Der ewige Kampf gegen den Demiurg


Interview mit Glorior Belli
Black Metal / Stoner Rock aus Frankreich - Paris
Der Name GLORIOR BELLI sollte inzwischen auch außerhalb der französischen Szene jedes Ohr der Black Metal-Fans aufhorchen lassen, spätestens nach dem Erfolg ihres dritten Langspielers „Meet us at the Southern Sign“. Nicht nur hierzu war es mir gewährt Sänger und Mastermind Infestvvs ein paar Fragen zu stellen, und dieser zeigte sich unerwartet redselig. Hier nun das Resultat:

Heil euch, GLORIOR BELLI! Wie geht es euch? Euer neues Album „Meet us at the Southern Sign“ hat eingeschlagen, wie eine Bombe und viele gute Kritiken abgesahnt. Wie steht ihr inzwischen euer Album und dessen Kritik?
Im Namen des Teufels, Amen – Die Reaktionen sind soweit echt großartig ausgefallen! Die neue Scheibe hinterlässt einen großen Eindruck bei den Hörern und viele Leute lieben den neuen „Wechsel“, den ich besser als Fortschritt bezeichne, denn hierbei handelt es sich um einen sehr großen Schritt vorwärts in unserem ehrenwerten Feldzug gegen den Demiurg. Überall drehen die Fans wegen „Meet Us At The Southern Sign“ durch, yeah! Eine gute Beschreibung des Albums wäre Black Metal mit bluesigem Einschlag, aber um es so einfach zu halten, wie möglich: es hat einfach etwas authentisches, bösartiges, intelligentes und anziehendes, ein echtes und herzliches „Fuck Off” an die konservativen engstirnigen Leute des Kvltes. Diese Scheibe erweitert nicht nur die Grenzen des Black Metal, sondern lässt die Hörer auch über die Band selbst anders denken. Von allen Reviews, die ich bisher geschafft habe zu lesen, werde ich folgenden Satz am ehesten in Erinnerung behalten „Meet Us At The Southern Sign ist ein skurriles Gegengewicht einer der unkonventionellsten Bands der Szene“.

Seid ihr besonders zufrieden, bzw. stolz auf euer Werk oder hätte man eurer Meinung nach im nachhinein mehr dran rumschrauben können?
Natürlich bin ich stolz darauf, aber lass dir gesagt sein, dass ich einer der Künstler bin, die sich nie mit ihren Werken zufrieden geben. Es gibt IMMER etwas, was man hätte ändern können, selbst kleinste Details. Deshalb sollte ich nicht soviel über so etwas nachdenken und auf das konzentrieren, was ich als nächstes tun werde, denn nur das zählt letztendlich.


