Party.San 2006

Party.San 2006

CryptopsyDesasterDeströyer 666EnslavedFall Of SerenityHateHelrunarHypocrisyIlldisposedKaamosKataklysmMardukMasterMourning BelovethNaglfarNifelheimRotten SoundSetherialSix Feet UnderTankardThyrfingTurisasWatain
Bad Berka, Festivalgelände
10.08.2006
Das Präfix „Bad“ bei Orten zeichnet diese bisweilen als Kurorte aus. So auch bei der kleinen Thüringer Stadt Bad Berka, welche sich durch das Heilwasser des „Goethebrunnen“ auszeichnet. Von 10. bis 12. August soll bei Bad Berka aber noch eine „Kur“ ganz anderer Art geboten werden - nämlich der in erster Line schwarz- und todesmetallischen Musik.
So wartet das PARTY.SAN mit einem interessanten Aufgebot metallischer Bands auf und dass dieser Meinung immer mehr Leute zu sein scheinen, zeigt die steigende Zahl der Besucher, welche in diesem Jahr mit ungefähr 9000 zu beziffern ist. Welche Eindrücke das Festival, in erster Linie natürlich die Bands, hinterlassen hat, könnt ihr nun lesen. [se]


Donnerstag

ERODED bekommt leider niemand von uns so richtig zu Gesicht. Denn auch wenn wir uns durchaus besseres vorstellen können, bleibt nichts anderes übrig, als in der ewig langen Schlange vor dem Zelteinlass auf unsere persönliche Leibesvisitation zu warten. Das ist insbesondere ärgerlich, weil das von außen Gehörte nach durchaus akzeptablem Old School Death mit Schweden-Einschlag klingt und vom Publikum lautstark aufgenommen wird. [cr]

Somit werden also HELRUNAR die große Sause eröffnen und zunächst stellt man erst einmal erstaunt fest, wie gut die Münsteraner die Menge im Griff haben. Bereits nach Ende des ersten Tracks reißen jubelnde Fans einem förmlich das frisch gezapfte Bier aus der Hand. Aber beim abwechslungsreichen und nur selten klischeehaften Black Metal der Band lässt es sich auch erstaunlich gut abfeiern. Aggressive Prügelparts sorgen für den nötigen Bums und die deutschen Texte sind zum Großteil sehr gut zu verstehen. Kurze Gänsehautmomente bei „Frostnacht“ und den zahlreichen atmosphärischen Zwischenspielen lassen sich nur mit Anstrengung vermeiden und den überraschten und begeisterten Gesichtern der Umstehenden kann man entnehmen, dass HELRUNAR mehr als einen neuen Fan gewonnen haben dürften. [cr]

Wie jedes Jahr tischt uns die Party.San Crew am Donnerstagabend wieder einmal eine mit viel Gespür für Qualität und offensichtlicher Kompetenz ausgewählte Kreation erlesener, etwas weniger bekannter Bands auf. Zu diesen gehören in diesem Jahr auch die polnische Death-Metal-Band HATE, die nach dem sehenswerten Auftritt von Helrunar fast noch einen draufsetzen. Ähnlich wie ihre polnischen Kollegen Behemoth, deren Livequalitäten trotz der Komplexität der Musik wohl als faszinierend und unbestreitbare Tatsache angesehen werden können, hacken auch HATE gnadenlos alles kurz und klein. Auch sonst erinnert der tiefe, äußerst eigenständige und kraftvolle Gesang ebenso wie die öfters halsbrecherische Geschwindigkeit und einige Riffs stark an bereits erwähnte Band. Die angenehme, fast schon wieder beruhigende Brutalität in der Stimme des Sängers bläst den Hörer mit Leichtigkeit davon und man spürt an der Klasse der Performance, dass die Band nun schon länger als 15 Jahre zusammen auf den Brettern steht. Obwohl die Songs technisch sehr anspruchsvoll - wenn auch nicht ganz so verrückt wie bei Behemoth - arrangiert sind, kommt der Sound erstklassig und differenziert zur Geltung. Darüber hinaus ist es erfreulich, dass die Musik niemals gekünstelt wirkt und über den Hörer wie eine Naturgewalt hereinbricht. [pb]

Auf die Polen von HATE freue ich mich ja eigentlich schon ein bisschen – das letzte Album war ein klasse Kombination aus Oldschool Death und Industrialelementen, die dem Fleischer in uns schon das ein oder andere Grübchen ins Gesicht zaubern konnte. Live bietet sich das heute leider etwas anders da: Typisch polnisch verlassen sich die Jungs auf einen Sound, der sämtliche Schnörkel unter einem Inferno von Bassdrum und Bass begräbt, wodurch die Atmosphäre der Stücke dann doch etwas leidet. Die Songs gleichen sich dementsprechend wie mehrere Eier vom gleichen Huhn und so kann man HATE zwar einen tighten Kloppergig bescheinigen, der den Erwartungen allerdings nicht 100%ig entspricht. [rs]

