METALLICA oder SLAYER? Das ist einfach: Ich hasse SLAYER!


Interview mit All That Remains
Modern Metal / Metalcore aus USA - Massachusetts
Am 27. Januar spielten ALL THAT REMAINS im Rahmen ihrer Europa-Tour mit THE HAUNTED und DEADLOCK in der Bochumer Matrix. Gitarrist Mike Martin erklärte sich freundlicherweise zu einem Face-to-Face Interview mit der Bloodchamber bereit. Wie die Metalcoreler aus Massachusettes zu anderen Metal Bands stehen, wie das Tourleben so abläuft und wie man möglichst viel Aufmerksamkeit für sein neuestes Album bekommt, könnt ihr in den folgenden Zeile nachlesen.

Hey Mike, wie geht’s dir so?


Mike: Ich bin gerade erst aufgestanden, ansonsten geht’s mir prima.

Hört man gerne. Wie war euer Konzert gestern in Stuttgart?

Sehr gut, es war komplett ausverkauft. Die Leute waren richtig cool drauf, haben lauthals mitgesungen und es war ne riesige Stimmung. Trotzdem hat man ein bisschen gemerkt, dass es ein Montagskonzert war. Da gibt es schon ein gewissen Unterschied, ob du ein Samstagskonzert spielst oder ein Montagskonzert. Man hat den Leuten ein wenig angemerkt, dass sie am nächsten Tag zur Schule oder zur Arbeit mussten. Aber ansonsten war es richtig geil.

Ich würde gerne hauptsächlich mit dir über das Jahr 2008 reden und über euer neuestes Release, „Overcome“. Fangen wir mit dem Jahr im Allgemeinen an – wie war’s denn so für euch? Was waren Highlights?

Highlights? Um, da fragste mich jetzt was. Lass mich kurz überlegen… Naja, die Tour mit in IN FLAMES im Sommer mussten wir leider nach 2 Wochen abbrechen, weil Phil (Labonte; v. - dm) sich stark erkältet hatte. Es war einfach unmöglich für ihn die Tour durchzuziehen. Aber wenn wir noch die restlichen drei Wochen mit den Jungs weiter gemacht hätten, wäre das auf jeden Fall mein Highlight des vergangen Jahres.
Ansonsten lief 2008 eigentlich sehr chaotisch ab: Wir waren dauernd auf Tour, haben Konzerte gezockt und wollten aber auch das neue Album aufnehmen. Im Nachhinein bin ich froh, dass wir das alles so unter Dach und Fach bekommen haben.

Ja, kommen wir zu dem von dir angesprochenen Album: Einige Bands würden ja gerne im Nachhinein was an ihren Alben verändern, gilt das auch für euch? Wie stehen die Fans und die Kritiker zu eurer neuen Scheibe?

Also ich mag’s (lacht). Nein ehrlich, ich bin auch jetzt noch vollkommen zufrieden mit „Overcome“. Ich glaub bei den Fans ist das Album gut angekommen, aber natürlich gibt es auch vereinzelt negative Meinungen. Aber je mehr Lästermäuler da draußen eine negative Meinung propagieren, desto mehr Aufmerksamkeit schenken sie uns. Hört sich vielleicht ein wenig doof an, wenn ich das so sage, aber in Wirklichkeit ist es doch so. Und was will eine Band mehr, als das über ihre neueste CD heiß diskutiert wird?

Als ich das erste Mal in „Overcome“ reingehört habe, fand ich die Vocals sehr signifikant. Die sind ja deutlich anders ausgefallen als auf „The Fall Of Ideals“. Wie kommt’s? Ich hab ein paar Stimmen in meinem Freundeskreis eingefangen und wir waren uns einig, dass die Produktion von „Overcome“ möglicherweise ausbaufähig ist. Was meinst du dazu?

Echt? Also das sehe ich nicht so. Der Sound auf „Overcome“ ist ein gänzlich anderer als auf dem Vorgänger, das stimmt schon. Wir haben ja auch dieses Mal nicht mit Adam (Dutkiewicz; Produzent und Gitarrist bei KILLSWITCH ENGAGE – dm) gearbeitet, sondern mit Jason Suecof, der ja beispielsweise schon für TRIVIUM und THE BLACK DAHLIA MURDER als Produzent tätig war. Wir wollten halt was Neues ausprobieren, und ich bin zufrieden mit dem Endergebnis.

Kleiner Themenwechsel: Vor gar nicht allzu langer Zeit hat euch euer damaliger Drummer Shannon Lucas (jetzt Drummer bei THE BLACK DAHLIA MURDER - dm) verlassen um musikalisch was Neues auszuprobieren. Wie ist euer Verhältnis zu ihm jetzt?

