AASKEREIA und die Schwierigkeit der Livepräsenz


Interview mit Aaskereia
Black Metal aus Deutschland - Karlsruhe
AASKEREIA ist schon eine Band für sich. Lange Zeit ist es ruhig um sie, man sieht sie nicht live, keine neue Scheibe kommt heraus; lediglich bei ebay kann man ihre Alben für Liebhaberpreise ersteigern. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, kommt „Dort, wo das alte Böse ruht“ aus den Katakomben der Baden-Württemberger. Und das Album hat es wirklich in sich. Grund genug, bei Basser Morgoth mal nachzufragen, was bei AASKEREIA so abgeht.

Moin Morgoth! Erstmal Glückwunsch zu Euerm wirklich gelungenen Album, das urplötzlich aus dem Nichts kam. Ich glaub, so ziemlich kaum jemand hat mit einem Album von Euch gerechnet. Wie sind denn die bisherigen Reaktionen? Und vor allem: Wieso hat es so lange gedauert, bis Ihr endlich eine neue Scheibe fertig hattet?


Servus Walze, danke, die Reaktionen sind überwiegend positiv. Natürlich gibt es immer Stimmen, die sich den Sound dreckiger wünschen, den Gesang gerne lauter hätten oder generell alles scheiße finden. Viel wichtiger aber ist, meiner Meinung nach, dass wir mit dieser Platte einen Kompromiss gefunden haben, der jedes Bandmitglied zufrieden stellt. Das erklärt auch die Wartezeit. Außerdem genießen wir den Luxus, nicht nach Zeitplan funktionieren zu müssen. Es kann durchaus Vorkommen, dass wir ein halbes Jahr nicht proben, weil schlichtweg keiner Lust darauf hat.

Apropos Sound. Ich finde ihn absolut passend. Wer will heutzutage noch irgendeinen scheiß Garagensound haben, nur weil es angeblich trve sein soll!?
Es gab zwar Gerüchte in der Szene, aber von Euch keinerlei Infos auf Eurer Webseite z.B., dass ein neues Album erscheinen wird. Warum habt Ihr das Album nicht angekündigt? Es kam ja quasi ganz plötzlich raus. Für einige sehr überraschend.


Eben, wer einen schlechten Sound als Qualitätsmerkmal eines aktuellen Albums anführt, hat für mich keine Ahnung von Musik. Versteh mich nicht falsch, ich höre gerne alte 90er Schinken, die mit Kopfhörern im Keller aufgenommen wurden... damals ging es eben nicht besser. Heutzutage wird dieser schlechte Sound aber als Stilmittel verwendet und gute Signale verschlechtert, was für mich einfach lächerlich ist.
Unser Album wurde nicht angekündigt weil wir es, wie schon gesagt, nicht so mit Zeitplänen haben. Es war ja bereits bekannt, dass wir an einer neuen Veröffentlichung arbeiten, aber eine Deadline hätten wir rückblickend mehrmals verschieben müssen. Schon die Illustrationen für das Booklet haben das Release um Ewigkeiten verzögert. Es ist wohl besser positiv überrascht, als nach ewiger Warterei enttäuscht zu werden.

Oha, dann bist Du schuldig, dass sich das Release um Ewigkeiten verzögert hat? Schließlich warst Du doch für das Layout verantwortlich, welches ich übrigens sehr passend zum Album finde. Warst Du denn auch am Songwriting beteiligt? Du bist ja sozusagen "der Neue" bei AASKEREIA, auch wenn es nach außen nie so rüberkam.

Haha, schuldig im Sinne der Anklage... ein halbes Jahr nehme ich auf meine Kappe... Ja, ich hab mich um die Gestaltung und die Illustrationen gekümmert, was doch um einiges aufwändiger war als angenommen. Zum Glück hat mir Wolfe die Kalligraphie abgenommen, die ich sehr gelungen finde. Vielen Dank dafür!
Am Songwriting sind grundsätzlich alle beteiligt. Klar, einige Songs gab es schon, bevor ich bei AASKEREIA anfing, da musste ich nur die Bassspuren einbringen. Von Vorteil ist natürlich, dass sich jeder mehr oder weniger mit jedem anderen Instrument auskennt... so kommt es vor, dass Fafnir, Grim oder ich Songs auf der Gitarre mitbringen oder die Gitarristen Ideen für das Drumming oder den Bass einbringen. Der Titelsong zum Beispiel basiert komplett auf dem Bassintro, das im Proberaum entstanden ist.
Ja ich bin der Neue, in jeder Hinsicht. Aber weder der beachtliche Altersunterschied, noch die äußerst unterschiedlichen musikalischen Einflüsse waren je ein ernsthaftes Problem.

