Up From The Ground

Up From The Ground

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Gemünden am Main
26.08.2006
Das Jahr 2006 neigt sich so ganz langsam wieder dem Ende zu und die Open Air-Saison macht erst mal die nächsten Monate ihre wohlverdiente Pause. Genauso wie das Sommerwetter, das sich wohl auch dazu entschlossen hat, sich mal wieder einen längeren Urlaub zu gönnen und sich von finsteren Regenwolken vertreten zu lassen. Nach sonnigen und brütend heißen Festivals hieß es nun für das Up From The Ground, seine Regenjacke in den Kofferraum zu packen und an stabile Schuhe/Stiefel zu denken. Mit derartigen Utensilien und noch ganz viel mehr bepackt, machte sich am Donnerstag Nachmittag der Verfasser dieses Groschenromans samt Freundin/Aushilfsredakteurin Nicole (berühmt-berüchtigt auch unter dem Pseudonym „Luna“) auf nach Metalfranken ins wunderhübsche Gemünden am Main, wo die nächsten beiden Tagen der Tod in stählernen Tönen herrschen sollte.

Wie leider auch Regen und Scheißwetter generell, wie wir am Freitag Morgen nach dem Erwachen unschwer erkennen konnten. Bei strömendem Regen wurden die 30 Meter zwischen der mobilen Schlafstätte (Parktickets scheint man als akkreditierte Person wohl nicht zu bekommen) und dem netten Hotel im Laufschritt zurückgelegt, wo man erst mal ein nettes trockenes Plätzchen findet und seine müden Glieder strecken konnte. Pläne wurden geschmiedet, die Zähne geputzt sowie die Unterhose auf dem Klo gewechselt, und nachdem der erste Kaffee zusammen mit der obligatorischen Frühstückszigarette den Magen erreicht hatte, eroberte man um pünktlich um 12:15 das Festivalgelände, um den australischen Anheizer Tourettes Syndrome ins Visier zu nehmen. Der Regen hatte sich übrigens die letzten 20 Minuten wieder verzogen, so dass man sich die Band um die Frontfrau und Captain Jack Sparrow-Lookalike im Trockenen antun konnte. Was die Känguruh-Fans auf der Bühne ablieferten, verstärkte allerdings eher den Drang, nochmals seine Schlafstätte aufzusuchen. Der seltsame Stilmix, veredelt von einem grauenhaften Gesang trieb einen spätestens nach dem dritten Song (und dem dritten ansagetechnischen Loblied auf Drogen und Alkohol) erst mal in Richtung der Händlermeile. Zum Glück hab ich mich nicht für das Review dieser Schreckgespenster gemeldet!

Glücklicherweise war das Grauen nur von recht kurzer Dauer, bevor mit Obscura die zweite Band des Tages die erhöhten Bretter betrat. Geboten wurde guter technischer Death Metal made in Germany, der im wahrsten Sinne des Wortes den Himmel verfinsterte. Der Regen vermeldete ein kurzes Comeback, doch die recht ansehnliche Menge vor der Bühne hielt tapfer die Stellung und wurde mit einer technisch herausragenden Death-Coverversion belohnt.

Nach einer guten Show von Obscura und einem von mir nicht frequentierten Auftritt von Dryrot (auf Hardcore-Zeug hatte ich an diesem Wochenende definitiv keinen Bock) durften nun einmal mehr die in letzter Zeit recht präsenten Jack Slater auf die Bühne. Wer Acts wie Necrophagist zu seinen Faves zählt, wurde mit der Mucke der 5 Kölner Barden gut bedient. Mir persönlich geht diese Frickelei aus dem VHS-Gitarrenkurs für Fortgeschrittene zwar auf Dauer eher auf den Sack, andere werden im Falle des „Metzgore“-Albums und Songs wie „Eisenwichser“ wohl eine andere Meinung haben. Showtechnisch versprühte die Band eine Menge Humor, was sich vor allem in den Ansagen von Growler Horn bemerkbar machte, der speziell für die technischen Probleme von Basser Chris einige witzige Worte übrig hatte.

Stand der Mittag bisher im Zeichen des Todesmörtel, sorgten Hidden In The Fog nun für etwas Abwechslung. Allerdings auch nicht gerade im positiven Sinne. Zu der Mucke, die sich irgendwo in der Schnittmenge von Naglfar, schlechten Borknagar und Emperor (ganz vager Vergleich) befindet, nölte sich Sänger Ghâsh durchs Programm und bewies, dass nicht jedermann die Fähigkeiten hat, auf den Spuren Quorthons zu „Hammerheart“ zu wandeln. Musikalisch, vor allem im technischen Bereich, war alles ganz hui, gesanglich zumeist jedoch äußerst pfui (auch wenn der/die ein oder andere das gänzlich anders sieht)!

