With Full Force XI

With Full Force XI

BenedictionChimairaDark TranquillityDeath AngelDimmu BorgirDisbeliefFear FactoryFireball MinistryGrave DiggerHatebreedHypocrisyLake Of TearsLife Of AgonyMalevolent CreationMnemicMonster MagnetNaglfarSix Feet UnderSlipknotSoilworkSoulflyTiamatTurbonegro
Flugplatz Roitzschjora
02.07.2004
Mein Lieblingsfestival hat wieder voll gerockt. Was für ein Hammer-Billing die Veranstalter in diesem Jahr wieder heran gekarrt haben – unglaublich! Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Aus der abwechslungsreichen Mischung der Bands resultierte natürlich wieder ein bunt zusammen gewürfeltes Publikum.
Ansonsten gab es weitgehend friedliche Stimmung, Top-Organisation, meistens saubere Dixies, trink- und bezahlbares Bier und ich für meinen Teil hatte keine unangenehme Begegnung mit dem Security-Personal.
Ein paar kleinere Wermutströpfchen gab es allerdings auch:
Erstens, das Wetter, dass sich nicht so richtig entscheiden konnte, ob es nun mit starkem Wind unschuldige Camping-Pavillons nieder wehen, mit Platzregen Zelte, Schlafsäcke und Menschen völlig durchnässen oder mit praller Sonne knallrote Gesichter zaubern sollte.
Zweitens hab ich immer fast zwanzig Minuten gebraucht, um von meinem Zelt (am entlegensten Ende des Zeltplatzes) zu den Bühnen zu latschen; aber selbst Schuld, wenn man erst am Freitag anreist.
Drittens stellt sich bei mir am letzten Festivaltag immer eine gewisse Trägheit ein, die zur Folge hatte, dass absolute Hammerbands wie HEAVEN SHALL BURN und SHADOWS FALL ohne meine Anwesenheit spielen mussten. Welch Verlust auch, aber da kann kein Veranstalter was dafür.
Auch völlig ohne Mitverschulden der Organisatoren lässt das Erinnerungsvermögen an sämtliche Einzelheiten nach, weswegen es an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung der Festival-Höhepunkte gibt. (yb)

Für die Tresenmannschaft ging der Spass übrigens schon Donnerstag los: Anreise im fluffigen Kadett, Zelt hinter der Bierversorgungseinheit und leidlich hygienisches Randprogramm (festes Klo, Dusche etc.) 'entschädigten' jedoch angemessen für den Arbeitseinsatz. Da die Zapfhähne am Rand des Mainstagegeländes lagen, fällt der mittlerweile reichlich überdimensionierte Hardbowl bei mir hinten runter – egal, auch die Mainstage hatte ja einige Arschbomben in petto. Doch dazu später mehr... (rs)


FREITAG, 2. JULI – HAUPTBÜHNE
„DER HOLZHACKENDE MASKENBALL“


Den Anfang auf der Mainstage machten TAPE, die das Publikum zu dieser unchristlichen Zeit mit erschreckend durchschnittlichem Alternative langweilten und die Metaltheke fast geschlossen in's Frühstückszelt treiben konnten. Keine Ahnung, wer die hier rein gelassen hatte – für das With Full Force definitiv zu wenig Fleisch auf den Rippen.

Zu SOILWORK wurde es da anschliessend schon lebendiger. Die Jungs hatten die grosse Bühne recht ordentlich im Griff, zockten ihren allseits gerühmten MeloDeath mit ordentlich Schmackes, wuchsen dem Schreiberling jedoch aufgrund des arg Nu-mässigen Sounds nicht unbedingt ans Herz – die Welt wird's verschmerzen. Henri von der Zapfstelle rotierte sich jedenfalls zu einer ''Best of'' aus älterem und neuem Material die letzten Strähnen aus den dicken Augen. Weiter ging's mit den fett gehypten Wiedergängern DEATH ANGEL: Traditionell, Thrash und auch sonst soweit alles wie gehabt, wusste man vor allem die mittlerweile recht zahlreich anwesenden Metalköppe zu begeistern, bevor mich dann THE EXPLOITED in die Pause entliessen. Kollegin Bielig, bitte übernehmen Sie! (rs)

Nachdem also vorher schon SOILWORK, DEATH ANGEL und THE EXPLOITED dem Publikum ordentlich eingeheizt haben, stehen nun die Live-Helden HYPOCRISY auf der Matte. Die schwedischen Melodic-Deather um Mastermind Peter T. präsentieren alte und neue Hits in monumentalem Soundgewand; „Roswell 47“, „Fire In The Sky“ sowie einige Uralt-Death-Metal-Songs treffen beim Publikum am meisten ins Schwarze. Nicht umsonst zählt die Band längst zum Stammpersonal des WFF.

