Das böse "D-Wort"


Interview mit Periphery
Modern Progressive Metal aus USA - Bethesda
Dieser Tage geht es modern zu in der Bloodchamber, denn das Blutbad des Monats dreht sich um die Prog Metaller PERIPHERY und deren Album "Periphery II - This Time It's Personal". Freundlicherweise stellte sich Bandkopf und Gitarrist Misha "Bulb" Mansoor trotz eines prall gefüllten Terminkalendars für ein Interview via Mail zur Verfügung.

Hey Misha, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns einen Einblick in den PERIPHERY-Kosmos zu gewähren!
Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Was genau ist persönlich an eurem zweiten Album, bzw. inwiefern ist es persönlicher als euer Debütalbum?


Einen tieferen Sinn hat das nicht. Das soll nur ein Witz sein, eine Anspielung auf die trashigen Actionfilm-Fortsetzungen der Achtziger. Den „Periphery II“-Teil musst du dir mit normaler Stimme ausgesprochen denken, aber die Ergänzung „This Time It’s Personal“ sollte mit einer tiefen, rauen Stimme angehängt werden, im Stile eines effektheischenden Einzeilers.

Obwohl ihr dem Hörer mit „Periphery II“ natürlich alles andere als „easy listening“-Mucke vorsetzt, scheint es im Vergleich zu eurem Debüt doch zumindest etwas leichter zugänglich zu sein. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ihr eure Hooklines ordentlich steigern konntet, wodurch „Periphery II“ mehr potentielle Singles enthält als noch euer Debüt. Würdest du mir da zustimmen?

Falls dies der Fall sein sollte, war das keine Absicht - wir sind nämlich ähnlich vorgegangen wie beim ersten Album. Wir hatten für unseren Zweitling einen Haufen Songs geschrieben und haben uns dann alle zusammengesetzt, um aus diesem Haufen die Songs herauszufiltern, welche sich einander sinnvoll zu einem Album ergänzten. Genau genommen haben wir uns an dem orientiert, was in unseren Ohren gut klang.
Dieses Mal hatte jeder etwas zu sagen und unsere Zusammenarbeit innerhalb der Band hat gut funktioniert. Diese Tatsache könnte dazu führen, dass „Periphery II“ wie aus einem Guss klingt. Außerdem hat unser Sänger Spencer einige unglaublich packende Gesangslinien geschrieben – und zwar teilweise zu Songfragmenten, an denen ich sie niemals erwartet hätte! Das könnte natürlich auch zu dem Höreindruck beigetragen haben, dass wir einige singletaugliche Songs am Start haben.

Schön, dass du es ansprichst: Spencer scheint seine Gesangsarbeit wirklich massiv verbessert zu haben. Nicht nur seine Shouts kommen variabler daher, vor allem sein Klargesang hat einen bemerkenswert hohen Level erreicht. Hat er hart an sich gearbeitet oder schlummerte dieses Potential eigentlich schon immer in ihm?

Wegen seines Potentials hatten wir ihn damals engagiert, aber auch sein Wille, sich stetig zu verbessern, ist uns von Anfang an aufgefallen. Und er hat hart an sich gearbeitet – sowohl was seine Studioarbeit angeht als auch im Hinblick auf seine Live-Performances. Ich denke, er erntet momentan die Früchte seiner Arbeit, und das kann man auf „Periphery II“ auch hören. Allerdings denke ich auch, dass Spencer seinen Zenit noch nicht erreicht hat und sich noch weiter verbessern wird!

Bei „Periphery II“ handelt es sich eigentlich nicht um ein Konzeptalbum, nichtsdestotrotz enthält es eine Songtrilogie, die offensichtlich zusammengehört: „Muramasa“, „Ragnarok“ und „Masamune“. Steckt hinter diesem Triple eine Geschichte?

Wir sind Fans von Konzepten bzw. Leitmotiven. Und wenn wir schon kein Konzeptalbum ausgearbeitet hatten, dachten wir, es wäre cool, wenigstens eine Geschichte über das Album hinweg zu verteilen. Man muss es nicht notwendigerweise sofort wahrnehmen, aber je tiefer man sich in das Album einarbeitet, desto mehr wird man lyrische und musikalische Parallelen zwischen diesen Songs registrieren. So etwas bereitet uns Spaß, mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht!

