Geschlossenheit gegen Scheinheiligkeit


Interview mit Circle Of Silence
Power Metal aus Deutschland - Heilbronn/Sinsheim
Stetig bergauf ging es für die Power Metaller CIRCLE OF SILENCE bei uns mit den Bewertungen ihrer Scheiben. Da das aktuelle Werk “The Blackened Halo“ zudem das Labeldebüt der eingeschworenen Truppe ist, war es langsam mal an der Zeit, den Heilbronnern ein paar Fragen zu schicken, die Bassist Björn gerne beantwortet hat.

Als erstes muss ich nach dem Bandnamen fragen. Was ist der CIRCLE OF SILENCE und wie kommt man als Power Metal Band auf die Idee, im Namen mit der Stille zu kokettieren?

Die Sache mit dem Bandnamen ist nicht so spannend wie vielleicht einige denken. Damals in der Schule habe ich ein paar Bandnamen gesammelt, von denen ich dachte, dass sie gut sind. CIRCLE OF SILENCE war einer dieser Namen und als es daran ging, einen Namen zu finden, haben wir den einfach ausgewählt. Es steckt also kein großes Geheimnis oder irgendeine versteckte Bedeutung dahinter. Haha. Mittlerweile finde ich den Gegensatz zwischen Name und Musik sogar recht witzig, da viele nach der Bedeutung des Namens fragen und man dadurch teilweise sogar etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wenn man aber tatsächlich eine Bedeutung aus dem Namen ableiten will, würde ich sagen, dass CIRCLE OF SILENCE ein gutes Synonym für die Situation innerhalb der Band ist. Wie jede andere Band haben wir auch ab und an Meinungsverschiedenheiten, doch nach außen hin sind wir immer eine Einheit und lassen es nicht zu, dass - in Bezug auf den Bandnamen - jemand die Ruhe in unserem Kreis stört.

Meinem Wissen nach seid ihr immer noch in der quasi Urformation der Band zusammen, was heutzutage fast schon ein bisschen ungewöhnlich geworden ist. Kanntet ihr euch bereits vorher, so dass das Risiko für plötzlich auftretende atmosphärische Störungen geringer war als bei anderen Bands? Und hat sich in den sechs Jahren in der Bandchemie dennoch etwas verändert?

Tobias (git.) und Ich kannten uns ja schon von der Schule. Nick (voc.) und Pit (dr.) kannten sich ebenfalls und haben zuvor schon zusammen in einer Band gespielt. Ich denke das größte Geheimnis ist aber, dass wir über die Jahre nicht nur Bandkollegen geblieben sind, sondern auch Freunde geworden sind, die auch mal am Wochenende zusammen was unternehmen. Die Bandchemie hat sich über die Jahre natürlich geändert. Über die ganzen Jahre hat sich sowas wie ein Einheitsgefühl gebildet. Alle Mitglieder innerhalb der Band werden gleichberechtigt behandelt und wenn die Mehrheit sagt, dass wir etwas nicht machen, dann machen wir es nicht.

Kommen wir zum neuen Album „The Blackened Halo“. Was darf ich mir unter dem schwarzen Heiligenschein vorstellen? In Verbindung mit dem Cover könnte man eine Art dunklen Engel oder Engel der Apokalypse dahinter vermuten, dessen Wesen bzw. Erscheinen durch den schwarzen Schein offenbart bzw. angekündigt wird…

Der Albumtitel bezieht sich auf die Scheinheiligkeit der Menschen. Jeder schaut nur danach, dass er für sich den meisten Gewinn abschöpft oder sich durch zwielichtige Aktionen in eine bessere Position bringt. In Kombination mit dem Albumcover steht „The Blackened Halo“ für das Schlechte im Menschen, was in Form des Engels dargestellt wird. Der Untergang der Stadt im Hintergrund durch die A-Bombe ist praktisch die Metapher für den „blackened halo“ des Engels.

Gibt es ein inhaltliches Konzept, dass das Album prägt? (Nicht unbedingt im Sinne eines klassischen Konzeptalbums, das vom ersten bis letzten Titel eine Geschichte erzählt, sondern auch z.B. ein Thema, mit dem alle Texte zu tun haben.)

Ein richtiges Konzept im klassischen Sinne gibt es nicht, aber das Thema „Ende“ zieht sich doch wie in roter Faden durch das gesamte Album. Das fängt beim Albumcover an und spiegelt sich in fast jedem Song wieder. Ein Kapitel endet und ein Neues beginnt.

Wie läuft bei euch das Schreiben von neuen Liedern ab? Hatte ich Recht mit meiner Vermutung im Review, dass als Ausgangspunkt eine Melodie dient, auf der dann alles weitere aufgebaut wird?

Das ist eigentlich ganz unterschiedlich. Ein Song kann durchaus von einer Melodie inspiriert sein, um welche dann der Song entsteht. Es können aber auch einzelne Riffs oder eine Basslinie sein, die dann später zu einem Song führen. Der eigentliche Songwriting Prozess läuft dabei in mehreren Schritten ab. Zunächst wird das Songgerüst erstellt und verfeinert bis daraus ein Instrumental-Song geworden ist. Danach beginne ich die Lyrics für den Song zu schreiben. Dies kann allerdings etwas Zeit in Anspruch nehmen, denn ich bin anscheinend nicht der schnellste Texter. Des Weiteren ist es bei manchen Songs schwierig, ein Gefühl dafür zu bekommen, welches Thema den Song am besten tragen könnte. Es ist schon das ein oder andere Mal vorgekommen, dass ich einen Song öfters instrumental als mit Gesang gehört habe. Nachdem der Song aber seinen Text bekommen hat, wird er in einer Demo Session aufgenommen und eingesungen. Nach der Aufnahme bekommt jedes Bandmitglied den Song zum einstudieren. Während der Bandprobe bekommt der Song dann den Feinschliff und es werden noch diverse Änderungen vorgenommen, die während des Einstudierens den einzelnen Bandmitgliedern aufgefallen sind. Wenn der Song das alles überstanden hat, wird er zu einem neuen CIRCLE OF SILENCE Song.