Der Auftritt von LIFE OF AGONY ist einer der am meisten erwarteten des gesamten Festivals. Obwohl schon im vergangenen Jahr in alter Besetzung eine Tour durch deutsche Lande absolviert wurde, lechzen die Fans förmlich danach, die vorher lange von der Bildfläche verschwundene Band live zu erleben. Die Erwartungen werden jedenfalls nicht enttäuscht. Keith Caputo singt wie ein junger Gott und gebärdet sich auf der Bühne voll Leidenschaft, wie man es seit jeher von ihm gewohnt ist. Die ausgehungerten Fans bekommen die Vollbedienung an Hits um die Ohren und nebenbei einen kleinen Vorgeschmack auf das 2005 erscheinende, nächste Album; einzig „Let’s Pretend“ wird schmerzlich vermisst.

Nach diesem leider viel zu kurzen emotionalen Höhenflug entern HATEBREED die Bühne. In stumpfer Holzhacker-Manier prügeln sich die Metalcore-Kings durch ihre Songs und sorgen für einen Moshpit von enormer Größe. Für viele Leute auf dem Festivalgelände ist das Holzhacken jedoch Nebensache; sie versammeln sich hier für den Headliner des Tages SLIPKNOT.

Die lange Umbaupause wird zur echten Geduldsprobe. Wegen technischen Problemen und dem ebenfalls heute gelaufenen Gig der Band beim Roskilde-Festival stehen sich die Leute fast eine Stunde lang die Beine in den Bauch. Trotz allem voll motiviert legt der neunköpfige Maskenzirkus mit „(sic)“ vor dem durch die Verzögerungen nicht mehr ganz so enthusiastischen Publikum los. Im Laufe des Auftritts bessert sich die Stimmung jedoch merklich, was nicht zuletzt der energiegeladenen Performance der Irren aus Iowa zu verdanken ist. Die deftige Songauswahl lässt ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Von aktuellen Überfliegern wie „Duality“ und „The Blister Exists“ bis hin zu den Hits mit Mitgröhl-Potenzial „People=Shit“, „Herethic Anthem“ und „Wait And Bleed“ fließt eine Menge Gewalttätiges in die Power-Show ein. Das Tüpfelchen auf dem I ist die Spiel-und-Spaß-in-der-Gruppe-Showeinlage zu „Spit It Out“, bei der Frontmann Corey Taylor das Publikum animiert sich hinzuhocken und gemeinsam wieder aufzuspringen. Wer da nicht mitmacht, ist selber schuld. (yb)

Da kann man eigentlich nur zustimmen: Trotz aller Vorbehalte meinerseits erwiesen sich die mordsfidelen Schlüpferknoten im Nachhinein als das Highlight der ''Jump da fuck up''-Gemeinde und steckten letztendlich neben EKTOMORF, CHIMAIRA und ILL NINO auch mal eben die Bongobob-Truppe von SOULFLY in den Sack. Nach der letztjährigen Niederlage gegen SEPULTURA sollte Max mal überlegen, wie lange er die Vorschulranzen noch zum Beben bringen will, oder ob es nicht an der Zeit ist, selbst mal wieder Musik mit Eiern zu machen...

Im Zelt läuteten DISBELIEF derweil die Knüppelnacht ein, ohne meine Wenigkeit selbstverständlich, denn solange die grossen Bretter bespielt wurden, musste die Theke offen sein. Eben dieser Umstand war dieses Jahr besonders verwirrend, da die Zahl der Biertrinker auf dem WFF stetig zurückzugehen scheint: Die Tendenz geht mehr und mehr in Richtung Straight Edger, die in Anwesenheit eines Bierglases hohe spitze Schreie ausstossen, oder wahlweise klassische Kiffer-Medusenbirne. Egal, nach den deutschen Deathern betraten jedenfalls MALEVOLENT CREATION die Zeltbühne und zeigten einmal mehr, warum sie zu den Grossen gehören: Viehisches Gekloppe, walzende Midtempoparts und ein zeitweise an bitterbösen HC erinnernder Sänger brachten den Mob zum Kochen. Neben ein paar neueren Sachen gab es erprobte Hartkost vom Kaliber ''The will to kill'' oder ''To die is at Hand'', was die folgenden BENEDICTION in den Genuss eines willigen Moshpits brachte. Das britische Urgestein schlug sich auch ganz gut, es gab unter anderem ''Stigmata'', ''Dark is the season'' und ''Jumping at shadows'', doch am Ende bleibt bei mir persönlich immer wieder die Frage, warum gerade diese – mit Verlaub – verdammt durchschnittliche Band so gross geworden ist? Was soll's, ein schwarzer Sturm zog auf...

