Oldschool Death Metal für Futter und Bier


Interview mit Obscure Infinity
Death Metal aus Deutschland - Westerwald
Im Jahre 2008 erschien der Erstling “Into The Depths Of Infinity” und hat in der Death Metal Szene schon guten Anklang gefunden. Auch in der Bloodchamber hat es die EP auf gute acht Punkte geschafft. Ein Interview sollte damals schon stattfinden, aber ein gewisser Walzenstein hatte so einige Probleme privater Natur und somit ist es zu einer Befragung nicht gekommen.
Nun, fast zwei Jahre später, hat es dann endlich geklappt. Grund dafür ist das großartige Album “Dawn Of Winter”, das selbst jemanden wie Götz Kühnemund beeindruckt hat. Das Album ist so oldschool, dass man sich regelrecht in die Zeit Ende 80er/Anfang 90er zurückversetzt fühlt. Dabei verstehen es OBSCURE INFINITY, sämtliche Einflüsse dieser Zeit verschmelzen zu lassen ohne dabei die Authentizität zu verlieren. Ein wirklich geiles Album, das natürlich einige Fragen aufwirft. Gitarrist und Kollege Stefan stand dann natürlich auch gleich bereit, um die Antworten zu geben.

Hallo Stefan! So, nun hat’s endlich mal mit dem Interview geklappt. “Dawn Of Winter” ist ja schon eine Weile im Umlauf. Darum erstmal eine obligatorische Frage.
Wie waren die Reaktionen auf das, aus meiner Sicht, großartige Album? Gab es überhaupt schlechte Kritiken?


Hallo Martin! Ja, es freut mich, dass du dir die Zeit nimmst für ein kleines Interview mit uns! Vielen Dank für deine lobenden Worte bezüglich unseres Albums. Bisher waren die Reaktionen auf das Album ziemlich positiv. Ehrlich gesagt sind die Reaktionen sogar viel besser, als wir es eigentlich erwartet haben. Schließlich spielen wir ja nicht unbedingt eine trendige Form des Death Metals. Umso mehr freuen wir uns natürlich nun darüber, dass das Album einigen Leuten mächtig zu gefallen scheint!

Na, vielleicht kommt es ja gerade so gut an, weil es keine trendige Form des Death Metals ist!?
Eure Musik ist recht simpel gehalten. Und trotzdem oder gerade deshalb klingt Ihr authentisch, da sich Euer Death Metal nicht so steril anhört, wie leider bei vielen Bands heutzutage. Also nehme ich an, dass man von Euch niemals Frickelorgien zu erwarten hat?


Ja, wir stehen nicht auf die moderne Form des Death Metals. Viele der heutigen Bands versuchen, ihre technischen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Es geht nur noch darum, tausend Riffs und Breaks in einen "Song" zu packen. Das hat für mich nicht mehr viel mit Musik und vor allem Death Metal zu tun. Wir schreiben Songs statt Riffansammlungen. Wir versuchen, authentische Musik zu kreieren, die nicht nur hart, sondern auch atmosphärisch klingt. Das war unser Ziel von Anfang an. Echte Musik voller Herzblut ohne Effekthascherei und ohne irgendwelche Trendanbiederungen.

Das ist Euch zu 100% gelungen.
Wie kann man sich bei Euch das Entstehen eines Songs vorstellen? Und ist jedes Mitglied am Schreiben von Musik beteiligt? Schreibt Jules die Texte?


Vielen Dank! Für die Musik von OBSCURE INFINITY bin ich zuständig. Beim Entstehen neuer Songs muss ich alleine sein und auch in der richtigen Stimmung. Ich kreiere die Songs und beim Proben kümmern wir uns um Sachen wie Drumpatterns und so weiter. Auf dem Album hat Jules zu drei Stücken die Texte geschrieben. In Zukunft wird er aber alleine für die Texte zuständig sein. Darüber bin ich sehr froh, denn er ist ein viel besserer Texteverfasser als ich.

