Harmonie zwischen CARCASS und Cuba Libre


Interview mit Deadlock
Melodic Modern Death Metal aus Deutschland - Schwarzenfeld
Interview mit John Gahlert (v.) und Ferdinand Rewicki (g.) von DEADLOCK am 09.08.2013 per Telefon für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview anhören und als mp3 runterladen.

Wir haben das Interview um einen Tag verschoben, denn ihr wart gestern auf dem Party.San. Wie war es und weswegen wart ihr da? Musstet ihr irgendwo mitspielen?

John:
Wir waren privat da. Ferdinand hat bis letztes Jahr und ich bis vor fünf Jahren als Crew gearbeitet und die letzten Jahre mussten wir immer spielen. Auf der einen Seite ist es aber immer eine Art Familientreffen und auf der anderen Seite haben wir uns LEGION OF THE DAMNED als Labelkollegen angeguckt. HEAVEN SHALL BURN haben geheadlint, das sollte man sich auch mal angucken, wenn die schon mal in der Gegend sind, und CARPATHIAN FOREST … ist in irgendeiner Form … auch immer mal wert sich das anzugucken.

Sehr unterhaltsame Band. Geht ihr morgen wieder hin?

Ferdi:
Ja, morgen fahren wir wieder hin.

CARCASS zum Beispiel.

John:
CARCASS und Cuba Libre.

Ferdinand: Ich muss dieses Jahr nicht dort arbeiten und dann geht es wenigstens morgen nochmal hin.

Fangen wir dann mal mit eurer Band an. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich euch das letzte Mal live gesehen hab und solange ist auch das letzte Interview her. Das war zum Einstieg von John als Bassisten. Gehen wir von da chronologisch weiter. John, du hast 2011 den Gesang übernommen. Wie kam es dazu? Wir hatten ja ein bisschen bei Facebook geschrieben und du sagtest, du hättest dich nicht aufgedrängt.

John:
Das klingt ja jetzt so als hätte ich es wider Willen gemacht.
Wir hatten zum Release von „Bizarro World“ eine Releasetour gemacht und am zweiten Tag der Show ist Johannes [Prem, ex-Sänger, bjg] verletzungsbedingt ausgefallen und konnte die Tour nicht weitermachen. Wir mussten dann aus der Not eine Tugend machen und die Texte kennt man sowieso, wenn man frisch aus dem Studio kommt. Während der Tour haben wir das dann einfach so gelöst, dass ich den Gesang übernommen hab. In den Monaten darauf hat es sich dann herauskristallisiert, dass die Verletzung etwas schwerwiegender war, und so kamen für mich noch ein paar andere Shows und ein paar Festivals dazu. Pünktlich zu den Festivals 2011, wo wir die großen Festivals wie Summer Breeze und Wacken gespielt haben, war Johannes wieder fit und hat uns aber im gleichen Atemzug mitgeteilt, dass er in Österreich einen sehr zukunftsträchtigen Job angeboten bekommen hat und auch Nachwuchs angekündigt ist. Da war es an der Zeit zu sagen, dass es eine super Ehrenrunde ist, wenn er die großen Festivals macht und wir danach schauen, wie es weitergeht.

Wir waren ja immer schon Freunde von internen Besetzungswechseln und man muss immer gucken, dass das Bandgefüge intakt ist und sich alle gut verstehen, und dann ist es besonders gut wenn man einen Tourmanager hat, der auch mal einen Bass bedienen kann. Das erklärt dann auch die Wechsel, denn mir mussten nicht suchen und es hat live so sehr gut funktioniert. Dann sing ich jetzt halt und Ferdi übernimmt den Bass bzw. dann die Gitarre als auch Gert gesagt hat, dass er das aus familiären Gründen nicht mehr schafft.

Es kam dann halt eins zum anderen, dann kam der Labelwechsel zu Napalm Records, was für uns ein größeres Podium ist, aber auch ein höherer organisatorischer Aufwand. Man ist stärker an Deadlines gebunden und möchte, wenn man die Möglichkeit bekommt, die Band größer zu machen, mitziehen. Aber man kann wirklich sagen, dass die letzten 2,5 Jahre wirklich organisches Wachstum waren. Das ist alles aus sich selbst heraus entstanden und wir stehen jetzt da ,wo wir stehen, als 5-Mann-Band ohne festen Bassisten. Bewusst. Und da spreche ich im Namen aller, mit einem sehr gut funktionierendem System und einem stabilen Line-up.