NAGLFAR! Meine Fresse, eine meiner ersten Schwedengaben war damals ''Vittra'' und jetzt waren sie zurück, hatten mit ''Sheol'' eine Hammerscheibe im Gepäck und offensichtlich schwarzschillernde Teufelshummeln im Arsch. Eingerahmt von ''I am vengeance'' und ''Black god aftermath'' servierten die Schweden nämlich die in meinen Augen intensivste Show des WFF: Nebel wallte über die Bühne, die Band wie diabolische Schemen im Schneesturm, davor Jens Ryden wie der gefallene Heiland in Spikes'n'Leather und mit einer Stimme, die gerade älteren Sachen wie ''As the twilight...'' neues (Un-)Leben einzuhauchen vermochte. So unterschiedlich die einzelnen Platten auch sein mögen, so kompakt und zündend ergänzt sich der Backkatalog vor Publikum, von den ''Sheol''-Grosstaten ganz zu schweigen. Da soundmässig ebenfalls alles bestens war, holte ich mir danach erschöpft noch einen Met und liess MAYHEM mal schön alleine kaspern. (rs)


SAMSTAG, 3. JULI – HAUPTBÜHNE
„STROMAUSFALL UND MÜDE PANDABÄREN“


Man glaubt es kaum: Die Sonne scheint! Als erste Band des Tages versuchen die Scherzkekse von A.O.K. auch ein bisschen Sonnenschein in Hirne des noch nicht ganz so wachen Publikums zu zaubern. Mehr als ein müdes Lächeln erscheint jedoch nicht auf den verkaterten Gesichtern; „Stromausfall“ ist und bleibt aber ein klasse Song.

Strahlenden Sonnenschein gibt es ebenfalls bei den ungarischen Soulfly-Soundalikes EKTOMORF, die eine klasse Show hinlegen und bei CHIMAIRA, eine der führenden Bands der New Wave Of American Heavy Metal. Letztere reißen mit modernen Abrissbirnen wie „Power Trip“ von der aktuellen Scheibe „The Impossibility Of Reason“ die letzten Verschlafenen aus ihren Träumen.

Die Sonne lässt sich leider nicht dazu überreden, die Festivalbesucher den ganzen Tag mit ihren Strahlen zu verwöhnen. Noch bevor FEAR FACTORY spielen, erscheinen tiefschwarze Wolken; das eklige Regenwetter will sich auch nicht verpissen, als die Heroen dann auf der Bühne stehen. Alle Anwesenden wollen sich dadurch aber nicht diesen Festivalhöhepunkt verderben lassen. FEAR FACTORY legten dieses Jahr mit „Archetype“ ein gigantisches Comeback hin und auch live ist alles im grünen Bereich. Die Auszeit und der Line-Up-Wechsel scheinen für die Band wie eine Frischzellenkur gewirkt haben. Guter Dinge und perfekt aufeinander eingespielt starten die Modern-Thrash-Pioniere mit „Slave Labor“ und „Cyberwaste“ vom aktuellen Album; bei den Klassikern „Self Bias Resistor“, „Replica“ und „Martyr“ laufen sie dann zu Höchstform auf. Das Publikum bedankt sich mit ausgelassenem Moshen. Leider ist auch hier alles viel zu schnell vorbei. Das nächste Mal bitte für diese Band eine höhere Position in der Running-Order! (yb)

Zum Eingangstrio hab ich mich ja oben schon geäussert: Wer die gleiche Grooveeinlage gern am Stück vernimmt, war hier sicher gut bedient – ansonsten eher Kinderschubsen mit Musik. FEAR FACTORY hingegen waren dann endlich mal was, auf das man sich freuen konnte und so machte Kollege Kramer zum Selbstgezapften denn auch gleich mal die Nackenmuskulatur geschmeidig. Was die auferstandenen Amis in der folgenden dreiviertel Stunde abfackelten, glich einem Feuerwerk der Volksmusik (die obige Tracklist dürfte wohl keine Fragen offen lassen) und wenn Yvonnes Ruf nach höherer Billingposition nicht gehört wird, dann, dann...passiert was Schlimmes!

