Týr Hollenthon Alestorm & Svartsot

Týr, Hollenthon, Alestorm & Svartsot

AlestormHollenthonSvartsotTýr
Wien, Szene
17.10.2008
Getreu dem Motto „besser spät als früh“ machte ich mich eines spätherbstlichen Samstag Nachmittages (es sollte sich erweisen, dass man den Text an diesem nicht zu Ende schreiben konnte) an die Verfassung des Märchens unserer Vorfahren, an dem ich mithilfe einer als Eintrittskarte erscheinenden Fabelzeitmaschine Teil haben durfte. Eines Nachts pilgerten sie, stolz und tapfer, auf das Schlachtfeld der Verheißung, um den Feind, der sich meist als normaler Mensch ausgab, den Gar aus zu machen.

Als sie sich durch taktisches Vorrücken im Gemeinschaftssaal des Drachens, den sie geschickt als Szene Wien tarnten, ihre Pläne schmiedeten, die Schwerter gezückt, lechzend nach Blut, kamen plötzlich die Götter selbst aus Walhalla herab, um ihnen eine Kostprobe ihrer recht neuen Band zu geben. SVARTSOT nannten sie sich und kämpften sich mit Äxten und Met im Blut direkt in das Herz eines jeden eingefleischten Paganen – und obwohl die Schlachtenstimmung noch nicht den Höhepunkt erreicht hatte, so war die Meute doch innerlich erfreut, sich bei den Kampfeshymnen auf die Schlacht vorzubereiten. Da störte sich auch kaum ein tapferer Krieger daran, dass selbige recht einfach gestrickt waren, zumal man so doch erst wirklich mitgrölen konnte.

Doch nun war es an ALESTORM, den Boden zum Beben und die Menge zum Kriegspielen zu bringen. Ich muss sagen, dass mich, trotz des allgemein tollen Aufgebots, doch diese Troubadure am meisten faszinierten. Keine Kehle bleib trocken, wenn sich der Kommandant einen Schluck Whiskey (Captain Morgan, selbstverständlich) genehmigte oder von den schönsten Tavernen und Vollfetzen erzählte. Die Meute jauchzte und feierte die freundliche Kapelle, deren Oberhaupt man sich auch gut und gerne auf dem einen oder anderen Piratenschiff oder unter einer netten Brücke vorstellen könnte. So war es dann auch kein Wunder, dass bei schmissigeren Nummern wie „The Huntmaster“ die Körper aneinander schlugen und eine so genannte „Haugrube“ nicht lange auf sich warten ließ. Generell nutzten die tapferen Krieger, teilweise schon von Gerstensaft und Honigwein beflügelt, jede Gelegenheit, um ihre Kräfte zu messen und zur Schau zu stellen.

Schon etwas mitgenommen unterhielt man sich in der kurzen Pause angenehm, während zwei tapfere Ritter, einer davon euer treuer Sekretär, sich zu ihrer Schatztruhe aufmachten, um ein wenig Gold zu holen. Das Ziel dieser Aktion war ohne Zweifel die Rüstungsverbesserung, da die schottischen Barden von ALESTORM Qualitätsware zu gutem Preis feilboten.

Doch die Suche gestaltete sich lang, kräfteraubend und, mangels Gefährten, auch sehr gefährlich! Schlussendlich schafften es die beiden Protagonisten aber doch noch, mit leichter Verspätung HOLLENTHON zu begutachten. Diese waren schon ehrlicher zu den lauschenden und im positiven Sinne Kopf schüttelnden Normannen und bereiteten sie akustisch mit ein paar Höllentönen schon auf den Tod im Kampf vor. Mit vollen Hosen ist aber auch bekanntlich leicht stinken, da besagte Vaganten sich um Sachen dieser Art keine Sorgen zu machen brauchten: Ihre körperlichen Staturen reichten von „stählern“ bis „antikes, übertriebenes Götterbild“. So verwunderte es euren liebenswerten Aufzeichner auch, dass diese Ansammlung langhaariger Schulterpaare nebeneinander Platz auf der Bühne fand.
Die musikalische Mischung sprach teilweise sehr an – sie bestand aus einem Mix von, wie schon erwähnt, äußerst bösen, schwarzen und stampfend-festlichen Paganteilen, auch die Struktur war ein bisschen komplexer als die der vorigen Kapellen.

Als TYR danach an der Reihe waren, sackte die Stimmung jedoch ziemlich in sich zusammen. Obwohl es einigen (wie zum Beispiel meinem treuen Reisebegleiter) wirklich gefiel, konnten viele (wie zum Beispiel der treue Reisebegleiter meines Reisebegleiters) das ein oder andere Gähnen nicht mehr unterdrücken und waren recht motiviert, von Dannen zu ziehen.

Und doch muss ich ein ganz großes Lob an TYR aussprechen: Sie brachten ihre Message, „give peace a chance“, ganz klar herüber und konnten die einst blutrünstige Barbarenmenge davon überzeugen, dass Schlachten und Krieg auf Dauer doch ziemlich ermüdend sind. Der Berichterstatter und sein Kumpan mussten zwar schon früher gehen, da ihnen sonst das letzte Pferd in ihr Heimatdorf weggelaufen wäre, bekamen aber doch noch mit, dass durch die tapfere Leistung von TYR der Krieg verhindert, ihnen der Nobelpreis verliehen wurde, die Neuzeit angebrochen war, Obama gewählt wurde und Change happened.

Fazit: Es war ein sehr gemütliches Konzert und ganz im vorvorweihnachtlichen Sinne. Auch das Treffen des echten (!) Captain Jack Sparrows, Xenas und eines echten Schotten, der mich darüber aufklärte, dass Alestorm gar keine Schotten sind und er daher über sie herziehen könne, wie er wolle, peppte diesen Abend weiter auf. Die Atmosphäre und die dargebotene Kampfesminne war, bis auf TYR, sehr nett und lediglich der Preis von 22€ VVK / 25€ AK war ein wenig übertrieben.

Aber was tut man nicht alles für die Mythologie?

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