Rock Hard Festival 2006

Rock Hard Festival 2006

Beyond FearBolt ThrowerBrainstormCalibanCeltic FrostCrucified BarbaraCustardDioEdguyEngelEvergreyFates WarningFinntrollGojiraLegion Of The DamnedMercenaryMorgana LefayMystic ProphecyNevermorePrimordialSodomSoilworkVolbeat
Gelsenkirchen, Amphitheater
02.06.2006
Das Rock Hard Festival – für uns von der Bloodchamber eine Premiere. Nachdem ich schon einige doch weniger berauschende Festivals (Wacken, Bang Your Head) und auch gute (Blind Guardian Open Air) erleben durfte, war ich gespannt, wie die alten Recken Deutschlands größter Metalzeitschrift ihren Live-Auftritt organisieren würden. Ich muss sagen: Hut ab ! Der Preis ist zwar schon gehobene Klasse (56 Euro), dafür waren die Preise im Festival okay (außer beim offiziellen Merchandise, 40 Euro für nen Celtic Frost Pulli sind schon frech!) – auch wenn das Bier, Becks, wirklich fiese Magenvergiftungskacke ist. Gerade im Pott an einem Diebels-Stand sollte man doch auch ein leckeres Alt erwarten dürfen. Aber sei es drum, die Organisation, der Aufbau und natürlich die atemberaubende Kulisse waren schon töfte. Dafür würde es von mir 9 Punkte geben – Kleinigkeiten gibt es sicher immer zu verbessern, aber selbst die Toilettenwagen waren entsprechend gut gereinigt und ordentlich, was auch an dem guten Publikum (keine Rock am Ring Idioten die Dixi-Klos entzünden oder sonstige Verbrecher) lag. Die Soundanlage des Festivals war gut, eventuell aber ein bisschen leise – selbst vor der Bühne konnte man sich mit Brüllen noch hören. Da ich aber eh kein vehementer Verfechter des „je lauter, desto besser“ bin, konnte ich privat damit auch ganz gut leben. Das Wetter war natürlich auch ein Pluspunkt, meine Wenigkeit wird im Moment
immer gefragt, wann ich denn in Spanien im Urlaub gewesen sei. Für weißhäutige Verfechter der harten Klänge sei jedoch vorgewarnt, dass bei extremer Sonneneinstrahlung im Amphitheater Gelsenkirchen ein Sonnenschutzfaktor vielleicht vor Zoidberg’schen Verbrennungen schützen kann (Gruß an Haupti, den alten Hummer !).

Positiv fand ich auch, dass das Festival recht überschaubar war und das Publikum sich ohne größere Rudelbildung mit den Musikern vermischte (sieht man von den Crucified Barbara Frauen ab, aber das war ja eh geplant). Über Neuigkeiten wurde man seitens des Rock Hard Teams stets informiert, Sanitäter waren immer gut sichtbar und hatten die Lage jederzeit unter Kontrolle – aber die Security ... tststs... was soll man da sagen ... Jungs, ihr wart spitze ? Ihr wart echt cool drauf? Nein, das wäre zu harmlos – die Männer in Schwarz waren die beste Security, die ich je bei einem Festival erlebt habe. Keine Wacken-Schlag-Attacken (anno dazumals bei Haggard), kein übertriebenes Macho-Gepose – ruhige Typen, die den Leuten im Photograben noch die Hand schüttelten und auch sonst immer zu einem Lächeln aufgelegt waren. Sehr geil auch die Tatsache, dass die Kerls vor der Bühne beim Bangen zu sehen waren – alles nur Friede, Freude, Eierkuchen beim Rock Hard Festival 2006, und nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall wieder am Start! Daumen hoch, das Festival würde ich als eine der Top-3 Adressen in Deutschland einstufen !
Und damit zu dem, was wirklich zählt : der Musik :
[sj]


