Wie man Eltern zum Metal kriegt


Interview mit Killswitch Engage
Metalcore aus USA - Boston
Die "Taste Of Chaos" Tour, mit IN FLAMES als Headliner und KILLSWITCH ENGAGE als Co-Headliner, stand bevor. Für Deutschland und das Choas bedeutete dies Berlin, Wiesbaden, München und Köln. An ihrem letztem Deutschland Konzert stand mir KILLSWITCH ENGAGE Rhythmus-Gittarist Joel Stroetzel für eine halbe Stunde zur Verfügung. Wenn ihr schon immer wissen wolltet, wie es mit IN FLAMES auf Tour ist, wie man nicht zweimal hintereinander ein gleich klingendes Album veröffentlicht und wie man Eltern zum Metal hören bewegt, dann seid ihr hier genau richtig.

Wie war euer Konzert gestern in München?


Es hat richtig viel Spaß gemacht, es war super! Es war bisher die größte Deutschland Show dieser Tour, wirklich großartig. Ihr gebt ein tolles Publikum ab.

In anderen Interviews wurde mir nahegelegt, dass es einen Unterschied zwischen einem Konzert gibt, das am Wochenende stattfindet und solchen, die in der Woche stattfinden. Wie siehst du das?

Also ich denke schon, dass die Leute am Wochenende mehr abgehen können. Die gönnen sich dann ein paar Drinks mehr und werden dann lauter.

Ihr tourt ja mit IN FLAMES, die ja momentan richtig angesagt sind. Wie ist euer Verhältnis zu den Jungs und auch zu den anderen Bands?

Unser Verhältnis zu IN FLAMES war immer schon sehr gut gewesen, die Jungs haben uns alle immer großartig behandelt. Unsere erste richtige Tour haben wir ja auch mit dieser Band abgehalten und wir kennen uns schon fast 10 Jahre. Sie sind einige unserer besten Freunde, die großartige Musik machen und eine unglaublich starke Live-Präsenz haben. Hast du die Jungs schon mal in Aktion erlebt?

Nein, das heute ist das erste mal, dass ich sie live sehe.

Die Shows sind unglaublich. Nach den Auftritten sitzen wir manchmal alle zusammen und trinken noch was; das ist immer eine sehr lustige Runde.

Könnt ihr noch was voneinander lernen?

Haha, interessante Frage. Heute vielleicht nicht mehr so wie früher, da waren sie wirklich wie ein Mentor für uns, weißt du? Sie haben uns von Anfang an begleitet und haben deshalb eine ganz besondere Bedeutung für uns. Ohne sie wären wir heute nicht dort, wo wir jetzt sind.

Wie sieht so ein typischer Tag für dich auf der Tour aus?

Oh, das unterscheidet sich echt von Stadt zu Stadt. Manchmal kommen wir nur an, schleppen unsere Sachen rein, machen den Soundcheck, essen was und dann beginnt unser Auftritt. Vorher trinken wir natürlich noch was. So ist es leider meistens. Heute aber zum Beispiel hatte ich genügend Zeit mir ein paar Filme reinzuziehen.

Besichtigt ihr auch manchmal die Städte, in denen du spielst, wenn du Zeit dazu hast?

Ja, wir versuchen es. Oftmals gelingt uns das seltener, als uns lieb wäre. Also ich persönlich mache so etwas immer sehr gerne, weil ich es mag ein wenig von der Atmosphäre in den Städten aufzunehmen. Ich finde es interessant die Sitten aus anderen Ländern oder die Lebensweise auszukundschaften. Deswegen ist es natürlich sehr schade, dass dazu oftmals nicht die Zeit bleibt.

Wer ist der „Mastermind“ hinter KSE? Ich meine Adam [Dutzkiewcz – Anm. d. Red.] ist ja auch als Produzent tätig und kommt dadurch viel in Kontakt mit Metalcore Bands und hat wohl auch sehr viele Einflüsse.


Also wenn ich mich auf einen festlegen müsste, dann wäre es auf jeden Fall Adam. Obwohl wir alle unsere Songs zusammen schrieben, war Adam schon immer derjenige gewesen, der sich um alles gekümmert hat und Dinge arrangiert hat. Er hat immer einen gewissen Einfluss auf unsere Songs gehabt, die man, wie ich finde, auch raushört. Wir in der Band nennen das den „polish accent“ (lacht). Durch seine Studioarbeit kann er ungeheuer gut abschätzen, wie bestimmt Dinge bei dem Zuhörer ankommen. Also wenn du es so willst, ist er der Mastermind hinter KSE.

