Von Nachbarschaftshilfe und rituellen Tieropfern


Interview mit Black Messiah
Pagan Metal aus Deutschland - Gelsenkirchen
BLAK MESSIAH gehören zu den etabliertesten Bands der deutsche Pagan Metal Szene und bewegen sich in allen Punkten mit Sicherheit in einer Liga wie MENHIR. Am 20.03.0x erscheint das neue Album - ein Grund mehr den aufgeschlossenen Sänger Zagan mit ein paar Fragen zu löchern.

Hallo Zagan,
wie geht es Dir? Zwei Jahre sind seit eurem letzten Album vergangen, in denen sicher eine Menge passiert ist. Erzähl doch mal, wie es euch so ergangen ist. Bei der Veröffentlichung von „Of Myths And Legends“ war doch der Posten des Drummers noch vakant, oder irre ich mich?


Ja, da hast Du recht. Allerdings hat sich seither viel getan. Brööh, der uns damals bei der CD-Release Party von „Of Myths And Legends“ noch als Gastmusiker unterstützt hat ist voll eingestiegen, mit Agnar haben wir einen neuen Keyboarder gefunden und Garm ist ja eigentlich auch noch neu als Basser. Jedenfalls hat er auf der letzten Scheibe noch nicht mitgewirkt. In der Zeit haben ne Menge Konzerte gespielt und halt eine neue Scheibe gemacht. Und die kommt am 20.März in den Handel.

Gibt es für Dich spürbare Unterschiede, ob Du ein Interview für ein Magazin wie das Legacy mit einer Auflage von xx.000 Exemplaren gibst oder ob es ein mittelgroßes, aber geiles *hust* Online Magazin ist?

Nein. Wieso sollte es da Unterschiede geben? Ein Interview bleibt ein Interview, egal welches Mag es mit dir macht. Nur weil das eine vielleicht mehr Leute lesen als das andere macht es nicht hochwertiger. Ich jedenfalls erzähle dem Legacy genau so einen Schwachsinn wie der Kaninchenzuchtzeitung Köln-Sülz, haha….
Nee, mal im Ernst. Da ist nichts anderes bei. Ich finde Online-Mags sehr wichtig. Erstens habe ich selber lange bei einem mitgearbeitet und zweitens sind die Kritiken sehr oft deutlicher. In vielen großen Mags (damit meine ich nicht das Legacy, das muss ich deutlich sagen) ist es leider so dass die Bands die besten Kritiken bekommen deren Plattenfirmen die größten Anzeigen im Heft schalten. Das ist bei Euch nicht so… davon gehe ich jetzt einfach mal aus ;)

Welche Frage geht einem Musiker eigentlich am meisten auf den Keks? Und versuch doch bitte mal selbige möglichst originell und ohne Rücksicht auf Verluste zu beantworten.

Frage: „Ihr macht heidnischen Metal, seid ihr rechts?“
Antwort: „Nein, sind wir nicht. Wir fressen weder kleine Kinder noch huldigen wir einem gehirnamputierten Führer. Wir sind Antifaschisten!!“
Ja gut, originell ist die Antwort nicht, aber diese Frage nervt echt langsam.

Boykottiert ihr eigentlich das RockHard? Immerhin war im Leserpoll in der Kategorie Sprüche des Jahres zu lesen „Wir haben nichts gegen Kirchen – solange nicht Gelsen davor steht“ (angeblich von Lesern eingesandt) und ollen Götze posiert ja auch gerne mal in schwarz-gelb.

Habe eher das Gefüll dass das Rock Hard uns boykotiert. Aber gut, wenn sie meinen dass sie das müssen sollen sie glücklich damit werden. Früher hat mich das geärgert. Heutzutage weiß ich dass das Rock Hard mit Pagan Metal genauso wenig anfangen kann wie ich mit Wasserballett. Aber um zu dem Spruch zurückzukommen, ich sehe das genau andersherum. Ich habe was gegen die Kirche, es sei denn es steht Gelsen davor.

Welchen Berufen geht ihr eigentlich nach? Hast Du Dir schon mal darüber Gedanken gemacht, wie Du Dich entscheidest, wenn Du zwischen Arbeit und Musik wählen würdest? Mal angenommen der große Erfolg steht vor der Tür und der nächste Schritt ist entscheidend.