Wurde die Harmonie die letzten 45 Minuten vom Hidden In The Fuck…ähem…Fog-Sänger nur verjagt, verstarb sie nun endgültig. 5 Herren in Megadeth-/Infernal Majesty- und Razor-Shirt respektive vollgepackter Metalkutte stürmten auf die Bühne und gaben sofort Vollgas, als gäbe es kein Morgen. Trotz einer Klasse-Darbietung und einer amtlichen Old School-Death Metal-Sense konnte die Band nicht allzu viele Leute vor die Bühne ziehen. Glücklicherweise scherte sich das Quintett einen Scheiß darum und knüppelte sich tight durch den Set. Harmony Dies muß ich unbedingt im Auge behalten!

Bei Criminal war danach dann wieder alles anders. Der Platz war von Anfang an gut gefüllt und die Chilenen um den eingewanderten Deutschen Anton Reisenegger gaben vom Start weg hinter ihren Instrumenten alles. Vor allem der Drummer erwies sich als absolutes Tier hinter den Kesseln und konnte Nackenbrechern wie dem geilen Groover „Root Of All Evil“, dem Halsbrecher „Denial“ oder dem mit einem Mitgröhl-Refrain versehenen neuen Speed-Kracher „Walking Dead“ den nötigen Drive verleihen.

Nachdem dann der weder zu old schoolig noch zu modern intonierte Thrash verklungen war, setzte endlich mal wieder Regen ein, der mich samt Begleitung ob seiner Stärke erst mal ins nahe Pressezelt jagte. Da ich God Dethroned nicht unbedingt komplett durchnässt erleben wollte, hatten Hirse…nee…Hearse – die wohl recht zwiespältig aufgenommen wurden - leider das Pech, mich nicht unter ihren Zuschauern zu haben.

Leider schien das Dreckswetter eine genauso große Vorliebe für den holländischen Killer God Dethroned zu haben wie ich selber, denn es wollte einfach nicht verschwinden. Nun gut, die harten kommen in den Garten, und die anderen stellen sich halt in einem Verkaufszelt unter, von wo man ebenfalls einen guten Ausblick hatte. Kaum grollte der Opener „Nihilism“ übers Feld, flog die Regenjacke in hohem Bogen auf den Boden und es wurde gebangt, was der alternde Nackenmuskel hergab. Hell yeah, was für ein Spaß, zu „Boiling Blood“, „Sigma Enigma“ oder „The Warcult“ die nicht vorhandene Matte zu schwingen. Der Set enthielt wahrlich nur Killer, genauso wie die gesamten Alben dieser Tiere. War zwar schade, vergeblich auf „The Lair Of The White Worm“ oder „Loyal To The Crown Of God Dethroned“ zu warten, dafür wurde man mit dem neuen Song „Hating Life“ auf oberamtliche Weise getröstet. Meine Güte, was freu ich mich auf das neue Album.

Nach dieser Show konnte es eigentlich gar nicht mehr besser werden. Theoretisch gesehen. Praktisch sah die Sache bei Legion Of The Damned jedoch ganz anders aus. Die ebenfalls aus Holland stammenden Langhaarigen pusteten bereits mit dem Opener „Werewolf Corpse“ den letzten Grashalm vom Gelände und zeigten sich im Stageacting deutlich gereift. Untermalt von einer coolen Lichtshow luden sie zum „Death March“, nur um im nächsten Moment die „Demon Fist“ in alle offen stehenden Mäuler zu hauen. Es wird wohl bestimmt Leute geben, denen der simple Thrash der Verdammten-Legion zu stumpf ist, für mich persönlich zählte die Band mit zu den Höhepunkten des Festivals. Viele andere sahen dies an diesem Abend wohl ähnlich.