Nicht vergessen wollen wir hier die Zwischenmahlzeit von GRAVE DIGGER. Chris Boltendahls Mannen gaben im Hinblick auf das restliche Billing wohl eher die Exoten, konnten jedoch nichtsdestotrotz einige Leute bewegen, dem einsetzenden Regen zu trotzen. Ich hab's mir gerne angesehen: Metal, gutgelaunte Musiker und einfach sympathische Menschen um einen rum...

Zu den darauf folgenden und verdammt gut aufgelegten SIX FEET UNDER noch einen Konzertbericht zu verfassen, hiesse indes Leichen nach Tampa zu tragen: Mit Tracks wie ''Murdered in the Basement'', ''Feasting on the blood of the insane'' und ''Victim of the paranoid'' kann man angesichts der wahnsinnigen Livepräsenz gerade eines Chris Barnes nicht mal annähernd verlieren, und als am Ende ''TNT'' gezündet wurde, stand es mal wieder 1:0 für Florida...Die! DIE!!! (rs)

Aufgrund der miesen Witterungsbedingungen traut man sich erst zum Headliner DIMMU BORGIR wieder vor die Hauptbühne. Die Präsidenten des Symphonic-Black-Metal-Vereins bieten alles, was man von ihnen erwartet: alte und neue Hits, ein mehr als ordentliches Posing, eine tolle Lichtshow und natürlich „Mourning Palace“. Trotz des angenehm rauen Sounds, wirkt alles ein wenig routiniert, gar leidenschaftslos. Solide Unterhaltung, bei der man sich erlauben kann, mal kurz aufs Klo zu verschwinden, ohne etwas zu verpassen. Da erinnert man sich gerne an das WFF vor sieben Jahren, bei dem die Norweger, kaum der Pubertät entronnen, als zweite Band des gesamten Festivals bei helllichtem Tage auf die Bühne mussten und sogleich ein unschönes Wetter herauf beschworen. (yb)

Geile Lichtshow, perfekte Inszenierung, erstklassige Songauswahl. Und definitiv Black Metal as fuck – halt bloss in gut...

Vom Zelt sah ich hernach noch drei Takte MNEMIC, die sich zwar redlich mühten, aber in meinen Ohren nicht wirklich zünden wollen (dabei scheint Nuclear Blast den Tonmeister ganz gut zu bezahlen;)), bevor dann eine Entdeckung von mir Besitz ergriff. Wenn in eurer Nähe jemals FIREBALL MINISTRY spielen sollten: Gehet hin und huldigt! Stoner vom allerfeinsten mit dreistimmigem Gesang und einem derart fetten Groove, dass die Jungs und Mädels wohl Probleme bei der Eingangskontrolle hatten. Nach 15 Stunden arbeiten und den obligatorischen Heissgetränken Marke Bienenarsch war diese Band für mich jedenfalls der Brunnen in der Wüste, der Geysir in Sibirien, das gepolsterte Klo am Ende des Darmverschlusses... (rs)


SONNTAG, 4. JULI – HAUPTBÜHNE
„VON SOULFLY-ELFMETERN UND BRENNENDEN STÜHLEN“


Da der Vorabend doch recht spät endete, ist heute der Wille zum Teilhaben am musikalischen Geschehen ziemlich gering. Trotz strahlendem Sonnenschein sind HEAVEN SHALL BURN, CROWBAR und SHADOWS FALL nicht mehr als ein dumpfes Grollen in der Ferne. Erst als zum späten Nachmittag DARK TRANQUILLITY auf den Brettern stehen, ist man wieder dabei. Die Schweden leisten dann auch ganze Arbeit, um den letzten Staub aus den morschen Knochen zu prügeln. (yb)

Genau, gerade Fronter Mikael sucht den Kontakt zum Publikum, hat selbst beim tiefsten Grunzer ein Lächeln auf dem Mund und führt in Sympathiebolzenmanier durch den gelungenen Querschnitt einer schwedischen Karriere. Ob alt oder neu – bei einer Playlist zwischen ''Zodijackyll light'' und ''Damage done'', sowie dem noch unveröffentlichten ''One thought'' sollte jedenfalls jeder fündig geworden sein. (rs)