Wie liefen die Aufnahmen und die Vorarbeit zu dem Album?
GLORIOR BELLIs drittes Full-Length “Meet Us At The Southern Sign” wurde im März in den “Hybreed Studios” zusammen mit Andrew Guillotin als Tontechniker aufgenommen, das ist dasselbe Studio, wo wir unsere vorigen Platten aufgenommen haben. Das neue Album besteht aus 11 Tracks mit ca. 50 Minuten Spielzeit. Wie du also siehst ist das Album um einiges länger als die anderen. Es war eine echte Herausforderung im Studio, aber es ist unsere Entscheidung immer wieder vorwärts zum nächsten Schritt zu gehen. Wir haben sehr hart an dieser neuen Scheibe gearbeitet und dennoch wird sie vielleicht nicht so anziehend sein, wie “Manifesting…” gewesen ist, die Songs vergisst man sozusagen nicht so schnell. Es hat alles weniger von einem einzelnen “Block” und die Songs haben ihre eigene Persönlichkeit mit ihren unterschiedlichen Beats und Geschwindigkeiten. Manche Tracks haben sogar sechs Gitarrenspuren und dabei wurde nichts vernachlässigt. Wir haben einige Samples verwendet, ich versuchte mit meiner Stimme variabler zu sein, also nicht nur “clean”, sondern auch richtig heavy, manchmal so sehr, dass ich dachte, dass ich mir meine verdammten Gedärme aus dem Leib schreie! Wir haben ebenfalls unseren Bruder Jeremy Christner eingeladen, um ein paar Textzeilen für den Song namens “The Blazing Darkness (Of Luciferian Skies)” zu schreiben. Vor einigen Monaten habe ich bezüglich Obscurus Advocam, einem alten Nebenprojekt von mir, bekannt gegeben, dass ich mich entschieden habe nach dem ersten Album dieses Projektes aufzuhören, da sich die Kompositionen irgendwann zu ähnlich waren, was mir erlaubte all diese Einflüsse in GLORIOR BELLI einfließen zu lassen und um ehrlich zu sein war das ein enormer Schritt nach vorne! Was einst wie zusammengewürfelt war klingt nun wie aus einem Guss und das Resultat ist ein starkes Album: “Meet Us At The Southern Sign”, auf eine scharfsinnig hypnotische Art wütend. Dieses neue Album ist unserer und eurer Erleuchtung gewidmet! Der Titel des Albums ist ein ganz besonderer, den man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Grundlegend handelt es sich hier um eine «Teufel am Scheideweg»- Metapher, wodurch wir unseren Fans ein Geschäft anbieten… Folgt uns in die Dunkelheit, lasst die Flammen der Erleuchtung euer Geleit sein und befreit euch aus eurem kosmischen Kerker. Empfangt das Wissen und die Wahrheit unseres Vaters… Wenn es euch gewährt wird, kommt nahe zu den Flammen und achtet darauf, euch nicht zu verbrennen. Wie man sehen kann befinden sich auf dem „Zeichen“ drei Schlüsselwörter: Dunkelheit, Rebellion, Wissen. “Southern” steht für die HÖLLE und unterstreicht ebenfalls den neuen Stil der Band, welcher Einschläge des südlichen Metal und Rocks hat, den ich schätze.



Das Album wurde, anders wie die Vorgänger, über Candlelight Records veröffentlicht. Seid ihr zufrieden mit deren Arbeit? Hat sich der Wechsel gelohnt?
Es war großartig ein Mitglied der Southern Lord-Familie zu sein und ich habe nach wie vor großen Respekt vor den Typen. Aber schlussendlich konnte ich dort mit meiner Musik nicht weiterkommen. Die Arbeit von Candlelight Records und Southern Lord war gar nicht so unterschiedlich. Ich war eigentlich immer optimistisch und hoffte, dass wir eines Tags mit einem Label Hand in Hand zusammenarbeiten würden, das unsere Botschaft wirklich ernst nähme, letzten Endes wachte ich jedoch auf… Wir hatten unsere Hochs und Tiefs mit Candlelight, aber lass uns ehrlich sein, es geht nichts über ein perfektes Verhältnis, wie unter Menschen, und im Endeffekt brauchst du nur deinen Scheiß zusammenzusetzen und Kompromisse einzugehen, wenn es funktionieren soll. Bei dem Gedanken an die vielen überfreundlichen Bands, die bloß in ihren Träumen leben und sich nicht darum scheren, was kommt, wird mir übel. Nunja, lass mich dir etwas verraten, ich habe die harte Tour kennengelernt und wir sind niemanden etwas schuldig. Candlelight Records war jedenfalls bislang unser bestes Label überhaupt, deshalb glaube ich, dass wir eine Weile lang weiter mit ihnen arbeiten werden.