Mit Metallica foltert man irakische Terroristen, bei schlechtem Wetter hilft Korpiklaani. Wie sonst ist es zu erklären, dass kurz vor dem ersten Ton der finnischen Berufsverrückten die Armee der Regentropfen den Rückzug antrat und der Platz für eine große Polka-Party freigegeben wurde? Manche mögen die Musik als Kirmesmucke betrachten, Fakt ist aber, dass das Sextett mit seinem von Akkordeon und Geige dominierten Metal direkt von Anfang an Dampf machte und wie eine noch beklopptere – sofern das möglich ist – Version von Finntroll wirkte. Nach all dem Todesmetall des Tages sorgte der Sound für Frische und lud eine große Menge zum ausgelassenen Tanzen und Bangen, beim Song „Beer“ sogar zum Freibier ein. Die spinnen, die Finnen, entweder bringen sie sich um oder spielen Polka. Unglaublich, was Alkohol aus einem Volk machen kann!

Danach galt es erst einmal, der Müdigkeit und Kälte Tribut zu zollen, so dass ich Suffocation sausen lies, um mich einmal mehr im Pressezelt bequem auf die Holzbank zu hauen. Was von der Bühne nebenan rüber schallte, klang auf alle Fälle sehr ordentlich und nach Angaben einiger Augenzeugen muß die Florida-Legende wohl amtlich Ärsche getreten haben.

Nun war es Zeit, robuste Kleidung anzulegen und einen festen Stand zu finden, um nicht komplett weggepustet zu werden. Mit dem göttlichsten Intro aller Zeiten namens „Redneck Stomp“ betraten die Death Metal-Idole meiner Jugend die Bühne und schmetteren das Auditorium im wahrsten Sinne auf den Boden. Leider hatte ich seit der „World Demise“-Tour keine Gelegenheit mehr gehabt, Obituary live zu erleben, so dass mir Songs wie „Turned Inside Out“, „Find The Arise“, „Slowly We Rot“ oder „Solid State“ gleich einen doppelten Schauer über den Rücken jagten. Von der Hammer-Songauswahl abgesehen fand ich das Stage-Acting der Florida-Buben jedoch ziemlich seltsam. Man merkte jedem einzelnen zwar die Spiellaune jederzeit an (besonders der enthaarte Klampfer Allen West zeigte sich alles andere als schüchtern, im Gegensatz zu früher, falls mich meine Erinnerungen nicht im Stich lassen), ein bisschen mehr Kommunikation zum Publikum täte allerdings gut. Nach jedem Song ließ die Band sich eine Minute Zeit, auch Ansagen gabs nicht gerade viele. Wahrscheinlich waren alle dort oben wieder gut bekifft (Bassist Frank Watkins macht erst gar keinen Hehl daraus) und konnten gar nicht bis zum nächsten Lungenzug warten, was vor allem das völlig unnötige Drum-Solo von Donald Tardy erklären würde. Ansonsten gabs überhaupt nix zu mäkeln, weder am Sound noch an der musikalischen Leistung, und erst recht nicht an John Tardy´s makellosem „Gesang“. Ich würde zu gerne wissen, mit was der Mann sein Mundwasser gurgelt!!!

Geplättet aber glücklich ließ man den Abend danach ausklingen und bereitete das Nachtquartier (ein Vordersitz und die Rückbank mussten schließlich geräumt werden) vor. Schließlich war dieser erste Tag erst der Anfang. Daß der zweite nicht weniger anstrengend werden würde, war angesichts des Billings wohl klar. Also ne Gute-Nacht-Zigarette geraucht (ich rauch definitiv zu viel!) und ab ins provisorische Bettchen! Morbid Angel, ich komme!!!!!!

Wow, schönes Wetter, Sonnenschein!!! Da könnte man doch mal auf die Idee kommen, nach einer ausgedehnten Morgentoilette (hier mal einen Gruß an das Hotel „Zur Linde“) mal das kleine Städtchen Gemünden mit seiner Fußgängerzone zu erkunden. Mit Sonnenbrille auf dem Zinken in einem Straßencafé Bildzeitunglesenderweise (natürlich nur den Sport-Teil) einen lecker Kaffee trinken und ein Eis schlecken – das Leben kann so schön sein.

In der Zwischenzeit durften allerdings die Metalcoreler Silent Overdrive bzw. das Thrash-Gespann Demolition ihre Arbeit verrichten. Man merkt manchmal einfach nicht, wie schnell die Zeit vergeht, aber wenigstens waren wir rechtzeitig bei Verdict wieder am Start.

Die Deutschen boten guten Death-Thrash der alten Schule, der nicht nur mich in den Bann zog. Tight wurde das Material runter gezockt und mit dem neuen „Waiting For Salvation“, einem schnellen Thrasher mit langsamem Groove-Mittelteil, neues Material präsentiert.