Von Euerm Demo „Into The Depths Of Infinity“ zum Album „Dawn Of Winter“ ist eine qualitative Weiterentwicklung nicht zu verleugnen. Dafür, dass OBSCURE INFINITY sich erst 2007 gegründet haben, könnt Ihr eine Qualität aufweisen, die Bands nicht hervorbringen, die schon -zig Jahre miteinander zocken. Habt Ihr Erfahrungen durch andere/frühere Bands? Ich kann mir nicht vorstellen, dass OBSCURE INFINITY Euch sozusagen entjungfert hat.

Ja, wir hören von vielen Seiten, dass zwischen unserem Demo und dem Album ein gewaltiger Schritt liegt. Auch wir hatten das Gefühl, dass die Songs auf dem Album schlüssiger klingen und auch eher zünden. Dennoch ist "Maniac Destroyer" vom Demo immernoch der Schluss- und hoffentlich auch Höhepunkt unserer Liveshows. Jules und Kalle haben vorher in verschiedenen Bands gezockt. Oli und Jules spielen zudem auch bei Weird Fate mit. Ich habe vor OBSCURE INFINITY keine nennenswerten Banderfahrungen gesammelt. Ja, eigentlich ist diese Band meine erste richtige Band...und hoffentlich auch die einzige.

Im Gegensatz zu „Into The Depths Of Infinity“ habt Ihr die Blasts deutlich zurückgeschraubt. Wie kommt das? Woher der Sinneswandel?

Ich glaube, das war keine wirklich bewusste Entscheidung. Bei den Proben entscheiden wir, welche Schlagzeugarrangements am Besten zu den Riffs passen. Und diesmal kamen halt nur bestimmte Passagen für Blastbeats in Frage. Ich bin auch gar nicht so ein großer Fan von Blastbeats. Zu manchen Sachen passen sie, aber ich hasse Bands, deren Musik ein einziger Blastbeat ist. Ist halt Geschmackssache.

Gerade auf „Dawn Of Winter“ kann man Einflüsse heraushören, ohne dass sie geklaut wirken. Ich rede von den guten alten Death Metal Bands, mit denen man quasi aufgewachsen ist. Mir fallen da AUTOPSY, ASPHYX, UNLEASHED, CARNAGE oder GORGUTS spontan ein. Ihr habt ja wirklich ein großes Spektrum an Einflüssen und die miteinander vermengt, ist nach meiner Meinung der Sound von OBSCURE INFINITY. Spiegeln diese Bands den Musikgeschmack der einzelnen Bandmitglieder wider, oder hört der ein oder andere auch mal was anderes?

Ja, wie man wohl nur schwer überhören kann, bin ich ein Fan des Old School Death Metals. Die Platten Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger sind meine Welt. Ich höre heute immernoch mit der gleichen Euphorie eine Platte wie "Where No Life Dwells", "Left Hand Path", "Spiritual Healing" oder "Mental Funeral" und starre mit den selben leuchtenden Augen das Cover an. Für mich steckt in dieser Musik auch eine Menge Erinnerung. Neben dem Death Metal höre ich aber auch Klassiker wie Scorpions, Iron Maiden, Judas Priest, Rainbow und so weiter.
Kalle hört vornehmlich Thrash und Death Metal. Jules und Oli kommen mehr aus der Black Metal Ecke, hören aber auch Old School Death Metal. Und Flo ist auch in erster Linie Death Metaller.

Da haben wir beide aber enorm was gemeinsam. Über mir prangt die „Severed Survival“ als Picture-LP und neben mir stehen auch solche von Dir besagten Perlen.
Wie Du sagtest, spielen Oli und Jules noch bei WEIRD FATE. Teilt Ihr Euch mit ihnen noch immer ein und denselben Proberaum? Und kommen sich die Bands für Oli und Jules, besonders bei Live-Aktivitäten, nicht in die Quere?


Haha, das ist gut zu wissen. Ich glaube, wir würden uns freuen wie kleine Kinder, wenn wir mal die Plattensammlung des anderen durchstöbern dürften. Bei mir läuft übrigens gerade Carnage.
Ja stimmt, Jules und Oli spielen bei WEIRD FATE und wir teilen uns den Proberaum. Bisher gab es keine größeren Probleme wegen der Abstimmung der beiden Bands. Hier und da gab es sicher mal Sachen, wo man sich halt arrangieren musste, aber im großen und ganzen läuft es eigentlich recht harmonisch zwischen den beiden Bands ab.

