Glück, Timing und eine gute Platte


Interview mit Long Distance Calling
Post Rock aus Deutschland - Münster
Die Ferne ruft! Ein Konzertbesuch bei LONG DISTANCE CALLING ist etwas Besonderes. Vor allem, wenn die Band grade erst ihr neues Album veröffentlicht hat und dieses auch noch live präsentieren will. Da bietet sich ein kleiner Plausch im Vorfeld des Gigs geradezu an. Und Bassist Jan Hoffmann, sowie Gitarrist Flo Füntmann stellen sich gerne den Fragen der Bloodchamber. Dabei geht es nicht nur um die Ferne, den Kosmos und eine Menge Emotionen, sondern auch um „Frontman Bullshit“ und das große Geld…




Bleiben wir im Hier und Jetzt: der heutige Gig ist ausverkauft, gestern in Münster war es wohl auch überwältigend. Habt ihr mit einer so großen Resonanz gerechnet?


Jan: Gerechnet haben wir damit mit Sicherheit in der Form nicht. Wir hatten gehofft, dass es sehr gut läuft, weil wir auch sehr zufrieden sind mit der Platte. Dass aber gleich so viele Leute kommen, haben wir nicht erwartet.
Flo: Gestern waren es knapp 600 Leute, das war schon krass!
Jan: Über das Doppelte im Vergleich zur letzten Show.
Flo: Wir dachten vielleicht an 400 höchstens. So war es dann auch geplant und letztendlich mussten wir die Show dann umlegen in eine größere Location. Besser kann’s nicht laufen, eigentlich!

Ja, so kann die Tour weitergehen, oder? Wobei man sagen muss, dass es wohl auch ein wenig der Heimvorteil ist, oder?

Jan: Ja! Und es sind jetzt natürlich auch Freitag/Samstag Shows. Montag und Dienstag muss man dann gucken wie es läuft…

Aber da macht sich dann keine Ernüchterung breit, wenn es auf einmal „nur“ 200 sind?

Jan: Ach, nein! Das ist kein Problem!

Euer Album ist ja gestern erst veröffentlicht worden. Das heißt, so viele werden das ja wahrscheinlich noch gar nicht gekannt haben. Wie erklärt ihr euch denn dann den momentanen Erfolg von LDC überhaupt?

Jan: Tja…wenn wir das wüssten…
Flo: Also ich weiß auch nicht. Wir machen das einfach irgendwie und das läuft dann…keine Ahnung! Ein Geheimrezept gibt’s da nicht.
Jan: Ich denke es ist eine Mischung aus viel Glück, einem zufällig passenden Timing und einer guten Platte. Und wenn nur eins von den Dreien nicht stimmt, dann wird’s halt schwierig. Vor allem, da es Dinge sind, die man einfach nicht beeinflussen kann. Also ist es irgendwie schon eine zufällige Fügung. Man merkt halt auch, wie sich das rumspricht.
Man hat auch gestern wieder gesehen, wie viele unterschiedliche Leute da waren. Vom Black Metal Hörer über das etwas ältere Prog Rock Semester bis hin zum Skaterboy ist da wirklich alles vertreten. Das ist halt schön, dass es nicht so vermischt ist und nicht in einer Szene verbleibt. Das ist generell unser Glück. Wir sind nicht innerhalb eines Genres gefangen.

Jetzt könnte man auch andersherum sagen: Die Welt wird immer schneller, es gibt immer mehr Reize und eure Musik ist doch eher geduldig. Für viele ist das vielleicht…

Jan: …ein Gegenpol!

Ja, genau! Aber – ich bin im Schuldienst tätig – und wenn ich das dann so auf die Kinder von heute übertrage, die haben häufig Probleme sich über einen längeren Zeitraum auf etwas zu konzentrieren…

Jan: Die hätten dann bei uns ein Problem.

Lasst uns über das aktuelle Album sprechen! Album Nr.3 ist so ein wenig als „Make it or Break it“ verschrien. Seid ihr da mit einer gewissen Erwartungshaltung ran gegangen und warum habt ihr euch dazu entschieden, dass das Album so heißt, wie eure Band?

