"Hedin Varf betrinkt sich und geht in den dunklen Wald, um sich Inspirationen für die bösen Texte zu holen."


Interview mit Thyruz
Black Metal aus Norwegen - Eidsvoll
Bereits im Mai war das Album “Diseblot” der norwegischen THYRUZ bei uns im Fadenkreuz. Dass der Black Metal des Quintetts polarisiert, war klar. Der kalte, primitive Sound von THYRUZ ist nicht jedermanns Sache. Mir gefällt die Scheibe im Großen und Ganzen und das nicht nur, weil THYRUZ gute Freunde von mir sind. Nein, dieser eigenwillige Sound und die Einstellung der Band sind mir äußerst sympathisch. Dazu kommt noch der Humor der Norweger, was für eine satanische Black Metal Band nicht unbedingt Usus ist.
Ich habe mich mit Gorm im MSN verabredet. Er hat die ganze Band zu sich geholt. Außer Drummer Mjølner, der in Oslo am PC sitzt, ist der Rest der Band nun bei Gorm in Eidsvoll und wollen die Fragen für Bloodchamber beantworten. Dass die Jungs was zu trinken dabei haben, war mir klar. Trinken können sie. Aber welche norwegische Band nicht? Als ich mich bemerkbar mache, schreibt mir Gorm, dass THYRUZ just in diesem Moment den Zuschlag für das Barther Metal Open Air 2011 bekommen haben. Ein Grund zu feiern. Nach langem Hin und Her und Dallerei am PC beginnt dann auch langsam das Interview, das teilweise mit einem Augenzwinkern geführt wurde.

Wieso klingt ihr wie Lady Gaga?


Gorm: Hoho … weil wir sie gerne ficken würden!
Mjølner: Sie ist einfach die beste!

Soll das wirklich die erste Frage sein?

Gorm: Klar! Hehe.

Okay, wie ihr wollt. Nu aber wirklich mal anfangen. Wie steht’s im wunderschönen Norwegen?

Gorm: Wir bereiten uns auf den Winter vor. Es ist bereits Herbst und wir werden bald viel Schnee haben. Es ist verdammt kalt, dunkel und es regnet andauernd. Irgendwie eine depressive Periode, aber die beste Zeit neue Musik zu schreiben mit einer derartigen Atmosphäre.

Seid ihr zufrieden mit den Resonanzen über “Diseblot”?
Die Reaktionen waren ja durchaus verschieden. Einige sagen: Durchschnittlich und scheiß Produktion. Andere wiederum meinen: Perfekt, nicht unterproduziert, kompromisslos und trve. Wie kommt es, dass “Diseblot” so polarisiert?


Ravnsvartr: Wir sind zufrieden mit dem Sound und der Produktion auf “Diseblot”. Dies ist ein Album, das wir hauptsächlich für uns selbst gemacht haben. Wir hatten nie vor, ein Album für die Massen zu schreiben. Dann lieber für Leute (außer uns), die diese Musik wirklich lieben und denen ist das Album auch gewidmet … und nicht diese Menschen, die ständig die Top40 hören und ihren Musikgeschmack wöchentlich ändern. Es gibt einige Bands, die sich der Masse fügen, aber wir sind definitiv nicht eine solche Band. Wir machen auch wirklich alles selbst; Studiomix, Mastering und und und. Wir können keinen Sound wie z.B. DIMMU BORGIR haben, aber andererseits wollen und brauchen wir das auch nicht.

Wo ihr das schon ansprecht. Habt ihr das neue Album “Abrahadabra” von DIMMU BORGIR gehört? Ich war etwas schockiert. Was denkt ihr über das Album?

Gorm: Innerhalb der Band gibt es unterschiedliche Meinungen über das Album. Aber sie verkaufen massenhaft Platten und haben einen Stil gefunden, der wahnsinnig viele Leute anspricht. Was sehr wichtig ist, ist, dass sie selbst darüber glücklich sind. Und das sind sie.

Zurück zu euerm Album. “Diseblot” klingt kalt und aggressiv. Woher nehmt ihr die Inspirationen so hasserfüllt zu klingen?

Ravnsvartr: Die Songs schreiben wir zumeist im Winter. Kälte, Dunkelheit und Einsamkeit sind wirklich gute Inspirationsquellen für solchen Hass. Einige von uns in der Band hatten auch Probleme. Probleme mit Alkohol, Polizei … und natürlich mit Frauen. Und das ist eine gute Inspiration für aggressive Musik. Wir sind fünf Typen mit dunklen Gedanken.
Gorm: Und dass Mjölners Boss ein Arschloch ist, ist natürlich auch ein Grund. Haha

Alkohol? Okay! Frauen? Das Problem kenne ich. Aber weshalb Probleme mit der Polizei? Besteht für einen von Euch die Gefahr der Inhaftierung?

Ravsnvartr: Das Bandmitglied möchte anonym bleiben und wir sagen dazu auch nichts weiter.

