Melodic Versatile Metal


Interview mit Eternal Tears Of Sorrow
Gothic Metal aus Finnland - Pudasjärvi
ETERNAL TEARS OF SORROW mögen es zwar nie zu wirklicher Berühmtheit gebracht haben wie einige ihrer finnischen Kollegen, sind aber seit den 90ern trotz einiger Höhen und Tiefen stets am Ball geblieben, was das Thema melodischer, verspielter und sich nicht selbst beschränkender Gothic Metal betrifft. Nach zwischenzeitlicher Auflösung sind sie nun seit einigen Jahren wieder kräftig am Musizieren, wobei sich das aktuelle Album "Saivon Lapsi" keineswegs verstecken muss. Diese wiedererweckte Freundschaft zwischen der Band und mir nahm ich zum Anlass, Gitarrist Jarmo Puolakanaho mit ein paar Fragen zu belästigen.

Hallo Jarmo, was habt ihr denn so in den 4 Jahren seit "Children Of The Dark Waters" getrieben?


Nachdem "CotDW" 2009 erschienen war probten wir erst einmal sehr viel mit Mika Lammassaari (Lead Gitarre), der kurz nach dem Release zur Band hinzugekommen war. Danach hatten wir eine Reihe von Gigs überall in Europa und fingen mit den Arbeiten zu "Saivon Lapsi" an. Das Songwriting gestaltete sich allerdings deutlich langsamer als üblich, da wir diverse Rückschläge hinnehmen mussten. Eigentlich ist es schon ein kleines Wunder, dass wir es überhaupt geschafft haben, das Album fertig zu stellen. Wenn auch nur ein paar Dinge anders gelaufen wären, würde es uns jetzt wahrscheinlich nicht mehr geben.

Wenn man zum Beispiel Reviews über euch verfasst, ist es immer ziemlich schwierig, euren Stil zu beschreiben, vor allem wegen der vielen unterschiedlichen Einflüsse. Müsstest du eure Musik in einem Satz beschreiben, wie würde dieser lauten?

Das ist eigentlich eine fast unmöglich zu beantwortende Frage. Ich würde unseren Stil vielleicht "Melodic Versatile Metal" nennen, was zwar jetzt auch nicht wirklich viel aussagt, aber irgendwie am meisten Sinn ergibt. In den fast 20 Jahren wurden wir durch Dutzende verschiedener Metal Genres beeinflusst, haben hunderte Bands und Tausende von Songs gehört. Da wäre verdammt hart, unseren Stil jetzt irgendwie auf was bestimmtes festzulegen. In den 90ern wäre das eine einfache Frage gewesen, da waren wir hauptsächlich eine Melodic Death Metal Band mit Einflüssen aus dem Doom/Death Bereich.

Ich habe versucht, den Titel eures Albums "Saivon Lapsi" zu übersetzen. Nur kann ich leider kein einziges finnisches Wort, so dass ich gezwungen war, auf diverse Übersetzungsmaschinen zurück zu greifen. Keine von denen konnte mir eine vollständige Antwort geben (Ich weiß, dass finnische Grammatik furchtbar sein soll), aber zumindest weiß ich nun, dass "lapsi" übersetzt "Kind" bedeutet. Daraufhin fragte ich mich, was diese Kinder-Geschichte wohl für die Band bedeuten mag. Zehn Jahre zuvor ging es noch um Huren und Jungfrauen, jetzt geht’s nur um die Kinder. Zeugt das von unterschiedlichen Interessen, die man während des Älterwerdens entwickelt?

Nun, Kinder sind ein Symbol der Unschuld und in unserem Fall sind sie das Gegenstück zu Ravenheart, der Inkarnation des Bösen. Ich denke, wir spielen einfach gerne mit unterschiedlichen Kontrasten. Unser drittes Album hieß "Chaotic Beauty", was sinnbildlich für unsere Musik stand: Es gibt sowohl Chaos in der Musik, aber ebenso auch viel Schönheit. "A Virgin And A Whore" symbolisiert ebenso viele Dinge. Es könnte zum Beispiel für die beiden unterschiedlichen extremen Sichtweisen auf Frauen stehen.

"Saivon Lapsi" hat für mich eine ziemlich positive Atmosphäre, ganz gegensätzlich zur sonst typischen finnischen Melancholie. Das ist unter anderem auch ein Grund, warum ich es sehr gern anhöre. War diese Wirkung von euch im Vorfeld beabsichtigt oder interpretiere ich das nur falsch?

Ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass es positiver als die vorigen Alben ist. Andererseits ist "Saivon Lapsi" auch nicht so düster wie die anderen. Auf jeden Fall ist es aber melodischer als sein Vorgänger geworden. Aber wie gesagt, als wir mit dem Songschreiben anfingen, hatten wir auch noch keine Vorstellung davon, wie es mal klingen würde. Falls es also ein positives Album sein sollte, war das keine absichtliche Entscheidung.