Euer Plan war es eigentlich, neben „Periphery II“ ein zweites Album auszuarbeiten, und zwar ein Konzeptalbum. Doch eure vielen Touraktivitäten haben euch davon abgehalten. Werdet ihr diesen Plan trotzdem weiter verfolgen, und kannst du schon etwas über das musikalische oder lyrische Konzept sagen?

Wir arbeiten momentan bereits an diesem Album und werden das auch während der auf uns zukommenden Touren und Arbeiten weiterhin tun. Beide Alben gleichzeitig zu veröffentlichen war auf Grund unseres eng gesteckten Terminplans einfach nicht möglich. Ich kann noch nicht sagen, wann es fertiggestellt sein wird, aber wir werden es erst auf unsere Hörer loslassen, wenn es sich auch fertig anfühlt. Näheres kann ich aber noch nicht dazu sagen, nur, dass dieses Album definitiv unsere nächste Veröffentlichung sein wird.

Da wir schon von euren ausgiebigen Touraktivitäten sprechen: Anfang des Jahres wart ihr als Support für DREAM THEATER auf deren Europa-Tour unterwegs. Ich könnte mir vorstellen, dass das eine ganz schöne Ehre für euch war? Wie waren die Reaktionen der DREAM THEATER-Fans auf euch und eure komplexen Grooves?

Das fühlte sich so unwirklich an… DREAM THEATER sind ein Rieseneinfluss für uns alle. Für mich persönlich war diese Band sogar der Grund, mich ernsthaft der Gitarre zu widmen. Es war definitiv eine Ehre, mit dieser Band die Bühne teilen zu dürfen…
Manchmal haben sie wirklich ein schwieriges Publikum, aber insgesamt sind wir recht gut angekommen, denke ich. Die Jungs von DREAM THEATER haben sogar gesagt, dass sie von den Reaktionen der Fans auf uns schwer beeindruckt waren. Deshalb denke ich, dass diese Tour ein voller Erfolg für uns war.

Die folgende US-Tour im Frühling mit PROTEST THE HERO hat aber wahrscheinlich trotzdem mehr Leute angelockt, die mit eurem speziellen Prog Metal richtig etwas anzufangen wussten? Wie habt ihr euch mit den Jungs von PROTEST THE HERO verstanden?

Diese Tour war in mancher Hinsicht das genaue Gegenteil. Wir spielten für unsere Fans, manches Mal ist das Publikum völlig durchgedreht. Dadurch hat uns diese Tour natürlich auch eine Menge Spaß bereitet, auf eine ganz andere Weise als die Tour mit DREAM THEATER.
PROTEST THE HERO ist eine tolle Band. Aber nicht nur das, sie sind auch klasse Typen, mit denen es eine Menge Spaß gemacht hat zu touren. Es war sicher eine unserer lustigsten Touren bisher, nur leider war sie viel zu schnell schon wieder vorbei…

Zum Zeitpunkt dieses Interviews spielt ihr auf diversen großen Festivals, zum Beispiel beim „Rock am Ring“ in Deutschland oder auch auf dem „Download“ in England. Gab es besondere Erfahrungen, an die ihr immer zurückdenken werdet? Bevorzugt ihr diese riesigen Festivals oder spielt ihr lieber kleinere Clubshows?

Schwer zu sagen, diese verschiedenen Arten von Shows entwickeln immer eine ganz eigene Dynamik. Auf der einen Seite hast du die kleinen Clubs, du hast die Leute direkt vor dir und die Energie ist förmlich greifbar. Diese Shows sind roh und unberechenbar und können manchmal ganz schön verrückt werden und außer Kontrolle geraten!
Festivalshows können ebenso verrückt werden, allerdings bist du auf der Bühne soo weit weg von den Leuten, dass diese schon ordentlich steil gehen müssen, damit die Energie für die Band spürbar wird. Aber sowohl beim „Rock am Ring“ als auch beim „Download“ hatten wir tolle Shows, diese Erfahrung werden wir niemals vergessen. In besonderer Erinnerung behalten werde ich persönlich immer das „Summer Pulp Slam“ in Manila. Wir spielten dort vor mehr als 20.000 Menschen, das größte Publikum, das wir je hatten. Dafür, dass wir dort vorher noch nie gespielt hatten, waren die Reaktionen der Leute absolut überwältigend!