Im Gegensatz zu der Vorgängerband wirkte der in der Tradition einer Band wie Sickening Gore stehende Death Metal der ebenfalls in der Schweiz ansässigen Requiem etwas bieder. Zwar kann man behaupten, dass die von allerlei Blastbeats getragenen Songs solide sind, auf der anderen Seite wirkte das ganze aber auch recht unspektakulär.

„Unspektakulär“, ein Attribut, das auch auf das norwegische Black Metal-Gespann von Koldbrann zutrifft. Keine Ahnung, was alle Schwarzmetall-Gesellen an dieser Band so toll finden. Zumindest ich konnte wenig mit dem Material anfangen, auch wenn das Old School-Geschrote im Vergleich zu vielen neuen Black Metal-Bands schon erfrischend wirkt. Denn an Atmosphäre mangelt es den Norwegern, die mit ihrer Gesichtsbemalung aussahen wie verschmierte Bergmänner, in keinster Weise, auch nicht an Aggression, die zusammen mit dem Material an die Landsmänner von Gorgoroth erinnerte. Aber der Funke schaffte es einfach nicht überzuspringen, ganz im Gegensatz zu den lustigen Seifenblasen eines Witzboldes in den vorderen Reihen. Wahrlich sehr trve!!! Langer Rede, kurzer Sinn: Wo Gorgoroth „possessed by Satan“ sind, sind Koldbrann eher „possessed by Törtchen! Und wenn man Endstille-Sänger Iblis schon mal auf die Bühne bittet, könnte man ihn auch gleich mal nach den neuesten Schminktipps fragen!

Aprops: Sollte ich einmal der schwarzen Haarfarbe überdrüssig werden, werde ich wohl mal JaKa-Sänger Markus Hoff fragen, welche Tönung er benutzt. Jedenfalls sieht der gute Mann mit der langen rot-pinken Haarpracht aus wie die schwermetallische Version von Franka Potente in „Lola Rennt“. „Lola bangt“ würde zu dem Mann allerdings viel besser passen, geht Markus doch direkt ab wie ein rotes Moped, während der zweite Sänger Martin Freud showtechnisch etwas orientierungslos wirkte, dies aber mit seinen markerschütternden Growls locker wett machte. Musikalisch könnte man die Band als eine Art JBO auf Grind bezeichnen; Humor ist das Haupttrademark der Japanischen Kampfhörspiele, dieser wird allerdings genau wie bei den Comedy-Metallern ordentlich instrumentiert. Was nun aber vor der Bühne passierte, ist kaum in Worte zu fassen, jede Minute fanden sich mehr Leute auf dem Platz ein, um das humoristische Spektakel zu beobachten. Erstaunt über das rege Publikumsinteresse prügelt sich das deutsche Gespann durch Songs, die vom normalen Leben erzählen. Egal, ob „Hackfleisch Für Tiere“, „Zieh Die Jacke Falschrum An“, „Schwanzvergleich“ oder „Allle Wollen Gut Aussehen“, alle Songs treffen mitten ins Schwarze und bescheren der Band wohl einige neue Fans. Mit dem bedeutungsschweren Satz „Eßt mehr Fleisch, tragt Pelz, kauft euren Kindern Kriegsspielzeug oder kauft euch die neue Pur“ wird „Verbrennt Euer Geld“ eingeleitet und mir steht nur ein Wort auf die Stirn geschrieben: G.E.I.L.!!! Absoluter Höhepunkt des Tages bisher!

Daran können auch Sinister nicht rütteln, auch wenn die holländischen Death-Veteranen sich alle Mühe geben und extrem viel Dampf machen. Der neue Sänger machte seine Sache verdammt gut und fügte sich gut in den Sound des Tulpen-Zerstör-Kommandos ein, was man gerade an alten Songs der Marke „Cross The Styx“ deutlich merkte. Und mit dem neuen Album „Afterburner“ scheint man mal wieder einen oberamtlichen Kracher in der Hinterhand zu halten, wie der Titelsong zeigt. Vielleicht sollte man sich in Zukunft aber einen zweiten Klampfer zulegen, um noch etwas mehr Dampf zu machen. Alles in allem ein mehr als solider Auftritt.

