Anton über Criminal und das Metal Leben in Südamerika


Interview mit Criminal
Thrash Metal aus Chile - Santiago de Chile
Mit ihrem neuesten Werk "no Gods No Masters" haben CRIMINAL aus Chile einen weiten Schritt nach vorne gemacht und sich nicht nur persönlich Weiterentwickelt, sondern auch gleichzeitig eines der Früjahrshighlights des noch jungen Jahres abgeliefert. Grund genug dem Mainman hinter CRIMINAL, Anton Reisenegger ein paar Fragen zu stellen.....

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Ihr habt jetzt erstmal Tour mit Fleschcrawl etc. Sind ansonsten noch weitere Aktivitäten geplant?


Anschliessend an die Tour mit SFU und Fleshcrawl fliegen wir erstmal für einige Shows nach Südamerika. Das wird das erste Mal, dass wir dort spielen, seit wir nach Europa umgesiedelt sind. Im Sommer wollen wir dann einige europäische Festivals spielen und hoffentlich im Herbst noch einmal auf Tour gehen, um Länder zu erreichen, wo wir mit der SFU-Tour nicht waren, wie z.B. Frankreich und Spanien.

Wie war das bisherige Feedback zur neuen Platte?

Ich würde sagen es ist eher gespalten. Einige Leute scheinen den Stilwechsel nachvollziehen zu können, ihn auch akzeptieren und mögen. Andere Kritiker wiederum finden, wir hätten weiterhin einfachen Thrash spielen sollen. Uns wird es aber auf die Dauer langweilig, immer das gleiche zu machen, also ziehen wir unser Ding durch, ohne Rücksicht auf Verluste.

Wo seht ihr persönlich denn dann die größten Unterschiede zur letzten Platte?


Die neue Platte ist einfach freier entstanden. Wir haben uns einen Dreck um Trends geschert und auch darum, was die Leute von uns erwarten. Wir haben für uns neue Stilmittel in die Musik einfliessen lassen. Dadurch wurde der Rahmen des Stils, in dem wir uns bisher bewegt hatten, gesprengt. Ich finde die Platte hat mehr Originalität und Charakter, als unsere früheren Werke

Und Wieso hat es denn sage und schreibe vier Jahre gedauert bis die neue CD endlich rausgekommen ist?

Da sind nun mal viele Sachen passiert. Erst sind Rodrigo und ich nach England gezogen, dann mussten wir uns nach neuen Musikern umschauen, bis wir Anfang 2002 ein neues Line-Up zusammen gestellt hatten. Obwohl wir immer weiter Songs schrieben, fingen wir dann erst richtig an, an einem neuen Stil zu feilen. Hinterher verliess uns noch unser neuer Bassist, was auch wieder den ganzen Prozess verzögerte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es bei der nächsten Platte nicht so lange dauern wird

Ihr habt ja mitunter sogar politische Themen in den Lyrics. Inwieweit seht ihr es als wichtig (auch für euch persönlich) dass eure Texte nicht über die normalen Klischee Themen handeln, sondern mitunter wirklich sozialkritisch sind?


Ich sehe das so: Wir stecken sehr viel Herzblut in unsere Musik, und ich fände es einfach schade, irgendwelche 08/15 Texte zu verwenden. Die Musik sagt für uns viel aus, da müssen die Texte auch etwas bedeuten. Ob die Leute etwas damit anfangen können oder wollen, ist letztendlich ihnen selbst überlassen, wir sind auch realistisch genug zu wissen, dass unsere Texte nicht die Welt verändern werden, aber als Mittel des künstlerischen Ausdrucks haben sie doch einen hohen Stellenwert.

Ihr kommt ja ursprünglich aus Chile. Wie muss man sich denn eigentlich sodie südamerikanische Metal Szene vorstellen? Ich denke dass es da nicht gerade einfach sein dürfte an vernünftiges Equipment zu kommen?

Am Anfang war alles recht schwierig für die Bands dort unten. Nicht nur an Equipment zu kommen, sondern auch von den Medien zur Kenntnis genommen zu werden, generelle Vorurteile zu bekämpfen, usw. Daran hat sich aber mittlerweile viel geändert. Verglichen mit dem Lebenstandard ist vernünftiges Equipment nach wie vor viel teurer als in Europa, aber es gibt es zumindest. Auch Auftrittsmöglichkeiten gibt es heutzutage viel mehr als früher. Ich bin schon irgendwie stolz darauf, von Anfang an dabei gewesen zu sein, und den Weg geebnet zu haben.

und wie steht es überhaupt um den Metal in Südamerika? Man hört immer dass die Fans dort trotz der oft schlechten Verhältnisse sehr fanatisch sein sollen!


Die Fans sind sehr cool. Hier in Europa sind die Leute ja regelrecht verwöhnt, haben einige Bands schon etliche Male live gesehen, wo die Leute in Südamerika noch immer von träumen. Da ist es auch im Prinzip egal und sogar verständlich, dass sich die Fans dort irgendwelche billigen Raubkopien zulegen, weil sie sich die offiziellen CDs nicht leisten können. Das ist natürlich nicht sehr gut für das businesstechnische "Ansehen" des Marktes dort, aber was will man schon machen? Die Plattenfrimen sollten meiner Meinung nach die Preise den dortigen Verhältnissen anpassen.

In meiner Promo Info stand dass ihr auf Heavy Rotation bei MTV Latino lieft! Wie kommt das? Ist das normal dass dort auch solche Sachen gespielt werden oder wie kommt es dass euer doch "heftigerer" Stil dort so Beliebt war?


Wir waren damit zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. In den Achtzigern regierte noch Pinochets Militärdiktatur, und Metal oder sonstige alternative Musikstile fanden in den Medien prinzipiell nicht statt. Als dann Anfang der Neunziger der Regierungswechsel kam und dann plötzlich MTV mit ihrer "Headbangers" Show am Start waren, da waren die Leute regelrecht verrückt nach Metal. Es ist vielleicht schwer, sich sowas vorzustellen, aber im grössten chilenischen Radiosender liefen wir neben Pantera und Sepultura irgendwann zur Mittagszeit! Und die Präsenz bei MTV hat uns im Rest Südamerikas bekannt gemacht.

Das war es dann auch schon. Danke dass ihr euch Zeit genommen habt für dieses Interview, viel Glück mit dem neuen Album und bitte nicht wieder vier Jahre warten lassen. Ansonsten liegen die letzten Worte bei Dir:


Hey, vielen Dank für das Interview. Ich verspreche hoch und heilig, dass wir uns mit der nächsten Platte beeilen, aber checkt erstmal "No Gods No Masters" an, wenn ihr auf aggressiven, brutalen und originellen Metal steht!
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