Ferdi: Harmonisch.

John: Harmonisch, das kommt auch dazu. Im letzten Interview, wo Basti und Tobi auch dabei waren, haben die Jungs ja auch gesagt, dass es das oberste Credo ist, dass man sich innerhalb der Band nicht wegen der Band streitet.

Dann danke für das Interview, du hast gerade alle meine Fragen beantwortet.

John und Ferdi:
YEAH!

John: Echt?

Ganz so ist es nicht, aber die nächsten Fragen wären auch alle in die Richtung gegangen.
Kommen wir aber trotzdem nochmal auf Joe zurück. Seid ihr in Freundschaft auseinandergegangen?

Ferdi:
Absolut.

Also würde er sich auch mal eines eurer Konzerte angucken oder hat er eher eine Träne im Auge als Gründungsmitglied der Band, könnt ihr das einschätzen?

John:
Das ist auf so eine Distanz schwierig zu sagen. Dem Job geschuldet schläft dann so ein Kontakt auch ein. Klar geht es nicht spurlos an einem vorbei, wenn man eine Band verlässt, die man mitgegründet hat und in der man zehn Jahre war. Auch wenn man tugendhafte Motive hatte aufzuhören. Ich kann das gut nachvollziehen, wenn er es sich wünschen würde, es nicht getan zu haben, aber das ist spekulativ.

Ferdi: Ich denke schon, dass er vorbeikommen würde, wenn wir mal in Salzburg spielen würden.

Der nächste Schritt war dann, dass Ferdi vom Merchandiser zum Bassisten aufgestiegen ist.

John:
Man muss aber dazu sagen, dass man von einem Aufstieg eigentlich nicht sprechen kann, da Merchandiser bei DEADLOCK immer noch bezahlt werden und Musiker nicht. (beide lachen)

Live spielt ihr jetzt aber mit zwei Gitarristen und ohne Bassisten, jedenfalls so wie es die Fotos vom Traffic Jam Open Air zeigen. Wie ist da die Zukunft geplant?

Ferdi:
Geplant ist da eigentlich gar nichts. Das liegt aber daran, dass wir mit dem Album alle Hände voll zu tun hatten und keine Zeit hatten, das auch noch zu planen. Zum anderen funktioniert es aber gerade auch ziemlich gut, so dass wir nicht aktiv suchen. Wenn uns jetzt aber ein dufter Typ vor den Proberaum gespült wird, der auch noch Bass spielt wie ein junger Gott, und wir das Gefühl haben, der könnte unser bester Kumpel werden, dann sind wir natürlich nicht abgeneigt. Wir suchen jetzt aber nicht händeringend nach einem neuen Bassisten.

John: Live ist es so gelöst, dass wir auch keinen Keyboarder dabei haben und das auch vom Sampler kommt, über den der Schlagzeuger auch seine Klicktracks bekommt. Wir haben es so gelöst, dass Keyboard und Bassgitarre jetzt vom Sampler kommen, denn entgegen aller Klischees ist ein Bassist sehr wichtig für den Sound.

Sagen zwei ehemalige Bassisten. (Lachen)
Ihr habt ein Video gedreht zu „I'm Gone“ und wart auch auf dem Traffic Jam Open Air mit einem anderen Schlagzeuger als mit dem Tobi. Was ist denn da jetzt schon wieder los?

