Des Vogels Lazari Auferweckung


Interview mit Burst
Sludge Metal / Hardcore aus Schweden
Mit „Lazarus Bird“ hat die schwedische Prog-Hardcore-Band (etwas besseres fiel mir nicht ein) ein Album veröffentlicht, das niemand erwartet hatte. Nach dem dichten und explosiven „Origo“ geht es weniger druckvoll, aber umso vielseitiger zur Sache. „Origo“ kam bei Fans und Kritikern gleichermaßen gut an und ist im Spiegel von „Lazarus Bird“ fast schon ein Album von einer anderen Band. Wer „Lazarus Bird“ zum ersten Mal hört und „Origo“ noch im Ohr hat, wird sicher verwirrt zurück gelassen. Siebziger Jahre-Einflüsse und Experimentierfreude zeichnen „Lazarus Bird“ aus. Gleichzeitig geht es episch zur Sache, ohne einige typische Trademarks von BURST zu vergessen. Wie ein Echo von „Origo“ gibt es schnelle Riffs, kratzigen Gesang und auch mal einige Ausbrüche. Wie ihre Landsmänner von CULT OF LUNA öffnen sich BURST mit zunehmender Reife immer mehr.

Wir sprachen mit dem Gitarristen Jonas Rydberg, der nach eigenen Worten, ziemlich hinüber ist.
„Aber sonst ist alles okay. Alles läuft bestens, coole Sachen laufen hier momentan ab, und unserem Album geht es gut. Wir können uns nicht beklagen.“

BURSTs letztes Album „Origo“ wurde 2005 veröffentlicht, schlug große Wellen 2006. Nun schreiben wir 2008, haben „Lazarus Bird“ bekommen und mittlerweile scheint ziemlich viel zwischen beiden Alben passiert zu sein. Warum die Band soviel Zeit zwischen den beiden Alben benötigte, erklärt Jonas wie folgt, „Da ist eine Menge passiert nach der Veröffentlichung von „Origo“ - gute und schlechte Dinge. Wir tourten mehr als jemals zuvor, um das Album zu supporten. Wir sind zudem nicht so gut im Schreiben von Songs während der Tour. Da waren aber auch einige personelle Probleme zu klären, die uns für ein halbes Jahr aufhielten. Das Album („Lazarus Bird“, Anm. d. Verf.) selbst brauchte nicht soviel zu Zeit in seiner Schreibphase. Es war viel eher ein zerlegender Prozess.“

Dass „Lazarus Bird“ vielleicht ein Resultat eines veränderten Songwritings ist, bestätigt Jonas und erklärt, „Ja, da würde ich zustimmen. Ein Teil von unserer Band ging in den letzten Jahren durch eine Phase, die unsere Philosophie über Kreativität einer neuen Bewertung unterziehen ließ. Wir gingen halt anders an die neuen Stücke heran. Wir wollten was frisches mit diesem Album vorlegen, wohlwissend, dass wir uns von unserem etablierten Sound, den wir mit den letzten beiden Alben machten („Prey Of Life“, „Origo“), entfernen würden. Wir wollten uns verändern um vorwärts zu kommen, und das geht unseres Erachten ein bisschen über die Songstrukturen.“, erklärt Jonas weiter.

Hinzu kommt die Tatsache, wenn man seine letzte Erklärung über die Songstrukturen betrachtet, dass die Songs wesentlich epischer und farbiger gestaltet sind. Der Gitarrist hat nur eine kurze Erklärung dafür,
„Ich hab echt keinen Plan, Alter. Wir sind wohl ein Haufen hoffnungsloser Romantiker, denke ich mal. Wir wollen unsere Hörer und Fans berühren. Manchmal geht es in die große Richtung um das zu erreichen.“ erklärt unser Mann fürs Romantische und fügt fragend hinzu, „Und ich bin ein Musical-Fan, vielleicht gibt es da einen Zusammenhang?“

