Magister Albert predigt uns über Doom und die Musik


Interview mit Reverend Bizarre
Doom Metal aus Finnland - Lohja/Turku
REVEREND BIZARRE aus Finnland sind eine der am meisten beachtete Doom Metal Bands der heutigen Zeit. Mit „In the Rectory of the Bizarre Reverend“ veröffentlichten sie einen Meilenstein des Genres, der ihnen einen Platz unter den Top Bands dieser Stilrichtung bescherte. Die kürzlich veröffentlichte EP „Harbinger of Metal“, zeigt das Trio wieder in Bestform und kann mit atmosphärischer Dichte und spannenden Songs glänzen. Grund genug bei Magister Albert einmal anzuklopfen, und den Meister der doomigen Predigt mit ein paar Fragen zu bombardieren.

Hallo Albert! Da die Band hierzulande ja immer noch recht unbekannt daherkommt, erzähle doch zuerst einmal etwas über die Band. Wann habt ihr euch gegründet, und warum?


Auch Hallo erst einmal. Hmm, zur Bandgeschichte. Wir haben uns im Jahre 1995 gegründet. Es kann aber auch sein, dass ich die ersten Grundideen zur Band schon 94 hatte. Es ist schwer sich ganz genau an diese Tage zurückzuerinnern. Der Grund das ganze zu starten war ganz einfach meine Liebe zu wahrem Doom wie etwa PENTAGRAM oder SAINT VITUS.

Und was bedeutet euer Name? – generell und für euch besonders. Wenn man so recht darüber nachdenkt ist er nämlich irgendwie …. Komisch!

Um ehrlich zu sein, mag ich den Namen nicht mehr wirklich, aber ihn jetzt zu ändern wäre Blödsinn. Er bedeutet eigentlich gar nichts. Im Prinzip ist das nur ein Witz über KING CRIMSON. Um aber nicht ganz dumm dazustehen, sagen wir immer, er repräsentiert die Gegensätze und Extremitäten die in uns als Personen und in der Band selbst gesehen werden können. Gut und Böse, Gott und Satan, Licht und Dunkelheit. Aber im Prinzip ist es nur ein einfacher Name ohne Bedeutung, haha

Ihr habt jetzt vor kurzem erst eure EP „Harbinger“ veröffentlicht. Warum ist das nur eine EP? Oder besser: Warum ist es eine EP, wenn die CD doch die volle Spielzeit ausnutzt?

Es ist eine EP wegen dem darauf enthaltenem Songmaterial. Es sind nur wenige „Wirkliche“ Songs von uns drauf. Und sogar diese „wirklichen“ Songs sind so experimentell ausgefallen, dass wir sie nicht auf ein normales Album packen wollten. Übrigens hatte die „Harbinger“ sogar eine Spielzeit von 86 Minuten, aber da das nicht auf eine CD geht, mussten wir einen Song streichen.

Ihr habt alle vorherigen Veröffentlichungen auf verschiedenen Labels veröffentlicht. Wieso bleibt ihr nicht mal für länger bei einem Label? Ich denke das würde etwas mehr Konstanz in die Sache bringen.

Wir hatten nur einen Deal mit Mastervox Records bevor uns Spikefarm gesignt haben. Mit den Kerlen von Mastervox hatten wir aber dann so derbe Probleme, dass es für uns klar war, dass wir nicht bei diesem Label bleiben konnten. Wir hatten Angebote von einigen Labels, bis uns dann eines Tages Sami Tenetz von Spikefarm kontaktierte. Nach einigem Überlegen entschlossen wir uns zur Zusammenarbeit. Doch zuvor mussten wir natürlich noch aus den schleimigen Händen von Mastervox kommen, das war eine komische Prozedur. Wir hatten auch nie einen Deal mit Low Frequency, die unser Debut veröffentlicht haben – das war alles nur von Mastervox lizensiert. Wir hoffen aber jetzt natürlich, dass wir so lange wie möglich bei Spikefarm bleiben können, da wir sehr zufrieden mit der Arbeit des Labels sind.

Warum habt ihr euch denn gerade Burzum´s „Dunkelheit“ als Cover Version ausgesucht? Die Band und vor allem die Person dahinter sind ja ein kontroverses Streitthema innerhalb der Szene.

Wir haben „Dunkelheit“ gewählt, weil wir die Musik und den Text brilliant finden. Natürlich wissen wir von Varg´s Denkweise, die ich nicht gutheißen will, aber niemand kann uns davon abhalten einen Song aufzunehmen den wir für ein Meisterwerk halten. Ich bin ein großer Fan von Burzum. Und wenn ich von Burzum rede, dann von der Musik, und nicht von dem kranken Kopf dahinter. Die Musik zeigt nämlich in keinster Weise die Denkweise auf, die Varg heute an den Tag legt.

