Über Frust und Partys


Interview mit Hand To Hand
Emocore / Metalcore aus USA - Orlando, Florida
Totgesagte leben länger! Dieses Onkelz-Zitat ließe sich auch problemlos auf die amerikanischen Emo-/Metalcoreler HAND TO HAND übertragen. Nach einem mitreißenden Debüt und Lob aus aller Herren Länder wurde es plötzlich ganz still um die Band. Nach vier Jahren wagen die Jungs nun ein Comeback. Dass in der Zwischenzeit einiges passiert ist, sollte klar sein und deswegen stand auch fluchs Gitarrist John Radford der Bloodchamber Rede und Antwort.

Hey John,
ich bin derselbe Typ, der euch im Frühjahr 2005 schon mal ein paar Fragen gestellt hat, nachdem ihr „A Perfect Way to Say Goodbye“ veröffentlicht habt und jetzt, vier Jahre später, muss ich mich wirklich wundern, dass ihr überhaupt noch existiert. Ehrlich gesagt dachte ich nach ersten Gerüchten über eure Auflösung bereits, dass das wohl auch gleichzeitig unser letzes Interview gewesen ist. Also was ist in der langen Zeit passiert mit euch?


Da ist eine Menge passiert! Ungefähr ein Jahr nach der Veröffentlichung von „A Perfect Way…“ hörten Bandmitglieder auf, finanzielle Probleme kamen hinzu, Meinungsverschiedenheiten und andere Wirrungen ereigneten sich im Hause HAND TO HAND. Wir entschlossen uns im Frühjahr 2007 zu einer Pause um zu klären, ob wir das hier immer noch machen wollen oder nicht. Nachdem wir die richtigen Leute gefunden hatten, um die die Band wieder zum Leben zu erwecken, begannen wir sogleich mit dem Schreiben neuer Songs, die dann auf der EP „Breaking the Surface“ 2008 erschienen sind. Wir fühlten uns wieder dazu bereit, in die Szene zurückzukehren!

Nach so einem starken Debüt ist es wirklich traurig, dass euer nächstes Lebenszeichen so lange hat auf sich warten lassen. Was denkst du über die lange Pause ohne irgendein Release? War es ein Karriereknick, der euren weiteren Fortschritt gedämpft hat?

Es war definitiv frustrierend. Ich denke wir alle fühlten, dass jeder Tag ohne Fortschritt uns mehr und mehr zurückwirft. Ich mag es nicht einmal darüber nachzudenken, aber wir brauchten die Zeit einfach um wieder zusammenzufinden und uns darauf zu konzentrieren, die Band zu dem zu machen, das wir alle wollten. Ich denke im Endeffekt haben uns all die Nackenschläge, die wir durchmachen mussten, auch etwas stärker gemacht.

Ich war wirklich froh, als in die EP „Breaking the Surface“ hören konnte und dachte: „Klasse! HAND TO HAND sind zurück!“ Wie waren die Reaktionen eurer Fans in Amerika und Europa?

Wir hatten ein wirklich tolles Feedback für diese EP. Ich denke es war eine Überraschung für viele Leute, da wir so schnell wie möglich neues Material veröffentlichen wollte, um nicht darauf hinzuweisen, dass es ganze drei Jahre gedauert hat seit dem letzten Release. Ich sag mal, dass das Feedback in Amerika und Europa eigentlich gleich gut war.

Lass uns über euer neues Album reden. Ich denke es ist nicht mehr ganz so „easy listening“ Musik, wie auf eurer Debütscheibe. Das Songwriting ist komplexer und die Titel wachsen mit jeder Cd-Rotation. Denkst du ich sehe das richtig und was sind die größten Veränderungen, wenn du „Design the End“ mit „A Perfect Way…“ vergleichst?

Ich denke „Design…“ hat definitiv andere Elemente. Einige Passagen sind weitaus düsterer, andere dafür greifbarer und direkter. Wir haben die Songs ohne irgendeine bestimmte Grundformel im Kopf geschrieben. Es klingt für mich immer noch wie eine HAND TO HAND Scheibe, einfach wie eine Weiterentwicklung unseres Stils.