Was wolltet ihr im Vergleich zu „As Daylight Dies“ ändern?

In erster Linie wollten wir ein anders klingendes Album machen, das war unser größtes Bestreben. An alles andere haben wir nicht wirklich gedacht, wir haben einfach angefangen Songs zu schreiben und die sprudelten dann einfach so aus uns heraus. Howard kam irgendwann an und meinte „Ich wollte schon lange mal melodiöseres Zeug machen, vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.“. Und so kam es dann, wir waren uns auch einig, dass wir mal einen anderen Produzenten auswählen wollten. Als Gesamtpaket hatten wir durch diese Umstände dann eine tatsächlich anders klingende Platte als „As Daylight Dies“. Das war alles, was wir wollten.
Ich würde sogar sagen, dass sich bei uns instrumental gar nichts seit dem letzten Album geändert hat, aber die Gesamtwirkung ist eine gänzlich andere.

Was haben die Kritiker und die Fans zu dem Album gesagt?

Die Meinungen gingen auseinander. Manche Fans waren der Ansicht, dass es krass anders war als unsere letzte Platte, und das enttäuschte sie. Andere waren der Meinung es wäre super, wie wir uns weiterentwickeln würden. Ich denke auch, dass Entwicklung ein ganz wichtiger Punkt ist. Und da haben wir, meines Erachtens, unsere Hausaufgaben gemacht.

Seit der Gründung von KSE bist du nun dabei. Jetzt hört man sich euer erstes Album und dann im Vergleich dazu euer letztes Album an. Sie tragen beide denselben Titel, doch könnten unterschiedlicher fast gar nicht sein. Wie würdest du die Entwicklung, die die Band durchgemacht hat, beschreiben?

Oh, da haben viele Dinge eine Rolle gespielt. Vor zehn Jahren, als wir unser erstes Album rausbrachten, waren wir deutlich jünger. Unsere Musik war deutlich stärker von Hardcore geprägt, als sie heute ist, obwohl wir alle gerne Hardcore hören. Wir sind zu einem viel melodiöseren Klang gelangt. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass die Geschmäcker der Leute sich immer der Zeit anpassen. Damals war es brutaler und roher, heute ist es wieder eher melodiös.
Die Line-Up Wechsel spielen natürlich noch zusätzlich mit rein: Justin an den Drums, Howard singt, Adam an der Gitarre anstatt am Schlagzeug. Die Art und Weise, wie wir unsere Songs geschrieben haben, war eine gänzlich andere.

Was magst du an Deutschland?


Bier, haha. Ich mag deutsches Bier, deutsches Essen ist auch hervorragend, Konzerte hier zu zocken macht auch immer einen großen Spaß. Die Fans sind immer gut drauf – es ist echt schön hier.

Was hat dich dazu bewegt mit dem Gitarre spielen anzufangen?

Oh, Mann. Wann habe ich nochmal damit angefangen? Mh, ich muss so 7 oder 8 gewesen sein. Ich klimperte ein wenig rum und als ich älter wurde, so 12 oder 13, entwickelte ich so langsam meinen eigenen Stil. Ich wurde beeinflusst von Bands wie METALLICA und GUNS 'N' ROSES, den ganzen 80er Rockstars und dem frühen Thrash-Stuff.
Als ich einmal rausgefunden hatte, wie man ein paar Songs nachspielt, gab es für mich kein Halten mehr. Meine Eltern konnten sich damit am Anfang gar nicht anfreunden...(Lacht).

Was für Vorbilder hast du?

Viel zu viele. Zakk Wylde zum Beispiel. Ein großartiger Gitarrist. Wir als Band haben auch Einflüsse, offensichtlicherweise Bands wie IN FLAMES, SOILWORK, ARCH ENEMY, ein bisschen New-York-Hardcore.

Wie beeinflusst die Musik, die du spielst, deinen Lifestyle?

Es ist sehr hart für mich, mein Zuhause für lange Zeit zu verlassen, ich vermisse das normale Leben, meine Freunde und meine Familie. Es ist schwierig einen Urlaub oder dergleichen zu planen, das lässt das Musik-Business nicht so einfach zu, weißt du?

Was sagt deine Familie eigentlich dazu, dass du eine relativ extreme Art von Musik spielst? Unterstützen sie dich?

Hehe, gute Frage. Sie haben es am Anfang überhaupt nicht gemocht, aber mit der Zeit habe ich sie, glaube ich, weich bekommen (lacht). Ich habe immer zu Hause bei meinen Eltern geübt, und eines Tages kam meine Mutter rein und sagte „Hey Joey, I kinda like that song!“. Und seit diesem Augenblick wusste ich, dass ich sie auf meiner Seite hatte. Und heutzutage hört sie auch gerne mal Metal, so was wie die alten METALLICA oder SLAYER (lacht). Sie ist schon cool drauf.

Was war das beste Konzert, das du jemals gegeben hast?


Das aufregendste war auf jeden Fall das erste mal Download-Festival. Aber das geilste Konzert war glaube ich hier in Deutschland, das Wacken-Festival. Die Fans waren einfach unglaublich, völlig verrückt. Viele Konzerte waren schön, aber nichts im Vergleich zu diesem einen Konzert.

Was war das beste Konzert, das du aus der Zuschauerperspektive verfolgen durftest?

Schwierig zu sagen. Wahrscheinlich PRINCE (lacht). Er ist unglaublich, ich bin ein riesiger Fan von ihm.

Hörst du in deiner Freizeit viel Musik? Etwas, außer Metal?

For sure, man. Ich höre viel Singer-Songwriter-Stuff. Blues-Guitar und E-Rock kommt auch noch dazu. Aber eigentlich ein bisschen von jedem, ich bin ein Fan von Musik generell. Allerdings kann ich gar nichts mit HipHop anfangen und Country ist auch nicht meins. Aber ansonsten...

Ich gebe dir nun immer zwei Dinge zur Auswahl. Du entscheidest dich für eins und kannst einen Kommentar hinzufügen, wenn du möchtest.

Okay.

SLAYER vs. METALLICA

Schwierig, aber ich hatte das Zeug von METALLICA zuerst zu hören bekommen und nehme deshalb sie. Ich habe gelernt, Gitarre zu spielen, indem ich METALLICA-Riffs nachspielte. Sie haben eine große Bedeutung für mich. Nichts gegen SLAYER.

AS I LAY DYING vs. ALL THAT REMAINS

Uuuh. Das ist schwierig. Ich mag beide. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ALL THAT REMAINS nehmen, weil sie aus derselben Stadt wie wir kommen. Aber AS I LAY DYING sind einige unserer besten Freunde und wir verstehen uns blendend mit den Jungs. Sie sind schon schwer in Ordnung.

AC/DC vs. MOTÖRHEAD?

Ich bin so ein AC/DC-Typ. Ich mag MOTÖRHEAD auch, aber AC/DC sind cooler.

TRIVIUM vs. AMON AMARTH?

Mh...Ich glaube, ich würde AMON AMARTH gegenüber den meisten der heutigen Band bevorzugen. Ich liebe die Jungs. Nichtsdestotrotz mag ich auch TRIVIUM.

IRON MAIDEN vs. JUDAS PRIEST?

MAIDEN. Ich liebe PRIEST, aber MAIDEN gibt mir irgendwie mehr.

Death Metal vs. Hardcore

Wahrscheinlich Death Metal.

Fans: Amerikaner vs. Europäer

Schwierig zu sagen. Die Shows sind sehr ähnlich, aber Europäer sind verrückter, ich entscheide mich für sie. Das soll nicht heißen, dass die Amerikaner nicht gute Fans sein können, ganz im Gegenteil, sie sind „awesome“.

Bier: Amerikanisches vs. Europäisches?

Was für eine Frage! Natürlich europäisches!

Wenn du mit drei anderen Band deine Wahl auf Tour gehen könntest, welche wäre das?

METALLICA in erster Linie. FAITH NO MORE. Auf die Dritte würde ich mich nicht festlegen wollen. Vielleicht PRINCE, ich würde gerne mal mit ihm abseits der Bühne ein paar Worte plaudern.

Vielen Danke für das tolle Interview, die letzten Worte gebühren dir.

Danke an alle Leute, die uns unterstützen und sich unser neues Album zugelegt haben. Kommt weiter zu unseren Shows und verbringt einen netten Abend mit uns.
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