Geradlinig und ehrlich, raus aus dem Tal ohne Wiederkehr


Interview mit Valsans
True Metal aus Österreich - Baden
Wenn man sich im Review zu einem Album schon dazu hinreißen lässt, der betreffenden Band in zukünftigen Schlachten beistehen zu wollen, sollte man günstigstenfalls natürlich vorher ein paar Erkundigungen über die betreffenden Herren einziehen. Am einfachsten geht das natürlich bei der Band direkt, die im Falle von VALSANS ihr Zusammengehörigkeitsgefühl durch das gemeinschaftliche „Wir“ in den Antworten untermauern. Zu den Themen gehören neben dem Namen bei einer True Metal Band natürlich auch der besungene „metal way of life“ und was sonst noch im Metal wichtig ist. Vorhang frei für Österreich.

Fangen wir ganz einfach beim Namen an: Wer oder was ist der / die / das VALSANS?

VALSANS leitet sich vom französischen „Val sans retour“ ab, dem sagenumwobenen „Tal ohne Wiederkehr“. Es entstammt dem Sagenkreis um König Artus und seiner ritterlichen Tafelrunde, der uns schon immer fasziniert und gleichzeitig sehr inspiriert hat. Hier wird geschildert, wie Morgane LeFay treue, edle Ritter verführt und in ihren unwiderstehlichen Bann zieht. Auf unserem neuen Album „Sword“ gibt es auch den Song „ValSans“, in dem es darum geht, wie wir uns aus Morgane LeFays teuflischen Fängen befreien und dem Tal ohne Wiederkehr entfliehen können.

Auch wenn es nicht immer Sinn macht, zieht man aus der Musik einer Band oft Rückschlüsse auf die Personen, die dahinter stecken. Wenn ich jetzt „Sword“ als relativ schnörkellos, pathetisch, geradlinig und voller klarer, eindeutiger Ansagen beschreibe, könnt ihr euch zumindest zum Teil darin wiederfinden? Oder ist die These mit der Verbindung von Musik und den beteiligten Personen Quatsch?

Eine gute Frage.... also eigentlich finden wir uns voll und ganz in unserer Musik wieder. Die Musik, die man spielt, besteht aus den Teilen der individuellen Persönlichkeiten aller in der Band und verschmilzt zu einem neuen, mächtigen Ganzen. Die Tatsache, dass wir das Album vollkommen unabhängig produziert haben, hat uns in die Lage versetzt, es in absolut allen Belangen wie Songwriting, Arrangement, Recording, Mixing, Mastering bis hin zum Artwork und den Fotos so zu gestalten, wie wir es wollten, ohne irgendwelche fahlen Kompromisse eingehen zu müssen. Umso mehr freuen wir uns auf die unzähligen, tollen Reviews und Stimmen aus aller Welt. Auch unser fetziges Video zu „Eyes of a Viper“ kommt echt gut an. Man findet es auf der CD und auf unserer Website http://www.valsans.com. (oder unter dem gesetzten Link.)

Und gleich die nächste merkwürdige Frage hinterher: Wie kommt man dazu, True Metal zu spielen? Ich hab offensichtlich nichts dagegen, aber ich finde es nicht unbedingt das naheliegendste Genre, wenn man anfängt, Musik zu machen.

Für uns steht True Metal, Old-School Metal oder wie auch immer sagen möchte, ganz klar für Standfestigkeit, Solidarität, Verbundenheit, Treue und Ausdrucksstärke. Es ist die Musikrichtung, die uns seit unserer Jugend durch gute und schlechte Zeiten begleitet hat. Ehrlichkeit und gewisse musikalische Prinzipien stehen in diesem Genre ganz vorne. Im Jahre 2002, als wir VALSANS gegründet haben, standen wir bei uns in Österreich als einsame Verfechter unserer Musikrichtung da. Aber eigentlich spielte das gar keine Rolle, denn wir wollen unsere Musik nach wie vor aus tiefer Überzeugung und purer Leidenschaft leben. Und wir lassen uns auch durch nichts von unserem Weg abbringen.

Kommen wir mal zum Album. Wie läuft bei euch das Songwriting ab - hat einer die Zügel in der Hand und die anderen arbeiten vorwiegend mit seinen Ideen oder erarbeitet ihr euch neue Lieder gemeinsam im Proberaum?

Fast alle Texte und Songideen kommen von Andy B., unserem Sänger. Die Musik selbst entsteht dann im eifrigen Teamwork. So bringen sich alle in der Band ein und geben ihre persönliche Note dazu. In dieser Phase wird noch jede Menge experimentiert, herumgeschraubt, auf den Kopf gestellt, komponiert und improvisiert. Einige Songs entstehen dabei sehr spontan, bei anderen haben wir schon oft über viele Wochen getüftelt, bis wir wirklich voll und ganz zufrieden waren. Die Lead Parts und Soli kommen von Stu, unserem Leadgitarristen. Das ist immer eine spannende Sache, denn manchmal entstehen die unglaublichsten Melodien wie aus dem nichts und manchmal braucht Stu schon unverschämt lange. Aber das Warten lohnt sich immer!

Wer von euch hat sich denn für das schicke Cover in Schale geworfen?

Was könnte überzeugender sein, als ein echter Kämpfer in einer echten Rüstung? Da wir eigentlich keine Kompromisse eingehen wollten, haben wir Peter Jeram von der niederösterreichischen Schaukampftruppe "Faustrecht" als Modell gewinnen können. Als Photograph fungierte hier auch ein echter Kämpfer – Rüdiger Weghaupt. Das Schwert, das sich im gesamten Artwork unserer CD wiederfindet, ist übrigens auch echt und hat schon so einige Schrammen, die von schweißtreibenden Kämpfen zeugen. Das Motiv des Schwertes steht als Symbol für Macht, Edelmut, Stärke, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit.