In unserem letzten Interview habt ihr über eure verschiedenen musikalischen Hintergründe von Rockmusik bis zum extremen Metal gesprochen. Ist dieses Spektrum noch immer ein Vorteil für euren Songwritingprozess?

Das kann schon sein, aber ich bin nicht sicher wie groß dieser Faktor wirklich ist und welchen Einfluss er auf unser Songwriting hat. Wir wissen schon was gut zusammen funktioniert und harmonieren prima zusammen. Vielleicht haben wir auf unserer nächsten Scheibe Blast Beats mit weinerlichen Vocals und Country Gitarren.

Du musst mir erklären, was ihr mit dem letzten Song „Let’s End this Album with a Party“ aussagen wollt. Nach den anderen Songs mit der eher typischen Spielzeit von drei bis vier Minuten haut ihr einfach ein 15 Minuten Instrumental ans Ende. Der Titel ist echt cool! Aber was für eine Idee steckte dahinter?

Ich wollte immer schon ein episches Instrumental schreiben, seitdem ich das erste Mal eine Gitarre in der Hand gehalten habe. Als wir mit dem Songwriting fürs Album begonnen haben, habe ich den Jungs von der Idee erzählt uns sie fanden es gut. Es war wirklich lustig den Titel zu schreiben und es lief einfach so gut, dass wir ihn schnell gemeinsam einspielen wollten. Als wir fertig waren hatte der Song eine Länge von knapp neun Minuten. Rob hat ursprünglich im Studio noch einige Vocals dazu eingesungen. Obwohl es gut klang, hatten wir das Gefühl, dass dadurch der Schwung des Songs ein wenig verloren geht, also haben wir die Vocals weg gelassen und das Teil ans Ende des Albums gepackt. Es ist definitiv mein Lieblingssong auf der Platte.

Einige Kritiker könnten sagen, dass euer Album nicht lang genug ist. Zieht man das Instrumental mal ab ist das Teil nicht länger als 30 Minuten. Ist das nicht zu kurz nach so einer langen Pause?

Wir hatten bereits ein paar andere Songs geschrieben, haben sie aber verworfen bevor wir ins Studio gingen. Wir haben die „Breaking the Surface“ EP veröffentlicht um (da steckt kein Wortspiel dahinter…), die Lücke zwischen den beiden Alben zu durchbrechen. Außerdem hat heutzutage sowieso jedes Kind ADS, also denke ich geht die Spielzeit voll und ganz in Ordnung.

Was wollt ihr denn eigentlich mit dem Albumtitel “Design the End/Follow the Horizon” aussagen?

Das Album beschäftigt sich mit unseren Problemen in den letzten Jahren. Wir fühlten uns, als würden wir unser eigenes Ende gestalten mit all den Schwierigkeiten, die wir durchliefen. „Following the Horizon“ beschäftigt sich mit einem endlosen Ende, es stellt dar wie wir weitermachten und dem trotzten, was um uns passierte.

Vielleicht ist euer Stil für Old School Hörer nicht „hart“ genug. Ich denke da an die cleanen Vocals, die sicherlich den einen oder anderen Metalhörer abschrecken. Kommen eure Fans eher aus der Emocore/Rock Ecke oder habt ihr auch viele Metalfans, die normalerweise eher OBITUARY und METALLICA hören?

Ich denke wir sind auf jeden Fall in beide Bereiche gestolpert. Wir haben viele Leute angesprochen, die gerne zeitlose Musik hören und nicht das, was grade vielleicht angesagt ist. Wir haben Fans, die in allen möglichen Genres verwurzelt sind. Die einen mögen Emo, Rock und Nu-Metal, andere Metalcore oder Thrash usw.

Lass uns einen Blick die Zukunft werfen. Was habt ihr geplant? Müssen wir wieder so lange auf eure nächstes Album warten?

Natürlich nicht! Wir haben bereits angefangen, neues Material zu schreiben und sind schon jetzt gespannt, was das nächste Album bringen wird.

Alles klar! „Let’s End this Interview with a Party“! Die letzten Worte an die Fans da draußen gehören dir. Vielleicht hast du ein paar schmutzige Limericks oder sowas auf Lager …

Get in were you fit in… myspace.com/handtohand, I don’t even live here. Out like trout!
- John Radford / Hand To Hand
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