Musikalisch grenzt die Platte an eure Vorgänger an und dennoch ist das Werk ein bisschen reifer. Ihr versucht euch also musikalisch weiterzuentwickeln?
Na gut, ich denke, dass wir wahrlich einen maßgebenden und ernst zu nehmenden Status erreicht haben, dennoch sind wir mit unserer Musik den Fans gegenüber respektvoll und aufrichtig. Ich meine, okay, es gibt ein paar Typen, die mir das Gegenteil beweisen würden, aber ehrlich gesagt habe ich nicht das Gefühl, dass wir uns derartig „ändern„ könnten, egal auf welche Weise. Wir machen keinen “Mainstream” nur für ein paar Kröten mehr und um die Wahrheit zu sagen sind wir ganz froh nach Hause zu kommen, ohne Kohle verloren zu haben. Wir möchten einfach nur weiter wachsen und reifer werden, als zuvor… einfach nur das tun, was wir wollen, und das RICHTIG. Wenn ich am Ende eines Tages in den Spiegel blicke, sehe ich da weder Schuld noch Scham, sondern nur Entschlossenheit und Aufrichtigkeit. Und genau so möchte ich das auch machen, egal ob mir mein Weg dabei erschwert wird oder wie hart die Puppen des Demiurg kämpfen, GLORIOR BELLI wird stehen, wie ein Fels in der Brandung. Mit dieser Platte haben wir ein weiteres Mal bewiesen, dass wir alle Mittel in unseren Händen halten, um etwas aufrichtiges und einzigartiges zu kreieren, und so etwas nenne ich „weiterentwickeln„.

Was habt ihr so für die Zukunft geplant?
Ich denke mal, dass wir mit ein paar Gigs unser neues Album ein wenig promoten, und dann fahren wir mit dem nächsten Schritt fort. Ich persönlich werde mich ein paar Projekten zuwidmen, unter anderem einem eigenen namens „11 As In Adversaries“, und das sollte mir erst einmal frischen Wind bescheren, bevor die Arbeit mit GLORIOR BELLI weitergeht.


Mal zu eurem Bandnamen: „Glorior Belli“ - „Ich rühme mich des Krieges“. Steckt hinter diesem Namen ein gewisses Konzept, dass sich durch all eure Texte durchzieht?
Wir haben den Namen GLORIOR BELLI für Band aus einem Grund ausgewählt, es ist lateinisch für “Sich selbst zu Zeiten des Krieges rühmen”. Das bedeutet, dass immer jemand um zu überleben und selbst weiterzukommen kämpfen muss. Das Leben ist ein Kampf, und diese Schlampe kennt keine Gnade. Das geht Hand in Hand mit unserer Musik: jedes neue Album ist eine Konfrontation mit mir selbst. Inzwischen glaube ich, dass es unterschiedliche Wege gibt etwas andersartiges zu machen, dennoch peppen wir unsere Musik nicht mit irgendwelchem Technobeat-Bullshit auf oder machen das, wozu die heutige Generation, die glaubt Satan fände man auf der Tanzfläche, noch neigt. Wir lassen uns nun von guter alter Musik inspirieren, die sowohl aufrichtig wie zeitlos ist.


Spiegeln sich eure Ansichten in euren Texten wider oder ist das ganze eher konzeptionell gehalten?
Natürlich spiegeln die Texte meine Gedanken und Erfahrungen wider. Obgleich jedes Album auf einem unterschiedlichen Konzept basiert, gibt es da ein immer wiederkehrendes bestehendes Thema, für welches unsere Herzen mit Luzifers Macht brennen. Ich agiere hierbei oft als Erzähler aus der Ich-Perspektive , z.B. „Many hours float darkly by and my soul as it shall forceful be you fires guide to light and thee“, „In every grief-stricken blues, I feel the woe of that old scene, when lying dead under their feet, I cheered out loud at my new Self!“. Wie du also siehst gibt es da ein gutes Gegengewicht zwischen dem erwählten Konzept und meinen eigenen Gedanken.

Welche Bedeutung hat der Krieg für euch? Also für GLORIOR BELLI und für euch selbst.
Das Wort „Krieg“ hat natürlich mehrere Bedeutungem , doch das ist für mich nur ein attraktiver Gesichtspunkt und GLORIOR BELLI ist der Gedanke an den Kampf gegen den Demiurg, und das beschreibt mit Sicherheit den Bandnamen und meine Philosophie.