Flo: Es ist nicht so, dass wir irgendwas großartig vorplanen, wie die Platte jetzt genau zu klingen hat. Es ist natürlich klar, dass man immer die stärkste Platte machen oder Fehler vom letzten Mal korrigieren will. Man will vielleicht noch dynamischer werden und sich spielerisch verbessern.
Jan: Der einzige Plan, den wir hatten war jetzt gar nicht musikalisch, sondern eher soundtechnisch. Wir wollten einen organischen Sound, einen 70er Jahre Vibe hinbekommen. Aber eben mit dem Sound von 2011. Das war das Einzige. Songwritingtechnisch eigentlich gar nicht! Und das mit dem Sound hat erstaunlicherweise gut funktioniert. Am Anfang war es nämlich etwas schwierig das umzusetzen, weil halt eigentlich nur Entweder/Oder geht.

Ist da der Song „Timebends“ so ein Paradebeispiel für? Der startet so richtig PINK FLOYD mäßig und mündet dann in das typische LONG DISTANCE CALLING Gewand.

Jan: Ja, auf jeden Fall!
Flo: Ist auch für mich der persönliche Favorit auf dem Album, weil er halt auch ein wenig anders klingt als bisher. So mit diesen entspannten, etwas jazzigen Geschichten am Anfang.
Und dass der Albumtitel so heißt, wie die Band, liegt einfach daran, dass wir bei der Platte jetzt das Gefühl hatten, dass wir unseren Sound gefestigt haben und uns als Band weiter gefunden haben. Dass wir es geschafft haben, alle unsere Einflüsse auf einem Album zu vereinen. Deswegen haben wir die Platte einfach so genannt.

Dann müsste man ja davon ausgehen, dass Song Nr. 5 „Arecibo“ das Paradebeispiel für euren Sound ist, da ihr ihm ja den Beinamen „Long Distance Calling gegeben habt.

Jan: Ja, wobei der Song musikalisch eigentlich der Untypischste ist. Das ist der schnellste Song, den wir jemals gemacht haben. Aber mit dem Sinn hinter dem Songtitel passte es halt einfach sehr gut. Arecibo war diese Sendestation, wo 1974 – zufällig noch in meinem Geburtsjahr – eine verschlüsselte Nachricht ins All geschickt wurde, mit Daten und Informationen über die Menschheit, in der Hoffnung, dass sie irgendwann einmal von anderen Lebewesen entschlüsselt wird.
Flo: Passt halt auch irgendwie zu „Long Distance Calling“!

Bleiben wir mal bei den Einflüssen. 70er Jahre haben wir jetzt schön gehört. Grundsätzlich ist eine etwas erdigere, rockigere Richtung auszumachen. Ich habe auch gelesen – und das würde ich auch so unterstreichen – dass es ein wenig Wüstenrockflair Richtung KARMA TO BURN, ein wenig KYUSS, vermittelt. Sind diese Stoner Einflüsse bewusst entstanden?

Flo: Glaube das ist einfach passiert irgendwie.
Jan: Ja, auch durch die vielen Shows. Wir haben die Songs auch mal ein wenig härter gespielt, als auf Platte. Und wir haben viel gespielt in den letzten Jahren. Das hat wohl ein wenig abgehärtet in der Richtung. Dann hat man mal Bock auf was Schnelleres, was ein wenig mehr nach vorne geht.
Wir haben schon darauf geachtet, dass es nicht überhandnimmt und dass es keine abgeschmackten Stoner Riffs sind, aber wir haben es einfach zugelassen, wenn es passte.
Flo: Es ist ja jetzt auch nicht komplett weit weg von unserem Sound. Auf der „Satellite Bay“ hatten wir auch schon Riffs, die in diese Richtung gingen.
Jan: Sie haben vielleicht auch bei der Produktion noch nicht so geklungen. Wir werden heute Abend auch „Aurora“ spielen, was mit einer vernünftigen Produktion auch total stonermäßig rüberkommt. Das merkt man halt auf der Platte noch nicht so.

Sind denn die Songs auf der Limited Edition neu eingespielt?