Obwohl ihr dieses Jahr bereits so viel getourt habt, seid ihr damit noch lange nicht durch. Diesen Monat geht es los mit der „Summer Slaughter“-Tour in den USA, danach kommt ihr erneut nach Europa als Support für BETWEEN THE BURIED AND ME. Habt ihr keine Angst vor Ermüdungserscheinungen? Welche „Periphery II“-Songs lasst ihr live auf die Leute los? Und habt ihr bereits jemanden für den momentan unbesetzten Posten am Bass in petto?

Es ist wichtig, dass man sich seine Energie einteilt und strategisch tourt, um Erschöpfung vorzubeugen. Deshalb haben wir auch nicht jede Gelegenheit zum Touren wahrgenommen, sondern haben uns den Touren angeschlossen, die uns auf lange Sicht am sinnvollsten erschienen. Abgesehen davon ist es natürlich wichtig, dass man ab und zu mal eine Pause einstreut, um frisch zu bleiben.
Ich bin echt gespannt auf beide Touren! Und ich weiß, dass ich auch zwischen den Touren schwer beschäftigt sein werde, neben der Arbeit will man ja auch noch Zeit mit seiner Freundin und seinen anderen Freunden verbringen. Doch auch wenn es anstrengend wird, denke ich, dass mich all diese Aktivitäten und all die Arbeit bei Verstand halten in diesem Business.
Welche neuen Songs wir live spielen werden, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Doch ich denke, dass die Songs, welche wir ausgewählt haben, beim Publikum gut ankommen werden.
Sobald wir einen festen Bassisten gefunden haben, werden wir das selbstverständlich bekannt geben. (Mittlerweile wurde Adam "Nolly" Getgood als festes Bandmitglied bestätigt – Anm. d. Verf.)

Da ich nicht noch viel mehr eurer offensichtlich stark begrenzten Zeit beanspruchen möchte, komme ich nur noch auf ein letztes Thema zu sprechen. Es geht natürlich um das ganze „Djent“-Phänomen – was haltet ihr von diesem Hype? Seht ihr euch als eine führende Band dieses Genres? Oder seht ihr „Djent“ nicht einmal als Genre an und würdet viel lieber als „Modern Prog“ kategorisiert werden?

Wir haben uns immer als eine Progressive-Band angesehen. Das böse „D-Wort“ war ja ursprünglich auch nur ein lautmalerischer Ausdruck, keine Genrebezeichnung. Unser Ansatz und unsere Philosophie sehen wir nach wie vor als progressiv an – was für uns einfach nur bedeutet, dass wir machen können, was wir wollen, haha. Wenn die Leute uns als „Djent“-Band sehen, ist das super. Wenn sie sich aber eher durch ein anderes Genre oder einen anderen Stil mit uns identifizieren können, ist das auch super. Wir machen das, was wir möchten, ohne Rücksicht auf Genres oder Erwartungshaltungen. Sollte den Leuten dies dann auch noch gefallen, ist das für uns das Sahnehäubchen.

Okay, Misha, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast, nun will ich dich nicht länger aufhalten. Ich freue ich schon darauf, euch und BETWEEN THE BURIED AND ME live zu sehen. Die letzten Worte gebühren selbstredend dir!

Kauft unser Album „Periphery II: This Time It’s Personal“! Wenn möglich, dann am besten in der ersten Woche nach Erscheinen des Albums, denn das macht einen großen Unterschied aus für uns Bands! Vielen Dank für’s Lesen, und ich hoffe, euch gefällt unser Album, wir zumindest sind sehr stolz darauf!
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