Wer „Dort, wo das alte Böse ruht“ hört, dem wird auffallen, dass Ihr technisch gereift seid. Alles wirkt ausgereift, ja fast schon erwachsen. Fafnir ist ein Ende schneller geworden, Grims Vocals klingen besser als früher, die Gitarrenarbeit technisch einwandfrei und Dein druckvolles Bassspiel reiht sich da super ein. Du spielst einen Fretless Bass, was im Black Metal ziemlich untypisch ist, da er ja eher im Prog oder Jazz eingesetzt wird. Nicht zuletzt der Beweis, dass Ihr technisch gereift seid. Mit diesem Instrument schaffst Du es sogar, wie im von Dir angesprochenen Titeltrack, den Bass wie eine düstere Synthie-Passage klingen zu lassen. Wie kamst Du auf die Idee, mit so einem Bass zu spielen?

Naja, die Ähnlichkeit zu einem Synthie ist wahrscheinlich mehr dem extremen Hall als den fehlenden Frets geschuldet. Während der Arbeit am Album ging der alte Bass, der im Proberaum rumstand in die Knie. Also habe ich mich nach einem neuen umgeschaut und mich für einen ohne Bünde entschieden. Das Instrument trägt definitiv seinen Teil zum einzigartigen Sound des Albums bei, wobei es im Studio schon probleme machte, den warmen, nasalen Kontrabasston im Mix zu positionieren. Trotzdem, der Klang ist zwar nicht alltäglich, aber im Metal Bereich schon das ein oder andere Mal da gewesen, bei DEATH oder ICED EARTH zum Beispiel. Was die technische Reife angeht haben wir uns eben mit dem Studiotermin so lange Zeit gelassen, bis alles funktionierte... Dass wir uns vorher Gedanken über das Equipment gemacht haben dürfte wohl auch das erste mal gewesen sein.


Mal was Unangenehmes. AASKEREIA waren ja mal bei Christhunt unter Vertrag. Hatte das Auswirkungen? Euch wird deswegen ja eine gewisse rechte Tendenz nachgesagt. Wer Euch aber kennt, der weiß, dass das der totale Quatsch ist. Ich habe Euch als wirklich nette Leute kennengelernt, die alles andere als rechts sind. Wie ist das z.B. mit größeren Zines, wie Rockhard oder Legacy. Hat die Christhunt-Zeit einen Rattenschwanz?

Ufff, wirklich das Thema? Als ich zu AASKEREIA gekommen bin, hatte Grim schon ne Weile eine sehr ausführliche Stellungnahme im Internet, bei Christhunt sind wir auch seit Jahren nicht mehr und auf der Webseite stand unter dem Logo auf der Startseite ein Disclaimer. Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem kann ich auch nicht helfen.

Also mir reicht das Statement!
Ihr seid ziemlich begehrt, was Live-Gigs angeht. Liegt garantiert auch daran, dass Ihr nicht sooo oft live zu sehen seid. Ich hätte Euch ja gerne wieder auf dem Barther Metal Open Air gesehen. Da hätte man das Jahr 2007 neu aufleben lassen können, da THYRUZ ja auch wieder dort sind. Damals kursierten ja recht komische ‚Runkenschnabel‘-Rufe zwischen den Norwegern und Euch umher. Fand ich ziemlich witzig.
Wo kann man Euch dieses Jahr denn so live erleben?


Ja, mir hat es in Barth gut gefallen, aber der Aufwand ist eben doch beträchtlich. Dieses Jahr werden wir definitiv nicht live spielen, wie es 2012 aussieht wird man sehen... An Angeboten mangelt es jedenfalls nicht.

Da muss ich aber mal nachhaken. Wenn es an Angeboten nicht mangelt; weshalb tretet Ihr dieses Jahr denn nirgends live auf? Was hat das für Gründe?

