Meine Instrumente, mein Computer und Ich!


Interview mit Majestic Downfall
Death Doom Metal aus Mexiko - Queretaro
Jacobo von MAJESTIC DOWNFALL ist wirklich ein umtriebiger Knabe. Als Alleinunterhalter kredenzte er uns vor kurzem die Doom-Perle "Temple Of Guilt". Parallel dazu arbeitet er an weiteren Projekten und lässt sich durch Mexikos Metal-Landschaft treiben. Trotz all des Stresses fand der sympathische Mittelamerikaner Zeit, mir meine Fragen per Email zu beantworten und gibt uns Einblicke in den mexikanische Untergrund. Lest selbst:

Hey Jacobo, vorneweg erst einmal Glückwunsch zu deinem grandiosen Album „Temple Of Guilt“. Wie sind die bisherigen Reaktionen darauf?

Vielen Dank dafür! Die Reaktionen auf die CD sind großartig, wesentlich besser als erwartet.

Du bist mit MAJESTIC DOWNFALL, so steht es zumindest in dem Promopapier, als Death Metal-Projekt gestartet. Nun hast du dich dem Doom Metal verschrieben, nur einige Gesangsparts erinnern vage an Death Metal. Wie kam es zu dieser Stiländerung?

Ich will ehrlich sein, MAJESTIC DOWNFALL waren niemals eine Death Metal-Band. Die komplette Philosophie dahinter war immer Doom Metal zu spielen, und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich habe persönlich einige Death Metal-Einflüsse, die auf der aktuellen CD etwas klarer sind als zuvor, das war es aber auch schon. Ich habe ein weiteres Projekt, TICKET TO HELL, das stärker von dieser Spielart inspiriert wird, alles Brutale fließt also in dieses Projekt.

Bei MAJESTIC DOWNFALL, wie auch in einem Thrash Projekt TICKET TO HELL, arbeitest du größtenteils alleine, du lädst dir nur vereinzelt Gäste für die Aufnahmen ein. Genießt du die Ruhe im Studio oder was sind die Gründe dafür, dass du fortwährend alleine an deinen CDs bastelst?

Alleine zu arbeiten ist für mich die beste Möglichkeit mich auszudrücken. Ich habe eine sehr klare Vorstellung davon, wie meine Musik klingen soll. Ich habe vorher über 10 Jahre in Bands gespielt und der kreative Prozess war dort eher langsam. Es kamen immer mehr Ideen aus meinem Kopf und sie wurden nur selten umgesetzt. Dass heißt jetzt nicht, das ich es nicht mag in einer Band zu spielen, aber für es definitiv besser alleine zu arbeiten. Ich bin dann wesentlich produktiver und kann mir meine Zeit frei einteilen.

Wenn man sich das Gesamtpaket von „Temple Of Guilt“ anschaut, macht es den Eindruck eines sehr düsteren aber auch sehr epischen Outputs. Wie würdest du es beschreiben und steht eine gewisse Idee oder ein Konzept hinter der Platte?

MAJESTIC DOWNFALL’s „Temple Of Guilt“ ist wesentlich düsterer als alles, was ich bisher gemacht habe. Ich habe einige Depressive Black Metal-Einflüsse und vermehrt finstere Passagen eingebaut, das vergrößerte das Spektrum dieses Werks. Auf der anderen Seite habe ich sehr viel melodischen Sachen geschrieben, so das wir es im Bezug auf die Kompositionen mit einem sehr offenem Album zu tun haben. Mit wenigen Worten würde ich „Temple Of Guilt“ als ein Doom Metal-Album mit einem Black Metal Twist beschreiben.

Reflektiert die Musik ein Teil deiner inneren Persönlichkeit? Wenn ja, hatte das Komponieren eine kathartische Wirkung für dich?

Es ist tatsächlich die privateste Musik, die ich jemals erschaffen habe. Das Thema hinter „Temple Of Guilt“ ist sehr persönlich und spukt mir tagtäglich durch den Kopf. Durch den kreativen Prozess konnte ich viel Ballast aus meinem System abwerfen, da für hat es sich sehr gut geeignet.

Soweit ich es verstanden habe, betreffen die Lyrics die eher düsteren Teile menschlichen Lebens. Sehe ich das richtig, was ist deine Intention hinter den Texten?

Ich möchte nicht groß auf den Inhalt meiner Texte eingehen, jeder soll sie für sich aufnehmen, interpretieren und fühlen. Aber wie ich vorhin schon gesagt habe, ich habe sehr persönliche Erfahrungen verarbeitet, die mir in den letzten Jahren meines Lebens widerfahren sind.

Dauert es lange, um alleine an einem solchen Album zu arbeiten? Und wie sieht der Arbeitsprozess bei dir aus, wie entsteht deine Musik? Kombinierst du all deine Idee, jammst du mit Freunden oder wie kann ich mir das vorstellen?

Es gibt keine Jams, nur mich, meine Instrumente, einen Computer und den totalen Fokus auf das, was ich tun will. Ich stehe jeden morgen um 5.30 Uhr auf, um an meiner Musik zu arbeiten. Dies tue ich 2 Stunden lang und um 07.30 Uhr startet dann mein regulärer Tagesablauf. Diese 2 Stunden sind gottergeben und lassen mich fast ängstlich an den nächsten Morgen und das frühe Aufwachen denken. Das klingt vielleicht verrückt, aber das ist die einzige Zeit, in der ich meine Ideen ausdrücken kann. Ich brauche diese 2 Stunden für meinen Körper, meinen Verstand und meine Seele!

