Todesblei und das bekannte Problem mit dem "richtigen" Personal


Interview mit Disinfect
Death Metal aus Deutschland - Ludwigsburg
Vor geraumer Zeit haben die Ludwigsburger Death Metaller DISINFECT ihr aktuelles Album "Screams Of Pleasure veröffentlicht und arbeiten sich nun mit dessen Erfolg nach oben. Auch mir hat der Death Metal-Schmaus durchaus gemundet, und so ließ ich es mir nicht nehmen, der Band einige Fragen zu stellen. Gitarrist und Songwriter Chris, sowie Frontmann Martin erwiesen mir die Gunst, die Fragen auch schön zu beantworten. So bekommt die werte Leserschaft nun einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Band DISINFECT:

Hi Jungs! Hoffe, soweit ist alles fit bei euch? Zuallererst einmal ein kleines Dankeschön, dass ich euch im Namen der Bloodchamber ein bisschen mit Fragen löchern darf. Euer aktuelles Werk "Screams of Pleasure" hat ziemlich zu gefallen gewusst. Wie waren die Resonanzen bislang?

Chris: Hi, euch auch ein Dank, dass wir hier die Möglichkeit haben, Neuigkeiten an den Mann und natürlich die Frau zu bringen!
Was wir bis jetzt gehört haben sehr gut! Die CD findet ihre Hörer weltweit, und wir bekommen oft Mails oder Gästebucheinträge von zufriedenen Fans, die mehr wollen. Wir haben auch schon das dritte T-Shirt RITUAL SEXUAL ABUSE mit einem sehr coolen oldschool Motiv zur aktuellen CD draußen.

Die Aufnahme klingt nach einem guten Stück Arbeit. Wie liefen denn die Arbeiten zu der Platte?

Chris: Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen!
Wir haben extrem viel geprobt, waren fast jeden Tag im Proberaum bevor wir ins Studio gegangen sind. Einige Wochen vor den Aufnahmen sind der Gitarrist und Bassist ausgestiegen, was die Sache nicht erleichtert hat. Das Studio ist dadurch in heftige Arbeit ausgeartet. Besonders für mich, da ich fast alles einspielen durfte, zwei Gitarren und die Hälfte des Basses. Die Soli wurden zum Glück von Roger Kirchner (APOPHIS) eingespielt und noch die andere Hälfte der Bass-Spur.
Die Aufnahmen an sich gingen jeden Tag 10 Stunden, und natürlich gab es davor und danach Arbeit.
Die Jungs im Hertz Studio Polen (VADER, DECAPITATED...haben dort u.a. aufgenommen) haben wirklich sehr gute Arbeit geleistet!
Das Dumme war nur, bei so viel Geschufte blieb kaum Zeit sich anderen Leckereien in Polen zu widmen wie dem Bier, Wodka und den Mädels. Aber man fand immer ein kleines Zeitfenster ;)

Erzählt mal ein bisschen was von eurem Songwriting. Wie schafft ihr den für euch perfekten Song?

Chris: An sich ganz „einfach“. Ich schreib die Lieder zu Hause und komme damit in den Proberaum, zeig es den Anderen und dann wird geschaut, wie wir das Lied am Besten spielen, da wir auch nach dem Gesang schauen müssen, um alles perfekt anzupassen. Danach wird die zweite Gitarre in Angriff genommen und wir versuchen noch die ein oder andere passende Idee einzubauen, wie zB. ein Solo...

Zwischen "Screams of Pleasure" und dem davor erschienenen Werk "Beinspender" liegen nun auch stolze acht Jahre. Wie kam es zu so einer langen "Pause" (wenn DISINFECT denn überhaupt auf Eis gelegt war...)?

Chris: Es gab nie Pausen, wir haben weiterhin Konzerte gegeben oder versucht neue Sachen zu schreiben. Das Problem waren eher die ganzen Leute, die immer wieder eingelernt werden mussten. Kaum kommt einer rein, geht der Nächste und so weiter. Durch eine solche Situation kommt man einfach zu nichts, wie z.B. neue Lieder schreiben oder sich auf das Studio vorbereiten.
Ein großes Problem ist auch das Geld. Leute die dabei sind und kein Geld haben oder unsicher sind, ob sie was investieren möchten, dadurch kann man nichts planen. Wir wollten nie eine günstige Möglichkeit und dann ein schlechtes Produkt aufnehmen, mit dem wir und die Fans unzufrieden wären!

Erst kürzlich habt ihr zu eurem Song „Casket Born“ einen Videoclip gedreht, der u.a. auf Youtube zusehen ist. Wie kam euch denn erst mal die Idee einen Clip zu drehen?

Chris: Die Idee bestand schon sehr lange, aber wir hatten bis jetzt kein wirklich gutes Material, es zu verwirklichen und auch nicht die Möglichkeiten. Wir haben vor, bald ein neues Video zu drehen.