Was ist der in „The Allegiance“ besungene „metal way of life“?

Der „Metal way of life“ bedeutet für uns das Lebensgefühl, das durch die Zusammengehörigkeit unserer Szene entsteht. Attribute wie Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Individualität sind für uns dabei genauso wichtig wie Spaß und Geselligkeit. Soziale Unterschiede oder Aussehen spielen dabei keine Rolle. Es ist die Musik, die uns so stark miteinander verbindet.

Neben “The Allegiance” greift auch “Metal Crusade” ein klassisches Thema im Heavy / Power / True Metal auf: Es wird über den Metal & sein Wesen bzw. das Leben als Metaller gesungen. Wie weit kann man in solchen Texten heute noch gehen, ohne zumindest ein bisschen Selbstironie oder Augenzwinkern?

Natürlich ziehen wir nicht in die Schlacht oder tragen im Job eine Rüstung oder ein Schwert bei uns. ;-) Der Kern der Sache ist essentiell und muss eben im übertragenen Sinn verstanden werden. Hinter einer Sache zu stehen, sich für etwas einzusetzen, für etwas zu leben, einander als eigenständige Individuen zu achten und respektieren, ehrlich und geradlinig zu anderen und sich selbst zu sein und sich mit anderen Metallern zusammengehörig zu fühlen – Das macht es für uns aus, neben der Musik an sich, Heavy Metal Fan zu sein. Und gerade auch durch die Musik haben sich bei uns viele gute Freundschaften entwickelt, die wir nicht missen möchten.

Welche Rolle bzw. Bedeutung hat VALSANS für euch in euren Leben?

Wie wir bereits im Song „The Allegiance“ singen: „VALSANS rule my life“ :-) Für uns alle ist unsere Musik ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und steht immer im Vordergrund. Gerade die Live-Atmosphäre bei Konzerten ist überwältigend – und das haben wir nur unseren „ValFans“ zu verdanken!
Und dann wären da noch die geilen Gitarrenriffs, fetten Bassdrums, mitreißenden Solos, packenden Rhythmen – wer kann da noch widerstehen?

Ich habe mit Freuden bei den persönlichen Musikgeschmäckern auf eurer Homepage einige Namen gelesen, die man nicht oft in solchen Aufzählungen liest, wie OMEN, STORMWITCH, ASIA, ROYAL HUNT oder WARLOCK. Das sind aber alles nicht unbedingt die produktivsten Bands oder sie sind gar nicht mehr aktiv. Hat das eher damit zu tun, dass einige Klassiker einfach nicht mehr erreicht oder gar übertroffen werden können oder interessiert ihr euch eher weniger für aktuelle Veröffentlichungen?

Tja, diese Bands sind unsere Favoriten und wir glauben, dass man das auch leicht erahnen kann. Für uns strahlen gerade Alben aus den Achtzigern etwas Magisches und Faszinierendes aus, das uns nicht mehr loslässt. Zusätzlich hat jeder in der Band so seine individuellen Lieblingsbands. Da findet man alles von German- und US- Metal über die NWOBHM bis hin zu Progressive-, Thrash -, Prog- Metal und Hardrock / Classic Rock. Ich glaube, gerade diese vielseitige Mischung macht es aus und das wird auch wohl einer der Gründe für das sehr abwechslungsreiche Album sein.
Wir verfolgen eigentlich ständig die Neuerscheinungen, erfreuen uns aber genauso an echten Klassikern und wertvollen Geheimtipps. Ich glaube, es hält sich gut in der Waage. Im Laufe der Metalgeschichte wurden Meilensteine veröffentlicht, die nicht mehr so leicht zu toppen sind. Andererseits kann man aber gerade in den letzten Jahren bei Veröffentlichungen vor allem aus dem sogenannten "Underground" einige Schätze entdecken: IN SOLITUDE, STORMWARRIOR, WIZARD, ENFORCER, um nur einige Bands zu nennen... Da kann man eigentlich nicht meckern.

Wenn ihr die Metalszene in Österreich kurz charakterisieren solltet: Was ist in euren Augen (besonders) positiv und wo besteht evtl. noch Nachholbedarf?

Wir haben wohl schon so ziemlich jedes Festival besucht, ob groß oder klein, und das Schöne ist, dass uns Heavy Metal als Musik miteinander verbindet. Egal ob man in der brütenden Hitze unter hunderttausenden IRON MAIDEN sieht oder vollkommen durchnässt mit den Knöcheln im Gatsch versunken WIZARD zujubelt, Heavy Metal verbindet. Und das ist hier bei uns in Österreich nicht anders – im Gegenteil. Die Szene ist kleiner als beispielsweise in Deutschland, aber man freut sich umso mehr, viele Freunde auf den Konzerten wiederzutreffen. Die eigenen Konzerte sind natürlich der Hammer. Unsere treuen "ValFans" sind echt unglaublich, wenn sie teilweise Strecken von mehreren hundert Kilometern reisen, um uns live zu sehen.

Das war’s dann auch schon. In guter alter Bloodchamber-Tradition gehören die letzten Worte euch:

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen unseren treuen ValFans rund um den Erdball für ihre Treue und unermüdliche Unterstützung bedanken!

THE DAWN OF METAL HAS BEGUN!!!

(von links nach rechts: Wolfgang (dr.), Thomas "Tommy" Kleinander (bs.), Andy (voc.), Thomas "Stu" Stubics (git.), Thomas "Schmidi" Schmid (git.))
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