Hinter dem Schleier...


Interview mit Nailed To Obscurity
Melodic Death Metal aus Deutschland - Esens
Mit "Opaque" haben die Deutschen NAILED TO OBSCURITY bewiesen, dass guter melodischer Death Metal jenseits der Loudness Wars noch lange nicht tot ist. Und so bot es sich an, den Jungs per Mail mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen - viel Spaß!

Aloha aus Sachsen und willkommen zur kleinen Fragerunde, die Herren! Wie man dem Review entnehmen kann, hat mich euer aktuelles Album „Opaque“ ziemlich geplättet und das ging offenbar mehreren Schreibern so. Wie fühlt ihr als Band euch mit der neuen Scheibe und den Reaktionen darauf?

Ole
: Ja, alles in Allem ist das Album wirklich sehr gut aufgenommen worden und auch wir selbst sind mehr als zufrieden damit. Wir hätten es auch nicht veröffentlicht, bevor wir nicht alle zu 100% davon überzeugt gewesen wären. Natürlich freuen wir uns riesig darüber, dass auch andere Leute das so sehen wie wir selbst.

Angesichts der Tatsache, dass „Abyss“ nun auch schon 6 bzw 7 Jahre zurückliegt: Was waren die Hauptursachen für die lange Reifungszeit von „Opaque“? Welche Rolle spielten personelle Veränderungen, Entwicklungen als Musiker, Labelanforderungen in Sachen Livepräsenz, etc.?

Ole: Da spielten eine ganze Menge Faktoren eine Rolle. Generell tun wir uns schwer damit, Songs “wie am Fließband” zu schreiben. Wir haben zwar immer eine Menge Ideen, aber nur die wenigsten überzeugen uns so sehr, dass wir sie weiter ausarbeiten und dafür nehmen wir uns wiederum auch sehr viel Zeit. Etwa 3 Jahre nach der Veröffentlichung von “Abyss…” waren wir dann erstmals im Studio, um Schlagzeug, Bass und Gitarre aufzunehmen. Bis dahin lief noch alles nach Plan.

Einige Monate später standen dann die Gesangsaufnahmen an, doch da lief dann nicht mehr alles so rund. Als alles im Kasten war, wurden wir desöfteren vom damaligen Produzenten versetzt, wodurch wir über ein Jahr auf den finalen Mix warten mussten. Dummerweise waren wir mit dem alles andere als zufrieden. Trotzdem waren wir es nach der langen Zeit einfach leid, weshalb wir das Album trotzdem rausbringen wollten. Bevor das passierte, trennten wir uns dann aber aus verschiedenen Gründen von Alex, womit dann klar war, dass es das Album in der Form nicht geben würde.

Als Raimund dann dazukam, fingen Raimund, Carsten und ich direkt an, alle Texte von Grund auf neu zu schreiben (das war das erste Mal, dass wir Texte gemeinsam geschrieben haben). Dann ging es ein halbes Jahr später wieder ins Studio, wo wir das gesamte Album noch einmal neu produzierten. Dieses Mal übernahm Lasse Lammert die Produktion, bei dem alles reibungslos und professionell ablief. Das hatten wir in dem vorherigen Studio ja leider ganz anders erlebt…
Um ein neues Artwork (von Ben Borucki) mussten wir uns dann natürlich auch kümmern und parallel dazu ging es schon um den Plattenvertrag bei Apostasy. All das hat seine Zeit gedauert und so sind wir dann tatsächlich auf diese 7 Jahre gekommen, die zugegebenermaßen teilweise wirklich hart waren und uns alle auf eine harte Probe gestellt haben.

In der gesamten Zeit haben wir auch regelmäßig live gespielt. Ein Label hatten wir da ja noch nicht. Wir wollten einfach immer spielen.

Größte Veränderung war sicher der Wechsel am Mikro 2012. Wie schwer oder leicht tut man sich mit einer solchen Entscheidung (Liveauftritte, „Gesicht“ der Band, etc.) und wie hat sich Raimund mittlerweile ins Bandgefüge eingelebt?