FREITAG, 02.06.2006

Als allererste Band des gesamten Festivalwochenendes betraten die Schweden mit dem etwas seltsam gewählten Namen ENGEL die Bühne. Die Pole Position hatte sich das Modern Metal Paket mit ihrer Demo erarbeitet, die von den Rock Hard Lesern zur Demo des Monats gewählt wurde. Hosenscheißer verstecken sich allerdings nicht hinter diesem Namen, denn mit Marcus Sunesson (ex-The Crown) und Niclas Engelin (Passenger, ex-Gardenian, In Flames) stehen schon mehr oder weniger gestandene Gesellen an der Gitarre. Folgerichtig legte die Band auch einen handwerklich ordentlichen Auftritt auf die Tanzfläche, ohne dabei aber mit spektakulären Einlagen oder sonstigen Besonderheiten zu glänzen. Irgendwo im Schatten von neueren In Flames oder Raunchy spielte der Fünfer eine recht angenehme Show, die aufgrund der mit der Zeit etwas schwächer werdenden Gesangsleistung allerdings nicht über die volle Distanz begeistern konnte. [bg]

Die zweite Band des Abends waren dann die Lokalmatadore CUSTARD aus Herne, die mit ihrem Power Metal beim Publikum ziemlich gut aufgenommen wurden, was vor allem an der sympathischen Performance des Sängers lag, der im Gegensatz zu Engel ausgiebig mit den Fans kommunizierte und ständig in Bewegung war. Die drei Gitarristen (einer spielte seinen Abschiedsgig) waren zwar etwas zu viel des Guten, aber das tat der guten Show, die mit dem gelungenen Overkill Cover „In Union We Stand“ abgeschlossen wurde, natürlich keinen Abbruch. [mh]
Ich gebe zu, von MERCENARY hatte ich bis dato noch nichts gehört, außer ein paar Gerüchten, die irgendwas von Thrash und Death behaupteten. Umso überraschender traf mich der Schlag, als die Dänen von Anfang an höchste Eunuchenvocals präsentierten, die im Wechsel mit tiefen Thrashshouts für eine Menge Abwechslung sorgen sollten. Daneben lieferten sich Keyboards und harte Gitarrenriffs einen unerbittlichen Kampf, der im Laufe des Auftritts aber immer mehr Besucher Richtung Bierrondell trieb. Mag sein, dass mir persönlich das Material der Dänen überhaupt nicht zusagt, aber die allgemeine Resonanz gegenüber diesem Aufritt spiegelte meine Gedanken eigentlich wieder. Wenigstens hatte man nun schon den schwächsten Gig des Festivals hinter sich ... [bg]

Nach der doch bescheidenen Show am Freitag lag es an den Nordlichtern MORGANA LEFAY, die Show zu retten – eindrucksvoll rotzten die skandinavischen Bierleichen alles vom Platz, was bei drei nicht auf dem Baum war. Charles Rytkönen zeigte mit seiner eindrucksvollen (und diesmal über 60 Minuten nicht nachlassenden) Stimme wie Power Metal klingen muss. Zwar ist die Band für mehr als eine Stunde kompositorisch dann doch zu gleich, aber dennoch waren Morgana Lefay die absoluten Gewinner des Abends! Tiefen Respekt; zufrieden taumelten alle Fans vom Platz und die Prä-Roten Krustentiere zurück in die Dr. Zoidberg'sche Stube ... [sj]

SAMSTAG, 03.06.2006

Als erste Band des Samstags standen dann für manchen überraschend MYSTIC PROPHECY auf der Bühne, während die eigentlich erwarteten Crucified Barbara nun erst am Sonntag aufspielen sollten. Nachdem die Mannen um R.D. Liapakis ihre ersten Power Metal Bomben im Amphitheater gezündet hatten, war die Verwirrung aber wie weggeblasen. Kein Wunder, hatte die Band mit ihrem neuen Album „Savage Souls“ einen echter Killer im Rücken, der mit reichlich livetauglichem Material gesegnet ist. So mutierten Nackenbrecher wie „Shadows Beyond My Soul“ oder „Evil Empires“, aber natürlich auch ältere Stücke zum idealen Wecker für die vielen verschlafenen Gesichter im weiten Rund. Ein klasse Auftritt der deutlich unterstrich, dass Mystic Prophey ganz oben in der deutschen Power Metal Liga mitspielen. [mh]