Wir sind alle mehr oder weniger Berufstätig. Ich und Meldric fahren LKW, Zoran arbeitet als Grafik-Designer, Garm in der Stahlindustrie und Brööh ist Hausmeister an einer Schule. Agnar ist ein hoffnungsloser Fall. Er ist Student und studiert Harzvierologie…haha…nee, der studiert Deutsch und Mathe. Drei von uns sind verheiratet und zwei haben Kinder. Ich denke nicht dass es da möglich ist den Job aufzugeben. Das wäre der Familie gegenüber nicht fair. Wir sind schon zu alt um einem Traum hinterher zujagen. Heutzutage ist es wichtig dass die Grundbedürfnisse gesichert sind. Ich denke aber, dass wir trotzdem in der Lage sind viele Konzerte zu geben und weiterzumachen.

Kommen wir auf die aktuelle Platte zu sprechen: wo liegen deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede? Musiker sind ja stets bemüht, von einer Weiterentwicklung diesbezüglich zu sprechen.

Ich nicht. Manchmal ist eine Weiterentwicklung nicht gut weil oftmals das verloren geht was eine Band ausgemacht hat. Andere wiederum sprechen von Weiterentwicklung und es ist eher ein Rückschritt. Ich denke wir haben unseren Sound gefunden und haben das gemacht was auch bei den beiden Platten zuvor unsere Stärken waren. „First War…“ ist zwar epischer geworden als die Vorgänger, das lag aber am Material, der Geschichte und dem was wir machen wollten. Nicht an Weiterentwicklung oder so was. Ich finde es immer wichtig dass man versucht die Thematik auch musikalisch rüberzubringen. Bei diesem Thema ist Epik wichtig.

Wer ist eigentlich der Sprecher bei der Einleitung und beiden Zwischenstücken? Hattet ihr dabei an MANOWAR und Orson Welles gedacht? Heiko von MENHIR hat ja auch seinen Großvater auf „Buchonia“ sprechen lassen.

Das ist Tom Zahner, ein Profi, bekannt aus Werbung, Fernsehen und Film. Er hat die perfekte Stimme für unsere Zwecke. Ich finde er klingt wirklich wie der alte, weise Krieger der an einem Lagerfeuer sitzt und den Nachkommen erzählt. So war das geplant und so ist es geworden. Ich und die anderen Jungs aus der Band sind von dieser Stimme fasziniert und überzeugt. Sicher wird es auch hier wieder Leute geben die so was nicht mögen, aber für dieses Konzeptalbum war das wichtig. Es ist auch kein Dehnungsversuch. Immerhin kommt der Musikanteil ohne Sprecher immer noch auf über 60 Minuten. An Manowar, Orson Wells oder Heiko’s Opa hatte ich nicht gedacht. Eher an die Einleitung von Conan oder so was.

Was ich zu dem Cover zu sagen habe, weißt Du ja schon aus den E-Mails von vor einigen Tagen. Es passt wohl eher zu Heavy oder Power Metal Bands, auch wenn Du das sicher anders siehst. Was steckt dahinter?

Sehe ich in der Tat anders. Was hat das Cover mit einer Power Metal Band zu tun? Es zeigt eine Szene aus der Story. Wüsste nicht das irgendeine Power-Metal Band das schon verwurstet hat. Na gut, die Hexe ist nackt dargestellt. Aber auch das hat nichts mit Power Metal zu tun. Es ist ein durch und durch heidnisches Thema. Ich würde sogar sagen ein heidnisches Cover. [Ich schilderte meine ersten Eindrücke zum Cover. Beschäftigt man sich tiefer mit der Geschichte und dem Konzept, kommt man zu dem Schluss, dass Zagan Recht hat. Das war mir auch vor dem Interview klar, allerdings fand ich es wichtig, dass es angesprochen wird. – fs]

Musikalisch liegen da offenkundig ja auch eure Einflüsse, oder täusche ich mich da? Sicher nicht bei MANOWAR, aber FREEDOM CALL und ähnliche Kapellen dürfte ich bestimmt in Deiner Plattensammlung finden.


Bitte? Nee, also da tendiere ich doch eher zu Manowar. Obwohl ich nicht denke dass solche Bands unser Einfluss sind was Black Messiah Sound angeht. Das kommt eher einer Mischung aus harmonischem und melodischem Black Metal, Soundtracks und Metal-Riffing der 80er Jahre gleich. Also Freedom Call höre ich da wirklich nicht raus.

Mit „Söldnerschwein“ habt ihr auch wieder ein „etwas anderes“ (siehe auch das „Sauflied“ und das „Moskau“-Cover auf dem Vorgänger) Lied auf dem Album. Erzähl mal, wie es zu der Idee kam, warum ihr es ausgewählt habt und was Du mit dem Text verbindest.