Ole
: Mit der Entscheidung haben wir uns sehr schwer getan. Alex war lange ein Teil der Band und auch mit allen gut befreundet. Wir haben die Entscheidung sicher zwei Jahre vor uns hergeschoben und es gab immer wieder Diskussionen. Irgendwann war dann der Punkt erreicht, an dem es so nicht weiterging und wir vor der Entscheidung standen, die Band aufzulösen, oder ohne Alex weiterzumachen, auch wenn wir nicht wussten, wie es danach werden würde.

Raimund war von Anfang an unsere erste Wahl und glücklicherweise sagte er uns direkt zu. Wir kannten uns schon vorher durch gemeinsame Auftritte mit BURIAL VAULT und wussten, dass wir uns gut verstehen würden. Da wir direkt in die Vollen gingen und viel zusammen am Album arbeiteten, gewöhnten wir uns sehr schnell an die neue Situation. Tatsächlich fühlte es sich sogar irgendwie vertraut an, weil wir endlich wieder motiviert und mit Freude an alles rangehen konnten, wie es vorher schon länger nicht mehr war. Wir harmonieren alle wirklich sehr gut und mittlerweile gehört Raimund zu unseren engsten Freunden.

Gab es dadurch auch Änderungen in puncto Lyrics, Aufgabenverteilung beim Schreiben oder bei anderen künstlerischen Aspekten?

Ole
: An den Texten haben wir zum ersten Mal zu dritt gearbeitet. Alex hatte früher alle Texte alleine geschrieben, doch jetzt hatten auch wir anderen die Möglichkeit unsere eigenen Ideen einzubringen, was Raimund sich wiederum auch wünschte. So haben Raimund, Carsten und ich uns dann ein halbes Jahr lang beinahe jedes Wochenende die Nächte um die Ohren geschlagen, um Texte zu schreiben. Das war sehr anstrengend, aber hat auch unfassbar viel Spaß gemacht.

Mir ist aufgefallen, dass „Opaque“ im direkten Vergleich zu „Abyss“ weniger oldschool klingt (v.A. die Gitarren), ohne gleich in modernes Volume-Gebolze auszuarten – ich hab das als sehr positiv empfunden, weil es eben weder die mittlerweile beinahe übertourende Retro-Maschine bedient, noch zum seelenlosen Riffzombie mutiert.
Denkt man als Band darüber nach, wie sauber man eine Scheibe produziert – gerade in einer Zeit, die Retro als Gegenentwurf zur vermeintlich substanzlosen Gegenwart wahrnimmt?

Ole
: Wir haben tatsächlich eine ganz klare Vorstellung davon, wie wir klingen wollen. Sonst hätten wir uns auch nicht dazu entschieden, das Album nach dem ersten Anlauf noch einmal komplett neu zu produzieren. Wir halten weder viel von zu glatten, klinischen Produktionen noch ist es unser Ziel dem Sound oder Bands aus vergangenen Zeiten nachzueifern. Wir wollen durchaus zeitgemäß und modern klingen, aber zu sauberen Produktionen fehlt dann einfach oft die Seele. Es gibt heutzutage viele technische Möglichkeiten, wirklich gute Resultate zu erzielen, doch sollte man nicht übertreiben und das Wesentliche aus den Augen verlieren: Wichtig ist, dass die Songs etwas rüberbringen und auslösen können und das kann durch zu viele “Korrekturen” auf der Strecke bleiben.

Gibt es auch innerhalb der Band Diskussionen in Bezug auf den Bandsound?

Ole
: Innerhalb der Band gibt es eigentlich wenig Diskussionen. Jeder kann sich einbringen und irgendwann ist dann jeder zufrieden. Auch mit Lasse gab es keine Diskussionen, weil er unsere Idee von Anfang an verstanden hat und so hatte er gleich die richtige Grundrichtung gefunden. Beim Feintuning waren wir dann noch sehr pingelig, aber Lasse hat alles über sich ergehen lassen und ist auf all unsere Wünsche eingegangen, was dann zu dem für uns perfekten Resultat geführt hat.