Nachdem LEGION OF THE DAMNED für mich persönlich eins der besten Quasi-Thrash-Debüts dieses Jahres rausgehauen haben, war ich natürlich sehr gespannt, wie die holländischen Okkultisten (Insider wissen Bescheid) ihr Material auf einer Bühne darbieten würden. Leider schwang aber auch eine Portion Skepsis mit, sollen die Tulpenschlächter bei Konzerten laut Aussage eines Kumpels doch etwas hüftsteif agieren. Nun denn, actionmäßig ging – von obligatorischem Headbanging abgesehen – tatsächlich nicht übermäßig viel, dafür machte die Musik von der ersten Minute tierisch Druck und dürfte wohl jeden begeistert haben, der auch nur ein klitzekleines bisschen den Spirit des guten alten Teutonen-Thrashs atmet. Aber auch Nicht-Thrasher waren aufgrund überamtlicher Granaten wie „Legion Of The Damned“, „Werewolf Corpse“ oder „Malevolent Rapture“ schlagartig wach und somit gut gerüstet für die kommenden Highlights des Tages. [mm]
Leider konnten wir von den mega-symphatischen Iren PRIMORDIAL nicht alles miterleben. WAS wir gesehen haben, war jedoch der Hammer. Meiner Meinung nach muss Black Metal so, und nicht wie Kinderkrach a la Cradle Of Filth klingen. Entsprechend hatte die Band, trotz der Tatsache, die einzige Black Kappelle des Wochenendes zu sein, eine große Fanschar gewonnen und konnte durchweg begeistern. Beide Daumen hoch, eine meiner Lieblings-Live Bands ! [sj]

Die Essener CALIBAN sind wirklich das Paradebeispiel einer Metalcoreband : Kayalstift, kurze Haare, cleane Vocals, die live etwas schwächeln und vor allem eins: Erfolg! Auch an diesem Festivalnachmittag stellten die Jungs jedes Klischee eindrucksvoll unter Beweis. Der Band gelingt es immer wieder aufs Neue, ein junges Publikum in Ekstase zu versetzen. Ganz so jung war die nach Beatdowns und tiefen Riffs lechzende Gesellschaft an diesem Tage allerdings auch nicht, denn die „Kanarienvögel des Festivals“ (wie sie sich selbst titulierten) sprachen heute auch das traditionell eingestellte Plenum an. Mit Hits wie „It's Our Burden To Bleed“ oder „The Beloved And The Hatred“ trieb man die Partystimmung auf die Spitze und trotzte vor allem dem traditionellen Publikum einen respektvollen Applaus ab. Klasse Auftritt! [bg]

Hm, was soll ich zu BRAINSTORM, der besten deutschen Power Progressive Metal Band sagen? Kompositorisch stark, technisch superb, der Fronter Andy B. Franck eine absolute Granate und die Fanschar von Beginn an riesig! Wenn ich schon Progressiven Metal höre, dann bitte so – die Kollegen von Evergrey am Folgetag hätten sich den Gig auch gerne anschauen dürfen. Der Sound kam mir zwar anfangs wie Pappe vor, aber vielleicht lag’s auch an den bestialischen 56°C, die uns auf die Hirse knallten und Kollegen mh in einen roten Hummermann verwandelten. Paarungstanz folgte dann abends ... [sj]
Nach einem anbetungswürdigen Auftritt von Andy B. Franck und seinen Brainstorm-Mannen durfte sich die Power Metal-Fraktion bereits direkt im Anschluss auf eine erneute Kelle des amerikanischen Kraftmetalls freuen. Egal wie oft man NEVERMORE schon gesehen hat, Warrel Dane schafft es immer wieder, seine Jünger in den Bann zu ziehen. Da ist es auch egal, dass die Truppe krankheitsbedingt auf ihren zweiten Gitarristen Steve Smyth verzichten musste; die Amerikaner gaben alles und ernteten auch den verdienten Beifall. Jeff Loomis sorgte jede Sekunde für Gänsehaut und offene Münder bei der Musikerpolizei, und die gut gemischte Songauswahl tat ihr übriges. Eine Bitte hätte ich aber trotzdem: auch wenn die Band es nicht mehr hören möchte, aber EIN Song der Vorgängerband Sanctuary sollte mal wieder im Live-Set auftauchen ! [mm]

