Über das eigene Label und gute Studioarbeit


Interview mit Tank86
Instrumental Metal aus Holland - Breda/Oss
Die neue CD einer vielversprechenden Band aus niederländischen Gefilden lag vor kurzem auf dem Arbeitsstapel der Bloodchamber. Die Musik gefiel von Anfang an und wegen des eher seltenen Konzepts kamen schon während der Rezension viele Fragen auf. Da traf es sich ja bestens, dass Bassist Jochum etwas Zeit übrig hatte, um die ein oder andere Einzelheit aus der Bandgeschichte auszuplaudern.

Hi Jochum, vielen Dank erstmal für das Interview. Da ihr mehr oder weniger ein Newcomer seid, stellt euch doch mal bitte vor.

TANK86 besteht aus vier Leuten: Joost Kruiswijk und Harold Aling an den Gitarren, Rogier Berben am Schlagzeug und meine Wenigkeit am Bass.
2005 habe ich zusammen mit Joost und dem damaligen Schlagzeuger Jan Baanstra und Gitarristen Floris Lambregts die Band gegründet. Darauf folgte die Veröffentlichung unserer ersten EP „Ariba" im Jahr 2005. Zwei Jahre später wurde Jan durch Rogier am Schlagzeug ersetzt. 2008 folgten dann die Aufnahmen zu unserer zweiten EP "Behold", mit welcher wir auch DOZER auf ihrer Beyond Colossal Tour durch Europa unterstützt haben. Leider musste Floris später aus gesundheitlichen Gründen aufhören und wurde durch Harold ersetzt. In diesem Jahr haben wir nun „Rise" veröffentlicht und treiben uns seitdem auf Konzerten und Auftritten herum.

TANK86 hört sich irgendwie wie ein Internet-Nickname an. Wer von euch ist denn Jahrgang 86? Was ist die genaue Bedeutung von 86?

Haha, der ist gut. Den Spruch haben wir bisher noch gar nicht gehört. Aber nun da du es sagst... Wie auch immer, keiner von uns ist 1986 geboren. Eigentlich wollten wir die Band auch einfach nur TANK nennen, aber da ist bereits diese britische Band aus den 80er Jahren mit dem gleichen Namen. Also haben wir eine 86 drangehängt, eine Zahl, die für uns eine Bedeutung hat. Aber es ist natürlich viel lustiger, nichts zu verraten und die Leute darüber rätseln zu lassen... :)

Wieso gibt es keinen Gesang? Kann niemand von euch gut growlen, screamen oder shouten?

Wir könnten das alles schon hinbekommen, wenn wir es nur wollten. Wir sehen einfach keinen Grund dafür. Wir haben von Anfang an TANK86 als rein instrumentale Band gegründet. Wir hatten einige schlechte Erfahrungen mit Sängern in vorherigen Bands, also wollten wir uns von dieser Last befreien und einfach nur geniale Instrumentalmusik machen. Es macht ne Menge Spaß, Musik zu schreiben, die keinen Platz für einen Sänger lässt.

Mal ernsthaft, welche Drogen gebt ihr den Gitarristen, damit diese nicht ständig Solo Parts spielen? Eure Musik ist ja gerade zu prädestiniert für ein ausgiebiges Shreddern, aber stattdessen zieht ihr einfach eure doomige Musik durch.

Das ist auch einer der Gründe, wieso wir keinen Gesang haben wollten. Wir wollten niemanden, der mit seinem Ego die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wenn nun die Gitarren die ganze Zeit Soli zocken, hast du das gleiche Problem. Wir denken da viel eher in Ebenen und vielen Schichten für einen Song und für die Instrumente. Manchmal fügen wir zu einer dieser Ebene ein gut getimetes Solo hinzu, aber das ist dann schon alles. Es dreht sich viel um die richtige Balance.

Ihr habt eigens für euer Album „Rise" ein Label gegründet. Könntest du die Gründe dafür nennen?

Als wir „Rise" aufgenommen haben, haben wir es an die verschiedenen Labels geschickt und auf einen Deal gehofft, um das Album weltweit präsentieren zu können. Wir waren dann ziemlich aufgeregt, als ein Haufen interessanter Label mit uns zusammenarbeiten wollten. Aber als sich die erste Nervosität wieder legte und wir die Verträge genau durchlasen, waren wir nicht mehr ganz so glücklich. Bei einem bekannten Label unterzukommen ist großartig, aber da gibt es so viele Rechte und Freiheiten, die du aufgeben musst, wohingegen es keine Garantie gibt, dass für jeden Verzicht auf deine Rechte etwas Gutes zurückkommt. Also haben wir einmal tief durchgeatmet, alle Verhandlungen abgebrochen und unser eigenes Label Rising Magma Records gegründet, um das Album zu veröffentlichen. Nun haben wir eine weltweite Verteilung unserer CD und können immer noch tun und lassen was wir wollen. Es ist natürlich harte Arbeit, aber es lohnt sich auf jeden Fall.

Gab es größere Schwierigkeiten bei der Gründung des Labels?