Mit erfrischtem Kopf kann man sich auch mal wieder ein Bierchen genehmigen, während nebenan die Gute-Laune-Punkrocker TURBONEGRO zum Tanz aufspielen. Da das diesjährige WFF für die eingefleischten Fans der Band, die „Turbojugend“, einen eigenen Zeltplatz bereit gestellt hatte, ist der Andrang entsprechend groß und die Stimmung ausgelassen. Genauso lässig geht es im Anschluss auch mit Dave Wyndorf und seinen MONSTER MAGNET weiter.

Während ein großer Teil der Festivalbesucher vor einer großen Leinwand beim Endspiel der Fußball-EM mitfiebert, sammeln sich doch ausreichend Leute, um Max Cavaleras SOULFLY-Match beizuwohnen. Die Show ist bei den WFF-Stammgästen auf jeden Fall auch voller Sportsgeist. Da schmettern sowohl SOULFLY-Songs wie „Prophecy“ und „Eye For An Eye“ als auch Uralt-Sepultura-Klassiker wie „Troops Of Doom“ und „Mass Hypnosis“ knackig aus den Boxen und treffen voll ins Tor. Das hält warm. Am Ende sorgt der schon wieder vom Himmel prasselnde Regen gar für eine angenehme Erfrischung. Ein würdiger Abschluss für ein gelungenes Festival!

Auch wenn es auf der Zeltbühne jetzt noch mit Bands wie ATROCITY und TIAMAT dunkel-metallisch weitergeht, mache ich mich ausgepowert auf den Weg zu meinem kuscheligen Schlafsack. Unterwegs treffe ich noch auf zwei grenzwertige Gestalten, deren Ressourcen wohl auch nach einem langen Festival-Wochenende noch kein Ende haben. Mit viel Hingabe versuchen die beiden, einen unschuldigen Campingstuhl zu zertrümmern und bedienen sich dabei aller greifbaren Mittel. Trotz ihrer Bemühungen ist das Sitzgerät nicht kaputt zu kriegen. Die einzig logische Konsequenz: Das Teil muss brennen! Nachdem man sich auch hier eine Weile umsonst angestrengt hat, steht der Stuhl dank der Verwendung von Grillanzünder endlich in Flammen. Eh man sich versieht, rückt das festivaleigene Löschkommando an, während etliche Schaulustige darum stehen und sich über die letzte Showeinlage des WFF 2004 freuen. (yb)

Moment, die letzte Showeinlage war das noch nicht, denn im Zelt waren ja noch mindestens zwei Bands angesagt, die ich mir keinesfalls entgehen lassen wollte: TIAMAT und LAKE OF TEARS. Erstere spielten bei stimmungsvoller Beleuchtung einen sehr schwelgerischen Set, der gekonnt zwischen älteren Sachen (''Sleeping beauty'', ''In a dream'') und den letzten drei Scheiben (''Cain'', ''Brighter than the sun'') pendelte, ohne dabei an Fluss zu verlieren. Leider wird gerade bei TIAMAT immer wieder deutlich, wie wenig die Fans bereit sind, eine Entwicklung seitens der Band zu verfolgen, und sei das Konzept dahinter noch so schlüssig. Für mich jedenfalls sind die neueren Stücke – im Hinblick auf Stimmungen und Athmosphäre – ebenso bittersüss-erhebende Sternstunden, wie jene aus den ''Gaia''-Tagen und das merkt man gerade dann, wenn sie miteinander verwoben werden. Grosses Kino einer gut aufgelegten Band also.

LAKE OF TEARS hatten anschliessend ihren ersten Reunionauftritt in Deutschland. Angetan mit Fliegenpilzhut, startete Meister Brennare den Set mit ''Devils Diner'', wandelte u.a. durch die ''Shadowshires'', wo die ''Headstones'' stehen und streute zwischen die Highlights ein paar Eindrücke der anstehenden ''Black brick road'', die dem Legendenmaterial in nichts nachstanden. Nach einer dreiviertel Stunde und einigen magischen Momenten hiess es dann leider Abschied nehmen von einer sympathischen Band, wie auch von einem insgesamt feinen Festival und Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind – auf die ein oder andere Weise...

Also dann: Bis zum nächsten Jahr! (rs)
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