Loslassen und das Chaos umarmen


Interview mit Helhorse
Stoner Rock aus Dänemark - Kopenhagen
Nachdem die Dänen von HELHORSE kürzlich ihr zweites Album „Oh Death? veröffentlicht haben, das auch bei uns mehr als erfreute Reaktionen hervorrief, war die Gelegenheit, ein paar Fragen loszuwerden, natürlich ein gefundenes Fressen. Sänger und Pianist Aske nahm sich sehr zu unserer Freude die Zeit, ein paar Fragen zum aktuellen Release, zur Band und über das Leben zu beantworten.

Hi, vielen Dank für deine Zeit! Wie geht es dir nach der Veröffentlichung eures aktuellen Albums?


Wir sind sehr glücklich, es endlich draußen zu haben. Wir haben eine Menge Arbeit und Zeit hinein gesteckt, also ist es auch eine riesige Erleichterung zu sehen, dass es endlich veröffentlicht wurde. Jetzt freuen wir uns darauf, die neuen Songs live für das Publikum spielen zu können.

Euer erstes Album hat eine großartige Kritik in unserem Magazin bekommen (8,5/10) und das Review zu „Oh Death? ist noch besser (9/10) ausgefallen. Wie waren denn die Reaktionen vom Rest der Welt? Bist du zufrieden?

Die Reaktionen waren zum großen Teil positiv und die Dinge, die den Leuten am Album auffallen, sind auch die selben Dinge, die wir damit erreichen wollten. Wir sind also recht zufrieden.

Meinem Eindruck nach ist euer Sound reifer geworden. Wie hat die Entwicklung der Band, die Chemie zwischen den einzelnen Bandmitgliedern den Schreibprozess beeinflusst?

Nun ja, die Monate vor den Aufnahmen waren eine echt merkwürdige Zeit für uns. Gleichermaßen sehr spaßig und sehr stressig. Wir waren mit HATESPHERE als Support auf Tour, also waren wir jedes Wochenende unterwegs und haben Gigs gespielt. Der ganze Party-und-kein-Schlaf-Lifestyle, der damit zusammenhängt und dann mussten wir unter der Woche ganz regulär den kompletten Tag arbeiten gehen und auch noch versuchen, die Songs fertig zu bekommen, da die Zeit im Studio bereits gebucht war.
Aber ich glaube wirklich, dass wir in dieser Zeit als Band gewachsen sind. Auch wenn es eine anstrengende Zeit war, hatten wir alle das Gefühl etwas zusammen zu machen. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Ich denke, dass dieses Gefühl der Einheit und der Verbundenheit in den Songs durchscheint.

Wie schreibt ihr denn eure Songs? Zu welchem Teil sind sie das Werk eines einzigen Bandmitglieds und zu welchen Teil ein Ergebnis des Kollektivs? Ist es überhaupt möglich für eine Band, demokratisch zu funktionieren?

Das Songwriting ist zum großen Teil ein kollektiver Prozess und wir machen beinahe ausschließlich etwas nur dann, wenn jeder es für richtig hält. Wenn jeder mag, was er spielt, klingt es besser, also sind wir eine extrem demokratische Band.
Die Riffs kommen normalerweise zuerst (die meisten aus der Band steuern Riffs bei) und dann arrangieren wir alles gemeinsam und Mikkel setzt dann die Vocals über alles.

Ihr habt Songs mit einer großen emotionalen Spannweite geschrieben. Es gibt Songs auf „Oh Death?, die sehr gradlinig und aggressiv sind und andere sind eher melancholisch. Sind das alles Variationen eines Themas für euch, wenn man berücksichtigt, dass die Titel alle einen Bezug zum Tod haben?

Nahezu alle Songs beziehen sich auf das Thema „Tod?, es wird nur aus verschiedenen Perspektiven darauf geblickt. Wenn wir das Wort „Tod? benutzen, dann meinen wir die Tatsache, dass sich alles in konstanter Veränderung befindet und nur der Tod sicher ist. Es geht darum, loszulassen und das Chaos, das im Leben steckt, zu umarmen. Die Songs erforschen die verschiedenen Gefühle und Geisteszustände, die du durchleben kannst, wenn man Dinge loslassen muss. Es kann sowohl sehr schmerzhaft wie auch sehr befreiend sein.

Ist der Tod eine Tragödie?

Es kommt auf die Perspektive an. Wenn du jemandem nahestehst und ihn verlierst, auf die eine Weise oder die andere, dann ist das natürlich traurig. Aber aus einer größeren Perspektive betrachtet, ist es nicht wirklich irgendwas, es ist nur eine Tatsache des Lebens.