Nunja, es ist einfach eine Menge Arbeit, die ganze Sache zu starten und am Laufen zu halten. Wir sind ja auch schon etwas länger im Geschäft unterwegs, also haben wir unser Vitamin B genutzt. Besonders die Verträge mit Clearspot und iMusician sind sehr wichtig, damit das Label auch funktioniert. Du musst die Musik hinaustragen in die Welt, das ist der ganze Sinn dieses Labels.
Momentan ist „Rise" die einzige Veröffentlichung über Rising Magma Records, also geht die Arbeit am Label Hand in Hand mit der Arbeit an der Band selbst. Vielleicht wird es schwieriger, wenn mehrere Veröffentlichungen hinzukommen. Aber bei uns wird Qualität immer vor Quantität stehen, also passen wir auf, dass uns nichts über den Kopf wächst.

Könntest du noch ein paar Worte zu den Arbeiten im Studio verlieren? Euer Sound ist ja immerhin der Schlüssel zu eurem Erfolg und macht euch zudem ziemlich einzigartig.

Wir haben uns für „Rise" richtig viel Zeit gelassen. Wir nehmen uns immer viel Zeit für die Probenarbeiten und, bevor wir ins Studio gingen, machten wir vorab eine komplette Aufnahme selbst. So konnten wir so viel Zeit wie nötig war darauf verwenden, weitere Details herauszukitzeln oder die Musik noch vielschichtiger zu gestalten. Also war bereits alles bestens ausgearbeitet, noch bevor wir ins Studio gingen, um es dort nochmal aufzunehmen.
Wir haben alle Tracks zusammen und ohne Clicktrack eingespielt, um ein gutes Live Feeling zu erreichen. Wir wollten nicht, dass der Sound tot oder überproduziert wirkt. Nachdem das Fundament dann aufgenommen war, haben wir die kleineren Fehler ausgebessert sowie neue Spuren und Extras hinzugefügt. Auch diese hatten wir vorher schon ausgearbeitet, also haben wir quasi nur eine große ToDo Liste durcharbeiten müssen.
Insgesamt floss wirklich eine Menge Gehirnschmalz in die Aufnahme. Rob van Boekcel von den New Road Studios hat dazu noch eine ausgezeichnete Arbeit geleistet als Aufnahmetechniker und später beim Mixen. Zusätzlich hat Brett Caldas-Lima von den Tower Studios das ganze noch zur Perfektion gemastered. Mit dem Ergebniss können wir mehr als zufrieden sein.

Spontan fällt mir keine Band ein, die den selben Weg geht. Kennst du denn Bands, die ihr als Referenz angeben könntet?

Ich könnte nun auch keine Band nennen, die genau den gleichen Weg geht wie wir. Natürlich gibt es einen Haufen guter Instrumentalbands, aber diese hören sich dann doch sehr verschieden an. Wir haben unsere Einflüsse von überall her. Wir sind sehr froh, somit unseren eigenen Sound gefunden zu haben. Ich denke, das ist sehr wichtig für eine Band.

Wie ist das bisherige Feedback zu „Rise" und in welchem Land habt ihr den bisher größten Erfolg?

Wir sind mehr als glücklich mit der bisherigen Resonanz zu „Rise“. Wir bekommen aus aller Welt exzellente Reviews. Die Leute scheinen das Album zu verstehen, und das ist großartig. Besonders aus Deutschland bekommen wir super Feedback und planen auch, eine Tour dort zu machen.

Stell dir vor, ihr produziert ein Musikvideo zu „Axe". Welche drei Elemente oder Gegenstände würden in diesem Clip auf jeden Fall auftauchen?

Schwierige Frage. Weil die Musik rein Instrumental ist, könnte das Leitmotiv des Videos in unzählige Richtungen gehen. Nichtsdestotrotz, als wir den Song „Axe" nannten, stellten wir uns eigentlich keine Axt zum Baumfällen vor, sondern eine Spitzaxt wie sie im Bergbau benutzt wird. Logischerweise wäre dort dann auch das Setting.
Drei gute Konzepte zum Aufbau des Videos wären dann eine Bergmine, eine Spitzaxt und Klaustrophobie.

Was war der bisher beste Auftritt seit eurer Gründung?

Wir haben über die Jahre verteilt einen Haufen guter Gigs gemacht. Dennoch würde ich sagen, dass es entweder ein Support Gig für MONSTER MAGNET im ausverkauften Effenar in Einhoven war oder unsere Show in der Wien Arena, zusammen mit DOZER. Das war beide Male eine geile Zeit!

Welche Touren, Auftritte oder Festivals stehen in nächster Zeit an?

Wir planen gerade eine Deutschlandtour für nächstes Jahr. Für die nächste Zeit haben wir aber auch schon gute Auftritte im Terminkalender. Besonders interessant ist wohl das Slugfest in Eindhoven mit Bands wie TONER LOW und PREMONITION 13. Dann gibt es noch das Mudfest in Roermond im Januar mit einigen coolen Doom und Sludge Bands. Und dann ist da noch die All-Instrumental Night in Helmond, zusammen mit LONG DISTANCE CALLING, SARDONIS und ATLANTIS.

Weitere Pläne für die Zukunft?

Auftritte, Aufnahmen, Riffs, Spaß haben und das ganze nochmals von vorne.

Wie immer: Eure letzten Worte:

Matthias, Dankeschön für das Interview! Und Deutschland: Wir kommen!!!
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