Jens über alte und neue Glanzzeiten


Interview mit Disillusion
Progressive Metal aus Deutschland - Leipzig
Hallo zusammen, wie gehts denn so? Bald ist es ja endlich soweit, dass eure Debüt-CD auf die Menschheit losgelassen wird. Seid ihr schon gespannt, wie die Fans das Material aufnehmen werden?

Das sind wir in der Tat. Bis jetzt haben wir ja sehr gute Reviews von vielen Metal – Magazinen bekommen, darunter das Legacy (14/15 Punkten), Heavy oder was? (11/12 Punkten), und das Rock Hard (9/10 Punkten), um mal die Großen zu nennen.
Im Vorfeld haben es auch ein paar Freunde und Bekannte gehört und alle waren sehr angetan von dem neuen Material. Das freut uns natürlich und wir schauen mal, was dann ab dem 05.April so alles passiert.

Es steht ja sicherlich auch einiges an Promotion-Auftritten an. Wo und wann werdet ihr das Material denn live vorstellen?

Im Moment bereiten wir uns auf die Record – Release Show am 17. April in der Moritzbastei zu Leipzig vor. Dort spielen wir die Songs der neuen Platte zum ersten Mal vor heimischen Publikum. Dann geht es weiter am 23. April in Dresden im Tittytwister.
Im Mai geht es dann richtig los. Wir spielen am 1. Mai bei den Walpurgis Metal Days in Hauzenberg, mit unseren Freunden Asterius spielen wir auch zwei Konzerte zusammen, mit Dark Suns aus Leipzig spielen wir am 21. Mai in Montabaur, am 22. Mai beim Metal Forces Festival in Lörrach.
Im Juli spielen wir auf dem Dong Open Air zusammen mit Vintersorg und My Darkest Hate. Im August wird es richtig fett, denn da geht’s zum Fun and Crust und zum Summer Breeze.
Es werden sicherlich noch einige Dates dazukommen, aber das kann man ja auf unserer Homepage www.disillusion.de ständig nachlesen.

Eure Songs waren ja noch nie beim ersten Mal vollständig zu erfassen. Findet ihr es eigentlich schwierig, solch komplexes Material einem unbedarften Publikum näherzubringen?

Die Platte ist schon sehr komplex und vor allem sehr dicht. Wir haben darauf wertgelegt, das es selbst nach dem 50. Mal hören immer noch was zu entdecken gibt. Das Album ist ein Output unserer musikalischen Kreativität. Wir haben Musik geschaffen, ohne daran zu denken, ob es der „breiten Masse“ gefällt oder nicht. Schließlich waren wir mit dem Endergebnis mehr als zufrieden.
Natürlich wird es Leute geben die Anfangsschwierigkeiten mit BTTOS haben, aber mein Tipp lautet:
Bei Kerzenschein, mit einem Glas Wein anhören und träumen...

Ihr seid ja bereits im Vorfeld mit Lobeshymnen überhäuft worden. Lässt es sich unter solchem Druck eigentlich auch ordentlich arbeiten? Oder hat man ständig die Angst im Hinterkopf, den Erwartungen nicht gerecht zu werden?

Ja, die Erwartungshaltung hat wahnsinnig viel Druck erzeugt. Das war schon bei den Aufnahmen zu „The Porter“ nicht immer förderlich. Den grössten Druck haben wir uns aber selber gemacht, da wir immer mit den höchsten Ansprüchen an die Sache gehen. Es gibt ein gewisses Grund Gefühl, welches wir brauchen um kreativ arbeiten zu können, das stellt sich nur ein wenn wir diesem Druck entfliehen können. Es hat sehr lange gedauert, bis wir ein günstiges Umfeld erschaffen haben um Back To Times Of Splendor schreiben und aufnehmen zu können. Wir haben z.B. ein Jahr Live Pause eingelegt, sind in einen neuen Proberaum gezogen und haben das Studio neu aufgebaut und erweitert....Bevor wir mit dem Songwriting für das nächste Album beginnen steht ein Urlaub auf dem Programm um frische Kräfte zu sammeln und den Kopf frei zu bekommen. Die Erwartungen nach Back To Times Of Splendor werden ja sicher nicht abnehmen ;-)

Es hat ja rund 8 Monate gedauert, bis "Back To Times Of Splendor" fertiggestellt war. Warum seid ihr eigentlich so perfektionistisch veranlagt?

Es war uns wichtig, gerade weil es das erste Album ist, es so perfekt wie möglich zu machen. Wir probierten in diesen 8 Monaten sehr viel aus und versuchten die Songs so organisch wie möglich klingen zu lassen. Wir legten darauf Wert, diesen gewissen Fluss, vor allem in die beiden langen Songs zu bekommen. Dies war nicht immer einfach und so wurden auch mal wieder Teile verworfen und neue hinzugefügt. Gerade Vurtox probierte sehr viel mit Soundkollagen aus, so das alle Songs auf dem Album eine gewisse Eigendynamik und Stimmung erhielten.

Besteht bei solch langer Herumfeilerei an den Songs nicht die Gefahr, dass man sie kaputtspielt?