Shannon hat, genau wie wir im Übrigen, total viel um die Ohren. Da bleibt ehrlich gesagt nicht die Zeit groß Kontakt zu halten. Jeanne (Sagan; b. - dm) hört aber immer mal wieder von ihm.

Seinen Platz hat Jason Costa übernommen. So weit ich das beurteilen kann, macht er einen richtig guten Job...

Ha, du hättest dabei sein müssen, als er der Band beigetreten ist. Er hörte sich das ganze Zeugs an, was vor ihm Shannon in unseren Songs gespielt hatte und sagte nur „What the fuck…“ (lacht). Anspruchsvoll war das ja allemal, umso erfreulicher ist es natürlich, dass Jason sich da so schnell rein gefunden hat und die Drumparts sicher und solide beherrscht.

Lass uns noch ein wenig über das bevorstehende Jahr reden: Was glaubst du wird 2009 für ein Jahr für ATR?

Touren, touren, touren. Hört sich langweilig an, ist es eigentlich auch.

Wann kann man mit einem neuen Album rechnen?

Ähm…(überlegt). Das dürfte frühestens 2010 passieren. Dann, wenn wir alle das Gefühl haben, dass wir ausreichend gutes Material haben um es auf eine Silberscheibe zu bannen.

Beschreib doch mal einen typischen Tag auf der jetzigen Europa-Tour.

Ich komme nicht so gut mit der Zeitumstellung klar. Abends nach dem Auftritt zieh ich mir immer noch massig Filme rein, so bis morgens um acht. Ich nehm mir immer richtig viele Filme mit auf Tour. Ich weiß gar nicht, was ich sonst machen sollte (lacht). Dann schlaf ich wie gesagt so gegen acht ein, bis abends quasi der nächste Auftritt ansteht. Klingt spannend, oder?
Manchmal schaue ich mir aber auch die Städte an, doch das kommt eher selten vor, weil ich dafür oft zu müde bin.

Auf eurer Homepage hab ich gelesen, dass ihr bald mit DRAGONFORCE eine Japan-Tour macht. Wie kam es dazu?

Wir sind mit den Jungs von DRAGONFORCE sehr gut befreundet und haben ja schon zwei Europa-Tourneen zusammen absolviert. Die Jungs sind echt cool, ich sehe sie mittlerweile fast wie Brüder (lacht).

DRAGONFORCE machen Power Metal und ihr Metalcore. Passt das überhaupt, wenn zwei Bands mit so relativ unterschiedlichen Genres zusammen auf Tour gehen?

Das ist den Leuten in Japan egal (lacht). Die sind richtig gut drauf. Japanische DF-Fans gehen auch zu unseren Liedern richtig ab und umgekehrt ist es nicht anders.

Wie schreibt ihr eigentlich eure Songs, passiert das auf Tour oder im Proberaum?

Nein, nicht auf Tour. Wir setzen uns schon alle zusammen mit dem Vorsatz neue Lieder zu schreiben. Oli (Herbert; g. - dm) und ich setzen uns zusammen und feilen an coolen Riffs. Das Arbeiten mit ihm macht total viel Spaß.

Plötzlich kommt Oli um die Ecke und begüßt uns mit einem: „Hey guys, what’s up?“. Wenn man gerade vom Teufel spricht…

Mike: Oh nein, nicht der schon wieder! Der platzt immer in jedes von meinen Interviews rein!

Oli: (lacht).

Mike: Nein, aber ist ja immer wieder schön mit dir. Das ist Dennis und wir sind grad mitten im Interview. Würdest du jetzt bitte wieder gehen?

Oli (zu mir): Du hast ja nichts dagegen, wenn ich bleibe, oder?

Ganz und gar nicht. So hab ich eine Person mehr zum interviewen.

Mike: Na klasse.

Find ich auch, ich wollte nämlich gerade zu dem etwas persönlicheren Teil kommen. Da ist eine Stimme mehr nie verkehrt. Was für Musik hört ihr so privat? Möglicherweise auch was ganz außerhalb von Metal?

Mike: Nein, eigentlich nicht. Ich glaub GUNS `N` ROSES sind die einzige nichtmetallische Band, die ich mir privat so reinziehe.

Oli: Jo, sieht bei mir eigentlich nicht anders aus.

Wer ist der beste Musiker aller Zeiten?

Mike: Super, mit solchen Fragen tue ich mich immer schwer. Ich würde mich wahrscheinlich für Axl Rose von G`N`R entscheiden.

Oli: Ich möchte mich da gar nicht so festlegen. Es gibt heutzutage so viele gute Musiker da draußen. Es wäre frech, da nur einen hervorzuheben.

Wer haut die besten Gitarren-Soli raus?