Andererseits klingt das Album auch irgendwie entspannt, trotz der komplexen Songs voller Details. Wie lange dauerte es, bis letztlich alles im Kasten und fertig war?

Wie anfangs erwähnt, haben wir bereits 2009 neues Material geschrieben. Wir hatten jede Menge Riffs, Melodien sowie viele fertige und halbfertige Songs. Eigentlich ist es eine Schande, dass es nur 11 Stücke auf das Album geschafft haben. Die ersten Aufnahmen gab es im April 2011, die letzten im Oktober 2012. Man sieht also, es dauerte eine ganze Weile, die Songs zu schreiben und aufzunehmen.

Aber so ist das heutzutage nun mal. Alles dauert länger als vor 10 oder 15 Jahren. Wir haben "Chaotic Beauty" Ende 1990 in vier Wochen aufgenommen. Damals ging das einfach, weil wir noch jung waren und unsere Zeit fast komplett der Band widmen konnten. Heute sind wir alle etwas älter und das Leben hat derart viele andere Dinge für uns zu tun, dass wir da einfach etwas anders rangehen müssen.

Seid ihr denn so etwas wie Perfektionisten, die alle Songbestandteile ständig neu arrangieren und ändern bis es irgendwann passt?

In gewisser Weise schon. Wir basteln die meisten Arrangements zwar bei uns zu Hause und im Proberaum zusammen, es bleibt aber immer noch genügend Zeit für kleinere Experimente im Studio. Aber wir haben eben nie endlos Zeit für die Aufnahmen. An irgendeinem Punkt müssen wir uns einfach sagen: "Ok, dieser Song ist beendet, weiter mit dem nächsten".

Altti ist zusammen mit Jarmo K. für die Vocals zuständig, wobei jeder von ihnen seine ganz eigene Stimme besitzt. Bekommen sie sich manchmal darüber in die Haare, wer denn nun häufiger zu Worte kommen darf?

Nein, das denke ich nicht. Wir, insbesondere Altti und Jarmo K, haben einfach ein instinktives Gefühl dafür, ob zu einem Songabschnitt Growls oder klarer Gesang besser passt. Zudem gibt es ja auch einige Stellen, wo man beide gleichzeitig hört. Aber solche Entscheidungen sind recht einfach, verglichen mit manch anderer Entscheidung beim Schreiben. Zum Beispiel ist es immer etwas schwierig, die letztliche Reihenfolge der Songs für ein Album zu bestimmen, obwohl das uns dieses Mal recht leicht fiel.

Wieviele Teile von "Angelheart, Ravenheart" gibt es eigentlich noch?

Als wir "Angelheart Part 1" schrieben, war das "Part 1" mehr oder weniger ein Scherz. Wir hatten nicht wirklich geplant, einmal einen Nachfolger zu schreiben, aber dann hatten wir nach einigen Alben plötzlich Teil 2 und 3. Rein von der Logik her müsste es also noch mehr davon geben, auch wenn wir aktuell noch keine Ahnung haben, ob es jemals ein "Part 4" geben wird. Vielleicht sollten wir das mal weiter verfolgen, da wir gerade zwar einige Ideen aber noch keine neuen Texte haben. Mal schauen.

Euer Line-Up scheint gerade recht stabil zu sein. Wird es 2013 eine Tour geben?

Es wird Gigs und Festivalauftritte geben. Bisher haben wir zwar nur ein Festival im Juli in Ilosaari (Finnland) gebucht, aber da kommen noch mehr. Versprochen!

Hast du dir eigentlich das letzte WINTERSUN Album angehört?

Ich mochte das erste Album wirklich sehr. Es hat der Melodic Death Metal Szene wirklich etwas Neues hinzugefügt. Ich hatte leider noch keine Zeit, "Time Part 1" zu hören, ich habe aber gehört, dass es ziemlich gut sein soll. Meine musikalischen Interessen liegen gerade nicht unbedingt beim Melodic Death Metal, aber womöglich werde ich mir das bald mal anhören und hoffentlich mögen.

Klingen deutsche Namen für euch auch alle gleich, so wie finnische Namen das für uns tun?

Nein, die klingen einfach nur deutsch. Das liegt daran, dass die meisten von uns Deutsch in der Schule gelernt haben. Ich hatte 2 Jahre lang deutsch als ich 14 war und wir haben auch einige deutsche Fernsehsendungen im finnischen Fernsehen. Aber eure Namen sind für uns Finnen etwas schwierig auszusprechen, da ihr viel mehr Konsonanten benutzt.

Vielen Dank für das Interview. Am Ende ist noch etwas Platz für einige Worte an unsere Leser:

Vielen Dank und hoffentlich sehen wir uns auf eine unserer Live Shows!
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