Wer weiß. Jedenfalls scheint eine gewisse sensible Ader ausschlaggebend zu sein, um die ruhigen Klangfelder zu schaffen, die zusammen mit den Texten eine sehr impressive Mischung schaffen, der sich wohl niemand so schnell entziehen kann. Fast scheint es, dass die Band den Hörer und auch sich selbst zu einem inneren Ich führen will. Jonas ergänzt zumindest diesen Ansatz, indem er sagt, dass: „ … es darauf ankommt, was derjenige dabei fühlt und denkt. Die Songs und Melodien kommen unaufgefordert beim kreativen Prozess hoch und wir als Band halten diese Momente für die Songs fest. Wir versuchen immer jeden Teil einzuarbeiten und zu verwenden, um eben nicht „Filler“ auf unseren Alben zu haben.“ Über Einflüsse führt der Gitarrist aus, dass:“ „… wir alle von Millionen Dingen beeinflusst sind. Eine präzise Aussage wo Einflüsse speziell bei uns als Band enden und wo wir ins Spiel kommen ist ziemlich schwer zu sagen. Ich habe zumindest viel alten Hardrock wie KANSAS, RAINBOW und SCORPIONS gehört, aber auch eine Menge Jazzrock wie MAHVISHNU ORCHESTRA, GONG, MAGMA und solche Sachen. Was ich eigentlich sagen will, ist das, dass so ziemlich alles dich beeinflusst, sei es Musik, Menschen, Bücher oder Filme …“

Einfluss für „Lazarus Bird“ kann aber auch die Geschichte, ein Mythos sein. Der Titel des Albums kann für den aufmerksamen Beobachter den Schluss zulassen, dass ihr damit auf das biblische Gleichnis der Auferweckung des Lazarus und mit dem ‚Vogel‘ auf den Auferstehungsvogel „Phoenix“ anspielt. Ist das von euch beabsichtigt gewesen, oder lediglich eine Interpretationssache? „Hey Kumpel, Bingo!!!“ , schallt es aus der schreiberischen Kehle des Gitarristen (das ist ein E-Mail-interview), „Wir haben versucht, es irgendwie verdeckt und geheimnisvoll zu halten, damit es nicht gleich so deutlich ist. Der Albumtitel ist auch eine Beschreibung unserer Emotionen während des Songwritings mit der Band. Aber zugleich ist der Titel auch für Leute wie dich offen gehalten, um eigene Gedanken darüber zuzulassen. Wir mögen es auch immer, wenn sich unsere Hörerschaft gedanklich mit allem auseinandersetzt.“

Angesichts des Hörens eures vielschichtigen und irgendwie zusammenhängenden Albums, kann man auf eine Art Konzept schließen, oder zumindest einen roten Faden. Jonas verneint es mit den Worten, dass: „ … wir aber das Album mit seinen Stücken irgendwie zusammenhängend gestalten wollten. Dafür haben wir sehr hart gearbeitet. Wir haben mit Harmonien und Skalen gearbeitet um ein einheitlichen Stil hinzubekommen. Sogar dann, wenn man die Songs durcheinander spielen lässt.“

Daran schließt sich auch die Vermutung an, dass auf diese Weise ein fließender Charakter wie bei „Origo“ entsteht. Mit Sicherheit müssen wohl mit Erscheinen von „Lazarus Bird“ viele Leute mit „Origo“ brechen, um sich für „Lazarus Bird“ öffnen zu können. So würde ja das Bild der ‚wiederauferstandenen‘ BURST entstehen. Neu, aber auch wiederum vertraut. Man mag sich an dieser Stelle wiederholen, aber wie bekommt man als Künstler zwei so unterschiedliche Arten von Stilen in so einer kurzen Zeit hin? Die Frage stellen sich sicher viele, die euch bis „Origo“ gefolgt sind, und jetzt so etwas wie „Lazarus Bird“ nicht erwartet haben. Jonas sieht es ähnlich und holt aus, dass: „ … ich wirklich dachte, dass „Lazarus Bird“ wirklich viele Fans hart prüfen könnte. Ich dachte so, dass „Lazarus …“ irgendwie brummiger und vielleicht abstoßender klingen würde als „Origo“. Aber die Reaktionen sind alle konträr zu diesem Eindruck. Und ich bin absolut dankbar über den Weg wie die Leute akzeptieren, was wir machen. So richtig ärgere ich mich nicht über das, was so manche von uns erwarten. Ich kann nur ‚wahrhaftig‘ das sein, was musikalisch aus mir spricht.“