Juhuuu, endlich geht’s mal wieder in den Zoo, schließlich haben sich für die nächsten 40 Minuten ein paar Pandabären angekündigt. So ähnlich dachten sich wohl auch ein paar Grundschulklassen, die die ersten Reihen des Auditoriums bevölkerten. Ok, vielleicht haben sie auch schon das Realschul-Alter erreicht, Tatsache ist auf jeden Fall, dass Endstille so was von überbewertet sind. Wenn man mal einen Blick auf all die Endstille-Shirt-Träger warf, konnte man meinen, es mit den nächsten Superstars des Black Metal zu tun zu haben. Von diesem Status ist man mit einer zweitklassigen Kopie von Marduk und Dark Funeral jedoch noch weit entfernt, aber Hauptsache, die Provokation stimmt. Eine Tatsache, die man wohl mit einer Band wie Eisregen gemeinsam hat. Positiv sticht hingegen Sänger Iblis heraus, der über ein wirklich extremes Organ verfügt. Und auch die Instrumentenfraktion sorgt für ordentlichen Druck. Aber wie sagte schon mein Kumpel Olli „Devastator“ Hauser: „Den macht ein guter Schiss auch!“ Recht hat er!

Scheiße, schon wieder Regen! Dabei hatte der Tag so schön begonnen! Also wird sich der Auftritt von One Man Army größtenteils geklemmt, um Energie für die nachfolgende Dismember-Show zu sparen. Wie ich am Rande mitbekommen konnte, schien die Band um den ehemaligen The Crown-Sänger Johan Lindstrand alles richtig gemacht und große Teile der Meute für sich gewonnen zu haben. Grooviger Death/Thrash funktioniert halt immer!

Und diese Energie war bitter nötig, stiegen Dismember doch gleich mit einem absoluten Kracher in den Set ein: „Pieces“, dessen Cover zu 3/5 (also ohne die fehlenden Originalmitglieder) als Backdrop hinter dem Schlagzeug prangte. Von daher konnte das Motto des Sets nur lauten: Old School as Fuck. Und so polterten sich die Schweden durch die Diskographie ihres Schaffens und hauten einen Klassiker nach dem anderen raus. War die Stimmung in den Publikumsreihen zu Beginn noch etwas verhalten, taute die Menge angesichts todesmetallischer Projektilen wie „Tragedy Of The Faithful“ (mit genialem Maiden-Doppellead), „Casket Garden“, den Debüt-Krachern „Soon To Be Dead und „Override The Overture“ sowie dem hammermäßigen „Dreaming In Red“ immer mehr auf. Auch das Stageacting stimmte, was in der jüngeren Vergangenheit aufgrund diverser Alkoholika wohl nicht immer so war, so dass ich mich schon jetzt wie ein kleines Kind auf die „Masters Of Death Metal“-Tour freue. „From dream to dream we have always been like an everflowing stream!”

Hatte der Regen während Dismember einmal mehr eine Pause eingelegt, so machte er es sich pünktlich zum Wintersun-Auftritt wieder einmal über dem Festivalgelände gemütlich. Dennoch ließ sich niemand die Stimmung vermiesen, schließlich war man das feuchte Naß auf der Haut und den Schlamm unter den Füßen mittlerweile gewöhnt. Wie schön, dass Regenjacke und –Schirm erfunden waren, so dass man der Schlechtwetterfront während des Auftritts von ex-Ensiferum-Fronter Jari Mäenpäa und seinen Mannen trotzte und trotzdem Spaß an dem angefolkten Black-/Death Metal hatte. Liebe Güte, wieso ist mir bisher nie das unglaubliche Gitarrenspiel des Masterminds aufgefallen? Mit seinem Talent braucht sich der junge Mann keinesfalls hinter seinem Landsmann Alexi Laiho zu verstecken, was er auch gleich bei einem recht unnötigen Gitarrensolo beweisen durfte. Wer Wintersun bisher nur auf CD erleben konnte, dürfte überrascht gewesen sein, wie gut das Songmaterial mit einer guten Lightshow auf einer großen Bühne funktioniert. Absolut souveräner Auftritt, der definitiv Lust auf mehr machte.

