Pushen, dass es knallt !


Interview mit Necronomicon
Heavy Thrash Metal aus Deutschland - Lörrach
Die Badener Thrash Metal Institution NECRONOMICON hat nach einer Dekade in der Versenkung mit „Construction Of Evil“ ein neues, erstklassiges Scheibchen auf die Thrash Metal Gemeinde losgelassen. Zeit für ein Gespräch mit Sänger/Gitarrist Freddy.


Hallo Freddy ! Ihr wart ja einige Zeit von der Bildfläche verschwunden, euer letztes Album „Screams“
stammt noch aus dem Jahre 1994. In eurem Infozettel steht, dass ihr euch nicht aufgelöst, sondern schlicht „keinen Bock auf diese New Metal Sache“ hattet. Diese Einstellung kann ich nicht wirklich nachvollziehen, schließlich wäre euer Sound von dieser Stilrichtung ja kaum beeinflusst worden. Wäre eine Reaktion nach dem Motto „Jetzt erst recht !“ nicht sinnvoller gewesen ?

Auch, aber es war ja wirklich jahrelang im Thrashbereich sehr ruhig. National und international. Die Situation war schon sehr düster. Natürlich haben wir uns mit dem neuen Album auch gesagt: Jungs, wenn wir jetzt den Arsch nicht mehr hochkriegen, dann nie mehr!
Die jetzige Situation ist allerdings auch eine ganz Andere. Erstens haben wir eine geile Company mit Remedy Records und SureShotWorx und zweitens sind wir mit der neuen Scheibe so richtig rundum zufrieden, soll heissen wir mussten keine Kompromisse eingehen und konnten so produzieren wie wir das wollten. Ich denke, dass hört man auch. Und so soll es auch bleiben!


Obwohl ihr schon seit Anfang der seligen 80er Jahre existiert, ist „Construction Of Evil“ erst euere fünfte Platte. Speziell in den frühen 90ern hattet ihr eine Menge Pech, euer Proberaum brannte ab, eure Plattenfirma ging pleite und Jogi (g.) kann leider aufgrund seines Tinitus nicht mehr live auftreten und wird on stage durch Andi ersetzt. Hattet ihr in dieser Phase nicht schon das Ende von NECRONOMICON im Hinterkopf ?

Nein, ehrlich nicht. Dazu haben wir zu viel durchgemacht und dazu kennen wir uns auch zu lange, um alles hinzuschmeissen. Es schmerzt auf jeden Fall, dass Jogi nicht mehr in vollem Umfang dabei ist, aber wir haben eine gute (auch menschlich gesehen) Lösung gefunden, so dass NECRONOMICON auch die nächste Jahre weiterleben wird. Und das besser denn je.

In so ziemlich jedem Review, das man über das neue Album liest, taucht der Name Destruction auf (was sicherlich auch nachvollziehbar ist, nicht zuletzt da ihr aus derselben Stadt stammt). Trotzdem : geht es euch nicht manchmal auf die Nerven, immer als „kleine Brüder“ von Schmier & Co. angesehen zu werden ?

Wir sehen uns nicht als „kleine Brüder“. Vielleicht haftet das so an uns, weil wir Mike und Schmier schon seit über 20 Jahren sehr gut kennen. Ich bin mit Schmier in die gleiche Schulklasse gegangen und wir haben gemeinsam mit der Musik angefangen. Auch musikalisch bin ich der Meinung fährt Necronomicon eine etwas andere Schiene. Sei’s drum, ich mag die Jungs und ihre Mucke.

„Construction Of Evil“ hat mir aufgrund seiner fetten Old School Attitüde gut gefallen, mein persönliches Highlight ist allerdings „Fireball“, ein für euch eher untypischer Track. Irgendwie erinnert mich das Stück an gut gemachten Hardrock, wie man ihn ebenfalls aus den 80ern kennt. Wie kamt ihr dazu, so ein „abweichendes“ Stück aufzunehmen ?

Das ist genau das, was ich oben angedeutet habe. Wir machen das, was uns Spass macht. Und wenn es etwas in die Hardrockschiene geht, dann ist es halt so. Ich muss nicht ständig Songs schreiben, die absolut Vollgas orientiert sind. Und genau das macht NECRONOMICON so interessant. Wir haben auf fast jeder unserer Alben abweichendes Songmaterial. Auf der „Screams“ war es ja sogar eine Ballade. Wir hatten einfach Bock dazu.

Obwohl die Platte insgesamt sehr bodenständig und traditionell produziert ist, klingt sie kaum altbacken, das ist euch echt sehr gut gelungen. Lediglich die Drumspuren bei „Paralizer“ haben mich etwas verwirrt, denn hier klingt das Schlagzeug doch reichlich nach Blech. Absicht oder Unfall ?

Danke. Wir haben die Produktion ja auch im Proberaum gemacht. Achim Köhler war dann für den Mix und das Mastering unser Wunschkandidat, was er auch richtig geil „old school mässig“ hingekriegt hat. Das Schlagzeug bei Paralizer ist gewollt so „blechig“, ich finde es passt auch zu dem Song, gibt ihm eine ganz eigenwillige Struktur.

