Fleißige „Butt Spanker“


Interview mit Austin Deathtrip
Modern Death Metal aus Deutschland - Oldenburg
Ich sagte es schon im Review, und ich kann es hier nur noch einmal bekräftigen: Es macht Laune, sich mit dem Untergrund zu beschäftigen. Erst Recht, wenn der gebotene Metal von solch bemerkenswerter Qualität ist wie im Falle des Quartetts AUSTIN DEATHTRIP. Grund genug, die Oldenburger "Butt Spanker" mal aus der Reserve zu locken:

Moin moin! Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem überraschend starken Full-Length-Debüt! Wobei die Überraschung sich in Grenzen hält, wenn man weiß, dass ihr allesamt vor der gemeinsamen AUSTIN DEATHTRIP-Zeit schon Erfahrungen in diversen anderen Bands gesammelt habt, richtig?


Buck: Das ist richtig, wir sind alle schon in anderen Metalbands verschiedenster Genres gewesen. Jim und ich waren früher in der Metalcore-Formation LYING APART gemeinsam tätig, Chuck trommelt sich aktuell noch bei der Slayer-Coverband SLAYENSEMBLE die Seele aus dem Leib und unser Bassist Fred gab sich dem Black Metal in der Band ODEON hin.

Und wie habt ihr dann zu der aktuellen Besetzung zusammengefunden? Gab es noch Bewegung in eurem Line-Up seit dem Release der „Texas Bulldozer“-EP?

Buck: Relativ lange Geschichte. Chuck gründete die Band mit unserem damaligen Gitarristen Matt D., holte unseren damaligen Bassisten Gö ins Boot und suchte nach einem Sänger. Damals war der Stil der Band noch etwas anders, thrashiger. Chuck kannte mich noch von ein paar früheren Jam-Sessions, in denen ich eigentlich für Gitarre und Backing-Vocals zuständig war. Somit stand das Ur-Setup von AUSTIN DEATHTRIP. Jim kam ins Spiel, nachdem Gö Austin das Boot verlassen hatte. Das war in der Vor-Releasezeit von „Texas Bulldozer“. Zunächst spielte er Bass, war aber eigentlich auch ein sehr guter Gitarrist. Matt D. Austin gab sein Ausscheiden Ende 2012 bekannt, nachdem der "Texas Bulldozer" etwa drei bis vier Monate raus war. Die frei gewordene Gitarristen-Stelle krallte sich dann Jim. Für den Bass holten wir Fred Austin ins Boot und haben jetzt ein sehr stimmiges, gut zusammenarbeitendes Line-Up.

Was hat es mit eurem Bandnamen auf sich? Habt ihr eine spezielle Beziehung zu dem US-Staat Texas? Ist es möglicherweise eure Absicht, das Texas Chainsaw Massacre möglichst akkurat zu vertonen? ;)

Buck: Ehrlich gesagt ist die Antwort darauf sehr unspannend. Anfangs hatten wir noch so ein bisschen diesen leicht rotzigen PANTERA-Style und haben Bandnamen-Vorschläge gemacht, die irgendwo irgendwas mit Western/USA zu tun hatten. DEATH RIDES A HORSE war zum Beispiel mal eine Idee, die aber schnell verworfen wurde. AUSTIN DEATHTRIP fanden wir cool und dachten, das hätte einen Wiedererkennungswert, außerdem findet man nicht 13.248 Ergebnisse bei Google. Wir stehen aber auch sehr auf diese USA Horrorfilme, deswegen findet man bei uns auch immer ein Augenzwinkern in die Richtung („Terence Hills Have Ice“, „Vermillion Downpour“ (na, wer findets?!) etc.).

Womit wir zu der auf „How I Spanked Your Mother“ enthaltenen Musik kommen können. Metal- oder Deathcore? Groove Metal? Oder doch schlichtweg Modern Death Metal? Wo würdet ihr euch selbst einsortieren und welche Bands haben euren Sound maßgeblich beeinflusst?

Buck: Wir bezeichnen unsere Musik persönlich ganz klar als Modern Death Metal, wobei das mit den Genres immer etwas schwierig (und teilweise gezwungen) ist – aber nützt nix. Ich denke das kommt auch immer drauf an, mit welchem musikalischen Background man die Musik hört. Die einen sagen zu unseren Sachen womöglich Slam-Riffs, die anderen Breakdowns. Ich lasse die bisher veröffentlichten Reviews mal für sich sprechen, in denen wir in der Regel als (Modern) Death Metal eingestuft werden. Hin und wieder Deathcore. „Texas Bulldozer“ hatte sicherlich noch eher Groove Metal Einflüsse. Maßgeblich beeinflussende Bands sind sicherlich MISERY INDEX, (alte) SEPULTURA, SUFFOCATION, BEHEMOTH, WHITECHAPEL, THE BLACK DAHLIA MURDER und PANTERA.

