Negative + Jann Wilde & Rose Avenue

Negative + Jann Wilde & Rose Avenue

Negative
Bochum, Zeche
09.11.2006
Ein Abend, der ganz unter dem Motto „dedicated to the extreme gayness“ steht, liegt an diesem kalten Donnerstagabend vor mir. Nachdem ich Anfang des Jahres NEGATIVE als Support der beiden Totalausfälle HIM und The Rasmus gesehen hatte, wollte ich es mir doch nicht nehmen lassen, ne Headlinertour der Finnen in kleinerem Ambiente zu besuchen.

Und siehe da, welch ein Wunder, die Zeche in Bochum wurde renoviert und hat jetzt viel weniger Abbruch Charme wie früher, dafür aber einen schmucken neuen Eingang. Das fängt ja schon mal gut an! Dass heute das Verhältnis Männlein:Weiblein etwa 1:10 ist, stört mich auch nicht besonders, auch wenn es eher wenig für die Augen gibt, es sei denn man will mal wieder eine JVA von innen betrachten. NEGATIVE ziehen ganz schön viele Plüsch Mädels an, aber das war auch zu erwarten. Jedenfalls benehmen sich die Tanten besser als der miese Pöbel beim Bullet For My Valentine Konzert letzte Woche.

„Alte Scheiße, was sind das für geile Rockschweine!“ ist der erste Kommentar, den ich von einer mitgereisten Kollegin höre, als wir nach anderthalb Stunden NEGATIVE wieder im Auto sitzen. Recht hat sie! Wie auch schon vor einigen Monaten ziehen die sechs Nordlichter eine absolut geile Glam Rock Show ab, die man aufgrund des beschissenen Images, des teilweise sehr peinlichen Publikums und der glatt polierten CDs nie und nimmer vermuten würde. Diese Kerle sind eine reine Liveband und mit massiver Spielfreude gesegnet. Von Routine oder Tourmüdigkeit ist jedenfalls nichts zu sehen. Jonne Aaron überzeugt durch große Posen und seine ausdrucksstarke Röhre, und die Gitarristen (ein Streifenhörnchen und eine Reinkarnation von Slash) brettern los, als gebe es kein Morgen mehr. Klar, NEGATIVE sind schon irgendwie sehr speziell und haben auch für meinen Geschmack etwas zu viele balladeske Parts in ihrer Musik, aber trotzdem weiß die Band, wie man fett nach vorne rockt.
Die Songs der neuen Platte „Anorectic“ zünden mindestens genauso gut wie die Kracher des letzten Albums, von denen der vermeintliche Überhit „The Moment Of Our Love“ schon sehr früh im Set gespielt wird – das hat Klasse. Schön auch das Neil Young Cover „My My / Hey Hey (Out Of The Blue)“, wobei ich vermutlich der einzige in der Halle (außer der Band) bin, der das Original noch kennt.
Für knappe 20 Euro bekam man also nen sehr unterhaltsamen Abend geboten, der zwar mit Metal wenig bis gar nichts zu tun hatte, aber trotzdem einen guten Platz in meiner diesjährigen Konzertrangliste einnehmen wird.

Über die Vorband JANN WILDE & ROSE AVENUE verliere ich an dieser Stelle nur wenige Worte, dann die waren echt mal schwach. Kein Blast, keine Beatdowns, ja nicht mal Rock. Dafür ein betont gayer Sänger mit Tokio-Hotel-Bill-Gedächtnisfrisur, schwülen Posen und einem weißen Strampelanzug, der bis zum Bauchnabel aufgeschlitzt war. Ein Angriff sowohl auf den guten Geschmack als auch die Heterosexualität. Bitte kommt nie wieder!
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