John:
Was ist da schon wieder los? Nix is los, alles ganz fest.
Wie ich vorhin erwähnt hatte, Björn, wir gehen DEADLOCK nach wie vor als Passion und als Hobby und nicht als Beruf an. Wir wollen uns nicht vollkommen der Machenschaft der Musikindustrie ausliefern und uns den Spaß an der Sache behalten wollen. Da ist es so, dass der Tobias Geschäftsführer seiner eigenen Firma ist, die er selbst aufgebaut und groß gemacht hat. Seit ich ihn kenne, wirklich seit ich ihn kenne, ist er in Termindruck, aber er möchte nicht aufgrund anderer Termine die Band bremsen. Live fahren wir deswegen die Strategie, den Tobias zu Hause zu lassen, wenn er es nicht anders machen kann. Leider oder für sein Geschäft und seinen Lebensunterhalt sehr gut passiert das in letzter Zeit sehr häufig. Live ist das auch nicht so eine große Sache wie in einem Videoclip, aber....

Ferdi: Da ging kein Weg daran vorbei. Es gab nur diesen einen Termin, wo wir drehen konnten, was zu gleichen Teilen an uns und an der Produktionsfirma lag. Diesen Termin mussten wir machen, sonst hätten wir kein Video gehabt - und das war auch keine Option.

Ich frag auch nur, weil es die Nachfrage gab, als ihr die ersten Fotos vom Videodreh veröffentlicht habt, wo denn Tobias geblieben sei. Eure Antwort war, dass es demnächst ein Statement geben würde.

John:
Das steht unter dem Video. Wir waren in Zeitnot und da ist der Hannes von WITHOUT WORDS eingesprungen. Das ist auch eine befreundete Band hier aus der Region und er kennt unser Umfeld und die neuen Songs. Vor der Tour kommt dann noch ein zweiter Clip, den wir auch gleich mit abgedreht haben, und dort wird auch wieder Hannes dabei sein. Ob das in irgendeiner Form irgendwie eine Dauerlösung ist? Der Frage stellen wir uns gerade noch nicht, da wir in der jetzigen Konstellation so super harmonieren.
Wir sehen uns da aber auch nicht so in der Rechenschaft, dass wir jeden unserer Schritte dokumentieren müssen. Dafür können die Leute ja auch fragen, so wie du zum Beispiel.

Ich hab dann auch gleich noch eine Frage: Ihr seid von Lifeforce Records zu Napalm Records gewechselt. Wieso, weshalb, warum?

Ferdi:
Napalm war schon länger an uns interessiert, wir hatten aber einen bestehenden Vertrag mit Lifeforce, den wir auch gerne erfüllen wollten. Mit dem Stefan ist es über die Jahre hinweg mehr zu Freundschaft und Familie geworden als zu einer Geschäftsbeziehung.
Bei diesem Album haben wir es dann nebeneinander gelegt und gesagt, dass wir mit Napalm Records DEADLOCK noch ein wenig nach vorne bringen können. So haben wir uns auf das Wagnis eingelassen.

John: Wir machen aber noch was auf Lifeforce. Es gibt nächstes Jahr noch ein Abschiedsgeschenk für den Stefan, denn wir sind alle noch sehr dick miteinander. Ich weiß nicht, ob man das so nachvollziehen kann, aber unser Basti, der der Songwriter ist, möchte sich natürlich noch etwas mehr ausleben was die Produktion angeht und wollte gerne in mehreren Studios parallel arbeiten. Er hatte Wünsche, die sich mit der Power von Napalm einfacher haben realisieren lassen. In letzte Instanz war es dann aber der Stefan von Lifeforce, der gesagt hat, wir sollen es einfach machen.

Also einfach über das Label herausgewachsen wie es schon HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN sind.

John:
Die Einschätzung überlass ich dir, aber man muss ganz klar sagen, dass Napalm eine größere Firma mit anderen Möglichkeiten ist. Bevor jetzt einer „Sell Out“ schreit: Natürlich wollten wir für uns das Optimum herausholen, denn wir stecken da ja auch eine Menge Energie rein.

Aber es ist jetzt nicht so, dass bei Lifeforce etwas im Argen liegt, denn WAR FROM A HARLOTS MOUTH, das andere Zugpferd, ist ja jetzt auch gerade weg?

John:
Ich kann dir nicht sagen, wie Stefan sein Label gerade ausrichtet. Von meinem Standpunkt von Außen sieht es so aus, dass er sehr viele Sachen von Übersee und sehr viele Releases nur noch digital macht. Er wird aber auf jeden Fall weiter seinen Weg gehen. Und bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH mit Season Of Mist ist es wahrscheinlich auch ein nächster Schritt.