Um das ganze Definieren einer Genrezugehörigkeit ein wenig auf die Spitze zu treiben, entscheidet euch bitte zwischen den folgenden:
Growls oder Pig Squeals?


Buck: Uuufff, was soll ich als Sänger denn sagen, der beides macht?! Growls!!

Metalcore-Breakdown oder Death Metal-Slam?

Buck: Fragst du mich: Death Metal-Slam. Wenn du aber Jim fragst: Eher Breakdown.
Chuck: DEATH METAL-SLAM!!

Harmonie oder Dissonanz?

Buck: Dissonanz. Wobei wir aber auch Bands mögen, die harmonisch zur Sache gehen. Wir allerdings wollen metzeln!! Har har!

Chuck: Dissonanz!

CANNIBAL CORPSE oder WHITECHAPEL?

Buck: Situationsabhängig – jetzt gerade würde ich WHITECHAPEL sagen, weil ich mir die neuen Sachen angehört habe und gut finde. CANNIBAL CORPSE ist aber ein Evergreen, den ich schon ziemlich lange sehr gerne mag.

Chuck: Sehr gemeine Frage! Das sind beides Bands, die ich sehr gerne mag. CANNIBAL CORPSE haben natürlich absoluten Kultstatus! Aktuell höre ich aber eher WHITECHAPEL.

Unabhängig von der Schubladisierung bewegt ihr euch auf einem technisch hohen Niveau. Beneidenswertes Talent oder das Ergebnis harter Arbeit?

Buck: Wir arbeiten sehr, sehr, sehr hart. Sowohl an den einzelnen Instrumenten, als auch am gesamten Zusammenspiel. Sicherlich gehört auch ein gewisses Talent dazu, aber auch ich am Gesang übe viel, trainiere zum Beispiel mit Gesangs-Cover (die ich übrigens in unserem YouTube Channel veröffentliche) und rülpse nicht nur wenn ich Bier trinke durch die Gegend.

Chuck: Ich habe das Gefühl, ich bin talentfrei. Dafür bin ich fleißig...

Und wie schreibt ihr üblicherweise eure Songs? „Am Anfang war das Riff“ oder wie lautet euer Motto diesbezüglich?

Buck: Das geschieht unterschiedlich. Auf unserer neuen Scheibe sind Songs zu hören, die in vielen Proben gemeinsam entstanden sind und Songs, die erst durch viel Heimarbeit ihre charakteristischen Züge erfuhren. In der Regel ist wie fast überall am Anfang das Riff, das wir uns zu Hause ausdenken und im Proberaum zerpflücken, neu ordnen, umschreiben, ergänzen und was alles dazu gehört. Wir haben bis in den Produktionsprozess der CD noch Riffs verändert. Es ist also ein lebender Prozess und ich denke uns kommt sehr zu Gute, dass wir kein Alpha-Tier haben, das alles vorgibt und der Rest nur gehorcht. Bei uns gibt der Schlagzeuger Vorschläge zum Besten, was der Gesang machen könnte und der Gitarrist überlegt, was die Drums machen könnten. Kommen wir nicht auf einen Nenner, entscheiden wir demokratisch und wenn etwas gar nicht in den Kram eines Mitglieds passt, verzichten wir zum Wohl des Einzelnen auf etwas. Das ist unsere Definition von produktivem, gesundem Songwriting. Jeder soll sich wohl fühlen.

Mir persönlich fällt es schwer, einen Titel zu benennen, der sich von den anderen „How I Spanked Your Mother“-Songs besonders abhebt. Am ehesten vielleicht „Six Levels Below“ mit seinem fast schon rockigen Eingangsriff. Habt ihr einen Song im Repertoire, der eurer Meinung nach euer Schaffen am besten repräsentiert?

Buck: Das ist schwierig, im Prinzip bestehen unsere Songs ja immer aus zwei Sachen – Groove und Geballer. Wir verzichten bewusst auf irgendwelche Clean-Spielereien oder großen theatralischen Pathos, daher findest du die zwei Grundelemente unserer Musik im Prinzip in fast allen Songs. Ich denke unsere Video-Auskopplung „Shadow Archetype“ (übrigens hier mal einen dicken Dank an alle tollen Bands, die uns bei dem Videoprojekt unterstützt haben) beschreibt uns ganz gut. Das war auch ein Grund, den Song als Single auszuwählen. Das böse Main-Riff, der groovige Verse, das Blast-Gewitter in der Mitte und die Slam-Parts – all das steht für AUSTIN DEATHTRIP.