WATAIN betreten die Bühne und es wird richtig eklig. Neben ihren evil-brennenden Fackeln haben die Schweden nämlich wieder einmal ihre Band-Oma mitgebracht. Nur leider ist die gute wohl schon seit einigen Jahren tot, so dass ein bestialischer Geruch nach Verwesung in die Nasen der Anwesenden steigt. Auch den anwesenden Journalisten fällt es sichtlich schwer, nicht den Fotograben vollzureihern. Keine Ahnung, ob man dies nun für die ultimative Black Metal-Erfahrung unbedingt braucht. Auf jeden Fall fällt es aber richtig schwer, sich unter solchen Umständen auf die eigentliche Musik zu konzentrieren. Davon mal abgesehen, können WATAIN nämlich ein paar richtig interessante Elemente in ihrem ansonsten recht kompromisslos vorgetragenen Sägeblatt-Schwarzmetall vorweisen. [cr]

Genau das richtige Rahmenprogramm für die deutlich sicht- und hörbar angetrunkene Menge kann der krönende Abschluss des Donnerstags mit MASTER vorweisen. Von denen gibt’s nämlich primitiven Death Metal der alten Schule, der das Wort „stumpf“ scheinbar erfunden zu haben scheint und ordentlich auf die Glocke haut. Schade für jeden, der noch nüchtern ist, denn bei näherer Betrachtung stellt sich der Master doch eher als halbfertiger Bachelor heraus. Aber letzten Endes ist man zu diesem Zeitpunkt für jedes bangfähige Riff zu haben, auch wenn es sich noch so oft wiederholt. [cr]


Freitag

Die schwierige Aufgabe, am frühen Nachmittag die Party.San-Gemeinde fit für den Frühling zu machen, fällt den Cottbusern von KILLING SPREE zu. Früher hieß die noch recht junge Band mal Enslaved, aber das hätte wohl nicht nur an diesem Wochenende für ein wenig Verwirrung gesorgt. Mit ihrem Keyboard-unterstützten Death Metal, der wie ein mit dem Groove von Six Feet Under veredelter alter Crematory-Sound daherkommt, können sie aber zumindest die Frühaufsteher überzeugen und zum einen oder anderen Kopfschütteln überreden. Sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, wenn man sich mit dieser Art Musik anfreunden kann. [cr]

Die schwedischen Death Metaller KAAMOS geben auf dem diesjährigen Party.San ihr allerletztes Konzert. Sollte man nun deswegen traurig sein? Nun, aufgrund dieses Gigs eigentlich nicht wirklich, da es scheint, als hätte die Band all die etwas misslungenen Parts ihrer Landsleute von Dismember eingesammelt und dann zu eigenen Songs verbraten. Des weiteren wirkt die Truppe nicht gerade so, als würde sie vor dem Ende noch einmal alles geben wollen. Wirkliche Begeisterung ist somit weder bei Band noch beim Publikum zu spüren. [cr]

Die Übersetzung des Bandnamens von SEVERE TORTURE bedeutet in etwa soviel wie „ernsthafte Qualen“ – und genau dies bekommt man von den Holländern auch live geboten. Prügelnder Death Metal amerikanischer Prägung ertönt aus den Boxen und verursacht durchaus das eine oder andere Gerinsel im Ohr. Es gibt Menschen, die stehen auf Schmerzen, unsereins schaut lieber einem Löwenzahn beim wachsen zu. [cr]

Für die kurzfristig ausgefallenen Dew-Scented springen FALL OF SERENITY ein. Obwohl der Ansturm nicht so groß ist, zocken die Thüringer Melo Deather in altbekannter energiegeladener Weise los. Kaum verwunderlich, dass sich zu tollen Abrissbirnen wie „Out Of The Clouds“ die Sonne endlich mal hinter den Wolken hervortraut. Dank spieltechnischer Souveränität und einer gutgelaunten Performance kann man letztendlich doch Anfeuerungsrufe aus dem anwesenden Fanlager einkassieren. [yb]

DESTRÖYER 666 - was für ein anregender Name! So anregend, dass sich die anwesende Bloodchamber-Crew entweder im heimeligen Zelt eine Verschnaufpause gönnt, sich gierig etwas Essbares einverleibt oder bereits gänzlich angeregt in irgend einer warmen Ecke herumlungert. Musikalisch bleibt deshalb nicht wirklich etwas von den Thrashern hängen. [cr]