Habt ihr es eurem Empfinden nach geschafft, „dem“ NTO-Sound einen Schritt näher zu kommen?

Ole
: Ob es “den” NTO-Sound gibt, oder überhaupt geben muss, weiß ich nicht. Wichtig ist es, dass der Sound zu den Songs passt. Eine Retro- oder eine aalglatte Produktion wird es von uns wohl allerdings so schnell nicht geben.

Ein prägendes Element der Scheibe sind die m.E. genialen Leads, die auf dem Vorgänger zwar schon vorhanden waren, aber nicht ansatzweise diesen Einfluss auf das Gesamtbild hatten. Woran orientiert man sich dabei eigentlich hauptsächlich: Sind das potenzielle Gesangslinien, hört man einfach haufenweise alte KATATONIA, oder wacht man nachts mit der einen Idee auf? Und: Wann entscheidet sich, ob man eine gewisse Melodie eben als tragendes Lead verwendet, nicht als neuen Song, als Quasi-Solo oder Gesangspart?

Ole
: Das ist eine recht schwierige Frage und irgendwie spielen alle von dir genannten Aspekte eine Rolle. Wir schreiben die Leads nicht als Gesangmelodien, allerdings erfüllen sie ja häufig eine ähnliche Funktion. Wir hören alle gerne melodischen Metal und so gibt es neben KATATONIA eine ganze Menge an Bands, die uns in dieser Hinsicht beeinflusst haben. Im Endeffekt machen wir aber einfach das, was uns in den Sinn kommt (manchmal auch in der Nacht) und gefällt.

Wir neigen außerdem dazu, auf den Saiteninstrumenten möglichst wenig Gleiches zu spielen. Deshalb spielt eine Gitarre oft die Rhythmusparts, während die andere Leads spielt, etwas darüber zupft, oder eine abgewandelte Variante der Rhythmusgitarre spielt. Auch der Bass spielt häufig eigenständige Melodien, oder eine Mischung aus den beiden Gitarrenparts. Das gefällt uns eben einfach am besten.

Im Review habe ich DARK TRANQUILLITY als Vergleich angeführt, was vor allem an der Art und Weise liegt, wie ihr prinzipiell eher deprimierende/negative Themen (musikalisch und auch textlich) zu Songs verarbeitet, die eine gewisse positive Energie ausstrahlen und mitreißen. Ein Paradoxon eigentlich, aber ein sehr willkommenes.
Zur gleichen Zeit scheint ihr euch nicht in „egal was kommt, uns kriegt ihr nicht unter“-Durchhaltetaktik zu üben, sondern das aktuelle und kommende „Unheil“ als davon Betroffene zu sezieren, um es zu verstehen und somit vielleicht akzeptieren zu können. Wie wichtig ist die, ich sag mal: kathartische Wirkung, zunächst für euch als Künstler und Menschen, und welche Ausstrahlung soll eure Musik daneben auf den Hörer haben?

Raimund
: Was die Wahl der Themen für die Texte anbelangt, so war es uns vor allem wichtig Greifbares in den Fokus zu setzen, das einem im Alltag begegnet, aber dennoch viel zu häufig nicht näher beachtet und sogar in manchen Fällen hingenommen wird. Dennoch beeinflussen uns Gefühle und Gedanken und wenn man versucht, vor ihnen davon zu laufen, können sie sich gegen uns richten und uns negativ beeinflussen. Wir verleugnen uns in diesem Falle selbst und daher ist es ganz wichtig auch den negativen Seiten des irdischen Lebens Raum zu verschaffen.

So gesehen kann man hier durchaus von einer kathartischen Wirkung sprechen, da wir eben genau diese Facette unserer Charaktere durch die Musik auf der einen Seite “ausleben”, aber eben auf der anderen Seite auch “durchleben”. So hat es eine regelrecht reinigende Wirkung, wenn man nach einem Auftritt oder nach einer Probe wieder herunterkommt, weil man eben diesen Kanal gefunden hat.
Jeder Mensch muss sich mit dem Leben in all seinen Farben auseinandersetzen und darf sich von den Grautönen durchaus berühren lassen. Man muss nur lernen, sich davon nicht nach unten ziehen zu lassen.

