DEBAUCHERY hart auf Konfrontationskurs


Interview mit Debauchery
Death Metal / Hard Rock aus Deutschland - Stuttgart
DEBAUCHERY, Synonym für Motorsägen, nackte Frauen und ganz viel Kunstblut. Einen gewissen Kultstatus hatte die Band um Thomas Gurrath ja schon immer inne, und nun scheint sich dieser Trend mit jedem weiteren Album fortzusetzen. Denn anstatt sich den Worten der Kritikern zu beugen, machen die Schwaben eher zwei Schritte nach vorne statt einen zurück. Doch lest selbst...

Hi Thomas, ich hab euer neuestes Album rezensiert und mit 7 von 10 Punkten bewertet. Da ich einige Sachen durchaus interessant finde, würde ich dir gerne ein paar Fragen dazu stellen.

Kommen wir erst einmal zu den harten Fakten des neuen Albums. Wie lange habt ihr daran gewerkelt? Wer ist für das Cover verantwortlich? Was war deine Inspirationsquelle?


Wow, na 7 von 10 ist ja jetzt nicht so super. Aber gut, muss ja nicht jedermanns Sache sein. Die Texte handeln von der DEBAUCHERY World of Blood Gods. Geschichten von Monstern, Drachen, Dämonen und Vampiren. Alles angelehnt an klassische Fantasy Themen, nur eben für Erwachsene. An den Texten und der Musik habe ich circa ein Jahr gearbeitet. Dazu kommt dann noch einmal ein viertel Jahr für die Inlay Bilder, das Layout und die lebensgroßen Puppen. Das Cover ist von Adrian Smith, einige kennen seine Werke bestimmt von Warhammer. Er hat zum Beispiel die Cover des Dämonen und des Tyraniden Codex von Warhammer 40k gemalt. Ich liebe seine Arbeiten schon seit meiner Kindheit und er ist seit 2008 für fast alle Artwoks bei DEBAUCHERY verantwortlich.

Bist du mit der Produktion des Albums zufrieden oder würdest du trotz des noch recht geringen Abstands zur Veröffentlichung schon etwas verändern?

Wieso geringer Abstand zur Veröffentlichung? Das Album ist jetzt schon 8 Monate fertig. Klar, das ein oder andere würde man bestimmt ändern im Nachhinein. Aber das ist ja immer so.

Wie sind denn die bisherigen Rezensionen ausgefallen? Musstest du dir auch diesmal wieder das übliche Gemecker über „fehlende Entwicklung“ anhören? Was ist deine Meinung dazu?

Bei DEBAUCHERY beschwert sich doch niemand über fehlende Entwicklungen. Im Gegenteil. Es ist ja einigen eher zu viel. Aber für mich ist es einfach so: Ich mache den Kern der Musik aus, mit meinem Musikgeschmack, und ich ändere mich nicht. Nur meine Fähigkeiten, die ändern sich. Deshalb klingen die Alben eben immer anders. Aber das Ziel war von Anfang an Heavy Metal Musik zu schaffen. Die meisten der Presseleute verstehen das sowieso nicht. Sie können die Band in kein Genre einordnen und deshalb schreiben die meistens irgendeinen Mist. Nach den Reviews zu urteilen haben wir schon alles mögliche gemacht, von einer AC/DC Coverband bis hin zu Grindcore und Schweden Death Metal und was weiß ich noch. Ich glaube, die schreiben auch über die Titel oder die Bilder, und ich wage zu behaupten, die meisten haben die Alben nicht einmal angehört, sie sind einfach taub, oder sie kennen sich nicht aus. DEBAUCHERY ist Heavy Metal mit Monsterstimme. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist kein Fun Metal, es ist kein Grindcore, es ist auch kein Schweden Death Metal oder Old School Shit. Und es bringt auch nichts, DEBAUCHERY mit anderen Death Metal Bands zu vergleichen oder etwas in diese Richtung von mir zu erwarten.
Und DEBAUCHERY ist auch kein AC/DC, nur weil es groovy ist. Ich glaube viele Rezensenten kennen einfach gar keinen klassischen Metal mehr. SAXON, JUDAS PRIEST... Wer Alben wie „Jugulator“ oder „Crucible“ kennt, weiß wo meine Inspiration her kommt. Und das Pseudo-Musikgelaber geht mir eh auf den Sack. Auf einem Album sind ca. 10 Songs drauf. Da muss doch nicht jeder gleich klingen. Ein paar Groove Nummern, was Schnelles, was mit Melodie. Bei den Bands, die ich gut finde, ist das ganz normal. MOTÖRHEAD, SAXON, JUDAS PRIEST haben alle Songs mit Klavier, Keyboards, Gastsängern, Akustikgitarren, was weiß ich noch. Sie haben schnelle Songs, Balladen, Hard Rock Zeugs. Genau das mache ich auch. Nicht mehr und nicht weniger.

Hast du nicht manchmal Lust, eine ganz andere Schiene zu fahren - und sei es nur, um den Kritikern das Maul zu stopfen?