Au ja, nun wird’s lustig. Insofern man schwarz-rot angepinselte Finnen mit Fellüberzügen was witziges abgewinnen kann natürlich. Denn die Jungs von TURISAS fackeln nicht lange, sondern zeigen von Beginn an, wo sich der Spaß im Metal versteckt hat. Ganz wie ihre Landsmänner von Ensiferum setzen sie auf mitreißenden Viking/Folk-Metal, messen aber den sägenden Gitarren weitaus weniger Bedeutung zu als ihre Kollegen. Vielmehr glänzen Turisas mit heroischen Melodien, von Keyboard, Geige und Akkordeon vorgetragen, und posen dabei so stark in der Gegend herum, dass man befürchten muss, ihre Gesichter werden später mal so bleiben. Auch wenn ein Großteil der herumlungernden Extreme-Metaller der Musik nichts gutes abgewinnen kann, müssen sie spätestens beim fetzigen E-Geigen-Solo oder dem finalen Medley aus Eurovisions-, Bonanza- und einem Dutzend anderen Themen zugeben, dass sie wenigstens eine ganze Weile gut unterhalten wurden. [cr]

Nicht minder unterhaltsam sind aber auch die Schweden von NIFELHEIM. Optisch einer in enge Leder- und Nietenklamotten gezwängten und frisch aus dem Altersheim entflohenen Rentnertruppe gleichend haben sie die ersten Lacher schon mal auf ihrer Seite. Zunächst skeptisch dem old schooligen Black / Thrash Metal lauschend stellt sich aber nach und nach heraus, dass die alten Herren zwischen ihren ganzen Knüppelorgien durchaus richtig eingängige Rhythmen versteckt haben. [cr]

Mit großem Pompös antretend, zeigen die Kanadier von CRYPTOPSY schon bald ihr wahres Gesicht: Technischer Death Metal ohne Kompromisse und für Nicht-Musiker immer stets an der Schmerzgrenze des Erträglichen kratzend, dürften sich hier mal wieder die Geister scheiden. Also rutschen wir mal kurz ins Subjektive ab und was finden wir da? Gähnende Langeweile! Ewig gleichklingende Songs, die vielleicht von großartigen Musikern, aber nur von unterdurchschnittlichen Songschreibern vorgetragen werden. Dann doch lieber mal das Merchandise abchecken. [cr]

Weiter geht es mit ENSLAVED, welche mit ihrem aktuellen Album „Ruun“ einige neue, progressivere und andersklingende Stücke als die alten im Gepäck haben. Können diese auf CD jedoch nur bedingt überzeugen, reissen sie hier umso mehr mit. Sie eignen sich zwar nicht unbedingt zum stürmischen Kopfkreisen, sind aber aufgrund ihres besonderen Charakters umso interessanter. Und zur passenden Abwechslung streut die norwegische Formation immer wieder ältere, heftigere und schwarzmetallischere Stücke ein, welche für die richtige Prise an geradliniger Energie sorgen. Auch vom letzten, bereits experimentelleren Album „Isa“ gibt es unter anderem das Titelstück zu hören, bei welchem der prägnante Refrain vom Publikum lauthals mitgesungen wird.
Die Kombination rauen und klaren Gesangs von Bassist Grutle Kjellson und Keyboarder Herbrand Larsen fügt sich dabei ebenfalls wunderbar ein und sorgt für noch größere Authentizität der Stücke. Umso bedauerlicher und ärgerlicher ist es, dass ENSLAVED dann aufgrund der vorangegangenen langen Umbaupause zeitlich so beschnitten werden und dass den folgenden Kataklysm dafür umso mehr Zeit eingeräumt wird. [se]

Mag sein, dass der Auftritt KATAKLYSMs von extrem subtiler Erwartungshaltung geschürt eigentlich gar nicht mehr enttäuschen kann. Aufgrund der angekündigten DVD-Aufnahme mitten ins Geschehen stürmend, um vielleicht seine 15tel Sekunde Ruhm zu ergattern, muss aber spätestens beim zweiten Song der Kanadier die Flucht nach hinten angetreten werden. Nachdem die bereits sehr ausgelassene Stimmung vor der Bühne zusätzlich mit der Aufforderung nach ein wenig mehr „violence“ noch weiter angestachelt wird, ist kaum noch ein sicherer Fleck zu finden. Kein Wunder, bei den besonders mitreißenden Stücken der jüngsten Bandgeschichte. Denn auch wenn sie sich mittlerweile ziemlich stark an den darauffolgenden Hypocrisy orientieren, bringen die Holzfäller noch immer jeden Nacken zum schmerzen. [cr]