Ole: Genau die kathartische Wirkung ist ja irgendwie der Grund, weshalb wir das alles machen. Wenn wir unsere Songs spielen, fühlen wir uns einfach gut und man kann für einen Moment alles andere um sich herum vergessen.

Ich habe in diesem Zusammenhang gelesen, dass man euch früher eher als Doom-Band verortet hat. Nun gibt es m.E. zwar ein paar vorsichtige Anklänge an besagte Spielart, aber richtig nachvollziehbar ist das – aus heutiger Sicht – nicht unbedingt. Habt ihr diese „Schublade“ auch selbst so wahrgenommen?

Ole: Häufig werden/wurden wir wohl als Death/Doom Metal bezeichnet und in einem Zug mit Bands wir INSOMNIUM, SWALLOW THE SUN, PARADISE LOST, KATATONIA, etc. genannt. Als komplett unpassend haben wir das eigentlich nie wahrgenommen, weil wir definitiv von eben solchen Bands beeinflusst wurden.

Andererseits finden wir, dass es sicher zutreffendere Bezeichnungen gibt, auch wenn wir uns selbst damit sehr schwer tun. Viele Bezeichnen uns als “Melodic Death Metal” und oft tauchen auch die Worte “Progressive” und “Doom” auf.

In lyrischer Hinsicht habt ihr offenbar den Anspruch, Gegenwart abzubilden, zu kritisieren, die Auswirkungen auf den Einzelnen aufzuzeigen. Warum keine klassische Death Metal-Themen, wäre das nicht einfacher? Warum dieser textliche Anspruch in einer Musikform, der viele zunächst einmal verständlichen Gesang absprechen? Und was sind die Quellen der Inspiration, die ihr dafür anzapft?

Raimund
: Damit hast du uns bereits eines der größten Komplimente gemacht, die du uns hättest machen können. Wir wollen musikalisch wie textlich keine eingetrampelten Pfade gehen, sondern wir selbst sein. Als Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, sind die Inspirationsquellen mannigfaltig. Im Prinzip fordert die Musik bereits instrumental derlei Texte. Als ich zur Band gestoßen bin und mir die anderen die Musik als Instrumental gegeben haben, keimten manchmal von ganz alleine Themen für Songtexte. Diese waren sicher schonmal irgendwie präsent, die groben Umrisse der Texte kamen dann aber manchmal regelrecht von alleine zu Papier.

„Mythomania“ war der Song, der mich eigentlich als erstes für „Opaque“ eingenommen hat, was nicht nur an der guten Länge liegt. Vor allem textlich gab es Fetzen, die aufhorchen ließen: Es geht offenbar um eine Welt, die sich nach Geschichten sehnt, aber immer weniger echte Geschichten bereit hält. Man giert nach Erzählenswertem, hangelt sich von Klimax zu Klimax aus zweiter Hand (also überwiegend medial vermittelt), stellt dabei jedoch das eigene (Er)Leben, die eigene Erzählung, immer weiter zurück. Reality-TV statt real life sozusagen.
Ist der Track das „Herzstück des Albums“, für das ich ihn halte? Möchtet ihr etwas zum textlichen Konzept der Scheibe sagen, falls es denn existiert?

Raimund
: Wir möchten uns an dieser Stelle eher zurück halten. Es gibt keinen durchgehenden roten Faden in den Texten, aber einen gemeinsamen Grundtenor, der sich durch das gesamte Album zieht. Für uns ist es die größte Ehre, wenn sich der Hörer selbst mit den angeschnittenen Themen auseinandersetzt, für sich abstrahiert und sich vielleicht wiederfindet oder gar identifizieren kann. Die Texte lassen sich in vielfältige Richtungen deuten und der von dir angesprochene Aspekt der Sozialkritik in Zeiten von Anonymität und Profilierungswahn (vielleicht sogar “Profilierungszwang”?) wie beispielsweise in sozialen Netzwerken ist nur eine Facette von “Mythomania”.