Ihr habt ein neues Album draußen: „The Arsonist“. Ihr habt in vier verschiedenen Studios aufgenommen, wie kamt ihr drauf?

Ferdi:
Das hat sich so ergeben. Am Ende natürlich auch mit einer großen Portion Pragmatismus. Aufgenommen haben wir die Songs mit Benny Richter in Sebastians hauseigenem Studio. Schlagzeug haben wir bei Ali [Alexander Dietz, HEAVEN SHALL BURN Gitarrist, bjg] aufgenommen, da wir dazu nicht die logistischen Möglichkeiten im Studio haben und Ali selber ein guter Schlagzeuger ist und weiß, wie man gut ein Schlagzeug aufnehmen kann und das auch bei HEAVEN SHALL BURN super macht. Außerdem kennt man sich und man gibt gerne seinem Kumpel den Auftrag. Dann war es bei Eike Freese [DARK AGE Sänger und Gitarrist] in Hamburg zum Mixen und bei Olman Viper zum Mastern. So kommen vier Studios zusammen.

John: Für mich hat es sich angefühlt wie 800 Wochen, es war aber tatsächlich eine ganz knappe Deadline. Dank Internet und dank Automobilen ging es dann im Ringeltanz mit den Songs quer durch Deutschland. Olman und und Eike waren die absoluten Wunschkandidaten von Sebastian und sie sind ja alle drei auch Produzenten. Jeder hat noch einen Funken dazugesprüht und das hat die ganze Sache so gemacht, wie sie ist. Alleine, dass Sebastian mal mit Benny Richter in der kompletten Produktionszeit jemanden neben sich hatte, der auch mal von außen die Schere angesetzt hat … das war nerdig mit den beiden im Studio. Zwei absolute Geeks, die sich nur in Notensprache im Studio unterhalten haben. Für mich als ehemaliger Bassist: Noten lesen? Pustekuchen. War lustig, aber auch intensiv. Das hat aber auch der Band sehr gut getan, weil wirklich alle zusammen was gemacht haben. Während Basti produziert hat, haben Ferdi und ich Logistik gemacht und das hat uns auch alle zusammengeschweißt.

Der Sound ist aber auch einer der Kritikpunkte am Album, es fällt häufiger der Begriff „Djent-Sound“.

Ferdi:
Wo das herkommt, weiß ich auch nicht.

Vor allem bei den ersten beiden Songs ist es sehr auffällig.

Ferdi:
Es hat sicher sehr viel mit den Gitarren zu tun, wir haben 7- und 8-seitige Gitarren verwendet und die noch ein bisschen tiefer gemacht. Wahrscheinlich reicht das schon, einen Djent-Stempel zu bekommen. Ansonsten haben wir relativ viel mit Rhythmen probiert und getan und gemacht. Wenn es so wahrgenommen wird, dann sei es so. Wir hatten nicht das Ziel ein Djent Album zu schreiben oder auf extrovertiert zu machen.

John: Es darf ja auch jeder seine Meinung haben und, Björn, das hatten wir bei den vorherigen Alben nicht. Dieser Punkt, dass die Leute über ein Album von DEADLOCK diskutieren und auch extreme Meinungen vertreten, das gab es im Vorfeld zu den letzten Alben eher selten. Wir wollten das aber auch so und haben es geschafft. Die Refrains und die kompletten Songs sind sehr auf Sabine produziert, wir haben die Pop-Attitüde auf der einen Seite noch an die Extreme getrieben und auf der anderen Seite die härteren Sachen noch härter gemacht, sehr auf live ausgelegt.

Für uns war das sehr spannend nach der Abgabe des Masters, Napalm war sehr zufrieden, hat aber auch gleich gesagt, dass man da vermarktungstechnisch - das müssen die am besten wissen - andere Wege gehen muss als sonst. Das Album braucht ein paar Durchläufe und das hatte ich dir ja auch geschickt.

Du sagtest, auf jeden Fall unterm Kopfhörer anhören.