Die Stimmung bei KATAKLYSM ist von Anfang an etwas gedrückt, da einige Zuschauer, darunter auch mindestens zwei sicher bestätigte Bloodchambermitarbeiter, noch die leicht hilflosen und etwas angesäuerten Minen der Jungs von Enslaved vor Augen haben, denen aus zunächst unerklärlichen Gründen zum sichtbaren Leidwesen der Band und des Publikums mitten in ihrer hervorragenden Performance plötzlich der Saft abgedreht worden ist. Dies ist wirklich sehr ärgerlich, da Enslaved mit Sicherheit auch rein objektiv betrachtet einen der besten Auftritte des Festivals hingelegt haben.
Nach verdächtig langen Umbaupausen mit Doppel- und Dreifachchecks beginnen KATAKLYSM ihren Auftritt und entschädigen wenigstens zu Beginn mit einigermaßen kurzweiliger, wenn auch irgendwie seelenloser Unterhaltung. Nach dem zweiten Lied wird mit der Verkündigung, dass man hier und heute seine erste offizielle DVD aufnehme, weil Deutschland ja einfach das Metal-Land Nummer 1 sei, endlich klar, welches Spiel hier gespielt wird. Wenn ich so subjektiv sein darf; mein erster, hier etwas abgemilderter und von Flüchen befreiter Gedanke war folgender: „Wie kommen die Jungs nur auf diese bescheidene Idee, bei 45 Minuten regulärer Spielzeit, dazu nicht einmal als Headliner und bei dieser etwas dürftigen Kameraausstattung (an dieser Stelle nichts gegen die Party.San-Kameracrew) eine professionelle Live-DVD aufzunehmen?“ Irgendwie erscheint das Ganze an dieser Stelle etwas schlecht geplant und überstürzt.
Außerdem erscheint es den anderen Bands gegenüber doch recht rücksichtslos, wenn diese früher aufhören müssen, beziehungsweise, wie sich bei Hypocrisy herausstellen wird, erst mit einer Stunde Verzögerung beginnen dürfen. Besonders dreist ist allerdings der Kommentar des Sängers nach der regulären Spielzeit, dass man eigentlich aufhören solle, aber man, wenn man schon mal eine DVD aufnehme, dies guten Gewissens zu Ende bringen könne. Wenn man bedenkt, dass nach diesem leicht egoistischen Ausspruch noch mehr als 5 weitere Lieder folgen, kann man wohl durchaus die Wut verstehen, die sich unter den Enslaved-Fans ausbreitet. All dies wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn der Auftritt wenigstens DVD-würdig gewesen wäre, doch leider kommt alles irgendwie künstlich, zwangsmotiviert und zumeist distanziert rüber. Ebenfalls unpassend erscheint die Setlist, die zwar einige Reißer wie „Ambassador of Pain“ oder „In Shadows and Dust“ aufweisen kann, aber, selbst für weniger Versierte erkennbar, offensichtlich nicht optimal ausgefallen ist. [pb]

Nachdem die feinen Herren von Kataklysm endlich zur Potte gekommen sind, entern um 1 Uhr nachts endlich, ohne sich trotz der einstündigen Verspätung auch nur das Geringste anmerken zu lassen, HYPOCRISY altmeisterlich und routiniert die Bühne, um als Headliner des Freitags endgültig in gewohnter Manier alles in Schutt und Asche zu legen. Für die meisten, die die Band schon wenigstens ein Mal live erleben durften, sollten diese inzwischen sowieso zur unumstrittenen Hauptattraktion eines jeden gelungenen Schwermetallabends geworden sein und es bleibt in der Regel nicht die Frage, ob HYPOCRISY rocken, sondern lediglich wie. An diesem Abend wird dieses „wie“ äußerst zufriedenstellend beantwortet. Allein schon ein Blick auf die - wie meistens - hervorragende Setlist stellt sowohl den eingefleischten Hypocrisy-Fan als auch sämtliche Old-School-Fanatiker zufrieden. Wie Herr Tägtgren gleich zu Begin feststellt, befinden wir uns hier ja glücklicherweise nicht auf einem Kommerzfestival, wo das Bier ein Heidengeld kostet (dies scheint ihm in diesem Moment recht wichtig zu sein), sondern auf dem Party.San Open Air, auf dem man noch so richtig die Sau rauslassen kann. Sehr zur Freude des, schätzungsweise doch etwas der härteren Gangart zugeneigten, Publikums werden neben obligatorischen Songs, wie etwa „Eraser“, „Fire in the Sky“ und „Roswell 47“, auch einige richtig böse alte Kracher im Stil von „Killing Art“ ausgekramt und kommen natürlich auf Grund ihrer Intensität bestens an. Der absolute Höhepunkt des Abends ist erreicht, als Peter nach einigen anderen, sehr zum schnellen Haarekreisen einladenden Liedern, nicht ohne eine gewaltige Portion Hohn in der Stimme „Impotent God“ ankündigt. Obwohl man den Song ab und zu - aber leider viel zu selten - im Set auffinden kann, bringt er an diesem Abend im Zusammenhang mit den vorangegangenen Liedern den Kessel endgültig zum kochen. Ausgelassenheit und pure Glückseligkeit ist überall spürbar und das Publikum wird ganz im Sinne des Party.San zu einer einzigen feiernden Masse. Darüber hinaus ist zu erkennen, wie gut sich die neuen Lieder des unerwartet hart und stark ausgefallenen neuen Albums in das Livegefüge integrieren lassen. Trotz gut überspielter, anfänglicher Schwierigkeiten des zugegebenermaßen live recht schwer umsetzbaren Hammers „Warpath“, überzeugen HYPOCRISY auch bei den neuen Songs und spielen die Livequalitäten von harten, aber eingängigen Titeln, wie zum Beispiel „Let the Knife do the Talking“, voll aus.
Wer HYPOCRISY öfter live sieht weiß ganz genau, was Peter unvorstellbares von seinen Stimmbändern abverlangt - die Stimme ist auch normal schon der Wahnsinn - doch an diesem Abend soll er sich selbst übertreffen. Die übliche „Scream for me Party.San… Now I scream for you!“ - Nummer kann man wirklich wörtlich nehmen. Die fast schon unmenschlich guten 20 Sekunden Schreie, wie sie gelegentlich in Peters Kompositionen vorkommen, hört man live äußerst selten in dermaßen perfekter Umsetzung. Kurz zusammengefasst: es ist ein einziges Fest. [pb]


