Da wir dann keinen Power Metal-Sänger gefunden haben musste eben Robert reichen...


Interview mit Heathen Foray
Melodic Pagan Metal aus Österreich - Graz

Hat das Debüt der österreichischen Truppe um HEATHEN FORAY in der Bloodchamber noch knapp überdurchschnittlich abgeschnitten, so kam dessen Nachfolger „Armored Bards“ schon auf eine wesentlich sattere Punktzahl. Mit einer Mischung aus rasenden Doublebass-Läufen, erhabenen Melodien sowie hochtechnischer Gitarrenarbeit liefern die Fünf hier in Verbindung mit einer fetten Produktion ein amtliches Album ab. Ein guter Grund, den Österreichern mal auf den Zahn zu fühlen. Gitarrist Jürgen erklärte sich freundlicherweise bereit, mir Rede und Antwort zu stehen.

Zuerst einmal ein herzliches Moinmoin nach Österreich und ein Dankeschön dafür, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast. Wie geht’s deinen Bandkollegen und dir nun, da ihr euer neues Album fertig habt?

Uns geht es sehr gut. Nach dem Release im September waren wir bis in den November fast jedes Wochenende am auftreten und touren. Da kamen uns jetzt ein paar Wochen Erholungsphase ganz recht. Derzeit planen wir an den Auftritten für das nächste Jahr. Auch die ein oder andere Songidee für Album Nr. 3 ist bereits am entstehen.

Vor Kurzem ist die „Black Trolls over Europe-Tour“, bei der ihr mitgetourt seid, zu Ende gegangen. Was kannst du im Großen und Ganzen dazu sagen? Gab es außergewöhnliche Erlebnisse oder Momente, in denen man sich einfach nur „Oh nein...“ dachte?

Die Tour war großartig. Wir waren noch nie mit so netten Bands auf Tour. Die Jungs und Mädels von Negura Bunget, Black Messiah, Adorned Brood und Nomans Land sind nicht nur gute Musiker sondern auch großartige Zeitgenossen. Da gab den ein oder anderen Moment auf der Tour den man gerne in Erinnerung behält. Einmal mussten wir uns über schlechte Organisation vom Veranstalter eines der Konzerte beklagen. Da gab’s dann einen „Oh nein..“ Moment. Dennoch war die Tour unterm Strich sehr gut.

Zurück zur „Armored Bards“ – hattet ihr ein textliches Konzept vor Augen, als ihr die Lieder geschrieben habt? Überhaupt interessiert mich, wer von euch die Lieder eigentlich schreibt und wie das bei euch so abläuft.

Wir wissen vorher meist nie worum es in einem Song gehen soll. Die Texte kamen auf „Armored Bards“, bis auf einen Song, alle erst nachdem die Musik fertig war. Grundsätzlich läuft das Songwriting bei uns so ab, dass jemand in der Band mit einer Songidee daherkommt und sie den anderen vorstellt. Dann wird drüber diskutiert und wenn jemand eine gute Idee hat, wie der Song verbessert werden könnte, dann arbeitet derjenige mal ein paar Wochen an dem Stück. Es haben also alle Bandmitglieder Einfluss auf die Songs. Die Texte schreiben dann meist Robert (Vocals) und ich gemeinsam oder jeder für sich.

Aufgrund der vielen Abwechslung und vor allem der vielen Einflüsse in euren Liedern frage ich mich, in welcher stilistischen Ecke ihr euch überhaupt genau seht, oder ob ihr musikalische Vorbilder habt.

Ja, die Abwechslung kommt von der erwähnten Abwechslung bei den Songwritern. Das hält unsere Songs frisch und lässt die Sache nicht so eintönig werden. Wir wollen auch gar nicht in eine bestimmte Ecke gedrängt werden. Natürlich befassen sich unsere Texte mit Mythologie, Sagen, Legenden und der Natur, also passen wir da wohl ganz gut in das Pagan Eck. Dennoch wollen wir uns musikalisch nicht 100%ig festlegen. Im Grunde soll es aber melodisch und sehr gitarrenbetont sein. Jeder von uns hat andere musikalische Vorbilder. Daher kommen auch die vielen Einflüsse.

Was sagst du dazu, dass ich bei Liedern wie „Messenger of God“ oder „A Brothers Tale“ klar klassische Einflüsse heraushöre?

Das hörst du ganz richtig. Wir haben es auch ganz gern, wenn wir mal etwas neo-klassisches einbauen können. Es fordert uns auch beim spielen sehr heraus. Etwas, dass wir bereits beim letzten Album auch eingebaut haben. Wie gesagt wollen wir uns nicht in eine Schublade stecken lassen. Es wird definitiv wieder neo-klassisches beim dritten Album zu hören geben.


Es gibt euch bereits seit 2005, seitdem konnte man euch auch auf vielen Konzerten und Festivals bestaunen. Gab es in diesen fünf Jahren Konzerte, die auf eine sehr positive oder sehr negative Weise herausstechen?

Die Idee zur Band kam 2005 auf. Ich würde sagen, dass die Band in voller Besetzung ca. Mitte 2006 vollzählig war. Da gab es damals allerdings nicht so viele Konzerte. Erst ab 2009, nachdem wir unser erstes Album veröffentlich hatten, kamen für uns die Angebote häufiger daher. Dennoch haben wir in diesen Jahren auch einige Shows gespielt auf die wir sehr stolz sind. Die „Heidenfest-Tour“ in Wien oder das „Ragnarök-Festival 2010“ sind da sicher bei den schönsten Erinnerungen mit dabei.