Viele Leute sehen „In The Rectory of The Bizarre Reverend“ als eines der wichtigsten Doom Alben unserer Zeit an. Was denkt ihr darüber?

Hehehe, lass die Leute doch denken was sie wollen. Ich denke nicht so über das Album, aber natürlich fühle ich mich sehr geschmeichelt und geehrt über Solche Kommentare. Ich denke schon, dass unser Album eine kleine Bedeutung für die Szene hat, aber das haben andere Alben auch. Und man braucht alle Bands um eine wirklich starke Szene zu erschaffen.

Soviel Gemeinschaftsgefühl ist doch mal was – da können sich andere Bands mal eine Scheibe abschneiden. Nun, Ihr kommt ja aus Finnland. Wie steht es um die Doom Metal Szeen dort oben?

Naja. Die Doom Metal Szene in Finnland besteht im Prinzip nur aus uns, Spiritus Mortis, Minotauri, Oak, und noch ein paar wenigen anderen. Und natürlich die Leute die das ganze dann hören und zu den Konzerten kommen. Auch noch zu nennen, wären die paar Journalisten die dann über uns schreiben. Aber im Prinzip ist das alles sehr klein und überschaubar.

Ihr habt kürzlich erst auf dem Autumn of Doom Festival in Deutschland gespielt. Wie war das denn für euch, und was haltet ihr von Deutschland allgemein?

Die Show war ziemlich gut, und das Publikum war großartig. Ich mag Deutschland wirklich gerne: Die Landschaft, die Leute, die Sprache, die Kultur. Es ist immer wieder schön dort spielen zu dürfen. Ich könnte mir sogar vorstellen, für eine zeit in Deutschland zu leben – dazu müsste ich die Sprache aber erst einmal lernen, haha.

Wenn wir grade schon von möglichen Zukunftsvisionen sprechen: Was können wir denn vom nächsten Full Lenght Album erwarten?

Es wäre vielleicht etwas vermessen zu sagen, dass es eine verdammt Starke Dosis puren harten Doom Metals sein wird, denn dazu bin ich vielleicht noch etwas zu eingenommen von den Songs. Wenn das Album dann nicht den Effekt erzielt bei den Leuten, den ich erwartet hatte, dann bin ich vielleicht enttäuscht, aber dann kann ich das auch nicht ändern. Es ist meiner Meinung nach eine Art doomige Hitparade. Es wird nämlich definitiv unser eingängigstes Album sein. Manche alte Fans werden uns wahrscheinlich Sellout oder andere vergleichbare Dinge vorwerfen – aber ich kann allen garantieren, dass wir die neuen Songs mit demselben Enthusiasmus und der selben Motivation geschrieben haben, wie alle anderen auch. Das neue Material ist auch schon fast Up Tempo, und auch nicht mehr wirklich so düster. Jedenfalls bin ich gespannt auf die Reaktionen der Leute, wenn sie das Zeug hören. Wir haben jetzt verschiedene neue Songs schon bei diversen Shows gespielt, und die Leute fanden das Material auch immer recht gut. Das ist wirklich aufregend..

Dann darf man ja wirklich gespannt sein. Eins hab ich aber noch - Besonders die Doom Szene zeichnet sich ja durch ein ganz bestimmtes Musikgefühl aus. Wie ist das bei Dir? Was bedeutet Doom Metal für dich?

Oh, ich liebe Doom. Ich höre viele verschiedene Musikrichtungen – aber das einzige Genre, das ich über alles liebe, ist der Doom. Ich meine, es gibt viele gute alte Gothic Rock Bands. Aber dann gibt’s da auch die beschissenen. Dasselbe Schema findet man auch im Progressiven Bereich, im Industrial, im Neo Folk Bereich, oder wo auch immer. Aber wenn eine Band das Prädikat Doom Metal bekommt, dann muss sie gut sein. Eine gänzlich andere Frage dabei ist, was man alles als Doom Metal bezeichnen kann. Darüber kann man jetzt auch wieder ewig lange diskutieren – aber ich habe da mein eigenes Auswahlverfahren. Ich liebe Doom wirklich so dermaßen. Meiner Meinung nach ist das die erdigste und ehrlichste Art von Heavy Metal, und wie jeder weiss, ist sogar der schlechteste Heavy Metal das Beste was es gibt …

Wunderbar. Dann danke ich Dir recht herzlich, Albert, dass du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Kommt bald mal wieder nach Deutschland. Die letzten Worte liegen wie immer bei der Band:

Natürlich werden wir wiederkommen. Ich für meinen Teil werde zum Beispiel auf jeden fall beim Doom Shall Rise III anwesend sein. Ansonsten danke ich Dir sehr, dass du uns die Möglichkeit für dieses Interview gegeben hast. Stay Slow and Heavy…..
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