Okay, kein Problem.
“Blot” wurde mit einem Handy aufgenommen. Wie kam es dazu?


Gorm: Ich machte Kurzurlaub im norwegischen Røros. Ein Freund namens Øivind und ich waren dort in einer Winternacht jagen. Es waren minus 20 Grad Celsius. Verdammt eisig, aber die Spannung war groß. Ich holte mein Handy raus und versuchte, diese Stimmung einzufangen. Ein grässlicher Sound, aber ein realer. Und das ist das verdammt Brutale daran. “Blot” bedeutet übrigens so etwas wie ‘Opfer’ in der alten norwegischen Sprache.

Eure Lyrics sind auf Englisch. Weshalb nicht auf Norwegisch?

Ravnsvartr: Wir haben diesmal einen Song auf Norwegisch: “Vargaate”. Aber Hedin Varf liebt es, die Texte auf Englisch zu schreiben, weil es auch besser ist, diese zu singen. Und mit Englisch erreichen unsere Messages auch die Leute außerhalb Norwegens. Früher hat Hedin Varf auch viele norwegische Texte geschrieben, aber heutzutage schreibt er sie halt lieber in Englisch.

Und nochmal: Eure Songs klingen sehr kalt. Die Gitarren sind straight, die Drums sehr wütend und der Gesang teuflisch. Wie kommt man zu solchen Songs? Schreibt ihr die Songs zusammen im Proberaum?

Gorm: Hedin Varf betrinkt sich und geht in den dunklen Wald, um sich Inspirationen für die bösen Texte zu holen.
Hedin Varf: Gorm und Ravnsvartr sind verantwortlich für den Sound. Sie denken sich zu Hause Riffs aus und holen sich die Inspiration aus persönlichen Erlebnissen.
Ymer: Diese Riffs bringen sie dann mit zu mir und gemeinsam probieren wir es dann im Proberaum aus.
Hedin Varf: Und Mjølner gibt dann seinen bösen Senf an den Drums dazu. Das ist die Magie von THYRUZ.

Auf der Bühne tragt ihr Corpsepaint. Sagrim (Sänger und Gitarrist von MATHYR - Anm. des Verfassers) sagte einmal zu mir: “Ich verstehe nicht, weshalb THYRUZ noch Corpsepaint tragen. Sie sind solche guten Musiker; das brauchen sie doch eigentlich gar nicht!”
Wie denkt ihr darüber?


Gorm: Wir danken dafür. Großartige Worte von einem großartigen Mann. Wir lieben es, dem Publikum, außer der Musik, auch ein gewisses visuelles Erlebnis mitzugeben. Das ist ein Teil unseres Packages. Und es unterstützt unsere Messages.
Und wo wir schon dabei sind: Sagrim schuldet uns noch 100 Euro für den Gig in Jena. Hahahahahaha

Vielleicht liest er das. Haha
Einen Tag nach dem Gig in Jena war dann das Interregnum-Fest, bei dem ihr auch aufgetreten seid. Was habt ihr in diesen Tagen gefühlt? Mögt ihr Gigs in Deutschland?


Mjølner: Gutes Bier, flotte Mädels …
Gorm: Wir lieben es immer in Deutschland zu spielen. Das Bier ist billig und das Publikum ist immer wild. Wir würden immer wieder gerne in Deutschland spielen, also schickt uns Einladungen für Gigs auf Festivals oder in Clubs und wir wären Euch wirklich sehr dankbar.

Nowegen ist voll mit Black Metal Bands. Da muss man sich doch schon auf die Füße treten. Laufen sich die Mitglieder in Eurer Gegend nicht öfter über den Weg?

Ymer: Ja, das stimmt. Wir treffen oft die Jungs von Dimmu Borgir, Mayhem und DHG. Einige von ihnen sind auch sehr gute Freunde von uns.

DHG … “Supervillain Outcast” ist ein so geiles Album.
Mayhem … trägt Hellhammer noch immer stets einen Kamm mit sich rum?


Gorm: Oh ja, Yssaf ist ein großartiger Musiker. Und ja … Hellhammer steht noch immer seine Frau! Haha

Was trinkt ihr eigentlich gerade? Ich hab hier kühles Wernesgrüner Pils.

Gorm: Aaaah, wir haben noch immer den Geschmack von kühlem Wernesgrüner im Mund. Haha
Wir in Eidsvoll teilen uns eine Flasche Jameson.
Hedin Varf: Gorm wünscht sich, er hätte eine Flasche XO.
Mjølner: Hehe komm rüber!
Gorm: Okay, ich nehme meinen Privatjet.

Was ist XO? Und Mjölner … trinkst Du grad Schlaftee?

Mjølner: Ich hab ein Glas Milch. Haha
Gorm: XO ist Cognac. Ein geiles Zeug.

Kennt ihr Pfeffi?