Anfang der Neunziger zählten Gorefest zu den angesagtesten Vertretern des europäischen Death Metals, was angesichts solcher Glanztaten wie „Mindloss“, „False“ oder „Erase“ auch wenig verwunderlich ist. Danach verlor die Band leider ihren Glanz und legte schon bald eine lange Pause ein. Mit dem neuen Werk „Muerte“ meldete man sich kürzlich eindrucksvoll zurück und konnte auch auf dem Live-Sektor wieder punkten. So erwarteten viele Fans gespannt den Auftritt der Holländer und sollten auch nicht enttäuscht werden. Auch wenn Sänger/Bassist Jan-Chris de Koeyer mittlerweile aussieht wie der Fronter einer mittelklassigen Emo-Band, er besitzt noch immer eine der ausdruckstarksten und unverkennbarsten Stimmen im Death Metal-Sektor und intonierte das Songmaterial voller Inbrunst. Neben ihm stachen einmal mehr Gitarrist Boudewijn Bonebakker heraus, genau wie Drummer Ed Warby, der nicht umsonst als einer der besten Drummer Hollands gilt. Seine Beteiligung an Prog-Acts wie Ayreon scheint dem Mann gut zu tun, trägt er doch mit seinem virtuosen Drumming einen großen Teil zum Gelingen der Show bei und gibt Songs wie „The Glorious Dead“, „Erase“ oder „Low“ die nötige Portion Pulver.

Nach einer Stunde ist Schluß und die Spannung steigt ins Unermessliche. Morbid Angel sind endlich im altbewährten „Domination“-Line-Up zurück, um der Meute den Gnadenschuß zu verpassen. Leider dauert es verdammt lange, bis man David Vincent endlich wieder zu Gesicht bekommt, zieht sich die Umbaupause samt Soundcheck doch unendlich in die Länge. Von Langeweile kann jedoch keine Rede sein, schließlich macht Pete Sandoval seinen Drum-Check selber, und wer schon einmal den Drum-Track vom „Heretic“-Album gehört hat, weiß, dass der Mann nicht still sitzen kann. So kommt man halt vorzeitig in den Genuß eines abartigen Drum-Solos, das wirklich JEDEN mit offenem Mund zurücklässt. Dann endlich – nach 15minütiger Verspätung – ist es soweit, die Band samt schwarz gefärbtem Vincent erscheint und poltert los, als gelte es, die Verspätung aufzuholen. Die ersten 3 Songs („Rapture“ war – glaube ich – der Opener, „Pain Divine“, „Maze Of Torment“) werden in Grund und Boden geprügelt und lassen leider etwas die Dynamik vermissen. Danach wird’s aber besser und sofort legt sich die Gänsehaut auf meine Arme. Man bekommt das Gefühl, als wäre David Vincent nie weg gewesen, so routiniert und kommunikationsfreudig führt er durch den Set. Man kann von dem Mann halten, was man will, kann über seinen Pentagramm-geschmückten Brustharnisch und seine Posen lachen, aber eines darf ihm niemand aberkennen: ein Charisma, das für 3 weitere Fronmänner reichen würde. Vom ersten Ton an hat er das Publikum fest im Griff und stachelt das Selbe in einer fast schon sympathischen Art immer wieder aufs Neue an. Dazwischen entlockt Trey Azagtoth seiner Gitarre allerhand Töne, die ohrenscheinlich direkt aus der Hölle entstammen. Was der drahtige Gitarrist und Mastermind auf der Bühne abzieht, ist kein Stück weniger wahnsinnig als Sandoval´s abartiges Drumming. Da verkommt ein genialer Gitarrist wie Erik Rutan eigentlich schon zu einer Nebenfigur. Daß der Lockenkopf aber technisch allemal mithalten kann, braucht man wohl kaum zu erwähnen. Ganz große Klasse auch die Songauswahl, bei der einmal mehr Vincent herraussticht, gerade wenn er die Keyboard-Parts des „Altars Of Madness“-Openers „Immortal Rites“ genauso wie den Clean-Part von „God Of Emptyness“ beschwörend in seiner normalen tiefen Stimme singt. „Bow to me faithfully…!“ Auf jeden Fall!!! Auch wenn die Stunde definitiv zu schnell vorbei ist, Morbid Angel waren DER Headliner des Festivals.

Fazit: Trotz einer beschissenen Menge Feuchtigkeit, die in einer wahren Schlammschlacht resultierte und meist übervollen Dixies gibt es nichts am diesjährigen Up From The Ground auszusetzen. Geile Bands, sehr gute Stimmung, und das alles zu einem Preis, für den man nicht 2 Jahre im Vorraus sparen muß. So war bereits während der langen Nachhausefahrt klar, dass ich nächstes Jahr wohl auf jeden Fall wieder dabei sein werde. Wäre schön, wenn die Sache mit den Parktickets bis dahin auch geklärt wäre! Und remember: We´re all possessed by Törtchen!!!
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