Sonntag

AKRIVAL schicken sich an, mit ihrem kompromisslosen Black Metal den verschlafenen Gästen die Frühstückswurst vom Brötchen zu schmettern. Aus der Entfernung klingt es zwar, als würde die Bühne noch einmal schnell saubergesaugt werden, aber ich bin mir sicher, dass es in vorderster Front ganz anders abgelaufen ist. [cr]

Doom am frühen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein? Kann das denn überhaupt gut gehen? Es kann, wenn die Band MOURNING BELOVETH heißt. Mit ungewohnt gut gelaunten Gesichtsausdrücken zeigen uns die Iren, dass man auch Schwermütigkeit und Melancholie mit ein wenig guter Laune herüberbringen kann. Den alten Doom-Witz „Als nächstes kommt ein schnelles Lied“ können sie sich zwar nicht verkneifen, dies ändert aber nichts am sympathischen Auftreten der Band. Mit den wohl großartigsten Breaks des Festivals und dem in harschem Kontrast zum Grunzen von Sänger Darren stehenden tiefgehenden Klargesang von Gitarrist Frank scheinen wohlige Schauer und Gänsehaut garantiert. Toller Auftritt mit grandiosem Sound. Und am Schluss fängt’s sogar noch zu regnen an... [cr]

Auch wenn sich unsere tomatenpflückenden Nachbarn gerne gegen jegliche gegen sie gerichteten Klischees zur Wehr setzen, beim Auftritt von ROMPEPROP fällt es nicht schwer, alle Holländer spontan als bekloppt abzustempeln. In schicken, blutbesudelten OP-Uniformen auftretend, fällt es neugierigen Besuchern nicht schwer, die musikalische Ausrichtung der Band zu erraten. Goregrind der gedärmigsten und stumpfsten Sorte steht als Hauptspeise auf dem Menü, welches jeder Anwesende per Futterschlauch in den Magen gepumpt bekommt, egal ob er gerade Hunger hat oder nicht. Musikalisch eher durch ausufernden Gebrauch des Harmonizers und handlichen Songaufbau auffallend, sind es aber vor allem die krank-bescheuerten Ansagen zwischen den Stücken, die den Auftritt zu etwas ganz besonderem machen. Da hatten nicht nur Mediziner ihren Spaß! [cr]

Was werden die Finnen von ROTTEN SOUND nicht alles in den Himmel gelobt. Grindcore-Freaks, denen es nicht brutal und kompromisslos genug sein kann, mögen sicherlich auch live auf ihre Kosten gekommen sein, aber mal ehrlich? Was hat man davon, eine Dreiviertelstunde lang eine auf die Fresse zu bekommen? Spätestens nach dem dritten gebrochenen Arm wird’s doch langweilig – bei ROTTEN SOUND reichen dazu genau drei Minuten. [cr]