Ravnsvartr: Nee, sorry, aber klingt wie Sperma.

Na fast … Haha. Ihr werdet es nächstes Jahr in Barth probieren. Maik von Twilight lebt für Pfeffi. Haha

Gorm: Okay haha … wir freuen uns drauf.

Zurück zu eurer Arbeit. “Diseblot” ist von Twilight veröffentlich worden. Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Label?
Und ist es nicht möglich, dass Twilight mal für Euch eine Europatour organisiert? Oder habt ihr keine Zeit für längere Touren?


Gorm: Viele Bands haben große Hoffnungen und Erwartungen, wenn sie das erste mal einen Plattendeal erhalten. Wir auch, aber das ist vollkommen normal, denke ich. Wir hofften auf mehr Gigs und längere Tourneen. Haha Aber mit der Zeit lernten wir, dass uns nicht auf einem Silbertablett serviert wird. Und wenn du etwas willst, musst du hart dafür arbeiten. Das Wichtigste, was ein Label für eine Band machen kann, ist, dass die Alben herauskommen und sie diese auf einem geeigneten Weg vertreiben. Ein Label sollte eine ehrliche Sprache sprechen und direkt sein und Antworten auf Bandfragen haben. Und natürlich Gehalt zahlen. Und wir sind stolz drauf, sagen zu können, dass Twilight diese Sachen erfüllt. Wir fragten das Label nach einer Tour für uns und sie haben es versucht, allerdings ohne Erfolg. Wir denken mittlerweile, dass es besser mit einer Booking-Agentur wäre, wenn sie solche Sachen für uns macht. Aber es gibt sooo viele unseriöse Agenturen und die wirklich guten haben sehr hohe Forderungen. Wir arbeiten aber daran und hoffen, dass uns eines Tages dieser Traum einer größeren Tour erfüllt wird.

Ihr werdet nächstes Jahr auf dem Barther Metal Open Air spielen. Mit Bands wie Ondskapt, Horna, Svartsot, Kalmah oder Besatt. Was sind eure Erwatungen für das Festival?

Gorm: Yeah, super Frage. Das Barther Metal Open Air hat in ganz Norwegen einen sehr guten Ruf. Das liegt in erster Linie an der majestätischen Atmosphäre dort, da es ja in einem kleinen Wäldchen stattfindet, aber natürlich auch an den Bands, die dort spielen. Das wird die 13. Auflage des BMOAs sein und der Veranstalter hat in den ganzen Jahren jede Menge Erfahrung gesammelt und weiß, was die Fans wollen. Wir spielten bereits 2007 dort und es war eine große angenehme Erfahrung für uns. Der Veranstalter behandelte uns wie Könige und das Publikum war einzigartig. Wir sind aus Norwegen und durch die Wikingerkultur dort, passten wir wohl sehr gut dahin. Haha
Wir haben große Erwartungen für das BMOA 2011. Erstmal haben wir mehr Erfahrung als damals und zudem noch mehr Leidenschaft im Blut. Das Publikum wird noch dramatischere THYRUZ sehen und die Atmosphäre wird dunkler sein als je zuvor. Wir spielen am Samstagabend, aber werden schon am Freitag morgen dort ankommen, nur um alles vom Festival mitzubekommen. Und wir werden mit all unseren deutschen Metal-Freunden eine Party feiern. Das ist ein Teil von THYRUZ und sehr wichtig für uns. Das wird das beste BMOA aller Zeiten werden und wir freuen uns wahnsinnig darauf.

Und ich freu mich schon darauf, euch endlich wieder zu sehen. Wir werden dort ordentlich abfeiern.
Und die letzten Worte gehören Dir!
Danke für das Interview. Skål!


Gorm: Wir danken Dir, Mr. Walzenstein, für das großartige Interview. Und Danke für die Antworten auf unsere Musik aus Deutschland. Wir hoffen, dass wir Euch alle sehen, wenn wir in Deutschland sind.
Nun hat der Winter in Norwegen Einzug gehalten und die langen, dunklen und kalten Nächte herrschen hier wieder. Es ist Zeit für neues hartes und kaltes Material. Wir wissen nie, was herauskommt, wenn wir an neuem Stoff arbeiten. Aber heutzutage haben wir mehr Leidenschaft für die Musik und wir haben niemals vorher vereinbart, wie wir die Musik nun machen wollen.
Wir hoffen, Ihr seid mit uns, wenn wir gemeinsam brüllen: SKÅL FOR ODIN!
Horns up from Thyruz.... /,,/

So so …. für Odin also. Und das von einer satanischen Band. Da hat der Alkohol wohl schon Wirkung gezeigt.
Was THYRUZ Euch hier verschwiegen haben, ist die Tatsache, dass sie zwei handsignierte Poster zur Verlosung für bloodchamber.de zur Verfügung gestellt haben. Wie Ihr daran kommen könnt, erfahrt Ihr demnächst natürlich bei uns.
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