Wie schon oben erwähnt, versuchten wir das komplette Album von Anfang an fließen zu lassen, es wie einen Film darzustellen. Es erzählt musikalisch wie textlich eine Geschichte, die den Zuhörer von Anfang an fesseln soll und ihn bis zum Schluss mitreißt. Und gerade deshalb hat es so lange gedauert, da viel herumexperimentiert und versucht wurde, diese vorhandenen Songs zu einem ganzen zusammen zu fügen. Vielleicht überrascht es Dich zu hören, dass trotz der ganzen „Herumfeilerei“ nicht wenige Stellen auf dem Album spontan entstanden sind und sehr viele „First Takes“ zu hören sind.

Im Vergleich zu den EPs "Three Neuron Kings" und "The Porter" fällt unter anderem auf, dass ihr viel mehr auf sauberen Gesang setzt als zuvor. Ausserdem sind die Songstrukturen deutlich eingängiger geworden. War das ein Kompromiss an die Zielgruppe oder einfach ein weiterer logischer Schritt in eurer musikalischen Ausrichtung?

Die Gesänge entstehen allein bei Vurtox, der ebenso für die Texte verantwortlich ist. Ob er jetzt klar singt, schreit, growlt, rezitiert hängt ganz davon ab was der Text und die Musik in den betreffenden Momenten verlangen. Lest Euch doch beim Hören mal die Texte durch und schaut Euch das Artwork dazu an, ihr werdet verstehen was ich meine...
Von einem Kompromiss kann man deshalb wirklich nicht reden. Wenn die Songs wie Du sagst eingängiger geworden sind, dann sehen wir das als Kompliment, denn wir wollten vor allem einen organischen Fluss zwischen all den verschieden Elementen herstellen, was demnach gelungen ist, denn tatsächlich sind die Strukturen weit aus komplexer als noch auf TNK und TP. Das sieht man schon an den Songlängen im Schnitt 10 min und an der Anzahl der verwendeten Spuren (bis zu 100 !!)

Wie kann man sich den Entstehungsprozess eines solch langen und ausufernden Stückes wie beispielsweise dem Titeltrack vorstellen? Schreibt ihr zunächst die Lyrics und bastelt dann Stück für Stück die Instrumente drumherum? Oder wie hat man sich das vorzustellen?

Am Anfang eines Songs gibt es diverse Gitarrenriffs oder schon komplette Anfänge z.B. auch schon mit gesetzten Drums, die dann aufgegriffen werden und es wird versucht daraus den Song entstehen zu lassen. Meist werden Voraufnahmen gemacht, die dann Grundlage für die weitere Arbeit sind. Im Fall von BTTOS war einiges anders. Es wusste keiner von uns, das gerade der Song „Back to times of splendor“ solch eine Länge erreicht. Uns wurde erst während der Aufnahmen klar welches Potential in diesem Stück steckt. Vurtox hat diesen Song komplette 6 Wochen lang aufgenommen und dabei immer wieder Änderungen vorgenommen, neue Teile eingefügt, alte verworfen bis es zu dem großen monolithischen Kunstwerk wurde, von dem vorher niemand von uns zu träumen wagte.
Die Lyrics entstanden parallel dazu und beeinflussten auch die Musik schon während der Entstehungszeit.

Ich habt ja nun mittlerweile mit Metal Blade ein grosses Label im Rücken, während die früheren Releases auf dem kleinen Label Voice Of Life erschienen waren. Was hat sich denn diesbezüglich bei euch geändert?

Durch Metal Blade erhalten wir die Möglichkeit, uns einem breiterem Publikum vorzustellen und das weltweit, wo du mit einem kleinen Label kaum Chancen hast. Metal Blade haben diesbezüglich ja auch schon jahrelange Erfahrungen. Sie betreiben eine große Promotion für Dich als Band und du erhältst die Möglichkeit in vielen wichtigen Metal Magazinen präsent zu sein und das ist einfach großartig. Wir sind bis jetzt auch sehr zufrieden und hoffen auch weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit.

Euer Sänger Vurtox hat ja in Leipzig mit "Salvation Recording" sein eigenes Studio eröffnet, in dem auch "Back To Times Of Splendor" quasi als Einweihung aufgenommen wurde. Kannst du da vielleicht mal etwas mehr darüber erzählen, wie es dazu kam?

Vurtox schwebte dieser Gedanke schon lange durch den Kopf ein eigenes Studio zu haben. Da er sich dafür sehr arrangiert, konnte wir nach und nach das Equipment kaufen und uns so ein eigenes Studio aufbauen und nahmen unsere erste EP „Three Neuron Kings“ dort auf. Natürlich spielten Vurtox und Jan Stölzel schon damals mit dem Gedanken auch andere Bands zu produzieren. Nach dem Umzug 2003 in einen anderen Proberaum wurde das Studio dann vergrößert und eine Aufnahmekabine kam hinzu. Und in diesem neuen Studio wurde dann „Back to times of splendor“ aufgenommen.

Ok, damit wars das auch schon. Zum Schluss habt ihr hier noch die Gelegenheit, ein paar abschliessende Worte an unsere Leser zu richten:

Wir wollen natürlich das wir viele Leute mit unserem Album "Back to times of splendor" erreichen und hoffen das die Leute da draußen, nicht nur die Heavy Metal Fraktion, wieder mehr "gute Musik" hören und die Spreu vom Weizen trennen, bei dem was tagtäglich unters Volk gebracht wird.
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