Zuerst eine Thrash Band, nun Doom Metal. Es scheint, du hast eine Vielzahl an musikalischen Einflüssen und bist zudem ein sehr kreativer Kopf. Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Ich sehe mich selbst als eine Person, deren Kopf den ganzen Tag über nicht still steht. Ideen kommen und gehen und ich versuche, die meisten davon umzusetzen. Ich habe zudem eine großartige Familie im Rücken, die mich am Laufen hält und mich vorantreibt. Im Moment arbeite ich an einer dritten Band, die Aufnahmen beginnen irgendwann im Juni.

Ich bin nicht wirklich mit der Metal-Szene in Mexico vertraut. Kannst du uns einen kleinen Einblick in den metallischen Untergrund in deinem Land geben?

Mexico’s Metal-Szene ist sehr aktiv und bringt einige großartige Bands hervor. Unglücklicherweise gibt es annähernd keine Unterstützung von außen und somit sind einige der besten Bands wieder von der Bildfläche verschwunden. Aber ich kann nur jedem empfehlen, sich etwas mit Bands wie etwa CENOTAPH, DENIAL, PIRANA, RAPTURE, NHEARTED, HATEBORN, HACAVITZ, DISGORE und den göttlichen THE CHASM näher zu beschäftigen. Mir kam erst kürzlich der Gedanke, dass dem mexikanischen Metal etwas Großes widerfahren wird. Ich weiß nur noch nicht, was genau das ist, haha.

In Deutschland und in Europa haben wir ein breites Angebot an Konzerten und Festivals, manche sprechen auch von einem Überangebot. Wie schaut es mit der Live-Situation bei euch in Mexiko aus?

Die Live-Szene hat sich in den letzten Jahren stark zum Positiven hin entwickelt. Um dir einen kleinen Einblick zu geben, in den letzten 2 Wochen habe ich hier ANATHEMA und AMON AMARTH gesehen. Und in wenigen Monaten gibt es ein großes Festival mit Bands wie etwa TESTAMENT, WHIPLASH, VOIVOD, DEICIDE und weiteren großen Namen die ich dir gerade gar nicht alle aufzählen kann. Ich würde sagen, es gibt viele Möglichkeiten, Metal live zu sehen, du kannst gar nicht alles sehen. Besonders wenn du außerhalb von Mexico City lebst, denn dort finden die meisten Konzerte statt.

Nenn mir doch bitte die Top 3 deiner aktuellen Doom Metal-Faves.

Meine aktuelle Top 3 schaut wie folgt aus:
IMINDAIN – „And The Living Shall Envy The Dead“
MOURNFUL GUST – „Frankness Eve“
ATARAXIE – „Anhédonie“

Mit MAJESTIC DOWNFALL hast du bereits eine Split-CD mit den Italiener ANSIA veröffentlicht. Hast du gute Kontakte nach Europa und der restlichen Welt?

Die Kontakte entstanden kurz nach dem ich von europäischen Labels unter Vertrag genommen wurde. Jeden Tag komme ich mit immer mehr Leute aus aller Welt in Kontakt. MySpace hat dabei sicherlich auch seinen Teil dazu beigetragen.

Arbeitest du bereits an einem weiteren Werk für MAJESTIC DOWNFALL? Und was sind deine Pläne für die nahe Zukunft?

Ich arbeite gerade, wie bereits gesagt, an einer Veröffentlichung meiner dritten Band. Ich arbeite hier mit einem Freund zusammen, mehr Infos, wie etwa den Namen und alles andere, werde ich bald veröffentlichen. Mit den Aufnahmen von TICKET TO HELL’s zweiter Offenbarung beginne ich in circa 2 Monaten. Ich arbeite gerade an den Texten, die Musik ist komplett geschrieben. Bezüglich MAJESTIC DOWNFALL habe ich erst einen fertigen Song in der Hinterhand. Ich denke, gegen Ende des Jahres habe ich die nächste CD fertig komponiert und hoffentlich auch aufgenommen. Wir werden sehen.

Planst du eigentlich, in naher Zukunft mal live aufzutreten? Mit einer Ein-Mann-Band gestaltet sich das ja bekanntlich etwas schwieriger. Oder liegt das gar nicht in deinem Interesse?

Ich habe bereits Kontakt zu anderen Musikern aufgenommen und suche gerade nach der besten Möglichkeit für eine Live-Umsetzung. Näheres wird sich wohl in den nächsten Monaten ergeben, ich hoffe ich kann es irgendwie möglich machen.

So, mir gehen nun langsam die Fragen aus. Danke für deine Zeit, du hast natürlich noch Raum für die berühmten letzten Worte und spezielle Grüße an Deutschland.

Ich danke dir für deine Zeit, Nils! Es bedeutet mir und meinem Output sehr viel. Und Leute, wenn ihr richtige Metalheads seid, unterstützt die Musik und kauft euch die Original-CDs. Verzichtet auf Downloads, höchstens um Bands mal anzuchecken, danach kauft euch bei Gefallen die CD. Falls ihr an Material von mir interessiert seid, etwa an der Demo, der Split-CD, der neuen CD oder einem T-Shirt, schreibt mir einfach: majesticdownfall@hotmail.com. Hailz and dive down!!!

Danke für das Interview!
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