Hab ich doch schon. "Rockers & War". Dieses ganze Gelaber von Blastbeats und so. Ich bin zu einem meiner Schlagzeuger hin, habe gefragt, was so das schnellste ist. 280 BPM hieß es dann. OK, machen wir einen Song mit 280 BPM. „Savage Mortician“. Das war einmal OK, aber nochmal mache ich das nicht. Die Kritiker sind nämlich egal. Wichtig sind die Leute, die die CDs
kaufen. Denen muss es gefallen. Sie geben schließlich 17 Euro für das Album aus. Und ich hoffe natürlich, dass ihnen das neue Album gefällt. Platz 62 in den deutschen Album Charts scheint ja schon mal ein ganz gutes Zeichen zu sein.

Mir sind auf „Kings of Carnage“ zuerst die schnelleren Passagen aufgefallen. Gerade bei den ersten Songs hat man das Gefühl, dass ihr an Tempo zugelegt habt. Würdest du das bestätigen? In welcher Weise unterscheidet sich denn deiner Meinung nach das Album von den vorherigen?

Schneller im Bezug auf was genau? BPM Zahlen? Das neue Album ist bestimmt nicht schneller als das letzte. Nur der erste Song ist schneller als der erste auf dem letzten Album. Dann wirkt es gleich ganz anders.

Was ist dein persönlicher Lieblingssong auf dem Album und warum?

„Kings of Carnage“. Der ist mir gelungen, er hat Groove und Melodie. Und ich mag diese „Brüllchöre“, das klingt irgendwie mächtig.

Gab es seit dem Trubel um das Ende deines Referendariats eigentlich noch einen ähnlichen Aufreger, oder hast du vielleicht schon einen im Sinn? ;-)

Ich kreiere keine Aufreger, im Gegenteil. Ich will meine Ruhe. Ich habe weder das Ziel, irgendwen zu provozieren, noch sonst irgendwas. Ich mache Heavy Metal Musik, schreibe Texte über Monster und male Bilder dazu. Das ist alles. Ich bin ein Freak und mache Musik für Freaks.

Wie sieht es mit den Fans im Ausland aus? Konntest du dort schon punkten oder ist DEBAUCHERY eher ein deutsches Ding?

Deutschland ist der Schwerpunkt. Aber wir spielen überall. Letzte Woche waren wir in Tschechien. Die Woche davor in Paris. Die Show war ausverkauft.

Ich denke, vielen unserer Leser ist immer noch nicht dein anderes Projekt BLOOD GOD bekannt. Warum hast du dich für den schnellen Wechsel bzw. die Umbenennung von BIG BALL zu BLOOD GOD entschieden? Lag das vielleicht auch daran, dass so die Bildsprache bzw. das optische Auftreten beider Bands näher beieinander liegen?

Mit DEBAUCHERY hatte ich ja nie eine Band, das wollte ich mit BIG BALL ändern. Ich wollte eine Band, in der ich nur im Hintergrund bin. Gitarre spielen. Aber ich hab es eben nicht geschafft. Nur Idioten. Und die Plattenfirma hat den Rest gegeben. Da dachte ich mir, OK, scheiß drauf, es soll nicht sein. Also BLOOD GOD, alles auf mich zugeschnitten, Bilder, Musik, alles. Nicht mal der Versuch, eine Band zu gründen. Eigene Plattenfirma, raus aus dem schlechten Vertrag. Fertig. Es war eine gute Entscheidung. Ich arbeite an der zweiten CD. Im Oktober ist der Studiotermin.

Zurück zu DEBAUCHERY. Wie sieht die momentane Live Besetzung aus?

Ein Basser und ein Schlagzeuger, beide sehr gute Leute. Das witzige ist, der Basser ist eigentlich Jazz Gitarrist.

Die Leser stehen total auf lustige Geschichten. Hast du aus dem Stegreif eine in petto, sei es zu DEBAUCHERY oder zu BLOOD GOD?

Ich bin kein Comedian. Da gibt es nichts Lustiges.

Glückwunsch übrigens zum zehnjährigen Jubiläum. Wird es für die Fans neben „Kings of Carnage“ noch ein weiteres Geschenk geben?

"Kings of Carnage" ist eigentlich kein Geschenk. Es kostet ja Geld. Aber das Carnage2 Buch gibt es umsonst dazu. Das wäre also sozusagen ein Geschenk.

Worauf freust du dich in diesem Jahr besonders?

Auf den Studiotermin im Oktober.

Bist du immer noch Vegetarier?

Natürlich.

Welche Pläne hast du für die weitere Zukunft von DEBAUCHERY, auch im Hinblick darauf, dass du die Musik zum Hauptbroterwerb gemacht hast?

Keine richtigen Pläne, alles in kleinen Schritten. Erst die letzten Sommerfestivals, dann eine Skandinavien Tour, dann mit BLOOD GOD ins Studio, dann die Todestage Tour mit EISREGEN. Nebenher arbeite ich noch an Carnage3, da muss ich viele Artworks fertig machen, und ich versuche, noch mehr DEBAUCHERY Figuren zu veröffentlichen, so wie den Carnager.

Ich sage dann vielen Dank für das Interview, wünsche dir noch weitere zehn unterhaltsame Jahre mit DEBAUCHERY und überlasse dir die letzten Worte:

Vielen Dank für die Fragen. Ein paar geistreiche letzte Worte: HACK SLASH KILL
-