Ich mochte dieses Lied schon lange. Die Idee war einfach daraus mal eine BLACK MESSIAH Version zu schmieden, weil uns so was Spaß macht und es live immer gut abgeht. Mir war klar, dass einige Review-Schreiber diesen Song wieder verreißen werden [der ist klasse, ich hab ihn mir auf Anhieb bestimmt 6 oder 7 mal am Stück angehört – fs] aber das ist egal. Man muss mal sehen wie der Song live abgeht, das ist der Hammer, da sind mir diese paar Stimmchen dagegen echt egal. Wir wollen Spaß auf der Bühne und auch mit dem Publikum feiern. Das geht mit solchen Songs ungemein gut. Ich denke wir werden auch weiterhin immer mal so einen Song machen. Der Text ist zum Original etwas verändert. Ich denke er passt so besser zu uns. Der Text ist natürlich auch etwas satirisch gemeint.

Kann es sein, dass ich auf dem aktuellen Werk keine Geige mehr vernehme (von „Söldnerschwein“ mal abgesehen)? Wie kommt das? Ich empfand Dich mit einer zarten Fiedel in der Hand auf der Bühne und der an sich recht groben Musik als recht netten Kontrast.

Da hast Du aber nicht richtig hingehört;) Tatasache ist das die Geige viel öfter zum Einsatz kommt als noch auf der „Of Myths And Legends“. Du hast ausgedehnte Geigenpassagen in den Songs „Gullveig“, „The Battle Of Asgaard“, „Das Unterpfand“, „Andacht“ und „Söldnerschwein“. Du siehst auch hier haben wir nichts verändert. Der Kontrast bleibt auch hier existent. [krass, seit ich es weiß, höre ich sie auch vermehrt, allerdings kann ich immer noch nicht glauben, dass es beim Vorgänger weniger war – fs]

Ist eine Tour in Planung?


Im Moment noch nicht. Wir halten aber die Ohren auf und schauen mal was für Angebote reinflattern nach der VÖ. Natürlich sind wir interessiert aber falls das nicht klappt gibt es sicher eine ganze Menge Konzerte in nächster Zeit wo man uns sehen kann.

Wolf-Rüdiger Mühlmann (der sich ja bei SureShot auch um die Promotion eurer CD kümmert) opfert angeblich vor jedem Spiel seines HSV einen Hamster, wenn man dem RockHard (schon wieder) glauben mag. Sind Dir im April 2007 die Nagetiere ausgegangen oder hast du es generell nicht so mit Esoterik, wenn es um Fußball geht?

Doch, aber ich opfere keine Hamster. Auch wenn Wolf das nicht gerne hört, aber ich denke das bringt ihm diese Saison nicht viel. Ich denke jeder Fußballfan hat so seine eigenen Dinge die er vor oder während einem Spiel seiner Mannschaft tut. Das ist bei mir sicher nicht anders. Ich finde diese kleinen Spleens gehören einfach dazu. Fußballfans sind halt verrückt. Das ist aber auch gut so. Ich schaffe es zu Beispiel oftmals meine Frau zu nerven wenn ich am Spieltag schon 5 Stunden vor dem Anpfiff einen Schalke-Song nach dem anderen durch meine Anlage jage. Aber wie gesagt, das muss so sein.

Tja, was könnte ich noch fragen? Ich hab gehört, dass die Gelsenkirchener sehr fürsorglich sein sollen. Wenn dem Nachbarn eine Wand abhanden kommt helfen sie gerne bei der Suche mit, vor allem, wenn diese vorher sogar mit Spruchbändern an Flugzeugen grüßen. Die Rückgabe ist dann meist auch sehr emotional, wie man zuletzt wieder sehen konnte. Respekt unter Nachbarn ist der heutigen Zeit sehr wichtig, oder?

Sicher. Ich denke man darf ruhig mal helfen. Immerhin denke ich dass man sich sehr einsam und allein fühlt wenn man seine Wand verloren hat. Wir haben gern geholfen, wir sind ja nette Menschen ;)

Ich glaub das war’s. Ich sag artig danke, wir sehen uns hoffentlich auf der Releaseparty am 14.03.0x im Turock in Essen. Die letzten Worte darfst Du an unsere Leser richten.

Danke auch für dieses Interview. Ich hoffe wir kippen dann nach dem Gig am 14.3. noch ein paar Gläser zusammen. Und an alle anderen, ich hoffe natürlich Euch gefällt unsere neue Scheibe. Denkt immer daran, das Heidentum hat nichts mit Nazi-Scheisse zu tun.

Worauf du dich verlassen kannst.
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