Und irgendwie scheint es aber mit den Zusammenhängen in den Songs auch im Coverartwork zum Albumtitel hinzuhauen. Über den Zusammenhang führt Jonas aus, wie die (Nicht-)Zusammenarbeit mit ‚Orion‘ zustande kam, „Nun ja, das CD-Release wurde von ORION gestaltet. Leider ohne unser Zutun, was wir sehr traurig finden. Unabhängig davon haben wir nämlich auch ein Cover gestaltet, bis Relapse uns plötzlich informierte, dass sie auch eines in der Mache haben. Und das ist auch das, was ihr in den Läden stehen seht. So kann ich nichts zu diesem Cover kommentieren, weil es nichts mit mir / uns zu tun hat. Unser Cover wird wohl in ein paar Wochen auf dem Vinyl-Release erscheinen. Dort kann man wirklich unsere visuelle Ideen zu „Lazarus Bird“ in aller Deutlichkeit sehen. Das Vinyl-Cover ist das, was wir wirklich planten und diskutierten, und ich liebe das Bild. Und ich glaube auch, dass das wirklich unsere Musik widerspiegelt.“

Das Album steht gerade erst in den Läden, und schon macht sich die Band auch Gedanken um die Live-Umsetzung. Die Band befindet sich mittlerweile in der Buchung ihrer Tour, aber die wird nach Aussage von Jonas erst im März 2009 stattfinden. So ist es nun Zeit unseren Blumenstrauß an Fragen mit etwas Witzigem abzuschließen. Jonas erwartet für 2009 die „Weltherrschaft“ und „jede Menge Touren und Festivalauftritte“ und natürlich „Glück und Erfolg“ .

Zum Schluss beantwortet Jonas auch brav unsere Spaßfragen und muss sich nun entscheiden.

Hieronymous Bosch oder Pablo Picasso?


„Bosch, ohne Zweifel. Kranker Künstler, kranker Geist.“

Vegetarisch oder jeden Tag Fleisch?

„Vegetarisch bitte! Der Planet Erde stirbt, Fleisch essen ist kindisch und un-ethisch.“

Soja Milch oder Bier?

„Bier! Wir sind Schweden.“

Bücher oder DVD?

„Eigentlich Bücher. Speziell alte Fantasystories oder Science Fiction.“

Apple oder Windows?

„Ich besitze keinen Computer. Schlecht für dich - lies stattdessen ein Buch.“

Religion oder Atheismus?

„Atheismus - Religion ist ein Misskonzept.“

Pink Floyd oder King Crimson?

„Man, komm schon, das ist nicht fair! Crimson sind möglicherweise besser, aber Floyd begleiten mich schon seit Ewigkeiten.“

Bühne oder Studioarbeit?

„Zwei völlig verschiedene Dinge. Ich mag beides, aber hätte ich die Wahl, würde ich nur noch touren.“

Saxophon spielen oder lieber Gitarre?

„Saxophone rulen! Saxophon und die Violine werden wohl am wenigsten geschätzt und sind die wohl am wenigsten genutzten Instrumente in der Rockmusik. Höre mal zum Beispiel KANSAS oder GENTLE GIANT!“

Musik schreiben oder lieber performen?

„Keins geht ohne das andere, oder kannst du es? Außer du bist in einer Coverband. Aber das wäre nix für mich.“

Soooo, das war es für heute, ich danke dir herzlich für deine Antworten und ich hoffe, dass es dir gefallen hat. Vielleicht sehen wir uns, wenn ihr „Lazarus Bird" in Deutschland auf die Bühne hievt. Jetzt hast du die Gelegenheit ein paar Worte an unsere Crowd und eure Fans zu richten.

„Habt vielen Dank!!! Ich hoffe, wir sehen uns bald. Wir haben übrigens eine Menge guter Freunde in Deutschland. Checkt bitte unser Album aus! Es ist ein Killer! Alles Liebe.“
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