Mike: Also ich mag die Gitarren-Fraktion von SHADOWS FALL, Phil’s früherer Band.

Oli (nickt zustimmend): Ja, Matt und Jon sind klasse. Ich persönlich bin der Meinung, dass Willie und Mark von LAMB OF GOD an dieser Stelle auch erwähnt werden sollen. Mit den Jungs würde ich auch gerne mal auf Tour gehen, aber irgendwie scheint das nie zu klappen. Immer wenn wir unsere Tour beenden, haben die gerade ne neue gestartet. Ob das Zufall ist? (lacht).

Jetzt kommt mein Lieblings-Part: Entscheidet euch bitte für eins der folgenden Sachen und sagt kurz, warum.

AC/DC vs. MOTÖRHEAD


Mike (wie aus der Pistole geschossen): AC/DC!

Oli: Absolut!

Mike: Kann man das, was Lemmi da macht, noch Gesang nennen?

IRON MAIDEN vs. JUDAS PRIEST

Mike: Beides nicht so meins, aber ich nehm IRON MAIDEN.

Oli: Ich mag beide nicht. Ich enthalte mich.

SLAYER vs. METALLICA

Mike: Ha, das ist einfach: Ich hasse SLAYER.

Oli: Gilt für mich ebenso. Ich hab mal ein Interview mit SLAYER gesehen und da kam die Frage an Kerry King, wer denn ein guter Gitarrist sei. Es gibt so viel gute Gitarristen heutzutage und Kerry antwortet doch tatsächlich „Ach, es gibt noch jemanden anderen außer mir?“. Und ich habe mir sagen lassen, dass Kerry live ziemlich sucken soll.

Mike: Ja, ziemlich arrogant von ihm, auch wenn er das vielleicht lustig fand. Aber METALLICA haben im direkten Vergleich auch die besseren Lieder. Ich mag sogar das neue Album, wenngleich das wohl insgesamt nicht so gut angekommen ist. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es aber allemal.

LEGION OF THE DAMNED vs. NAPALM DEATH

Mike: Was war die erste Band nochmal?

LEGION OF THE DAMNED

Mike: Noch nie gehört. Sorry, das müssen wir überspringen.

Oli: Kommt mir grade auch nicht bekannt vor. Aber ich kann dir sagen, dass ich persönlich nicht so auf Grindcore stehe; Jason hingegen steht total auf NAPALM DEATH.

TRIVIUM vs. AMON AMARTH

Mike: Also ich hab von beiden Bands noch nicht allzu viele Songs gehört, von AA sogar noch ein bisschen weniger als von TRIVIUM. Obwohl ich TRIVIUM sehr schätze, entscheide ich mich für AA, weil die mit ihrem Wikinger-Gehabe schon ganz lustig rüberkommen.

Oli: Stimmt, aber das Schlimme ist ja, dass die das sogar ernst meinen (beide lachen).

Deutsches vs. Amerikanisches Bier

Mike: Amerikanisches! Ich mag’s gerne ein bisschen wässriger. Außerdem find ich diese braunen Bierflaschen hier in Deutschland schrecklich.

Oli: Aber Becks ist da die Ausnahme! Ich liebe dieses Bier.

Europäische vs. Amerikanische Fans

Oli: Was ist mit England? Gehören die für dich mit zu Europa?

Ja.

Mike: Die europäischen Fans sind ausgeflippter als die amerikanischen, die stellen mehr verrückte Sachen auf den Konzerten an. Die Metal-Szene ist in Europa mit den ganzen großen Festivals auch viel ausgeprägter als in den USA. Nach England fahr ich zum Beispiel immer wieder sehr gerne, weil man sich mit den Leuten da sehr gut unterhalten kann. In Deutschland wird zwar mittlerweile auch recht viel Englisch gesprochen, aber es ist immer noch ein bisschen was anderes.

Dankeschön, das war’s auch schon, die letzten Worte gebühren dir…

Mike: Ja, was sagt man denn da so?

Oli: Kauft unser neues Album!

Mike: Gute Idee (lacht)! Hört auf, euch die Sachen aus dem Internet zu ziehen und unterstützt uns stattdessen lieber. Sag mal, hat die Finanzkrise sich bei euch auch bemerkbar gemacht?

Klar, davon sind wir leider nicht verschont geblieben.

Mike: Schrecklich, das. Ich bin grade zum Automaten, wollte da 50 Euro abheben. Das hat mich nur 64 Dollar gekostet, das war auch mal mehr.

Oli: Erzähl doch nicht! Dann geh ich jetzt auch zu `nem Automaten…Wo ist denn der nächste?

Mike: Warte, ich komme mit (lacht). Danke für das Interview, war cool.

Ich habe zu danken, man sieht sich dann heute Abend.
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