Ich habe mich immer über euren Bandnamen gewundert. Mir scheint er aus zwei Sprachen zu bestehen, einer skandinavischen und Englisch. Habe ich da was falsch verstanden? Und was bedeutet dieser Name für euch?

HELHORSE ist eine Übersetzung des dänischen Wortes Helhest. Das Helhorse ist ein dreibeiniges Pferd aus der nordischen Mythologie, das die Toten in die Unterwelt Hel bringt. In vergangenen Zeiten hieß es, wenn du das Helhorse siehst, würdest du oder jemand, den du kennst, sterben würdest.
Und da wir das Thema „Tod? mögen, gefiel uns die Geschichte dahinter. Außerdem finden wir es gut, dass wir damit eine Geschichte unserer nordischen Wurzeln erzählen.

Da wir grade über Pferde sprechen... Mir gefällt das Artwork des Albums ausgezeichnet. Kannst du uns ein wenig über den Künstler und die Gedanken, die dahinter stecken, erzählen?

Die Vorder- und die Rückseite des Covers wurde von Christian Gundtoft gestaltet. Wir haben ihm lediglich die Songs und ein paar Notizen zum Todesthema gegeben und ihm gesagt: „Tu, was immer dir gefällt!?
Und das Resultat ist einfach fantastisch. Es fängt das wilde Chaos ein und greift das Feeling des Albums wirklich auf.
Die Fotos innen wurden von Caddy gemacht und sind einfach gut und mutig geworden, genauso wie die Bilder auf denen wir seeeehr ernst schauen und gucken, als ob wir alle tiefen, tiefen Gedanken nachgehen würden! Ha ha. Das Bild bringt mich immer zum lachen.
Aber ernsthaft, wir wollten, dass die Bilder zeigen, dass wir tatsächlich mehr zu sagen haben als bloß Metal, Metal, Pommesgabeln, Feuer und Bier!

Die skandinavischen Länder sind so etwas wie eine Heimstatt für Metal und alles, was damit zusammenhängt. Aber wenn die Leute über Skandinavien sprechen, dann meinen sie meistens bloß Norwegen und Schweden. Dänemark spielt nur eine untergeordnete Rolle für viele, auch wenn wir direkte Nachbarn sind. Was sollten die Deutschen über Dänemark und vor allem seine Metalszene wissen?

Naja, es gibt eine Menge unterschiedlicher Bands, die ihr euch mal anhören solltet. Einige der neueren Bands sind BY THE PATIENT, SOLBRUD und INTERBEING, um nur ein paar zu nennen. Ebenso die jungen Kerle von SCARRED BY BEAUTY, die eine wirklich gute Arbeit abliefern, sind es wert, mal genauer angetestet zu werden. Und natürlich noch eine meiner liebsten Bands, THE PSYKE PROJECT.

Wie sieht es aus mit Tourplänen?

Wie machen eine rein dänische Tour (MTV's Headbangers Ball Tour) im November mit BY THE PATIENT und SOLBRUD, auf die wir uns sehr freuen.
Außerdem arbeitet unsere Agentur grade an Terminen in Europa im Winter / Frühling.

Wie wichtig ist es für dich, live zu spielen? Könntest du dir HELHORSE als reine Studioband vorstellen?

Ich kann mir uns nicht als reine Studioband vorstellen. Uns geht es allen um die Liveerfahrung. Songs aufzunehmen – obwohl auch spaßig – ist ein Teil des kreativen Prozesses, eine Basis, von der aus man rausgehen und live spielen kann. Ein gutes Album ist eine blasse Reflektion einer guten Liveshow.

Der Herbst ist da und das Jahr geht langsam zu Ende. Welche Alben (außer „Oh Death?) waren für dich bislang die wichtigsten des Jahres 2013?

Ich persönlich bin sehr angetan vom neuen Album der DOOMRIDERS „Grand Blood?. Es hat diese Rock 'n' Roll-Wut in Kombination mit Metal und Hardcore, was ich sehr liebe. Auch GHOSTs zweites Album „Infestissumam? ist ein absoluter Gewinn für mich. Einige von uns bei HELHORSE sind absolute GHOST-Fans. Ich glaube, dass ich dieses Albums einen Monat lang mindestens einmal am Tag gehört habe.

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft von HELHORSE?

So wie jede andere Rock 'n' Roll oder Metalband, die sich selbst respektiert, streben wir natürlich nicht weniger als die Weltherrschaft an.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir.

Dann ende ich mit den weisen Worten von Lemmy: Rock our with your cock out!
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