Aber man darf diesen Song durchaus als Schlüssel zum Kosmos von “Opaque” sehen. Es geht um den Verlust des eigenen Selbst, vielleicht der eigenen Persönlichkeit, innerhalb eines künstlichen Konstruktes, in dem Angepasstheit wichtiger ist, als das Individuum.

Diese Anpassung und das daraus resultierende – digital forcierte und auch im täglichen Leben geforderte - „Splitting“ von Lebenswelten scheinen ein wichtiges Thema zu sein, zumindest lassen sich in mehreren Stücken entsprechende Assoziationen herstellen. Wo liegen eurer Meinung nach die Einflussbereiche dieser auch im Jekyll/Hyde'schen „InnerMe“ angedeuteten Schizophrenie? Gab es vielleicht konkrete Erlebnisse oder Gefühle, aufgrund derer ihr euch damit befasst habt?

Raimund
: Da sprichst du ein interessantes Thema an. Sicherlich ist eben dieses “Splitting von Lebenswelten”, wie du es nennst, aber eben auch das “Vergessen der Grenzen zwischen dem, was man im World Wide Web darzustellen vermag, und der Realtät” als quasi Pendant dazu, zu einem tagtäglichen Thema im Bereich Social Media und dem Umgang damit geworden.

Tatsächlich gibt es das Thema “Jekyl and Hyde” aber eben nicht nur hier. Es gibt Menschen, die sich tagtäglich für ihren Job verstellen müssen, die sich in ihrem persönlichen Umfeld verstellen, weil sie das Gefühl haben, zu etwas dazugehören zu müssen. Ich möchte an dieser Stelle nicht den expliziten Anstoß zu der Thematik betiteln,aber es gibt auch ein paar persönliche Ereignisse, die für “iNnerME” und andere Texte sicherlich einen Einfluss darstellen.

Eine letzte Frage aus diesem Themenkreis: Eure Scheibe heißt „Opaque“, was soviel heißt wie undurchsichtig, trübe, im übertragenen Sinne auch unverstanden. Warum dieser Name? Worauf spielt der entsprechende Song an und warum schien es euch schlussendlich auch ein guter Name für die komplette Scheibe zu sein?

Raimund
: Genau um die von dir genannten Assoziationen ging es uns. Sie lassen sich ohne Probleme auf die einzelnen Themen des gesamten Albums übertragen. Es geht um Gefühle, die wir uns nicht eingestehen und durch das Überspielen oder Nicht-Ausleben im Übetragenden Sinne verdunkelt bzw. maskiert werden. Das Innerste zu offenbaren würde den Einzelnen verwundbar machen und in einer derart zahlenorientierten Welt, in der nur noch über Ansehen und Größe debattiert wird, geht das Menschliche verloren. Das Resultat ist eine regelrechte Verschleierung dessen, was wir sind: nämlich Menschen. Somit sehen wir in trübe Augen von schleierhaften Gestalten, die wir nur oberflächlich kennen lernen dürfen.

Ich gehe mal davon aus, dass NTO aktuell eher ein zeit- und geldaufwändiges Hobby für euch ist. Wie baut ihr die Band eigentlich in euren Alltag ein, sowohl was die Proben/Writingtätigkeiten betrifft, als auch hinsichtlich der Liveauftritte? Würdet ihr euch als aktive Band bezeichnen bzw. welche Ansprüche und Erwartungen habt ihr diesbezüglich überhaupt an die Band?

Ole
: Das siehst du ganz richtig. Im Prinzip ist es tatsächlich ein Hobby, andererseits hat die Band mittlerweile einen solch hohen Stellenwert in unseren Leben eingenommen, dass es sich nach mehr anfühlt. Wir sind tatsächlich sehr aktiv und beschäftigen uns eigentlich täglich mit organisatorischen Dingen rund um die Band, schreiben Songs, proben und spielen so oft wie möglich live. Das alles ist nicht immer ganz einfach, weil wir mittlerweile sehr verstreut und weit voneinander entfernt wohnen. Aber gerade in dieser Situation merkt man oft, was für ein eingeschweißter Haufen wir tatsächlich sind.