Über die Livequalitäten von DESASTER noch viel zu schreiben, hieße Eulen nach Eulistan tragen - soviel ist klar. Dass die Deutschen um diese Uhrzeit schon ein recht erkleckliches Häuflein an willigen Langhaardackeln vor die Bühne ziehen, ist demnach nur verdient und wird bandseitig auch mehrmals honoriert, während musikalische Knaller wie "Hell's Metal", das mitgrölkompatible "Teutonic Steel" oder "Metallized Blood" für weiträumigen Mattenschwung und glückliche Mienen auf dem Rasen sorgen.
Das Schöne dabei ist, dass die Stimmung im Publikum von Desaster immer direkt aufgegriffen und weiter getragen wird: Neben dem chronisch gut gelaunten Gitarrenflummi Infernal ist es vor allem Sänger Sataniac, der durch seine Ansagen den Kontakt zum Volk herstellt und auch kleinere Anlaufschwierigkeiten wie den Ausfall der Gitarre lehrbuchreif zu überbrücken weiß. Klasse Auftritt, und falls ihr sie immer noch gesehen haben solltet: Desaster gucken, marsch marsch! [rs]

Es folgen SETHERIAL welche aber - zumindest von mir und Kollege Ralf - bereits mit gemischten Gefühlen empfangen werden, da das Material nach dem Erstling „Nord…“ nicht mehr die Atmosphäre aufweisen kann. Wie auch immer, ganz unabhängig von eventuellen Vorlieben können die Norweger nicht unbedingt überzeugen. Zuerst einmal klingen die Gitarren viel zu undifferenziert, aber auch ansonsten können SETHERIAL nicht begeistern. Die erhoffte Düster-Stimmung bleibt weitgehend aus und selbst ein Titel von besagtem Debütalbum kann nur wenig mitreißen. [se]

THYRFING sollen ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Party.San werden. Im Vorfeld auf die Viking Metaller bereits gespannt, überraschen die Schweden wirklich. Denn was die fünf Musiker hier an prägnanten Riffs und mitreißenden Liedern vom Stapel lassen, ist einfach eine Freude. Selbst bei nicht im voraus bekannten Liedern kann man nach kurzer Zeit mitgehen und die zweistimmigen Gesangspassagen, welche sehr gut Schreie und Growls kombinieren, werden schön umgesetzt. THYRFING überzeugen auch durch Spielfreude und guten Klang und bringen die Lieder des neuen, weniger Viking-lastigen Albums „Farsotstider“ ebenfalls ansprechend herüber. [se]

Ganz genau! Nachdem Enslaved meinerseits einem plötzlichen Anfall von Dude-ism weichen mussten, ruhen nun alle Hoffnungen auf den urwüchsigen Schweden - und die wissen, wie man alte Säcke glücklich macht. Neben den Songs der neuen Scheibe liegt der Fokus doch erfreulich deutlich auf dem Referenzwerk "Vansinnesvisar", welches mit seinen roh-melancholischen Hymnen auch live zu begeistern weiss. Ein erfrischend direkter und ungekünstelter Auftritt der momentan definitiv ganz oben mitspielenden Ex-Wikinger. [rs]

ILLDISPOSED bilden eine gelungene Abwechslung im fast ausschließlichen Prügel-Schredder-Massaker des Party-San-Billings. Die verrückten Dänen grooven drauflos, was das Zeug hält und finden damit nicht wenige, die wie verrückt mitgrooven. Frontbrüller Bo Summer hat schon reichlich getankt. So fühlt er sich stets animiert, das Publikum mit langen, sinnfrei gelallten Ansagen auf Deutsch mehr schlecht als recht zu unterhalten und ein spontanes Bad in der Menge zu nehmen. Den Fans ist die fette musikalische Keule der Modern-Deather jedoch weitaus lieber. So kommen fast ausschließlich umwerfende Groove-Granaten neueren Datums wie „Dark“, „Still Sane“, „Throw Your Bolts“ und „Case Of The Late Pig“ zum Einsatz. Einzig mit „Submit“ wird ein Zeuge früher Bandtage den bangenden Massen ins Trommelfell gehämmert. [yb]

Der Auftritt von NAGLFAR verläuft nach einem anfänglichen Totalausfall der Anlage, damit verbundenen, kurzzeitig ziemlich hilflosen Gesichtern seitens der Band und einem, wie bei vielen anderen Bands zu Beginn leicht suboptimal abgestimmten, aber wie immer anschließend schnell reguliertem, Sound, recht standardisiert ab. NAGLFAR haben sich in der letzten Zeit bei ihren Auftritten beständig gesteigert und sind bis zu einem gewissen, recht annehmbaren Niveau gelangt, das sie nun beständig und sicher halten.
Wie schon erwähnt fehlt es zu Beginn auf Grund soundtechnischer Einstellungen etwas an Differenzierbarkeit, aber bald schon kommen die schönen Melodien der trotzdem noch recht aggressiv anmutenden Songs voll zur Geltung. Neben alten Klassikern und einigem Material des Sheol Meisterwerks werden überwiegend Songs des neuen Albums dargeboten, die sich größtenteils wirklich hören lassen können. Live gewinnen die Songs an Intensität und erscheinen etwas lebendiger als auf dem gut gelungenen Album „Pariah“.
Abwechslungsreiche Songs wie „A Sworm of Plagues“ oder das populäre, aber nicht weniger starke „The perpetual Horrors“ sorgen trotz ihres einheitlichen Gesamtsounds für größtes Hörvergnügen. Besondere Freude kommt auf, wenn man die Lieder kennt und sie live mit der Platte abgleichen kann - hierbei wird die hasserfüllte, doch zum Glück nicht zu klischeebeladene, Energie der Songs wirklich deutlich spürbar.
Es mag vielleicht widersprüchlich klingen, doch trotzdem klingt alles etwas zu sehr heruntergespielt, obwohl es durchaus tragischere Beispiele dieser Art gibt. Im Großen und Ganzen lässt sich somit sagen, dass NAGLFAR den geneigten Hörer durchaus zufrieden stellen, aber live kaum für besondere Überraschungen sorgen. [pb]

