Satyricon Shining Dark Fortress & Posthum

Satyricon, Shining, Dark Fortress & Posthum

Dark FortressPosthumSatyriconShining
Glauchau, Alte Spinnerei
18.12.2009
Ein schöner verschneiter Freitagabend, da nimmt man doch gerne mal eine zweistündige Autofahrt bei -15 Grad in Kauf, um die mächtigen SATYRICON im fernen Glauchau bei ihrem letzten Konzert für die nächste Zeit zu beäugen, zumal sie sich ja gar illustre Gesellen an Bord geholt haben. Erfreulich ist auch, dass im hinteren Teil des Autos von Onkel Enrico keine Fußwärme entsteht, sodass meine unteren Gliedmaßen langsam aber sicher dem Kältetod entgegenschlittern, während mein Oberkörper an Überhitzung leidet, aber wir wollen mal nicht zu viel meckern, das wäre dann fast nicht mehr Metal!

Die Norweger POSTHUM spielen bereits bei unserem Eintreffen, doch scheinbar erst seit ein paar Minuten, Glück gehabt. Schnell die Treppen hoch, um so möglichst gute Aussicht von den oberen Balkonen der Spinnerei zu haben. Knarzig, rockiger Black Metal dröhnt aus den Boxen und dieser weiß durchaus zu gefallen, allerdings wirken weder Band noch Zuschauer besonders enthusiastisch. Die Halle ist einigermaßen gut gefüllt zu diesem Zeitpunkt, aber nach vorne trauen sich nur die ganz Mutigen. Nach einer knappen halben Stunde ist Feierabend, die Stecker werden gezogen und die Musiker verschwinden eilig von der Bühne. Jubel: Fehlanzeige!

Die Vorfreude wächst, denn DARK FORTRESS treten gleich auf und hoffentlich auch Arsch! Auf Scheibe gefallen mir die Jungs eigentlich ganz gut, doch nun ist es an der Zeit, mir zu beweisen, dass sie auch live einiges auf Kirsche haben. In fades Licht und Nebel gehüllt, betreten DARK FORTRESS die Bühne und legen bei angenehmer Lautstärke und einigermaßen ausgewogenem Sound los. Schön zurechtgemacht und aufgetakelt hauen sie in die Vollen, allerdings ist nach drei Songs die Luft raus, denn die Atmosphäre, die auf ihren CDs versprüht wird, verfliegt hier im Nu. Woran liegt das? Ganz einfach, alle Songs klingen viel zu gleichmäßig, man denkt ständig, dass das Lied doch gerade schon gespielt wurde. Sichtlich enttäuscht ziehe ich mich wieder auf die Balkonebene zurück, um dort grimmig mein Bier zu schlürfen. Mit dem Rücken zur Band versteht sich! Dem Rest des Auditoriums scheint es allerdings ganz gut zu gefallen und so ernten die Landshuter wehende Mähnen und reichlich Applaus.

Können SHINING mit ihrer suizidalen Knutsch- Kotz- Show da mehr überzeugen? Nach einer kurzen Umbaupause betreten Kvarforth und seine Crew die Bühne. Ein Schluck aus der obligatorischen Whiskeyflasche und los geht's. Niklas leidet, wimmert und krächzt ins Mikro, während der Rest der Band den Soundtrack zum Ableben spielt. Musikalisch unbestritten eine feine Sache, allerdings fehlt heute der Saft, man merkt den Musikern an, dass sie nach einer langen Tour eher im heimischen Bett schlafen wollen, als die angereisten Metaller in Glauchau zu belustigen. Monsieur Borderline ist auch auffällig zurückhaltend, nur ein paar Kippen auf dem Oberkörper zerdrücken und den Bassisten ablecken. Kann das alles sein? So unterhält man doch kein nach Sensationen geiferndes Publikum. Kein Wunder, dass nach dem letzten Song kaum Applaus gespendet wird. Ich sage es noch einmal: Hört euch lieber eine Shining- CD im heimischen Wohnzimmer an, denn die Band vermag es nicht ansatzweise die morbide Atmosphäre auf die Bühne zu transportieren.

Spätestens jetzt ist egal, wie die Vorbands waren, denn man merkt ganz deutlich, weshalb der Schuppen hier so voll ist. SATYRICON sind in da house, um genau zu sein Frost, sagt zumindest Satyr, nachdem er die Bühne als letzter seiner Mitstreiter erklimmt: ''Glauchau, Frost is in the house!'' Na dann kann es ja losgehen, wenn der Meister es sagt. Die Setlist ist hinlänglich bekannt und dennoch schaffen es SATYRICON auf ihre unnachahmliche Art, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und der Funke springt sofort über. Die Norweger brauchen keine Warmlaufphase, hier geht alles von Anfang an steil. Satyr klemmt erhaben hinter seinem diabolischen Mikroständer und dirigiert das Publikum, dieses wiederum gehorcht brav, geht ab, streckt die Hörner in die Luft und singt wie im Fußballstadion mit. Feine Sache. Ich kann mich nicht lange auf meinen Fotoposten am Rand halten, packe die Kamera ein und klinke mich in die Arme meines Kollegen Enrico ein und lasse mich mal so richtig gehen. So geht das dann ungefähr anderthalb Stunden munter weiter, das Stimmungsbarometer ständig am oberen Limit. Selbst nachdem man die Band mehrmals gesehen hat, bleibt festzustellen, dass sie es immer wieder schaffen, einem den Arsch zu versohlen, undzwar mächtig. Was darf nicht fehlen? Genau, das abschließende 'Mother North', welches das Publikum wieder einsingen muss und wer macht da nicht gerne mit?! Dann ist aber wirklich Schluss und die Herren und Damen Musikanten machen brav eine Verneigung und verschwinden dann endgültig von den Brettern. Volltreffer!

Setlist SATYRICON
01. Possessed
02. The Wolfpack
03. Now, Diabolical
04. Du Some Hater Gud
05. Black Crow On A Tombstone
06. A New Enemy
07. My Skin Is Cold
08. To The Mountains
09. Last Man Standing
10. The Pentagram Burns
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11. K.I.N.G.
12. Fuel For Hatred
13. Mother North

Es bleibt festzuhalten, dass an diesem Abend eigentlich nur SATYRICON richtig überzeugten und dass gegen eine solch souveräne Band kaum jemand anstinken kann, eigentlich niemand. Die Krönung kommt allerdings nach dem Konzert, denn mir wird die Ehre zuteil, die Herren Satyr und Frost backstage für ein kurzes Fotoknipsen zu treffen. Ich stellte noch Fragen, die ich aber auch gleich im Anschluss wieder vergessen hatte, die Antworten sowieso. Frost wirkte wie ne außerirdische Wachsfigur ohne jegliche Mimik und Satyr einfach nur cool. Schaut euch die Bilder an und ihr wisst, was ich meine.

Es wird eine Weile dauern, bis wir die Düsterheimer wieder live erleben dürfen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es dann nicht wieder so furios wird wie im Jahre 2009!

Bildergalerie

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