Wo ich schon die Live-Aktivitäten angesprochen hatte … wie sieht es bei Euch mit Live-Gigs aus? Wo spielt Ihr demnächst und worüber kann man Euch buchen? Spielt Ihr für Spritgeld, Futter und Getränke oder kommt noch eine kleine Gage dazu?

Im Moment liegt erstmal nur ein Gig in der Schweiz an. Das wäre im Februar nächsten Jahres. Dort spielen wir mit unseren italienischen Freunden von PROFANAL zusammen. Buchen kann man uns entweder über unsere mySpace Seite oder über obscureinfinity@web.de
Für Futter und Bier spielen wir gerne, solange der musikalische Rahmen stimmt. Wenn dabei noch etwas Benzingeld rausspringt, umso besser. Das Geld steht bei uns aber nicht an erster Stelle.

Das hört sich gut an, wie ich finde. Wenn ich da so an die Vorstellungen mancher Pagan- und Black Metal Bands denke … .
Apropos Pagan Metal. Was hältst Du persönlich von dieser Szene und von Bands wie z.B. Varg, Equilibrium, Riger oder Adorned Brood?


Also Pagan Metal ist halt im Moment ein Trend. Wir können mit dieser Art von Musik nicht wirklich etwas anfangen. Natürlich gibt es in jeder Stilrichtung gute und schlechte Bands, aber im Pagan Metal Sektor tummeln sich halt doch viele schlechte, überbewertete Bands und auch mit dem derzeitigen Strom schwimmende Leute. Uns wurde übrigens auch schon von einem Labeltypen geraten, doch besser Pagan Metal zu spielen, weil sich das einfach besser verkaufen würde. Solche Leute kannst du echt in die Tonne treten.

Nee, ne? Unglaublich! Das ist ja genauso, als wenn man einer Countryband rät, doch lieber HipHop zu machen, weil es angesagt ist. *lach
Doch zurück zu OBSCURE INFINITY. Wusstest Du, dass es mal eine schwedische Death Metal-Band mit dem gleichen Namen gab? Und wenn ja, hast Du da mal interessehalber reingehört?


Das hab ich mir auch gedacht. So was kann nur jemand sagen, der kein Musiker ist. Musik kann nur dann wirklich gut sein, wenn sie aus deinem tiefsten Inneren kommt. Sobald man anfängt, Sachen zu machen, von denen man denkt, anderen könnten sie gefallen, ist man unehrlich zu sich selbst. Das daraus Entstandene kann nicht wirklich gut sein.
Ja klar kannte ich die schwedischen OBSCURE INFINITY, aber der Name gefiel uns allen zu gut, um darauf zu verzichten, nur weil er schon mal verwendet wurde. Immerhin hat die Band sich vor langer Zeit aufgelöst und veröffentlichte auch keine nennenswerten Sachen. Die Musik hat gute Ansätze, wirkt für meine Begriffe aber etwas zerfahren.

Stefan, auch Du bist ja bei unserem allseits beliebten Mag bloodchamber.de als Schreiberling tätig. Dass Mitglieder von Bands für Musikmagazine schreiben, ist ja nicht ungewöhnlich. Da gibt es ja so einige Bands, wie z.B. Die Apokalyptischen Reiter, Agathodaimon, Geïst oder Tears Of Decay. Böse Zungen behaupten, die Bands würden das ausnutzen, um den Bekanntheitsgrad zu pushen. Siehst Du solche Vorteile ebenso oder ist das totaler Blödsinn?

Also in meinem Falle sehe ich das nicht so. Ich trenne ja meine Schreibertätigkeit hier auf der einen Seite und meiner Aktivität mit der Band auf der anderen Seite sehr deutlich. Wenn ich jetzt eine super Kritik für das Album meiner Band geschrieben hätte, wäre das ja auch nicht in Ordnung gewesen. Natürlich hat man als Redakteur eines Zines den großen Vorteil, dass man mit allerhand Leuten aus dem Musikgeschäft in Kontakt kommt. Aber auch da habe ich eigentlich nie Werbung in eigener Sache gemacht. Bisher ergaben sich Dinge auch von selbst ohne mein Zutun. Aber ja, rein theoretisch hat man schon ein paar Vorteile. Wenn manche Leute diese Vorteile auf angemessene Art und Weise nutzen, sehe ich darin auch nichts Schlimmes.