Ihr habt zu dem Song „Terrorist Attack“ ein Video aufgenommen, welches ebenfalls auf der CD zu bestaunen ist und diverse Ausschnitte vom 11.09.2001 enthält. Da mir leider keine Lyrics zu dem Titel vorliegen, kann ich nur etwas allgemeiner fragen : in wieweit haltet ihr es für richtig und wichtig, sich als Musiker politisch zu äußern ?

Enorm wichtig. Schau Dir doch das Beispiel USA an, wie viele Musiker kritisieren Georg Bush und seine Gewalt-Politik Das regt doch zum Nachdenken an, und beschäftigt die Jugend oder Menschen allgemein. Man trägt natürlich eine gewisse Verantwortung, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Die darf nicht missbraucht werden. Es sollte immer im vernünftigen und politisch korrektem Rahmen bleiben. So, dass sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. Hatzparaden oder Parolen (Du weißt was ich damit andeuten will) wollen wir in keinster Form mehr hören.

Wieso habt ihr auf dem Album zwei Liveversionen („Hard Pain“ und „Insanity“) verewigt? Um euch auch live wieder in Erinnerung zu bringen?

Das ist, wie das Video auch, ein Geschenk an unsere Fans, bei denen wir uns damit bedanken wollten, dass man uns so lange die Treue gehalten hat und immer an uns geglaubt hat. Das Video und die Liveaufnahmen haben wir aus unserer eigenen Tasche gezahlt.

Wie schaut es generell mit euren Bühnenaktivitäten aus ? Werdet ihr in absehbarer Zeit auf Tour gehen ?

Unser nächster Schritt ist natürlich zu spielen, was das Zeug hält. Wir suchen noch eine seriöse und prof. Booking-Agentur, bzw. sind da auch schon am Verhandeln. Es ist unglaublich zeitintensiv, wenn man sich selber darum kümmern muss. Ich hoffe, dass wir so schnell es nur irgendwie geht, eine Tour starten und Festivals spielen können.

Was erwartet ihr generell von „Construction Of Evil“ ? Wird es bei diesem Comebackalbum bleiben, oder kann man in Zukunft wieder verstärkt mit euch rechnen?

Wir bringen im Februar oder März schon ein neues Album raus. Die Drumtracks werden gerade schon produziert. Wir möchten jetzt NECRONOMICON pushen, dass es knallt.

Old School Thrash erlebte ja kurzzeitig mal ein kleines Comeback, nicht zuletzt durch das Tourpackage Kreator/Sodom/Destruction. Mittlerweile hat sich die Euphorie in meinen Augen allerdings wieder deutlich gelegt. Wie beurteilt ihr den Stand der Thrash Szene in Deutschland ?

Naja, es wird immer mal Phasen geben, in der eine bestimmte Musikrichtung ein bisschen kränkelt. Was den momentanen Thrash angeht, finde ich die Stimmung immer noch sehr gut. Viel mehr habe ich ein bisschen Angst vor der Einstellung der ein oder anderen Combo. Ich möchte damit sagen, dass es öfters zu beobachten ist, dass Bands die mit einer bestimmten Richtung erfolgreich waren, dann ihre Roots verlassen, um an den grossen Geldtopf zu kommen; das konnte man bei einigen Thrashkapellen (nat. und internat. )sehen, die dann allerdings, zumindest die meisten, erbärmlich gescheitert sind und reumütig zu ihren Wurzeln zurückgekrochen kamen. So entstehen die Schwankungen, z. B. auch im Thrash oder auch Old School Thrash. Deshalb bewundere ich Motörhead so. Die ziehen ihr Ding durch. Egal, ob das jetzt gerade hip ist oder nicht. Und das zahlt sich aus. Besonders bei den Fans.

Welche „reine“ Thrash Metal Platte (national oder international) hat euch denn in den letzten Jahren so richtig begeistern können ? Ich müsste da schon ein paar Jahre zurückgehen.

… Testament „The Gathering“ (aus dem Jahre 1999 - Anm. d. Autors). Ein absolutes Killeralbum. Hör ich immer noch rauf und runter. Absoluter Kult.

Letzte Frage : aus eurer Sicht als traditionsbewusste, kompromisslose Truppe : was haltet ihr denn von dem momentan Hype um die Metalcore Szene rund um Bands wie Hatebreed, Killswitch Engange, Shadows Fall usw. ?

Jetzt muss ich Farbe bekennen. Ich könnte dir jetzt auch irgendetwas erzählen, möchte ich aber nicht. ICH KENNE DIE BANDS NICHT. Ehrlich. Vielleicht lebe ich da zu sehr in einer Musikecke, aber ich möchte kein Urteil oder Statement abgeben, über jemanden, den oder die ich nicht kenne.


Danke für das kleine Interview ! Ich wünsche euch alles Gute mit dem neuen Album und hoffe, dass ihr uns diesmal dauerhaft erhalten bleibt. Thrash Metal never dies !

Ich habe zu danken. Possessed again..........
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