Mit Apostasy habt ihr ein Label im Rücken, das zwar einige sehr interessante deutsche Acts versammelt (mE zum Beispiel SONIC REIGN, DEADBORN, euch...), auf der anderen Seite aber schwerst undergroundig wirkt. Nicht zuletzt vielleicht, weil die genannten Bands einen recht ausgedehnten VÖ-Rhythmus an den Tag legen, während das beackerte Genre von skandinavischen Bands und größeren Labels ausgiebig bedient wird.
Welche Vorteile hat eine Labelbindung im heutigen internetaffinen Umfeld für eine Band eurer Größe – gibt es bspw. gemeinsame Aktivitäten mit anderen Apostasy-Bands?

Raimund
: Meiner Meinung nach sind Labels auch heute nicht völlig wegzudenken. Es ist sicherlich richtig, dass man viele Dinge auch ohne diese Rückendeckung erreichen kann und dennoch gibt einem eine Plattenfirma ganz andere Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen, weil man eben nicht alleine dasteht, sondern mit anderen Bands an einem Strang zieht. Überdies macht Tomasz von Apostasy Records einen bestechend guten Job. Er ist ein völliger Überzeugungstäter, weshalb wir stolz sind, auf seinem Label zu sein.

Über alledem sind wir noch mit physischen Veröffentlichungen unserer favorisierten Bands groß geworden, weshalb eine solche Veröffentlichung mit dem Artwork, das man in Händen halten kann, etc. immer noch etwas sehr besonderes ist und (gefühlt) einfach dazugehört (lacht).

Wo wir gerade bei Aktivitäten sind: Wie sehen denn die Pläne für die kommenden Monate im Hause NTO aus? Gibt es Konzerte, Festivals etc, die ihr als Band bespielen – oder auch als Fans besuchen und empfehlen – möchtet? Was sagt das Bauchgefühl (soweit vorhanden) in Sachen „Dauer bis“ und „stilistische Ausrichtung“ einer eventuell kommenden Scheibe?

Ole
: Für die nächste Zeit sind eine Menge Konzerte geplant, darunter auch ein Gig beim Wacken und anderen Festivals. Vieles ist noch nicht bestätigt oder angekündigt. Wir halten euch da aber auf dem Laufenden.
Zu Dauer und stilistischer Ausrichtung einer neuen Platte können wir jetzt noch gar nichts sagen. Wir haben einige Ideen und schreiben an neuen Songs, doch ist es jetzt noch viel zu früh um dazu etwas sagen zu können.

Zu guter Letzt versuche ich heute mal etwas Neues: Als Motivation und Tellerrand-Impuls würde ich euch bitten, mir eine Band ans Herz zu legen, die ich als nächstes mit einem Interview heimsuchen werde. Maßgeblich sollten zunächst eure eigenen Vorlieben sein, von Vorteil ist vielleicht auch eine in euren Augen unterbewertete Truppe.

Raimund
: Das ist wirklich mal eine unkonventionelle Frage, aber wirklich interessant. Mir fällt da spontan eine befreundete Band aus Erfurt ein, die an diesem Freitag (09.05.) ihr Labeldebüt veröffentlichen wird: DÉCEMBRE NOIR. Da dir hoffentlich schon bald ein Bemusterungsexemplar vorliegt, bin ich mal gespannt, was du zu dem Album sagst.

Abschließend möchte ich euch einmal mehr für eure Zeit danken und wünsche euch Erfolg mit der neuen Scheibe. Grüße aus Leipzig & bis bald? ;)

Raimund
: Vielen Dank für deine Zeit und hoffentlich trifft man sich mal persönlich.

Ole: Vielen Dank auch an dich, Ralf!
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