Schließlich folgte mein persönliches Highlight des Freitags : die Primitiv Thrasher SODOM durften zu ihrem Heimspiel antreten und hatten zur Feier des Tages ne ganze LKW Ladung voll Flammensäulen, Funkenregen und Rauchbomben mitgebracht, die mir während meines Besuchs im Fotograben fast das Lebenslicht ausgeknipst hätten. Es sah jedenfalls sehr eindrucksvoll aus, was Tom Angelripper und seine Jungs da aufboten, wobei es allerdings auch musikalisch eigentlich nichts zu meckern gab: neben ein paar Songs des neuen Albums gab’s natürlich diverse, hyperaggressiv dargebotene Klassiker der Sorte „Napalm In The Morning“, „Remember The Fallen“, „Ausgebombt“ oder „Outbreak Of Evil“ zu hören. Eine derbe Version von „Bombenhagel“ markierte letztendlich den Schlusspunkt eines makellosen Auftritts, zu dem ich trotz meiner Kreator Brille nur ein Fazit abgeben kann : Super!
Da Bobby und Bernemann von Sodom zufällig gerade auf der Bühne standen, gab’s als besonderes „Schmankerl“ einen spontanen Aufritt von RANDALICA, sprich der äußert talentfreien Rock Hard Crew und erwähnten Sodom Musikern zu erleben. Die Brut ballerte ihre Welthits „Tote Auffe Tanzfläche“, „Nach Uns Die Sintflut“ und „Potent, Willig & Solo“ ins Publikum und erntete aufgrund des Fun Faktors durchaus positive Reaktionen. Von guter Musik konnte man zwar nicht sprechen, aber darum ging’s ja wohl auch nicht. Ein netter Gag, der aber auch nicht länger hätte dauern dürfen. [mh]

Puh, jetzt bin ich voreingenommen, aber ich denke die Fan-Reaktionen unterstützen meine Meinung. BOLT THROWER leisteten sich zwar einen denkbar ungünstigen Einstieg (erst einen unnötig langen Drum-Soundcheck, dann „4th Crusade“ und „Mercenary“, die zwar geile, aber langsame Songs sind – der Tour Opener „At First Light“ ist meiner Meinung nach wesentlich geeigneter!), steigerte sich dann aber immer weiter. Granaten wie „Anti Tank“, „Entrenched“, „Powder Burns“, „No Guts No Glory“ oder das von allen gefeierte „Warmaster“ (laut Kollege Meyer seit Jahren das erste mal wieder live zelebriert) kamen superb an. Das ultralange „World Eater“ verwandelte zumindest die ersten Reihen in eine gewaltige, sich ständig wirbelnde Haar-Tier-Farm. Nach einem gewaltigen „When Cannons Fade“ ging die völlig entkräftete Mannschaft und ein breit grinsender Karl Willets von der Bühne, nur um den Schock des Tages an die Metallermassen loszusenden ... [sj]
… und der bestand darin, dass die eigentlichen Headliner CELTIC FROST an diesem Abend nicht spielen konnten. Ein sichtlich angeschlagener Martin Eric Ain erklärte den Fans, dass Mainman Tom Warrior mit einer Nierenkolik im Krankenhaus lag und sogar mit Morphium behandelt wurde. Die Buh-Rufe hielten sich daher auch in ganz engen Grenzen, und als kleine Entschädigung erklärten sich Nevermore, Sodom sowie die bereits anwesenden Soilwork dazu bereit, noch jeweils ein paar Songs ins Auditorium zu hämmern. Davon bekam die Bloodchamber Crew allerdings nichts mehr mit, da zuhause ja bereits der Alkohol wartete. Außerdem war die Enttäuschung (zumindest auf meiner Seite) doch schon ziemlich groß. Trotzdem natürlich gute Besserung, Tom ! [mh]

SONNTAG, 04.06.2006

Zu einer absolut barbarischen Zeit (11:15) wurden als erste Band des Sonntags die vier Damen von CRUCIFIED BARBARA auf die Bühne geschickt. Und das ist schade, denn die sympathischen Mädels ballern mit ihrem Kick Ass Rock Metal allen Anwesenden innerhalb von Sekunden den Restalkohol aus dem Schädel und hätten damit ein weitaus größeres Publikum verdient gehabt. So wurden nur einige wenige Frühaufsteher Zeuge einer ziemlich coolen Show, der mit dem soliden Motörhead Cover „Killed By Death“ würdig abgeschlossen wurde. Mein besonderer Respekt möchte ich übrigens der Drummerin aussprechen, die den kompletten Gig mit Plateauschuhen absolvierte. That’s Rock’n’Roll ! [mh]

