Party.San Open Air 2010

Party.San Open Air 2010

Party.San Open Air 2010 - 12.08.2010 - Bad Berka
Bad Berka
12.08.2010
Und jährlich grüßt das Party.San. Schon im Vorfeld kündigen freudige Regenfälle ein Festival der besonderen Art an und alle Befürchtungen oder Erwartungen werden noch übertroffen. Das stellt die Veranstalter natürlich auf eine harte Probe. Viele sind der Meinung, dass man die Schlammschlacht um Bad Berka aus dem Jahr 2007 um Längen übertrifft, ein Abbruch des Festivals scheint hinter den Kulissen allgegenwärtig. