Dank Scherzanrufen zum Bandnamen


Interview mit Charred Walls Of The Damned
Heavy Metal aus USA - Long Island, New York
Vor kurzem ist das selbstbetitelte Debüt von CHARRED WALLS OF THE DAMNED erschienen, das glücklicherweise nicht nur wegen der vier namhaften beteiligten Musiker sondern auch wegen der Qualität der Lieder einiges an positiver Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Dementsprechend gerne und ausführlich hat Bandleader, Chefkomponist & -texter und überhaupt künstlerisches Allroundtalent Richard Christy einige Fragen zu seiner längeren Abwesenheit von der Metalbühne, der Entstehung der Band & des Albums und seiner Liebe zu Horrorfilmen beantwortet.

Du hast in einigen legendären Bands wie DEATH oder ICED EARTH mitgespielt, dann aber eine längere Auszeit vom Metalgeschäft genommen, um für die Howard Stern Show zu arbeiten. War es einfach so, dass die Show deine ganze Zeit und Aufmerksamkeit erfordert hat, oder hast du schon vorher mit dem Gedanken gespielt, eine Auszeit vom Metal bzw. dem Musikgeschäft zu nehmen?

Die Show braucht definitiv viel von meiner Zeit und Energie. Ich hatte aber nicht geplant, eine Auszeit vom Metal zu nehmen, und habe in der ganzen Zeit jeden Tag Schlagzeug und Gitarre gespielt, weil ich wusste, dass ich eines Tages eine andere Metalband finden würde, für die ich gerne bereit und fähig wäre, ihr meine ganze freie Zeit außerhalb der Arbeit zu widmen. In den letzten fünfeinhalb Jahren sind mir eine Menge Schlagzeugposten in diversen Bands angeboten worden, aber ich habe mich dafür entschieden, dass es für mich das Beste wäre, meine eigene Band zu starten, weil ich es liebe, Musik zu schreiben. Außerdem kann ich so meinen eigenen Zeitplan aufstellen und die Zeit für die Band um meine Arbeitszeit bei der Howard Stern Show herum legen. Seit ich ein kleines Kind war und mich in das Schlagzeug spielen verliebt habe, wusste ich, dass ich immer Metal spielen würde. Als ich dann ein Teil der Howard Stern Show wurde, war ich mir sicher, dass ich eines Tages eine andere Band finden würde. Jetzt bin ich aufgeregt, dass ich zurück auf die Bühne kann, und es fühlt sich großartig an, ein Album mit meiner eigenen Musik da draußen zu haben.

Wie fühlt es sich denn an, wieder die ganze Aufmerksamkeit der Metalszene zu haben?

Es fühlt sich fantastisch an! Der Heavy Metal ist wie eine Familie, und jeder ist immer sehr einladend. Während der letzten fünfeinhalb Jahre, die ich in New York gelebt habe, bin ich die ganze Zeit zu Metalkonzerten gegangen, und jedes Mal, wenn ich meine Freunde auf der Bühne gesehen habe, wollte ich auf die Bühne steigen und mitspielen. Eine Menge Fans haben mir in den letzten Jahren Mails geschrieben und gefragt, wann ich wieder in einer Band Schlagzeug spiele, und jetzt ist es aufregend, jedem erzählen zu können, dass ich wieder in einer Band bin und dort die Felle gerbe. Heavy Metal hat mir so viel Freude bereitet, seit ich zehn Jahre alt war und zum ersten Mal IRON MAIDEN, VAN HALEN und TWISTED SISTER entdeckt habe. Jetzt bin ich so froh, dass ich die Möglichkeit habe, anderen Heavy Metal Fans mit der von mir geschriebenen Musik Spaß zu bereiten.

Du hast die ganze Musik für „Charred Walls Of The Damned“ geschrieben und, soweit ich weiß, auch die Texte. Wie fühlt es sich an, alle Zügel einer Band selbst in der Hand zu halten – auch im Vergleich zu deinen früheren Bandengagements?

Es fühlt sich großartig an, ist aber auch eine Menge Arbeit und sehr herausfordernd, besonders das Texte schreiben. Ich habe schon einmal Texte geschrieben, in meiner Band BURNING INSIDE, aber ich habe vorher noch nie alle Texte für ein ganzes Album geschrieben. Das ist wirklich hart! Es ist so schwierig, etwas zu schreiben, dass dir UND anderen eine Menge bedeutet, zur Musik passt und sich dann noch lyrisch gut anhört. Das war wahrscheinlich der herausforderndste Teil beim Schreiben des Albums. Allerdings wurde das Texte schreiben einfacher nach den ersten paar Liedern, weil ich einfach über Sachen geschrieben habe, zu denen ich eine unmittelbare Beziehung habe, wie meine Flugangst, von der „Fear In The Sky“ handelt. Als ich damit angefangen habe, bin ich in einen viel besseren Fluss gekommen und das Schreiben wurde einfacher. Eine Menge meiner Zeit geht natürlich drauf für die Promotion dieses Albums, die geschäftlichen Belange der Band und ebenso schon für das Schreiben der Musik unseres nächsten Albums, aber ich liebe es und es ist eine Passion von mir, also fühlt es sich nicht wirklich wie Arbeit an. Es ist eine Menge Arbeit, aber es macht mich sehr glücklich.
Im Studio hab ich eine Menge Zeit verbracht, um an den Parts von Gitarren, Bass und Gesang zu arbeiten und allem, was mit dem Aufnehmen zusammenhängt, statt nur eben für die Schlagzeugaufnahmen da zu sein. Ich war also komplett an allem beteiligt, was mit dem Album zu tun hat, statt nur für ein paar Tage im Studio zu sein wie bei den anderen Bands, wo ich war.

Alle Reviews zu dem Album, die ich gelesen habe, bewerten es als sehr gut oder loben es noch mehr, aber es gibt einen Kritikpunkt, der fast immer angesprochen wird: die vergleichsweise kurze Spielzeit des Albums. Was sagst du dazu?

Als ich das Album geschrieben habe, im Demostadium als ich alle Instrumente gespielt habe, war es 15 Minuten länger. Als ich dann mit Jason Suecof (git.) zusammen in den Audiohammer Studios die Vorproduktion gemacht habe, haben wir die meisten Lieder umgeschrieben und gestrafft, haben Teile rausgenommen, bei denen Jason es für notwendig hielt, einige der Tempi erhöht und allgemein dafür gesorgt, dass die Lieder viel besser fließen und einen größeren Eindruck hinterlassen. Ich finde, dass die Songs jetzt die perfekte Länge haben und das Album von vorne bis hinten durchgängig aufregend und unterhaltsam ist. Für das nächste Album werde ich vermutlich mehr Lieder schreiben, so dass wir nach dem Runtertrimmen in der Vorproduktion immer noch ein 50-minütiges Album haben, obwohl das alles auch davon abhängt, wie der Fluss des Albums wird. Manchmal ist der Fluss eines Albums spitze, wenn es lang ist, und manchmal besser wenn es kürzer ist. Ich denke unser Debüt hat die perfekte Länge für seinen Fluss, und hoffentlich lässt es die Leute nach mehr verlangen. Das wäre gut, weil sie sich dann darauf freuen werden, das nächste Album zu hören.

Du hast mit jedem der anderen Bandmitglieder bereits zuvor gespielt bzw. bist mit Jason schon länger befreundet. Ich nehme also an, du wusstest vom ersten Augenblick, wen du für die Band wolltest?

Ja, alle in der Band waren meine erste Wahl. Jason kenne ich seit 1999, Steve seit 1997 und Tim seit 2003. Wir sind alle sehr gute Freunde und ich wusste, dass die Arbeit im Studio reibungslos laufen würde und jeder sehr entspannt wäre, bereit dazu Spaß zu haben und ein tolles Metal Album zu machen. Es ist mir sehr wichtig, bei allem, was ich tue, Spaß zu haben, und ich wusste, dass es mit diesen Jungs eine Menge Spaß werden würde im Studio, ohne dass wir uns stressen lassen.

Haben die anderen auch kreativen Einfluss auf das Album gehabt, wenn sie zum Beispiel das Gefühlt hatten, dass man einzelne Parts verbessern kann?

Ja, absolut. Als wir ins Studio gegangen sind, hab ich den Jungs gesagt, dass, obwohl die Musik schon von mir geschrieben war, es immer noch verbessert werden könnte und ich die Meinung von jedem von ihnen hören möchte. Jason hat eine Menge kreativen Einfluss auf das Album gehabt. Wir schreiben jetzt seit 10 Jahren zusammen Musik, arbeiten sehr gut zusammen und ich respektiere seine Songwritingkünste wirklich. Wir beide haben zwei Tage Vorproduktion in das Album gesteckt, bevor wir mit den Aufnahmen begonnen haben, und Jason hatte einige tolle Ideen, wie man das beste aus den Liedern herausholen könnte. Außerdem ist Jason ein viel besserer Gitarrist als ich, also hat er meine Riffs genommen und sie viel besser gemacht. Sie hören sich unglaublich an. Zu Steve (DiGiorgio, bs.) habe ich einfach gesagt, er soll am Bass ganz frei sein Ding durchziehen, weil er ein Genie am Bass ist. Das Gleiche gilt für Tim („Ripper“ Owens, voc.). Ich habe ihm freie Hand gelassen. Ich wollte eine Menge Screams und ähnliches haben, aber genauso seine Ideen hören. Die Lieder sind vom Demostadium bis zum tatsächlichen Album so enorm viel besser geworden, und das liegt an dem Input und den musikalischen Fähigkeiten von Jason, Tim und Steve.

Ich habe gelesen, dass der Bandname seine Wurzel in Scherzanrufen bei einem christlichen Radiosender hat. Kannst du das etwas ausführlicher beleuchten?

Ich habe etwa zwei Monate nach einem guten Bandnamen gesucht, und es wurde langsam ziemlich frustrierend. Es schien so, als ob jeder gute Bandname bereits vergeben wäre. Ich habe eine Liste von ungefähr 100 möglichen Bandnamen zusammengestellt, und alle waren bereits vergeben oder haben sich einfach nicht cool genug angehört. Ich hab sogar auf einer Karte nach coolen Städtenamen gesucht, aber alle, die gut klangen, waren bereits vergeben! Eines Tages schließlich habe ich bei der Arbeit für die Howard Stern Show zusammen mit meinem Partner Sal Governale Scherzanrufe gemacht – was tatsächlich zu den Dingen gehört, für die wir bezahlt werden. - und wir sind über den Namen CHARRED WALLS OF THE DAMNED gestolpert! Wir haben einen christlichen Radiosender aus dem Süden der USA am Telefon veralbert und der sehr religiöse Moderator ist tierisch wütend geworden. Er hat dann gesagt, wir würden zur Hölle fahren, weil wir Scherzanrufe machen, und wir würden mit unseren Nägeln an den verkohlten Wänden der Verdammten (eine leicht holprige Übersetzung des Bandnamens ) kratzen, wenn wir Jesus nicht annähmen und mit den Scherzanrufen aufhörten. Sal und ich haben uns angeschaut und beide gesagt: „Das ist ein großartiger Bandname!“ Ich habe dann sofort im Internet nachgeschaut, und zum Glück hatte es noch niemand als Bandnamen benutzt!

Wie sieht deine Zukunftsplanung für die Band aus? Sind CHARRED WALLS OF THE DAMNED eher ein Projekt oder hast du vor, zu touren und noch mehr Album aufzunehmen?

Ich plane, noch lange Zeit mit dieser Band dabei zu sein. Im Sommer werden wir live auftreten, ich bin gerade im Kontakt mit einigen Booking Agents für ein paar Shows, und hoffentlich werden wir auf einigen europäischen Festivals spielen. Ich war seit 2002 nicht mehr in Europa, und ich freue mich so darauf zurückzukommen und diese Lieder für die großartigen europäischen Metalfans zu spielen! Für das nächste Album habe ich bereits sechs Lieder geschrieben, die unglaublich sind. Ich hoffe, dass wir es schon Ende des Jahres wieder ins Studio schaffen, um unser zweites Album aufzunehmen.

Du bist als großer Horrorfilmfan bekannt, also würde ich gerne von dir wissen, welche deine fünf liebsten Horrorfilme sind und warum?

5. Creepshow (ein Episodenfilm nach Stephen King Geschichten von 1982, mit dem etwas kruden deutschen Titel „Die unheimlich verrückte Geisterstunde“) - Die „The Crate“ Episode ist so gruselig und ich liebe die Kreatur in dieser Geschichte. Ich mag jede Episode und der Film ist auch ziemlich lustig, zusätzlich zu dem Gruselfaktor. George Romero & Stephen King sind eine großartige Kombination für Horror.

4. John Carpenter's Prince Of Darkness (dt. Titel: „Die Fürsten der Dunkelheit“) - Ich finde die Mischung aus Physik und religiösem Horror so cool und originell. Ich liebe die Filmmusik und außerdem spielt ALICE COOPER mit, was großartig ist!

3. John Carpenter's The Fog (dt. Titel: „The Fog – Nebel des Grauens“) - Musik und Atmosphäre sind perfekt in diesem Film. Tom Atkins ist mein Lieblingsschauspieler und er ist schweinecool in diesem Film. Ich habe mal den Leuchtturm und die Stadt besucht, wo dieser Film in Kalifornien gedreht wurde, und das gehört zu den schönsten Orten, die ich je gesehen habe.

2. John Carpenter's The Thing (dt. Titel: „Das Ding aus einer anderen Welt“) - Die besten Spezialeffekte aller Zeiten. Ich glaube nicht, dass irgendwelche Spezialeffekte jemals besser sein werden als die in The Thing. Die Monster in dem Film sind unfassbar und fantastisch. Kurt Russell ist der ultimative Badass-Charakter und der ganze Look des Films ist wundervoll. Ennio Morricones Soundtrack für den Film ist legendär.

1. John Carpenter's Halloween – Perfekte Musik, perfekte Story, perfektes Schauspielen. Alles perfekt!!! Die Stelle am Ende, als Dr. Loomis realisiert, dass Michael Myers nicht menschlich ist, nachdem er auf ihn geschossen hat und ihn dann hat weggehen sehen, ist mein Lieblingsfilmmoment aller Zeiten. John Carpenter ist ein Genie, nicht nur beim Film sondern auch in der Musik. Halloween ist mein Lieblingssoundtrack überhaupt und John Carpenter vermutlich mein größter musikalischer Einzeleinfluss.

Würdest du der These zustimmen, dass Remakes von großartigen Filmen den Originalen so gut wie nie auch nur das Wasser reichen können?

Ich würde dem insoweit zustimmen, dass Remakes meistens nicht so gut sind, aber manchmal sind sie auch um Längen besser. John Carpenter's The Thing ist meiner Meinung nach sehr viel besser als das Original. Das gleiche gilt für David Cronenberg's The Fly. Den finde ich sehr viel besser als das Original. Wenn Remakes von Filmen aus den 40ern oder 50ern gemacht werden, können die Filme besser werden, wie bei dem Wolfman. Ich habe gerade die neue Fassung gesehen und sie ist fantastisch! Bei Filmen aus den 70ern und 80ern finde ich es schwieriger, weil diese Filme immer noch sehr gut aussehen und meist keine Neufassung brauchen. Ich bin jedoch schon aufgeregt wegen dem Remake von Nightmare on Elm Street, weil das Original einer meiner Lieblingsfilme ist. Ich habe gerade den Trailer der Neufassung gesehen, und der sieht richtig gut aus. Jackie Earle Haley wird ein klasse Freddy sein.

Kommen wir zur letzten Frage: Besteht die Chance, dass du irgendwann all deine Talente und Interessen in einem Projekt vereinst? Also zum Beispiel einen irgendwie auch lustigen Horrorfilm machst, bei dem das Drehbuch von dir stammt, du Regie führst, eine Rolle übernimmst und selbst den Soundtrack komponierst.

Ja, hoffentlich werde ich eines Tages die Zeit finden, all das zu tun! Ich bewundere John Carpenter, weil er in den meisten seiner Filme alles gemacht hat und das auch noch so gut. Seine Filme sind fantastisch, genauso wie die Musik all seiner Filme. Ich würde es lieben, irgendwann die Zeit dafür zu haben, einen Horrorfilm und die Musik dazu zu machen. Das ist definitiv einer meiner Träume, den ich mir eines Tages erfüllen will!

Bild 1 & 3 zeigen Richard Christy, Bild 2 Jason Suecof.
-