Doom Over Halle Pt. V - Heavy Lord Möse Paranoid

Doom Over Halle Pt. V - Heavy Lord, Möse, Paranoid

Rockstation, Halle/Saale
17.12.2005
„Extrempilgering of the doomed generation“

Einmal mehr begab es sich in der Rockstation zu Halle, dass ein erklecklicher Haufen Volk zu düsterem Schleppofatz die Matten schwang und wie das Leben so spielt, wurde ganz nebenbei der Geburtstag von Mitveranstalter Oppy gefeiert – also Kräuter ahoi und hoch die Tassen! Für die musikalische Untermalung des Gelages sorgten Paranoid aus der Messestadt Leipzig, die belgischen Sludge-Ratten Möse und ein paar dopegeschwängerte Oranjes, die sich ganz selbstbewusst Heavy Lord nennen und bereits für die nächste Auflage des DSR gebucht sind. Gute Voraussetzungen also, um mal wieder hoffnungslos zu versacken...

Pünktlich um 23 Uhr betrat Leipzigs Finest dann auch samt Moog die Bretter, um das Publikum mit seiner Version cathedraleskem PsychoDooms zu beglücken – brutalstmögliche Distortion, schleppender Gesamteindruck und armdicke Adern am Bardenhals sind da Ehrensache; die überwiegend langsamen Songs sorgten dank guter Gliederung für gehörig Druck und erste Bewegung im Nackenbereich. Bereits hier zeigte sich, dass wir an diesem Abend Zeugen beeindruckender Schlagzeugarbeit werden würden: Wie man bei diesen (Un-)Geschwindigkeiten noch derart saubere Einsätze in Hülle und Fülle zaubern kann, ist für den Normalmetaller nicht unbedingt nachvollziehbar. Das Auditorium gab sich zu dieser Zeit zwar noch etwas verhalten, allerdings ist die Versorgung mit Alkoholika erfahrungsgemäss Punkt 1 auf der metallischen To-do-Liste, mag kommen was da will.
Insgesamt boten Paranoid dank starkem Liedgut einen gelungenen Auftritt und wenn beim nächsten Mal die Moog etwas prominenter abgemischt wird, bin ich ein zutiefst beglückter Pilz. Obwohl: Der Sänger hatte schon irgendwie was von Charles Manson, nur nachbarschaftlicher...

Möse machten anschliessend da weiter, wo Paranoid abgegeben hatten, allerdings gaben sie der Chose mit diversen Speedeinlagen ein paar andere Akzente bei. Optisch im Endstadium verwahrloster 70er zuhause, zockten sich die Belgier durch ihren gut gemischten Set und fielen vor allem durch die BM-ähnlichen Keifgewitter des Sängers aus dem Rahmen – auch belgische Schokolade sorgt offenbar für Verstopfungen. Der Typ war auf der Bühne so krank, dass es eine Wonne war – vom Schlagzeuger ganz zu schweigen: Arschtight wie sein Vorgänger, sah er aus, als ob er direkt aus einer Folge der Strassen von San Francisco entsprungen wäre. Das grosse Plus von Möse (also musikalisch jetzt) sind die treibenden Uptempo-Parts, die den Hörer immer wieder aus fast meditativen SloMo-Orgien reissen und dabei automatisch zum Mitgehen zwingen – mit 'ner Flasche Bier kann sowas im Gehirn zu ganz neuen chemischen Reaktionen führen. Ganz grosses Kino und ich überlege mir noch, wo ich jetzt den Kinderwitz unterbringe...

Die Jungspunde von Heavy Lord (die im übrigen älter sind, als diverse Publikationen zu wissen meinen) sorgten schliesslich für einen amtlichen Headliner-Gig – erneut wurde auf die an diesem Abend spirituell präsenten Cathedral zurückgegriffen, diesmal abgerundet mit schwarzem Sabbath und einem ordentlichen Schuss Rock'n'Stoner. Zwar gab es hier und da auch mal etwas längere Spannungsbögen, hauptamtlich jedoch wurde im Breitwandformat gerockt, dass es eine Freude war. Auch soundtechnisch gab es wie bei Möse nix zu beanstanden und in puncto Bühnenpräsenz schraubten die Holländer die – zugegebenermassen nicht sonderlich hoch gelegte – Latte um etwa 100 Prozent nach oben, wodurch man das Gefühl hatte, dass die Freaks ihre Musik auch wirklich leben. Dementsprechend agil präsentierte sich dann auch das Publikum und während rechts und links mehr oder weniger Haare kreisten, schlich ein glückselig grinsender Oppy samt Kräuterflasche durch die Reihen – genau so soll das sein.

Fazit? In meinen Augen der bisher beste Abend des Doom Over Halle, was die musikalische Ausrichtung angeht – das Drumherum (Eintritt 5 €, Bier 1,30 €, volles Haus) ist ja seit jeher mehr als in Ordnung für 3+ Stunden gepflegte Unterhaltung. We'll be back...

www.halleluja-stoner.de
www.heavylord.tk
www.7minus7.be

Fotos: Oppy & die DOH-Crew

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