Vielleicht liegt es an der geballten Masse an schnellem und aggressivem Black Metal, den man an einem Tag auf dem Party.San in die Gehörgänge gepumpt bekommt, dass einem mit der Zeit die Lust an den somit doch recht einfältig anmutenden Nummern vergeht und alles zum einen Ohr rein und zum anderen wieder hinaus zu gehen scheint. So fällt es auch beim MARDUK-Auftritt schwer, sich wirklich auf die Band zu konzentrieren und sie wird unmerklich langsam aber sicher eher zur Nebensache degradiert.
Wichtigster Grund hierfür ist bei MARDUK der, wie so oft, nicht all zu tolle Sound. Wenn ein Fan sein Lieblingslied noch am ehesten durch das eingespielte Intro erkennt, wie es bei „Baptism by Fire“ der Fall war, dann läuft irgendetwas gewaltig schief. Schlagzeug, Gesang und Gitarre sind in solchem Maße schlecht aufeinander abgestimmt, dass jedes Element für sich zu spielen scheint, eine positive Vereinigung allerdings unmöglich ist. Das entstandene Produkt ist wohl noch am ehesten als organisierter, tödlich schneller Lärm zu bezeichnen, der aber rein gar nichts mit den teilweise genialen Songs der Studioplatten zu tun hat.
Darüber hinaus ziehen Marduk immer noch die selbe ausgelutschte und leicht lächerliche Show mit dem Blutkelch und völlig besudeltem Sänger durch, die vielleicht beim ersten Mal noch ganz amüsant, aber nun schon zur Gewohnheit verkommen ist. Völlige Abwendung erfolgt allerdings, wenn man die künstliche Hysterie des Sängers bedenkt, der mit seinem riesigen invertierten Kreuz um den Hals den Hampelmann auf der Bühne markiert - peinlich. [pb]

SIX FEET UNDER gibt man sich als verwöhnter Death-Metal-Fan ja nicht mehr ganz so oft, seit Barnes und Konsorten live ihre ewige Leier aus mediokren Spätwerken und gähnend langweiligen Coversongs abziehen (Letzteres vor allem vergangene Woche in Wacken). Beim Party.San allerdings drehen die Amis heute richtig auf und legen einen echten Göttergig auf die Bretter – unnachahmlicher Obi-Sound vom Allerfeinsten! Dazu eine Setlist, die von “The Enemy Inside” über “Lycanthropy” bis hin zu “Suffering In Ecstacy” allein 5 Songs der ersten Scheibe aufweist, um das Ganze mit “Revenge Of The Zombie”, “Torture Killer” und ein paar anderen Granaten abzurunden – was für ein Gemetzel!
Da fällt dann auch weniger ins Gewicht, dass Chris mal wieder eher statisch die Massen dirigiert, denn mit solchen Songs kann man einfach mal überhaupt nichts verkehrt machen – Rübe runter, und dann wollen wir doch mal sehen, wie fest so ein Schädel am Körper verwachsen ist... ...Göttlich! [rs]

TANKARD ? Achso, ja richtig, da ist ja noch was. Tankard besorgen nach einem kräftezehrenden SFU-Konzert nun den amtlichen Abschluss des diesjährigen Party.San im Zelt, wo sich dem Anlass entsprechend auch reichlich Volk einfindet.
Wer nun erwartet, hier eine Song-für-Song-Besprechung dieser Verthrashung vorzufinden, kennt entweder die Biervorräte des Legacy-Standes nicht (Danke, danke, danke – rülps!), oder hat bisher noch kein Tankard-Konzert gesehen. Es gibt natürlich auch heute wieder klassischen, meist pfeilschnellen Metal mit alkoholzentrierten Texten – von Gerres Wampe bis “Die With A Beer In Your Hand” die volle Bedienung für volle Bediente, and then some.
Für den Autor ist allerdings nach etwa der Hälfte des Gigs Schluss – irgendwann muss man ja auch mal schlafen. An dieser Stelle daher ein dickes Lob und tausendfach hallendes “Danke!” an alle Beteiligten, die das PSOA zu dem machen, was es ist: Das derzeit geilste Festival auf deutschem Boden. Skol! [rs]