Martin: Wie gesagt, die Idee hatten wir schon seit längerem. Dass nun ein Clip zu "Casket Born" entstand, war aber mehr ein Zufall. Es wurde uns ungeplant von einem Kameramann eine live Aufnahme von „Casket Born“ zugespielt, welche sich dafür anbot, etwas daraus zu machen.

Habt ihr diesen Clip aus eigener Hand erschaffen oder hattet ihr professionelle Hilfe?

Martin: Ton und Filmmaterial dazu haben wir selbst geschnitten. Eine Hilfe hatten wir nicht.

Inwieweit steht der Clip zum Inhalt von „Casket Born“?

Martin: Der Text zum Song stand schon lange fest und stammt aus der Feder eines Ex-Mitglieds unser Band. Nun ja… das Thema „Sarggeburt“ weicht sicherlich etwas vom Inhalt des Clips ab, aber spiegelt doch einige Elemente, die textlich erwähnt werden, wieder und ergänzt sich unserer Meinung nach sehr passend. Von meiner Seite aus bot sich eine gut Gelegenheit, den Text mit neuen visuellen Elementen eindrucksvoller an unsere Fans heranzutragen.

Mal eine Frage zu euren Texten: Hauptsächlich drehen diese sich ja um Tod und Gewalt. Ihr beschäftigt euch andererseits aber auch mit Okkultismus. Wie steht ihr zu diesen Themen? Wollt ihr mit euren Texten einfach nur schocken oder verarbeitet ihr eure Gedanken und Ansichten darin?

Chris: Schocken wollten wir (fast) noch nie. Ok das neue Video ist etwas extremer ausgefallen ;)
Man sieht es aber sonst an den CD Covern oder an unseren Texten, dass es nicht wirklich zu krass wird.
Der Tod ist immer um uns und wartet auf jeden von uns, und die Gewalt wird immer ein normalerer Zustand auf diesem Planeten. Kriege, durchgeknallte Jugendliche oder nur die Dinge, die im Fernsehen gezeigt werden, um uns ruhig zu stellen und uns immer mehr zu verdummen, bestehen zu einem großen Anteil aus Gewalt...
Okkultismus hat mich schon seit meiner frühesten Jugend interessiert, und ich kann mit unserem Sänger Dinge besprechen, die er dann in den Texten verarbeiten kann.
Wir wollen, wie du schon erwähntest, unsere Ansichten, die wir über die Welt, das Geschehene, das was kommen könnte, was wir nicht wirklich begreifen und was wir denken, aufschreiben und unters Volk bringen.

Wo seht ihr eine Verbindung zwischen Gewalt und Okkultismus?

Chris: Ich glaube, hier wird was verwechselt...Okkultismus ist kein Satanismus, und selbst da ist Gewalt keine wirklich große Sache. Außer ein paar Vorpubertierende, die Aufmerksamkeit suchen und die denken, sie müssten Meerschweinchen zusammenschlagen...
Okkultismus beschäftigt sich eher mit Dingen die man nicht erklären oder fassen kann, wie zB. Religion, der Glaube an sich, das Unfassbare oder geheime Lehren...

Welche Bedeutung hat Death Metal für euch?

Chris: Für uns ist Death Metal eine Lebenseinstellung und die einzige Musik, die wir wirklich immer anhören können und spielen möchten.

Was gibt euch jeden Tag neue Motivation, Musik zu schaffen?

Chris & Martin: Der Spaß an der Musik ;)

Und wo wir gerade dabei sind: Was können wir in Zukunft von DISINFECT erwarten? Neues Album? Gigs en masse?

Chris: Sehr passende Frage... Einen Tag nach dem Intervieweingang ist unser Schlagzeuger ausgestiegen, wir suchen also nun auf dem Weg hier auch gleich nach einem passenden neuen Mann hinterm Schlagzeug.
Zu erwarten ist auf jeden Fall ein neues Album, wir arbeiten an neuen Liedern, einige sind auch schon fertig. Anfragen stehen schon aus einigen Ländern (zB Österreich, Kroatien, Frankreich) für den Herbst

Eine Prognose: Wie wird für euch die Musik allgemein, der Death Metal und die Band DISINFECT im Jahre 2020 aussehen?

Chris: Extreme Musik erfreut sich gerade immer größerem Interesse, aber das könnte auch an der ganzen Situation auf dem Weltmarkt liegen. Es geht ja vieles Drunter und Drüber und die Leute suchen ein Ventil es rauszulassen, aber ich hoffe, dass dennoch die Leute auch danach bei der Musik bleiben. Sind ja noch gut 10 Jahre, in denen viel geschehen kann und auch wird.
Ich denke, dass wir bis dahin einige Alben auf den Markt gebracht haben, Konzerte und Festivals gespielt haben und viele neue Fans hinzu gewonnen haben.

Dann danke ich nochmals für eure Mühen und überlasse die letzten Zeilen euch!

Chris & Martin: Danke für das Interview!
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