Lyrics lagen mir zum Zeitpunkt des Reviews leider keine vor. Wovon handeln eure Songs? Und wie passt da das ebenfalls an das Texas Chainsaw Massacre erinnernde Cover zu dem Augenzwinkern des Titels „How I Spanked Your Mother“?

Buck: Einige unserer Songs handeln von eher unterhaltenden Themen. Wir haben ein paar Tracks, in denen wir Titel verwursten (z.B. „Butt Spanker“). Daraus entstanden ist auch der Titel „How I Spanked Your Mother“. Irgendwie haben wir es so mit dem Butt spanken… Nun denn. „Vermillion Downpour“ lehnt sich lyrisch an den Film „From Dusk Till Dawn“ an. „Austin Tribe“ ist unser Opener-Song (nach dem Intro), der von Zusammenhalt und Metal als Heilmittel handelt, irgendwie passt das ganz gut zur Eröffnung einer Show, finden wir. Ansonsten geht’s bei uns auch um spirituelle Horrorthemen – viele auch mit religiösem Background. „Demon Of Gadara“, „Specter In The Mirror“ - all das soll den Songs einen passenden düsteren Charme geben.

Bevor wir langsam zum Ende kommen, lasst mich euch dazu gratulieren, dass ihr für das diesjährige Metal Bash gebucht wurdet! Habt ihr schon mal auf einer Veranstaltung dieser Größenordnung gespielt?

Buck: Danke, danke. Wir sind sehr glücklich darüber. An dieser Stelle möchten wir insbesondere Anatoli von RUMBLE MILITIA für's Vermitteln und Jörn von REMEDY RECORDS für's Buchen bedanken. In der Regel ist es für Bands, die eher lokalen Bekanntheitsgrad haben, ja bekanntlich durchaus schwierig, an Derartiges heranzukommen. Wir haben schon öfter auf der Metal-Stage des heimischen Stadtfests gespielt, da sind auch immer ein paar hundert Leute. Das ist aber nicht vergleichbar mit dem Metal Bash und daher ein ganz klares: NEIN! Um 14:00 Uhr entern wir die Bühne und blasten uns das Hirn raus.

Welche Live-Termine sollte man 2014 außerdem nicht verpassen? Habt ihr noch mehr in Planung?

Buck: Aktueller Stand ist, dass wir ein weiteres Festival im September in Emden spielen, das FULL HD. Ansonsten die typischen Clubgigs. Ich klopp hier einfach mal die Tour-Dates rein:

25.04.2014 - Oldenburg (Cadillac)

03.05.2014 - Neu Wulmstorf (METAL BASH OPEN AIR 2014 by Remedy Records)

24.05.2014 - Münster (Sputnikcafe)

26.07.2014 - Delmenhorst (Slatterys)

29.08.2014 - Minden (Hamburger Hof Ameise Kulturhügel)

30.08.2014 - Hildesheim (Helldeath Fest Open Air 2014)

13.09.2014 - Emden (Full HD Festival 2014)

Außerdem wird Ende des Jahres womöglich noch was in Paderborn und Lippstadt gehen.

Das war es für’s Erste von meiner Seite. Ich gehe fest davon aus, dass man sich eher früher als später mal über den Weg laufen wird. An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich für das Interview und überlasse selbstverständlich euch die letzten Worte:

Davon gehe ich auch aus, wir knallen dich auch in Zukunft mit Promo-Exemplaren und News zu, keine Chance zu entkommen. Wir bedanken uns ebenfalls für dein Interesse, halt die Metalaxt bitte weiter hoch. Ich persönlich verfolge dein Magazin schon seit etwa 2007 (damals noch mit meiner alten Band). Wir möchten ganz herzlich all den Leuten danken, die uns bisher nach wie vor unterstützt haben und weiterhin unterstützen. Insbesondere die Bereitschaft aller Bands, Videoclips zu unserem Musikvideo „Shadow Archetype“ zu beizusteuern, hat uns baff gemacht. Besonders von größeren Bands wie PLACENTA, MILKING THE GOATMACHINE, BLOODWORK und auch MARTIN KESICI hätten wir sowas erstmal nicht unbedingt erwartet.
Ein ganz klares Zeichen – die Metalszene ist stark, aktuell und wir sind glücklich ein Teil davon zu sein! Horns up \m/
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