Naja, das ist ganz einfach: wir sind momentan weit davon entfernt livetauglich zu sein. Dazu kommt, dass es zunehmend schwieriger wird, sechs Personen zeitlich unter einen Hut zu bringen. Außerdem suchen wir uns unsere wenigen Konzerte sehr sorgfältig aus.

Was macht eigentlich Dein Projekt KORAKHTOR? Bist Du damit noch aktiv?
Und wie sieht es bei den anderen Bandkollegen aus? Sind die noch in anderen Bands involviert? Grim war doch mal Bestandteil von BROCKEN MOON und Fafnir von IRRLYCHT. Gibt es da noch Aktivitäten?


Ohje, daran hab ich seit Jahren nicht mehr gedacht... nein, das waren nur ein paar Songskizzen... Mittlerweile mache ich außerhalb von AASKEREIA ganz andere Musik. Die alten Zöpfe sind ab... im wahrsten Sinne des Wortes, haha.
Zu den anderen kann und will ich mich nicht äußern. Ich kann hier nur für mich sprechen.

Noch mal zu Dir, bevor ich wieder zu AASKEREIA komme. Fafnir und Du, Ihr wart ja auch bei MÄHDRESCHER aktiv. Was anfangs eine Spaßcombo war, hat sich zu einer Band entwickelt, die wirklich guten Melodic Black Metal spielten. Die Pressereaktionen waren durchweg gut. Gibt es eine Chance, irgendwann mal wieder was von MÄHDRESCHER zu hören oder sind die Musikgeschmäcker unter Euch doch zu verschieden, um jemals wieder zusammenzukommen?

Ich denke da liegt es weniger an der musikalischen Einstellung, als vielmehr an
der Organisation. Da sind es auch wieder ein Haufen Leute, die irgendwie unter einen
Hut gebracht werden müssen und ich denke die Motivationen sind heute einfach anders gelagert. Zudem glaube ich nicht, dass ich noch mal in zwei Metal Bands spielen möchte.

Du erwähntest bereits, dass Du neben AASKEREIA ganz andere Musik machst und auch magst. Gilt das für die anderen Member auch? Was liegt z.B. bei Dir derzeit im Player? Und hört der Rest von AASKEREIA wirklich nur Black Metal?

Ich mag grundsätzlich jede Musik, die eine gewisse Relevanz hat. Welche Musikrichtung ist dabei zweitrangig, obwohl ich im Moment hauptsächlich amerikanischen Folk und Blues höre. Da ich ein extrem aktiver Musikkonsument bin, wäre es müßig mich Seitenlang über meine Lieblingsbands auszulassen ...das ändert sich sowieso schnell wieder. Man kann aber sagen, dass mir Metal mittlerweile ziemlich auf den Geist geht. Abgesehen von gelegentlichen nostalgischen Ausrutschern wie BLIND GUARDIAN oder ICED EARTH kommt es sehr selten vor, dass ich vorsätzlich ein neues Metal-Release anhöre. Da vermisse ich mittlerweile die anfänglich erwähnte Relevanz, das ist aber ein ganz anderes Paar Schuhe.


Gibt es irgendein Festival, auf dem Du persönlich gerne mal auftreten würdest?

Ich mag es live zu spielen. Das ist für mich Teil der Motivation Musik zu machen.
AASKEREIA ist da aber ein Sonderfall. Erstens werden Entscheidungen ausschließlich einstimmig gefällt und zweitens haben alle Mitglieder viele unterschiedliche Verpflichtungen. Dass also ein Angebot jedem zusagt und sich dann noch jeder ein halbes Jahr vorher auf einen Termin festnageln lässt kommt beinahe nie vor. Persönlich würde ich gerne mal auf einem allgemeinen Open Air Festival auftreten, da ich mit Pagan wenig anfangen kann.

Okay, dann hoffe ich mal, dass wir uns dann vielleicht nächstes Jahr mal auf irgendeinem Festival wieder sehen. Die letzten Worte gehören Dir, was möchtest Du den Lesern von Bloodchamber.de noch mit auf den Weg geben?

Klar, man sieht sich immer zweimal, haha. Bei den Lesern bedanke ich mich
für das Interesse. Legt euch nicht fest. Das Leben ist zu kurz für Scheuklappen.
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