Fazit:

Alles in allem kann man also von einem gelungenen Party.San sprechen und den Machern weiterhin viel Erfolg wünschen. Preise, Örtlichkeit und Angebot (sowohl Bands, als auch Essen und andere Verkaufsartikel betreffend) waren einfach top!
Um auf die leidige Nazi-Problematik zu kommen: Im Nachhinein haben sich im Forum des Festivals einige Besucher über angeblichen Rechtsrock, Schlägereien und Hitlergrüße beschwert. Das hat von uns niemand mitbekommen, aber anwesend waren entsprechend gesinnte Personen durchaus, was an dieser Stelle einfach erwähnt sein soll.
Was die sanitären Einrichtungen betrifft, gab es zwar keine Spülklos, aber die Dixis waren eigentlich meistens in einem recht guten Zustand. Nur bei den Duschen musste man (vor allem frau) ziemlich lange anstehen, gab es doch nur vier Duschen pro Geschlecht. Außerdem schienen das Festivalgelände, der Einlass und vor allem das Zelt am Donnerstag für die Menge an Besuchern an ihre Grenzen zu stoßen. Hier wären, sollte die Zahl der Gäste weiter steigen, Vergrößerungen nötig.
Der letzte Appell richtet sich jedoch nicht an die Veranstalter, sondern an die Besucher - diese waren zu einem großen Teil recht sympathisch und man konnte mit einigen Leuten einen netten Plausch halten. Nichtsdestotrotz sind die Müllsäcke dazu da, um mit Müll gefüllt zu werden und nicht um sie zusammen mit dem Müll großflächig in der Landschaft zu verteilen. Des Weiteren war es auch sicherlich unnötig die Jägerhochsitze am Waldrand umzuwerfen… [se]

Neben dem tollen Billing, bei dem der Underground ebenso vertreten ist wie die bewährten Knüppelbands von Rang und Namen, sorgte auch die wiederum astreine Organisation des Festivals für ein sehr angenehmes Wochenende, bei dem es viel Neues zu entdecken und Klassiker zu feiern gibt. Schon allein die Tatsache, dass in der Regel alle Bands, unabhängig vom Bekanntheitsgrad, die gleiche Spielzeit abbekommen zeigt, dass man wirklich bemüht und gewillt ist jeder Band ihre Chance zu geben. Ebenso fair ist das Ein-Bühnen-Prinzip, so dass man keine Kompromisse eingehen muss und sich, wenn man gewillt und mit Durchhaltevermögen gesegnet ist, wirklich jede Band ansehen kann, was ebenfalls den weniger bekannten Bands mehr Gehör verschafft.
Sehr schön anzusehen ist auch die unglaublich große Anzahl an Ständen, unter denen sich viele Underground-Versandhäuser und -Plattenfirmen tummeln, was Sammlern, die auf der Suche nach ganz besonderen und seltenen Stücken sind, besonders entgegenkommt. Man kann quasi Stunden damit verbringen die Stände zu durchforsten und somit auch so manche Umbaupause oder weniger gefällige Band getrost wegstecken.
Auf dem übersichtlichen Festivalgelände, das im Übrigen leicht abschüssig in Richtung Bühne verläuft, was für eine immer gute Sicht sorgt, ist zusammengefasst, was zusammen gehört. Die Versorgung mit Nahrhaftem übernimmt auch dieses Jahr wieder die Cateringfirma Nagel Food, die an nur einem Stand eine wirklich gute Auswahl zu vergleichsweise günstigen Preisen in guter Qualität anbietet. Einziges Manko: manchmal scheinen die Speisen doch etwas salzig, aber man will ja schließlich auch Getränke verkaufen.
Abschließend sollen als Anreiz für einen nächstjährigen Besuch noch Folgende kuriosen Dinge erwähnt sein, die die kreative Eigeninitiative sehr intelligenter Menschen hervorgebracht hat: „Human Bowling“, organisiertes Trommeln auf Fässchen und sonstigen metallischen Gegenständen, die Aktion „Saufen gegen Burzum - außerdem dem Varg sein Löffel“, Melonenköpfe mit Hut und Zigarette, Feldleichen und allerhand weiteres abgefahrenes Zeug.
Man sieht sich nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: „Holiday in Hell“. [pb]

Fotos 1-10 von Christian, der Rest von Yvonne

Bildergalerie

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