Großkotzig als „Beste Band des Jahres“ angekündigt betraten die eigenwilligen Dänen von VOLBEAT die Bühne, um das Publikum von ihrem spaßigen Rock/Metal Bastard zu überzeugen. Tatsächlich sammelte der Vierer einige Pluspunkte und konnte im Laufe der Zeit immer mehr Besucher vor der Bühne begrüßen, was sicherlich nicht nur am angedeuteten Slayer Cover „Raining Blood“ lag. Auch wenn der Fronter mit seinem Elvis-Shirt und seinen Imitaten gegenüber dem King of Rock ´n Roll etwas abgestunken ist, waren Volbeat an diesem Tag durchaus eine positive Überraschung.
Gibt es gute Bands aus Frankreich? Auf Anhieb fällt mir da keine ein. Kein Wunder also, dass die Pariser von GOJIRA das derzeit Angesagteste aus unserem baguettepenetrierten Nachbarland sind. Die etwas schwerverdauliche Progressive Death Metal Band wirkte auf den ersten Blick vielleicht etwas deplaziert auf dem Festivalgelände. Nicht nur musikalisch, sondern auch optisch boten die Jeanshosenträger jedenfalls gewöhnungsbedürftige Kost. Handwerklich ordentlich und mit übertriebenen Poserkicks unterlegt, rotzten die Jungs ihre Show in der Mittagszeit herunter und landeten dabei meist nur bei eingefleischten Fans Pluspunkte. Der Rest nutzte die Zeit für ein Bierchen an der Theke oder die zehnte Currywurst Pommes Majo des Tages. [bg]

Pünktlich zum Auftritt von Tim „Ripper“ Owens und BEYOND FEAR wurde es wieder verhältnismäßig voll vor der Bühne. Kein Wunder, zählt der Ripper doch zu den besten Metal Sängern, die momentan auf unserer Erde wandeln. Die Meute ging dann auch gut ab, als die Band ihren straighten, aber nicht immer ganz ausgefeilten US Power Metal darbot. Owens sang tatsächlich absolute Weltklasse, konnte aber nicht über einige kleine Hänger im Songmaterial hinwegtäuschen. Egal, spätestens nach dem Medley, bestehend aus den beiden „Jugulator“ Tracks „Burn In Hell“ und „Blood Stained“ sowie dem Iced Earth Stück „Red Baron / Blue Max“, gab’s bei den meisten Fans kein Halten mehr. Und als Beyond Fear dann noch die uralte Priest Schote „The Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown)“ coverten, ging bei mir endgültig der Daumen hoch. Hell yeah! [mh]

Ich weiß gar nicht, was der werte Kollege Jegust am Auftritt von EVERGREY auszusetzen hatte. Was die Schweden wieder einmal auf der Bühne boten, ließ mich und meine mitgereisten Kumpels vor Ergreifung fast erstarren. Klingt vielleicht etwas pathetisch, beschreibt aber genau die Reaktion, die Göttersongs wie „Mark Of The Triangle“, „She Speaks To The Dead“ oder das fast zu Tränen rührende „I´m Sorry“ auslösten. Niemand, der ein Ohr für eine Mischung aus Dream Theater und Sentenced hat, dürfte mir an diesem Tag widersprochen haben. Grandiose Songs, die auf einem übelst hohen Level gezockt wurden und mit einer irrsinnigen Melancholie die Sonne vor unendlicher Finsternis zurückweichen ließen. Während Sentenced letztes Jahr mit ihrer Düsternis zumindest mich nach dem dritten Song sehr gelangweilt haben, haben Evergrey dieses Jahr alles richtig gemacht. Für mich der bisherige Höhepunkt des Tages.
Hatten Evergrey zuvor die Sonne verscheucht (im bildlichen Sinne jedenfalls), so lag es nun an den FINNTROLL, verrückten Trollen Finnlands, das gelbe Rund wieder zum Leuchten zu bringen. Und los ging die Humppa-Party ! Mit neuem Sänger und ohne Fellbekleidung brachte man mächtig viel gute Laune in das Rund des Amphitheaters, was einige Fans gar dazu animierte, zu Partykracher wie „Jaktens Tid“ oder „Trollhammaren“ die erste Polonaise des Abends durch das Publikum anzuleiern. Nun aber zurück ins Studio zum Kollegen Hauptmann, der Sie mit Informationen zum Soilwork-Auftritt versorgen wird ! [mm]