Jan:
Nein, das sind Livesongs vom Roadburn Festival. Aber ein Song…da waren wir nämlich ganz schlau…das steht auch nirgendwo, das ist im Prinzip ein Bonustrack. Das ist ein Livejam. Also ein Song, den wir einfach live aus dem Nichts gespielt haben, der so gut gepasst hat, dass wir ihn auch einfach auf der Live-Cd gelassen haben. Also im Prinzip ein neuer Song, den wir auch nie wieder so spielen werden.
Flo: Ich bin mal gespannt, ob das überhaupt irgendwem auffällt!
Jan: Wir wollten das nicht so an die große Glocke hängen. Ich persönlich finde immer, dass Bonustrack so nach B-Ware klingt. Das sind immer so die Ausscheidungen von einer Produktion.

Dann lasst uns mal auf euren Gastsänger zu sprechen kommen. John Bush ist natürlich eine ganz große Nummer! Wie ist es dazu gekommen? Bzw. wie muss ich mir das allgemein vorstellen. Ich habe mal gelesen, dass ihr euch eine Liste fertig macht und dann wird die nach dem Motto abgearbeitet, wenn der Erste nicht zusagt, nehmen wir eben den Zweiten oder wie ist das?

Flo: Nein, da sind halt auch von Anfang an ein paar Namen auf der Liste, die schlichtweg unerreichbar sind. Namen, die wir erstmal so für uns aufgeschrieben haben, um zu sehen in welche Richtung es gehen könnte.
Jan: Also auch Leute, bei denen man von vornherein weiß, dass das nicht gehen kann. Man schickt die Email schon gar nicht ab, weil man von weiß, dass die vom Management abgeblockt wird.
Bei John Bush dachten wir, das könnte eventuell schon klappen. Zumindest, dass die Mail bei ihm ankommt. Naja, und dann haben wir ihn angeschrieben und eine Woche später bekommen wir die Antwort, dass er an Bord ist. War super nett, total unkompliziert.

Das ist natürlich ein sehr sympathischer Zug von ihm!

Jan: Ja, perfekt und das hört man auch! Er hatte da Spaß dran.
Flo: Er hat das auch einfach gemacht, nachdem er sich nur die Musik von uns angehört hatte. Also er hatte sich keine Infos über uns geholt, was wir für eine Band sind und war wir eigentlich so machen. Er hat nur die Musik gehört und für sich entschieden, ok das mache ich!
Jan: Und dann machen wir das eigentlich immer so: erst wenn der Gastsänger zugesagt hat, setzen wir uns hin und schreiben den Song. Und erstaunlicherweise klappen die Vocaltracks immer am Schnellsten, obwohl wir eine Instrumentalband sind, das macht überhaupt gar keinen Sinn.
Flo: Liegt vielleicht an dem etwas strukturierteren Strophe-Refrain-Schema.
Jan: Ja und dann haben wir den aufgenommen und rübergeschickt, er hat uns den mit Spuren zurückgeschickt und wir haben den dann im Studio vernünftig aufgenommen. So machen wir das eigentlich immer.
Ist immer sehr spannend, wenn man die Spuren dann kriegt, zumal die Sänger auch nie Vorgaben kriegen, also wirklich gar nichts. Also wirklich nur: „Hier ist der Song, mach mal!“. Ohne Text, ohne Songtitel, ohne Irgendwas!

Jetzt ist es natürlich etwas schwieriger, mal mit ihm gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Mit KATATONIA wart ihr ja damals gemeinsam auf Tour. Da geht das ja, dass Jonas mal einspringt und einen Song singt. Jetzt mit John Bush ist das wohl etwas schwieriger…

Jan: Also wenn wir mal zufällig auf dem gleichen Festival wie ARMORED SAINT spielen, dann könnte das sicherlich passieren, das hat er auch gesagt.

Noch eine Frage zu den Gastvocals. Auf eurer Homepage steht ja relativ forsch „We prefer to allow the music to get our message across without any frontman bullshit.” Dennoch macht ihr ja den Song mit Gastvocals, ist das nicht irgendwo ein Widerspruch?