Wie hat „wahrer“ Black Metal für euch auszusehen?
Der Black Metal ist eines der letzten Bollwerke, wenn nicht sogar das letzte, für Künstler mit einer aufrichtigen und ergebenen Art um ihre Gedanken und Motivation auszudrücken. Es ist einfach nur „traurig“, dass immer mehr Bands heutzutage dazu tendieren sich selbst mit bereits existierenden Formeln und kleinen Spielereien, die nach tausendmaliger Benutzung an Anziehungskraft verlieren, zufriedenzugeben. Manche werden GLORIOR BELLI mögen, manche nicht, aber das ist mir egal, seit dem wir etwas aufrichtiges und ehrliches machen, etwas, das wir mögen. So hat Black Metal für mich auszusehen, scheiß auf den Standard-Kram!


Wenn man sich die Black Metal-Szene bei euch in Frankreich ansieht, stellt man fest, dass auch dort Facettenreichtum herrscht. Wie steht ihr als eher traditionelle Kombo Bands, wie zB. SPEKTR oder ALCEST gegenüber, die Black Metal musikalisch ganz anders definieren?
Unser letztes Album hat bewiesen, dass wir längst keine „traditionelle“ Band mehr sind, dennoch bezeichnen viele Leute GLORIOR BELLI als Raw Black Metal, obwohl man letztendlich so was nicht in unserer Musik finden kann. Ich kann nicht für die Bands sprechen, die du erwähnt hast, aber sofern die gesamte französische Szene erwähnenswert ist sehe ich große Individuen mit unterschiedlichen Konzepten, aber diese sind hungrig und stark genug auch einen guten Status außerhalb Frankreichs zu erreichen. Ich kann mich nur wiederholen, es ist echt interessant wenn manche Leute etwas anderes und persönliches ausprobieren, deshalb werde ich solche Bands nicht verspotten, solange sie das aud eine schlaue Art und Weise machen.


Seht ihr große Unterschiede im Gegensatz zu anderen Ländern, zB. zur Szene in Deutschland?
Die Bands aus Frankreich sind dafür bekannt etwas originelles und spezielles zu Tage zu fördern, soviel kann ich sagen, dennoch könnte ich dutzende Bands aus anderen Ländern nennen, die genauso imposant sind z.B. CODE, SECRETS OF THE MOON, NACHTMYSTIUM und so weiter. Im Endeffekt ist es scheißegal, wo man her kommt, letztendlich interessiert mich das nicht.

Noch kurz vor Schluss zwei Fragen unserer werten Leserschaft:

Warum ist die Tour im letzten September mit IMPIETY und SPEARHEAD nach ein paar Tagen abgebrochen worden? War wirklich einer der Musiker krank oder hatte man die Schnauze von den anderen Bands nach den paar Tagen voll, sie haben sich dann ja noch so einige Sachen auf der Tour geleistet.

Der einzige Grund, warum wir an dieser Tour nicht mehr teilgenommen haben war, weil ich kurz vor der Abreise echt krank wurde, nahe einer Herzattacke, kein Scherz, und unter diesen Umständen wäre ein Aufbruch zu gefährlich gewesen. Vermutlich hätte ich mich erst nach Monaten mit Sport und vegetarischem Essen wieder erholt, bislang kann ich nicht behaupten, dass ich solch eine äußerst stressige und anstrengende Tournee machen könnte.

Sind in absehbarer Zeit Konzerte in Deutschland geplant?
Jawohl, wir spielen einen exklusiven Gig am Freitag, den 7. August, auf dem Party.San (… der ja nun abgesagt wurde - Anm. d. Red.). Sonst kann ich bislang keinen Termin nennen, diese sollten aber demnächst folgen...

Wunderbar, ich danke euch für eure Antworten und die investierte Zeit! Die letzten Worte gebühren euch!
Zum ersten Mal seit vielen Jahren möchten wir unseren gewidmeten Fans danken, und dieses Album ist unsere Art die ehrenhaften Meister dieser dunklen Künste zu ehren. Mörder des alten Glaubens, empfanget eure Erleuchtung. Kinder der Dunkelheit „Meet us at the Southern Sign“!
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