The Exploited Dritte Wahl & Nevermind

The Exploited, Dritte Wahl & Nevermind

Dritte WahlThe Exploited
Essen, Zeche Carl
30.10.2005
Daß ich nur wegen ner Supportband ein Konzert besuche, kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Bei Dritte Wahl kann man aber mal ne Ausnahme machen, weshalb ich mich mal wieder zur Zeche Carl aufgemacht habe, wo die Rostocker im Vorprogramm von The Exploited spielen.

Bevor es aber so weit ist, darf erst mal ne lokale Band namens NEVERMIND ran. Das ziemlich junge Trio bietet den bis jetzt noch nicht zahlreich anwesenden evil Kids mit monströsen Iros ne ziemlich gute Ladung Punk Rock, teilweise auf englisch, teilweise auf deutsch dargeboten. Alle drei Musikanten haben Vocal Einsätze (ja, auch der Drummer), was dem Material gut tut und für Abwechslung sorgt. Die Bassistin könnte zwar noch etwas mehr aus sich rausgehen, aber zumindest der Gitarrist versteht es, sich ordentlich in Szene zu setzen. Zum Abschluß kommt sogar noch richtig Stimmung auf, denn die gut gespielten Cover von „Should I Stay Or Should I Go“ (The Clash) und „Kein Gerede“ (WIZO) machen beim Publikum natürlich keine Gefangenen. Netter Auftritt insgesamt.

DRITTE WAHL haben anschließend schon bei mir gewonnen, bevor überhaupt nur eine Note aus den Boxen dringt, denn die Band ist so dermaßen bodenständig, daß sie trotz ihres Bekanntheitsgrades alles selbst aufbaut und den Soundcheck persönlich vornimmt. Do it yourself in Reinkultur, das ist Punk !
Los geht’s dann etwas unglücklich mit dem langsamen Titeltrack der neuen Scheibe „Fortschritt“, aber spätestens beim darauffolgenden „Militär“ hat die Band die nun gut gefüllte Halle fest im Griff. Gunnar, Krel und der neue Bassist Stefan, der sich nahtlos eingefügt hat und wirkt, als wäre er schon jahrelang dabei, verzichten während des Sets auf große Posen oder pathetische Ansagen, sondern lassen lieber die Musik sprechen. Und die hat es ja bekanntlich in sich. Vom neuen Album gibt es „Feige Helden“, „Plakativ“, „Zeit bleib stehen !“ sowie den Busch’n Tribut „Auf der Flucht“ (inklusive Gänsehaut) zu hören, der Rest der Show besteht aus einigen Tracks der grandiosen „Halt mich fest“ Platte sowie Klassikern der Marke „Greif ein“, „Mach die Augen auf“, „Schreie hinter Glas“ oder „So wie ihr seid“. Das Publikum geht entsprechend mit und macht durch die euphorischen Reaktionen noch mal deutlich, daß DRITTE WAHL die beste deutschsprachige Punk Band sind. Nach „Halt mich fest“ gibt’s mit „Schaum auf der Ostsee“ (inklusive eingebautem „Breaking The Law“ Riff) und dem coolen „Hash“ noch zwei Zugaben, die das Stimmungsbarometer noch mal in den roten Bereich treiben. Jungs, spielt endlich mal ne amtliche Headliner Tour !

Die nachfolgenden THE EXPLOITED sehe ich dann nur etwa zur Hälfte, da ich mich noch nie sonderlich für den Sound der Briten erwärmen konnte. Zwar ist die Band zweifellos die einzige aus den Gründertagen des Punk, die ihren Biss nicht verloren hat, aber das Material geht immer nur geradeaus und in die Fresse, was auf die Dauer ganz schön ermüdend wirkt. Trotzdem machen Frontsau Wattie und seine drei Mitmusiker, die wohl alle seine Söhne sein könnten, gut ein Faß auf und bieten den Fans ne amtliche Hardcore Punk Show. Trotzdem : mir ist das Ganze etwas zu stumpf, und mein mitgereister Kollege meint gar, daß man statt dessen einfach ne Abrißbirne durch ein Haus jagen könnte, das würde sich wohl genauso anhören. Den anderen hat’s aber wohl gefallen, und das ist ja das Wichtigste.
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