Nun mal zurück zu Euerm Album. Wenn man so gute Kritiken bekommt; macht sich das anhand der CD-Bestellungen bemerkbar? Oder hat sogar schon ein größeres Label Interesse bekundet?

Wir sind ja bei Obscure Domain Productions unter Vertrag. Über sie ist das Album ja auch rausgekommen. Und da wir uns bei ihnen sehr gut aufgehoben fühlen, steht uns auch nicht der Sinn nach einem anderen Label. Das Label besteht aus zwei Leuten, die Death Metal mit voller Hingabe huldigen. Und ganz nebenbei sind die beiden auch einfach echt nette und sympathische Typen.
Also unsere CD´s sind jetzt schon bis auf zehn Stück ausverkauft. Und so weit ich weiß, geht das Album auch von Seiten des Labels sehr gut. Sie verkaufen das Teil ja nicht nur, sondern tauschen es mit anderen Labels und Mailordern. Sie meinten, das Album wäre sehr gefragt. Freut uns natürlich sehr!
Aber im Generellen ist es heute halt auch nicht mehr so einfach, Alben zu verkaufen. Die Leute sind total übersättigt von den vielen Bands und Stilrichtungen, die es heutzutage gibt. In erster Linie sollte man Musik für sich selbst machen. Wenn es dann anderen Leuten gefällt, umso besser! Aber das Wichtigste ist, dass man selbst mit dem Resultat zufrieden ist. Wenn du jede Menge Alben verkaufen willst, musst du halt Trendmucke machen, so wie Sonic Syndicate. Ich würge schon beim Schreiben des Namens dieser Emoluschen.

Haha, Sonic Syndicate. Eine der Bands, die auf meiner mySpace-Seite schon x-Mal bei den Freundesanfragen stand und von mir jedes Mal abgelehnt wurden.
Mal eine Frage zu Eurer Herkunft. Im Westerwald ist die Szene nicht so groß, oder? Ich kenne jetzt nur OBSCURE INFINITY und halt WEIRD FATE; ansonsten aber nicht eine Band. Jedenfalls nicht bewusst.


Ja, ich bin bekennender Hasser dieser Band. Und wie armselig manche Leute doch sind, zu deren Konzerten zu gehen, nur um diese hässliche Schlampe am Bass zu begaffen, haha... Nuclear Blast war mal ein cooles Label. Und heute bringen sie so einen Dreck auf den Markt. Jammerschade.
Ja, du hast Recht... im Westerwald gibt es nicht viele nennenswerte Bands. Zumindest nicht im Death Metal Bereich. Im Black Metal fallen mir die von dir erwähnten WEIRD FATE ein. Außerdem noch CHAOS INVOCATION, die ebenfalls sehr gut sind. Und natürlich MEMBARIS. Die kommen zwar nicht aus dem Westerwald, sondern aus dem nahen Limburg, aber die sind so gut, dass ich sie einfach an dieser Stelle erwähnen muss.

Okay Stefan! Ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast, um diese paar Fragen zu beantworten. Ich hoffe ganz stark, bald noch mehr von OBSCURE INFINITY zu hören, da die Musik echt Klasse ist.
Die letzten Worte gehören Dir. Was willst Du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?


Ich danke dir für dieses Interview. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass du dir die Zeit genommen hast! Ich denke doch, dass es in Zukunft noch mehr von uns zu hören gibt. Wir arbeiten bereits an neuen Songs. Vielleicht bringen wir demnächst auch eine Split Veröffentlichung mit unseren Freunden von PROFANAL heraus. Jeder, der auf traditionellen Death Metal steht, kann ja mal auf unserer myspace Seite (www.myspace.com/obscureinfinity) ein Ohr riskieren. Das Album kann man sich hier besorgen:

www.myspace.com/obscuredomainproductions
www.obscuredomain.com

oder aber auf altmodische Art und Weise:

Obscure Domain Productions
c/o Hacker
Grosser Büchel 6
53619 Rheinbreitbach

Ich danke für die Aufmerksamkeit und Unterstützung.
HAIL OLD SCHOOL DEATH METAL!!!
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