Wo wir grad bei Konzerten sind, fällt mir eine Frage ein, die mich besonders beschäftigt. Gibt es aus deiner Sicht Unterschiede zwischen dem Fan-Verhalten oder der Szene in Deutschland und Österreich? Wenn ja, welche?

Der Unterschied zwischen Österreich und Deutschland ist sicherlich nicht so groß wie der zur Schweiz. Die Fans in der Schweiz bleiben das ganze Konzert egal welche Band spielt. Bei den österreichischen und deutschen Bands kann’s schon mal passieren, dass Leute nach uns gehen weil sie die anderen Band nicht mehr sehen wollen. Das find ich immer schade weil man sich so oft die Chance nimmt mal was neues zu entdecken. Aber im Grunde bemerken wir da nicht so große Unterschiede.

Gibt es bei euch eine ebenso beinahe allgegenwärtige Metal-Szene wie in Deutschland?

Ja, die gibt es. Junge Bands sind überall zu finden. Nur leider fehlt es in Österreich oft an Auftrittsorten bzw. sind diese größtenteils alle in Wien. Da spielt man sich halt schnell mal tot. Mittlerweile gibt’s aber auch ein paar sehr gute Festivals in Österreich die regelmäßig abgehalten werden.

Fühlt ihr euch als eine der wohl bekanntesten Pagan-Kapellen Österreichs von euren Landsmännern anders aufgenommen, als beispielsweise von deutschen Fans?

Am Anfang war der Unterschied sehr stark. Da unser Label aus Deutschland kommt war die Promotion sehr stark auf diesen Markt konzentriert. Daher waren in Österreich eigentlich immer eher unbekannter als in Deutschland. Heute ist das nicht mehr so. Mittlerweile haben wir uns in Österreich einen guten Namen erspielt. Ich würde also sagen, dass es mittlerweile in Österreich sogar etwas besser ist als in Deutschland.

Was hört man in eurer Band denn persönlich gerne für Musik, dass man sich entschließt, so ein Album einzuhämmern, das vor verschiedenen Musikrichtungen nur so strotzt?

Wir hören wirklich alles. Jeder von uns hat da seine Präferenzen. Wir hören sicher jeder alle Metal-Genres von den 70s bis Heute. Aber wir hören auch Zeug außerhalb der Metal-Box. Ich mag zum Beispiel klassische Filmmusik sehr gerne. Ich weiß, dass die ganze Band große Helge Schneider Fans sind. Auch der ein oder andere Country Einfluss ist da sicher gegeben.

Wie bist du persönlich dazu gekommen, solche Musik zu spielen?

Ich hab auf der Akustikgitarre meines Vaters angefangen, mir einfache Songs beizubringen. Das war so Black Sabbath, Deep Purple und Metallica. Irgendwann wollte ich dann eine E-Gitarre und hab den ganzen Sommer dafür gearbeitet um sie mir leisten zu können. Dann ging’s weiter mit Verstärker, erster Band und dann irgendwann nach einigen Jahre halt eben Heathen Foray. Der Pagan Metal war eher unabsichtlich. Ich mag Blind Guardian sehr gerne und wollte etwas machen, das musikalisch in diese Richtung geht, aber ein wenig härter ist. Da wir dann keinen Power Metal-Sänger gefunden haben musste eben Robert reichen (lachen). Zum Metal kam ich persönlich mit 8 Jahren als ich mir eine Onkelz CD bei einem Freund anhörte.

Mal was ganz anderes – wie steht ihr in der Band zum über die Welt der Musik herfallenden Facebook, Twitter & Co.-Wahn?

Wir stehen dem ganzen sehr positiv gegenüber. Als wir das Angebot bekamen beim Heidenfest in Wien zu spielen wurde uns das erst eine Woche vorher mitgeteilt. Durch Social Media haben wir es dann geschafft hunderte Foray-Fans in Wien für den Auftritt zu mobilisieren. Die hätten wir anders nicht erreichen können. Ich glaube es bringt die Bands näher zu den Fans.

Was kommt dir in den Kopf, wenn du an dein Heimatland Österreich denkst und was verbindest du damit?

Ich sehe Berge, klare Flüsse, eine rot-weiß-rote Flagge und Bier! Naja, was verbindet man mit seiner Heimat. Die Heimat kann man sich nicht aussuchen. Man kann zwar wegziehen, aber Heimatland ist Heimatland. Ich bin weder besonders pro Österreich noch contra. Ich schätze unsere lang zurückreichende Geschichte, unsere Kultur, unsere Küche und natürlich die Mentalität. Ich lebe sehr gerne hier.

Nun gehen mir auch so langsam die Fragen aus, hehe. Ich danke dir für die Beantwortung meiner Fragen und hoffe, dass unsere werten Leser und ich dadurch abgesehen von den Infos zu eurem Album auch ein wenig über unser Nachbarland und das dortige Verständnis für harte Musik lernen konnten. Die letzten Worte gehören dir!

Ich muss mich bei DIR für die Möglichkeit zu diesem Interview bedanken! Natürlich bedanke ich mich auch bei allen Lesern dafür sich die Zeit für dieses Interview genommen zu haben. Schaut auf unsere Website www.heathenforay.com, folgt uns auf Twitter, befreundet uns auf Facebook und hört euch die Samples unseres neuen Albums „Armored Bards“ an. Ich hoffe wir sehen uns bei einem unserer nächsten Auftritte!
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