John:
Selbst ich hab Durchläufe gebraucht, denn die Nerds Benny und Basti... Keyboardlines, Tonmodi, Panorama-Verschiebungen, die man nur über Kopfhörer… Wie soll man das sagen? Wenn man die Platte einmal hört, hat man den Kopf, und wenn man sie sechs-, sieben-, achtmal hört, dann hat man den runden Bauch dazu.

Ich seh die Scheibe als zweiten Bruch in der Diskographie. Der erste Bruch war der Einstieg von Sabine zu „Earth.Revolt“ und der zweite wäre jetzt. Man kann es wieder am Wechsel am Mikro festmachen, aber für mich war „Earth.Revolt“ bis „Bizarro World“ eine lineare Weiterentwicklung, jetzt ist aber für mich ein Bruch drin.

John:
Bevor ich Ferdi zu Wort kommen lasse, ich hatte vor drei Tage dazu eine Diskussion mit Basti. Eine ähnliche Diskussion um ein DEADLOCK Album hat es tatsächlich nur zum Einstieg von Sabine nach der „Earth.Revolt“ gegeben, als es in Richtung Keyboard Melo Death Geträller abgedriftet ist. Da hatten wir exakt den gleichen Gegenwind, so viele Stimmen: „Was will denn die Tussie da am Gesang? Das klingt ja verboten.“ Heute liest du ein DEADLOCK Review: „Sabine ist wie immer Hammer, aber der neue Typ am Mikro...“ Geschichte wiederholt sich. Und jetzt kommst du. (Pause)

Er meint dich, Ferdi.

Ferdi:
Ach so, jetzt hab ich bei der langen Rede ganz vergessen was ich sagen wollte.
Zum musikalischen Bruch: Es ist zwar nicht die objektivste Meinung, aber ich sehe das nicht so als Bruch. Ich verstehe was du meinst, aber man will als Band auch nicht das fünfte Mal das gleiche Album mit den selben Melodien und Harmonien machen. Man will ein bisschen was ausprobieren, man will ein bisschen was ausloten. Für mich ist das eher eine Entwicklung als ein Bruch, aber wo man die Grenze zieht, ist wohl Interpretationssache und jedem selbst überlassen. Vor allem aber waren wir ja auch dabei wie sich Basti weiterentwickelt hat - und aus dessen Feder stammt das ja alles. Da hat man die Entwicklung direkt gesehen und war involviert.

Bei den anderen Alben war Joe für die Texte verantwortlich. In wessen Hand liegen die denn jetzt?

John:
Zum größten Teil hab ich den Rahmen schon vorgegeben. Ich hab einen sehr guten Bekannten, der Muttersprachler ist, an meiner Seite gehabt und der Feinschliff ist dann im kollektiven Brainstorming im Studio entstanden. Ich hatte zu „The Arsonist“ ein 16 Seiten langes Dokument mit Skizzen, wo die Songs auch schon fertig betitelt waren. Die Refrains standen zum großen Teil und ab und zu war eine Strophe zu viel und hier und dort mussten noch ein paar Zeilen anders verbaut werden. Auch hatten wir dieses Mal einen externen Produzenten dabei, der sich mit eingemischt hat, aber zu 90 bis 95 Prozent hab ich die Texte geschrieben.

Hinter „Manifesto“ steckte ja eine Art Konzept. Was lässt sich denn zu „The Arsonist“ sagen?

John:
Bei „The Arsonist“ ist Konzept wohl das falsche Wort. Bei „Manifesto“ ging es ganz klar um Tierrechte, das war das DEADLOCK Tierrecht-Manifest. „The Arsonist“ ist eigentlich die extreme Weiterführung der „Bizarro World“. Ich umreiß es mal plakativ: Bei der „Bizarro World“ ging es um gesellschaftliche Missstände, hingegen geht es bei „The Arsonist“ - zu deutsch Brandstifter – darum, alle Facetten des Wortes Brandstifter abzudecken: von mentaler Brandstiftung, Gehirnwäsche religiöser und medialer Natur bis hin zu tatsächlicher Brandstiftung im eigentlichen Sinne: Aktivismus, blinde Gewalt, Wut. Eine extreme Weiterführung des „Bizarro World“ Konzepts.