Flo: Also „Frontman Bullshit“ ist eher darauf bezogen, dass wir niemanden haben, der quasi im Mittelpunkt steht. Es gibt keinen Frontmann, auf den alle achten, der die meisten Interviews gibt und der im Grunde das Sprachrohr der Band ist. Wir sind halt fünf Leute, die absolut auf dem gleichen Level sind. Wir haben alle gleich viel zu sagen und das wollen wir mit der Zeile auch ausdrücken.
Jan: Auch in Bezug auf Reimut (van Bonn, Keyboard/Samples Anm. d. Red.). Bei vielen Bands sind die elektronischen Geschichten eher so Beiwerk. Bei uns ist es 1/5 der Band und eben genauso wichtig wie alles andere.

Ich habe einen Kritikpunkt über euch gelesen – die meisten Rezensionen sind ja insgesamt sehr positiv ausgefallen – da heißt es, dass euch scheinbar noch recht schwer fällt, den Vocalsong in das Gesamtbild des Albums zu integrieren, dass er noch wie ein Fremdkörper darin wirkt. Ich sehe das anders. Ich habe sogar im Gegensatz das Gefühl, dass das letzte Album so ein wenig melancholischer war und damit zu Jonas Renkse und seiner Stimme gepasst hat und dieses nun in seiner rockigen Art besser zu John Bush passt.

Jan: Das stimmt auch. Ich kann das aber nachvollziehen, wenn manche das denken. Wenn man bestimmte Sachen einfach gewohnt ist als Hörer, ist das natürlich erst mal störend oder seltsam. Wir legen da aber gar nicht so viel Wert drauf, wir machen das einfach. Ich persönlich finde, dass es einfach eine schöne Abwechslung auf der Platte ist. Es ist halt eine Besonderheit, aber soll nicht so sein, dass der Song alles andere überstrahlt. Das ist uns wichtig.
Flo: Es ist auch immer spannend, dass man sich ja auch ein wenig an dem Stil des jeweiligen Sängers orientieren muss. Wir können ja nicht einem wie Jonas einen Hip Hop Track geben. Daher ist es bei dem John halt so, da er ja etwas rau singt, dass ein total ruhiger Song etwas deplatziert wäre.
Jan: Wir versuchen einfach, dass dieser Vocaltrack zwar nach LDC klingt, aber dass er dennoch gleichzeitig zu dem jeweiligen Sänger passt. Das hat bei „The Nearing Grave“, sowohl bei dem Neuen sehr gut geklappt. Die Songs sind sehr unterschiedlich, aber dennoch ist beides LDC.

“Middleville“ kommt mir auch super bekannt vor, aber ich kann es noch nicht so ganz einordnen…

Flo: RAGE AGAINST THE MACHINE! Das haben wir auch schon gehört.

Zum Thema Gefühle…

Jan: Wir haben keine Gefühle!

Naja, es sollte eher in die Richtung gehen, was eure Musik aussagt. Wollt ihr den Hörern die Freiheit lassen, zu denken was man will oder habt ihr als LDC schon einen Hintergedanken, dass es um Ferne geht, um Sehnsüchte und um Nachdenklichkeit?

Flo: Wir machen ja jetzt nicht unbedingt fröhliche Musik, aber wenn jemand dabei denkt, total partymäßig abgehen zu müssen…warum nicht? Das kann jeder machen, wie er will.
Jan: Die Songtitel sind einfach dafür da, dass man dem Hörer eine Starthilfe gibt. Aber im Prinzip ist jeder dabei frei.

Das heißt, die Songtitel kommen schon so zustanden, dass ihr da bestimmte Hintergedanken habt.

Jan: Man versucht ein Wort zu finden für das, was der Song uns persönlich gibt. Das stimmt.

Bei manchen Titeln denkt man ja auch gleich, wie z.B. bei „Timebends“, der Titel passt auch einfach super dazu! Bei manchen muss ich ehrlich sagen, kann ich auf Anhieb erstmal nix damit anfangen, z.B. bei Song Nr. 2.