Nach zwei für mich eher uninteressanten Bands konnten sich SOILWORK meiner ganzen Aufmerksamkeit gewiss sein, denn spätestens seit ich die Band letztes Jahr in Essen gesehen habe, zählen die Schweden zu meinen absoluten Favoriten. Und sie enttäuschten mich nicht: Rauschebart Basser Ola Flink poste wieder wie ein Weltmeister und Björn „Speed“ Strid bewies einmal mehr eindrucksvoll, dass er sowohl derbes Brüllen als auch klares Singen perfekt beherrscht. Und da die meisten Soilwork Songs sowieso abgehen wie Schmidts Katze, geriet auch diese Show zum absoluten Selbstläufer. Einziges Manko: die Jungs bekamen den beschissensten Sound des Wochenendes gemischt, so dass man Weltklassetracks wie „Nerve“, „Rejection Role“, „Overload“, „The Bringer“, „Steelbath Suicide“, „One With The Flies“ oder „Follow The Hollow“ meist erst am Refrain erkennen konnte – wenn überhaupt. [mh]
Lange Zeit musste man warten, die Proglegende FATES WARNING wieder einmal auf deutschem Boden zu erleben. Obwohl mir persönlich die Band nach dem Abgang von Ur-Sänger John Arch und der neueren Ausrichtung eigentlich immer am Arsch vorbeigegangen ist, musste ich mich hinsichtlich der Live-Qualitäten der Truppe eines Besseren belehren lassen. Natürlich vermisste ich schmerzlich die alten Kamellen, komme aber nicht herum, der Truppe um Jim Mattheos einen verdammt guten Auftritt zu bescheinigen. Über die Namen einzelner Songs selber kann ich aufgrund mangelnder Kenntnis leider nicht viel sagen, allerdings hat mich die Show davon überzeugt, doch mal wieder in Alben wie „Parallels“ oder „No Exit“ reinzuhören. Mit dem Scorpions-Cover „He´s A Woman, She´s A Man“ setzten die US-Proggies einen würdigen Schlusspunkt und leiteten das Finale des diesjährigen Rock Hard Festivals ein. [mm]

Ich mag Power Metal. Ich mag auch symphonischen Metal. Ich höre auch gerne hohe Stimmen. Aber EDGUY sind mir immer noch ein Rätsel – meine Sackhaare wachsen nach innen, wenn ich Tobias Sammet und Kollegen auf der Bühne erleben darf. Als Entertainer ist der Kerl top (aber vieles, was einen auch nicht interessiert, schwafelt der Fronteunuch (Insider)), sängerisch auch – aber mir ist die ganze Show einfach zu gay. Das ist wie Iron Maiden in Rosa, die Melodien sind so glatt gebügelt, dass mir ein drittes Ei wächst. Nein danke, zwar machte die Band alles richtig und 95% hat’s gefallen, mir allerdings weniger. Die Songauswahl war sicher gut, aber irgendwie gab mir die Band weniger als der Backfisch für 3,50 €.
Was Bolt Thrower am Vorabend schon übertrieben (Soundcheck), trieb DIO auf die Spitze. Umbauten, dann ein fetter Knilch der geschlagene 20 Minuten die Monitore verschob, ausrichtete, verschob, erneut ausrichtete, alle Effekte aus jeder Box hören wollte, nur damit diese nur zwei mal gesungen wurden – danke für nichts ! Als der Sangesgott dann nach einer kurzen Begrüßung durch den stimmlosen Götz Kühnemund kam, ging zwar die Post ab, aber spätestens nach dem ersten Solo (Drums, total überflüssig, der alte Kerl am Schlagzeug war sicher gut, aber nicht herausragend) bekam ich doch Zweifel an der Show. Nach einem dann total lahmen Gitarren-Solo war die Luft bei mir schon etwas raus. Sicher, Ronnie James singt wie Gott und die Songs waren alle perfekt, aber null Pyros, die ganze Show kam mir wie 08/15 vor und man merkte doch deutlich viel Routine am ganzen Programm. Schade, als Headliner hätte ich mehr Enthusiasmus erwartet. So war der Gig eher durchwachsen, und als die Band OHNE Zugabe (!) von dannen schlich, war unsere Geduld sowie das Rock Hard Festival 2006 auch vorbei. Schön war’s gewesen, am Abend wartete ja noch der Zoidbergsche Paarungstanz auf die Westerwälder ... [sj]

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