Als ich DEADLOCK kennengelernt hab, hießen sie noch XdeadlockX. Die Xe sind irgendwann abhanden gekommen, aber Themen wie Tierrechte, du hast es eben schon erwähnt, sind euch immer noch wichtig. Auch habt ihr ja auch noch die Kooperation mit peta.

Ferdi:
Absolut. Die Xe sind irgendwann auf der Strecke geblieben.

John: An der Cuba Libre Bar.

Ferdi: Das Tierrechts- und Vegan-Thema ist uns aber immer noch sehr wichtig und das führen wir auch so fort.

John: Ich war nie Straight Edge und ich werd es wohl auch nicht, aber die Straight Edge Philosophie ist sicherlich eine gute, aber unserer Meinung nach eine individuelle Geschichte. Während das Thema Tierrechte und Veganismus aufgegriffen werden sollte.

Ferdi: Da lohnt es sich auch, Werbung dafür zu machen.

Zum Ende des Interviews noch ein ganz anderes Thema: Wie weit seid ihr mit der FALL OF SERENITY Reunion?

John:
Wir treffen uns alle drei Wochen zur Probe.

Ferdi: Und da wird sich dann fleißig reunt.

John: Wir sind am Songwriting dran und haben auch einen neuen Schlagzeuger. Mal gucken. Da kommt aber auf jeden Fall auch noch was.

Ferdi: Man muss aber auch ehrlich sagen, dass wir nicht ganz so schnell voran kommen, wie wir uns das gedacht haben. Das ist was anderes, wenn man sich nur alle drei Wochen trifft, als wenn man zweimal die Woche probt.

John: Da wir uns selber kein Dogma aufgelegt haben, wann wir wieder eine Platte auf den Markt werfen müssen, lebt es sich da sehr gut und man kann schön ausholen.

Ferdi: Uns macht auch keiner Druck. Es gibt ja niemanden, außer ein paar Leuten, die das vielleicht hören wollen, die eine Veröffentlichung erwarten.

John: Wir haben keinen Abgabetermin, das ist eine komfortable Situation.

Ferdi: Ist aber auch Fluch und Segen gleichzeitig.

Zum Abschluss des Interviews dürft ihr euch ein Lied für die Radiosendung wünschen. Punk, Hardcore oder Metal sind die Vorgaben.

John:
Beim letzten Mal hatten wir DIE KASSIERER. Aber weißte was? Ich würde mir die neue Single von DARK AGE wünschen.

Ja, habe ich gerade reinbekommen.

John:
Noch ganz kurz dazu: Das ist auch so eine Band, - supergeil, mega Musiker – machen seit Jahren ihren Stiefel und haben sich jetzt weiterentwickelt. Schau dir die mal an, die werden genauso kontrovers diskutiert.

Auf jeden Fall, ich hab „The Silent Republic“ damals richtig abgefeiert und dann die „Minus Exitus“, der hab ich die Höchstpunktzahl verpasst. Super Album und auch super gutes Interview dazu. Die „Acedia“ dann war auch ganz gut, jetzt scheint aber wieder ein Bruch da zu sein. Ich hab das neue Album „A Matter Of Trust“ aber bisher auch nur ein- oder zweimal gehört.

John:
Hast du das Album denn schon?

Ja, die Promos sind schon raus.

John:
Da muss man immer sehen, woher kommt die Band, wie lange machen die schon zusammen Musik und was steckt dahinter, anstatt einfach zu sagen, das sind nicht mehr DARK AGE. Ich finde 2013 sind das verdammt viel DARK AGE.

Aber DARK AGE ist auch so eine Studio-Band, die kaum tourt. In all den Jahren hab ich die wohl nur einmal gesehen: Wacken 2003.

John:
Ich auch nur auf nem Festival, wenn überhaupt. Aber das ist ein Grund, meinen Geburtstag dieses Jahr in Hamburg zu feiern, wenn die Release Show machen.

Abschießendes Wort: Wenn ihr zur DARK AGE Release Show gehen solltet, der John hat Geburtstag. Ich danke euch für das Interview.
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