Jan: „The Figrin D’an Boogie“!
Flo: Das ist ein bisschen nerdig. Das ist aus Star Wars (siehe Bild).
Jan: Figrin D’an ist ein Charakter aus Star Wars. Der Beat ist halt so ein Boogie-Beat und wir wollten damit eine Hommage an ihn liefern. Das passt auch wieder zu dem Space-Gedanken hinter der Musik.

Kommen wir zum Artwork. Das wirkt ja recht komplex im Gegensatz zum Letzten mit seiner Sonnenuntergangs-Stimmung. Was genau verbirgt sich dahinter? Soll das auch so ein wenig spacig und Kosmos sein?

Flo: Ja, genau! Wir haben ihm (Sebastian Jerke, http://www.sebastianjerke.de/ Anm. d. Red.) quasi das Konzept mitgeteilt…
Jan: Ja und ihm gesagt, dass es um Space und Science-Fiction und sowas in der Richtung gehen soll. Und dann hat er uns das fertig gemacht innerhalb von einem halben Jahr. Es ist alles von Hand gezeichnet. Und es stellt ein expandierendes Universum dar. Der Plan war, dass man es lange anschauen kann und immer wieder etwas Neues entdeckt. Im Vergleich zum letzten Cover, das eher simpel gehalten war, ist es jetzt eben sehr filigran und detailreich.

Ich denke dann muss ich mir das auch nochmal genauer anschauen. Wäre es eigentlich für euch auch interessant, die Musik so im Stile von Bands wie RED SPARROWES zu machen, wo also die Songs ineinander übergehen und eine lange Geschichte erzählt wird oder wollt ihr lieber bei einem Song bleiben?

Flo: Also eigentlich bin ich da relativ offen für sowas.
Jan: Wenn es passt, würde ich auch mal einen richtig langen Song machen. Oder etwas mit verschiedenen Parts. Z.B. bei der neuen TRAIL OF DEAD (http://www.trailofdead.com/), da gibt es zwei Songs die ultralang sind mit wiederkehrenden Melodien. Also sehr, sehr 70iger mäßig, aber sehr stark das Ganze. Klar, alles gibt’s schonmal irgendwie, aber es muss halt zum Kontext passen. Ich denke sowas kann man auch nicht planen, dann wird’s meistens scheiße denke ich. Aber generell sind wir für vieles offen.

Ihr seht das alles also recht entspannt.

Jan: Wir planen halt musikalisch nicht wirklich und das hat bislang ganz geklappt. Die Dinge haben sich dann so entwickelt. Wenn man alle drei Platten vergleicht gibt es natürlich eine Steigerung in Puncto Grundgeschwindigkeit. Das heißt aber nicht, dass die nächste Platte gleich eine Thrash Metal Scheibe wird. Es kann durchaus sein, dass wir in Zukunft wieder etwas ruhiger werden oder elektronischer…oder, oder, oder. Das wird man sehen. Wir haben noch nicht mal angefangen mit neuem Material.

Die Platte ist ja auch grad erst draußen.

Jan: Eben, von daher wird man einfach sehen was kommt.

Kommen wir aufs Geld zu sprechen, bzw. auf das, was am Ende dabei rum kommt. Als Band ist man ja eigentlich davon abhängig, wie viel man an Abenden wie heute am Merchandise-Stand einnimmt. Was sagt ihr als LDC? Wie finanziert sich das Ganze bzw. wie hält man das durch, wenn man weiß, dass für einen persönlich vielleicht nichts bis wenig übrigbleibt?

Jan: Schwer zu sagen. Bisher hat es nicht mal ansatzweise gereicht. Jetzt kann es mal eine Weile relativ gut laufen. Aber wie lange das ist, kann man nicht sagen.
Flo: Das ist auch eigentlich nicht planbar. Wenn du dich in Größenordnungen bewegst wie wir, also nicht total klein, aber auch nicht riesengroß, dann ist es halt immer schwierig.
Es wird wohl so ablaufen, dass man nach einer Tour erstmal ein paar Monate Ruhe hat. Aber dann wird es auch wieder langsam knapp. Das wird sich zeigen. Wir verkaufen als Band eigentlich ganz gut Merch, aber du musst halt auch sehr viel spielen.

Habt ihr denn alle Jobs, die es euch ermöglichen mal ein paar Monate auf Tour zu gehen?

