Songs ein paar Mal gespielt hat und beim Sänger nachgefragt hat. Aber dann ich doch meist überrascht, dass es ganz gute und pfiffige Texte sind.

Ihr tourt auch regelmäßig, was ist eure Motivation am touren? Viele Bands sehen sich ja lediglich als Studioband.

Das live spielen macht uns halt am meisten Spaß. Es gibt nichts besseres als am Wochenende in den Bus zu steigen, zu Konzerten zu fahren, Getränke trinken, mit Leuten feiern, ein erfülltes Wochenende zu haben und wieder nach Hause zu fahren. Ansonsten würde man ja auch nur zu Hause rumhängen, in ne Disko gehen, eigentlich dasselbe machen, aber viel Geld ausgeben. Es macht halt einfach viel Spaß und auch seit der letzten Platte werden es immer mehr Leute auf den Konzerten. Es wird Stück für Stück mehr und mittlerweile trifft man auch viele alte Bekannte unterwegs.

Gibt es so Orte, wo die Konzerte immer gut sind oder wo ihr bestimmt nicht wieder spielen werdet?

In Berlin sind die Konzerte immer gut, da ist viel Potenzial vorhanden und die Konzerte immer gut besucht. Aber Sachsen und Thüringen sind auch sehr gut.

Habt ihr schon mal mit irgendwem zusammen gespielt, das überhaupt nicht gepasst hat? Du hattest ja vorhin erwähnt, dass ihr gestern in der Chemiefabrik Dresden mit einem Haufen Punkbands gespielt habt.

Das war ganz okay, aber wir haben mal auf einer Black Metal Veranstaltung gespielt und das war wirklich schon schwierig. Vor uns standen Leute mit Nietenarmbändern bis zu den Achseln, im Gesicht bemalt und Double-Bass Gewitter und Schreie. Nichts abwertendes gegen Black Metal, aber von der Musik her hat es einfach nicht zusammen gepasst. Dann kamen wir da als langhaarige Hippies an und die Stimmung war nicht so gut. (lacht)

Du hast schon angesprochen was so in näherer Zeit bei euch ansteht. Habt ihr euch denn für die nächsten Jahre Ziele gesetzt, also z.B. in zwei, drei Jahren einen Plattenvertrag zu haben?

Über so was haben wir noch nie geredet, so lange noch alle Spaß haben auf die Musik, machen wir so weiter. Reich wird man damit eh nie, berühmt wird man damit auch nicht. Dafür ist die Nische zu klein, man kann zwar einen gewissen Status erreichen, aber noch sind wir eine ganz kleine Band und solange es alles Spaß macht und wir kein Minus machen, ist es ein guter Weg. Wir können unsere Instrumente und den Bus dadurch bezahlen und das ist eigentlich das wichtigste.

Ihr organisiert auch noch alles selbst und bucht selber die Konzerte?

Das läuft einfach am besten, man kann halt Glück haben das man engagierte Leute findet, aber meistens muss man dauernd nachfragen. Und wenn man das selbst macht, kann da nichts anbrennen.

Zum Abschluss des Interviews darfst du dir noch einen Song einer anderen Band für die Radiosendung wünschen.

Da muss ich mal überlegen. Wie wäre es mit „Cello“ von UDO LINDENBERG?

Also das passt nicht so in die Sendung. Vielleicht lieber etwas rockigeres?

Dann geht TOCOTRONIC wohl auch nicht. Kann ich kurz mal nachdenken? Genau: Ich hätte gern „Breaking the law“ von JUDAS PRIEST.
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