Habt ihr knapp zwei Monate nach dem Release Kleinigkeiten entdeckt, die ihr im Nachhinein ändern würdet, oder seid ihr (immer noch) wunschlos glücklich mit dem Album? Und was haltet ihr von den Reaktionen zum Album bisher?

Wenn ich mir einen Song lange genug anhöre, finde ich immer Kleinigkeiten, die ich heute vielleicht anders machen würde. Ich denke, es gibt im Allgemeinen auch keine „fertigen“ Songs, sondern es geht beim Songwriting viel mehr darum, einen Stand zu finden, mit dem man zufrieden ist.
Die Reaktionen von Seiten der Presse und der Fans übertreffen unsere Erwartungen bisher sogar. Wenn man als Newcomer Band sein Labeldebüt veröffentlicht, hofft man natürlich auf positive Resonanz und ich denke, wir können uns dahingehend nicht beklagen.

Was war euer bisher schönstes Erlebnis in Verbindung mit CIRCLE OF SILENCE? Und was das unerfreulichste oder nervigste?

Eines der schönsten Erlebnisse war sicherlich die Zusage von Massacre Records. Es war eine tolle Bestätigung für die lange und harte Arbeit der letzten Jahre. Weiterhin finde ich es faszinierend, wie viele Menschen man durch die Band kennenlernt, seien es Musiker, Veranstalter oder Fans. Ohne CIRCLE OF SILENCE wären wir mit dem Großteil dieser Leute nie in Kontakt gekommen. Wo sonst wenn nicht im Backstage-Bereich kommt man denn in Situationen, in denen man z.B. mit betrunkenen Finnen und Engländern einen lustigen Samstagabend verbringt.
Ein wirklich nerviges und unerfreuliches Erlebnis hatten wir an einem Wochenende, an dem wir zuerst in Saarbrücken und einen Tag später in Mannheim gespielt haben. An diesem Wochenende kam ziemlich viel zusammen. Zunächst wurde die Spielreihenfolge ausgelost und wir mussten als erste von 8 oder 9 Bands bei dem Band-Contest in Saarbrücken antreten. Danach wurden wir in unsere Übernachtungsmöglichkeit gebracht, die zuerst als Hotel und danach als Jugendherberge angepriesen wurde. In Wirklichkeit war es aber ein altes, verratztes Jugendhaus mitten im Nirgendwo, in dem ein paar Feldbetten standen. Wären wir informiert gewesen, hätten wir Schlafsäcke mitgebracht und alles wäre halb so wild gewesen. Der Veranstalter hat aber dann doch noch ein paar Decken aufgetrieben. Auf der Fahrt von Saarbrücken nach Mannheim hatten wir dann auch noch einen Unfall auf der Autobahn, woraufhin wir mit einem Ersatzauto der Werkstatt weiterfahren mussten. Der Veranstalter in Mannheim hatte zum Glück Verständnis und hat unseren Auftritt um einen Slot nach hinten verlegt. Ein gelungenes Wochenende sozusagen. Haha.

Habt ihr eventuell auch eine kleine Tour zum Album ins Auge gefasst, oder ist das für eine Band eurer Größenordnung, in der vermutlich jeder einem „regulären“ Beruf nachgeht, aufgrund von Urlaubskoordination, Kosten (auch „dank“ wenig lukrativen Pay to Play-Angeboten) etc. kaum noch zu realisieren?

Da alle in der Band regulären und leider auch zeitintensiven Berufen nachgehen ist es schwierig eine Tour durchzuziehen. Hinzu kommt auch noch der finanzielle Aufwand, den eine solche Tour mit sich bringt. In naher Zukunft sehe ich daher leider keine Möglichkeit für ausgedehnte Touren. Wir sind allerdings dabei Package Konzerte zu organisieren, um Wochenends auch Konzerte außerhalb von Süddeutschland spielen zu können. Ein großer Traum ist es auch, mal auf einem der großen Open Air Festivals zu spielen. Da wir für dieses Jahr wohl etwas zu knapp dran waren mit unserem Release, werden wir natürlich versuchen, ob wir dies das nächste Jahr realisieren können.

Da ich selbst MERCENARY-Fan bin und gesehen habe, dass Nick, Tobi und du die „11 Dreams“ bei euren Lieblingsalben aufgeführt habt: Eine Meinung zum neuen Album „Metamorphosis“?

Ich finde das neue Album ist sehr gelungen. Nachdem ja fast die halbe Band ausgestiegen ist, war es sicherlich keine leichte Aufgabe, ein neues Album zu komponieren. Rene Pederson hat eine tolle Stimme, wobei er natürlich nicht ganz an die Klasse eines Mikkel Sandager heranreicht. Meine Favoriten auf dem Album sind bisher „The Follower“, und „Shades Of Grey“.

Das war’s auch schon in aller Kürze. Ich freue mich, von euch zu hören und hoffe, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft die Gelegenheit haben werde, euch auch mal live zu sehen.

Danke für das Interview.

(Unteres Bild von links nach rechts: Björn, Pit, Nick, Tobi, Chris)
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