Jan: Also ich bin selbständig. Bei mir ist es fast egal, wo ich grade bin.
Flo: Ich bin Student und habe ein paar Nebenjobs. Aber die sind auch sehr flexibel. Also da muss ich nur Bescheid sagen, dass ich von dann bis dann nicht da bin und dann passt das.
Jan: Wir haben einfach unsere Leben so eingerichtet, dass wir alle flexibel sind und uns an den Rhythmus der Band anpassen können, ohne gleich in ein Loch zu fallen. Das finde ich ganz wichtig.

Was haltet ihr als Band von solchen Webzines wie unserem? Bringt euch das im Zeitalter von Facebook und Co. noch etwas, wo theoretisch jeder überall seinen Senf zu sowas abgeben kann?

Jan: Was das Einzelne bringt, weiß man nicht. Ich glaube einfach, das eine breite Abdeckung generell wichtig ist. Grade für uns, da wir so viele verschiedene Hörerschichten haben. Daher ist es wichtig bei einem Metalmagazin aufzutauchen, aber auch bei z.B. Visions. Also einfach die breite Masse an Medien anzusprechen.

Seid ihr also eher dafür, dass man Songs im Internet herunterladen kann? Ich denke da an Bands wie METALLICA, die ja mal ordentlich gegen sowas vorgegangen sind.

Flo: Im Grunde ist das ja völlig egal, weil du ja eh nichts dagegen machen kannst. Also brauchst du dich auch nicht darüber aufzuregen.
Jan: Ich persönlich denke immer, wenn die Platte richtig gut ist, spricht sich das herum und wird dann gekauft. Wenn die Platte scheiße ist, hat man halt ein Problem. Dann kauft sie niemand.
Flo: Bei einer Band wie uns ist das auch noch nicht so schlimm, wie bei Bands wie SUICIDE SILENCE oder BRING ME THE HORIZON, die halt bevorzugt von Kids gehört werden, die eh keine Cd’s kaufen, sondern nur die Mucke aus dem Netz ziehen und Shirts kaufen.
Jan: Also wir merken das schon, dass die Leute, die auf unsere Konzerte kommen auch auf die Tonträger fixiert sind. Wir verkaufen zum Teil mehr Cd’s auf Tour als T-Shirts. Und das ist total unüblich. Was aber total für unsere Musik spricht. Da verdienst du zwar weniger dran, aber ich glaube das nachhaltiger und auch als Wertschätzung schöner. Als wenn jemand nur dein Shirt spazieren trägt, dem die Mucke aber eigentlich Latte ist.

Das gibt einem eben auch das Gefühl, dass die Leute den Auftritt in der Form honorieren.

Jan: Ja, und wie gesagt, bei den Kids von heute ist das anders. Ich habe einen Bruder, der ist 14 und wenn sich da mal einer eine CD kauft ist das schon was Außergewöhnliches. Dafür bestellen die im Monat für 100 Euro T-Shirts. Das ist schon sehr, sehr genreabhängig.

Das bringt mich zu einem Schlusssatz von einem weisen Mann, der gesagt hat, dass „das instrumentale Geschehen bei euch mehr aussagt, als die meisten trendanbiedernden Bands von heute zusammen“. Würdet ihr das so unterschreiben?

Jan: Ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Ich weiß was er meint und im Kern würde ich ihm auch zustimmen, aber das ist natürlich schon sehr dicke Hose.

Hab ich mir gedacht, das habe ich am Ende meines Reviews zu „Avoid the Light“ geschrieben und habe der Scheibe 9,5/10 Punkten gegeben.

Jan: Das schmeichelt einem natürlich. Aber wir nehmen uns einfach nicht so wichtig. Wir wissen, dass es genauso schnell auch wieder vorbei sein kann. Wir können als Band nur das was wir machen, so gut wie möglich machen.

Das ist ein schönes Schlusswort! Ich bedanke mich bei euch für das Schlusswort und hoffe, dass alles im Kasten ist!

Flo: Ja, wir danken dir!
Jan: Ansonsten schön nochmal alles per Mail machen! Dir auch danke!
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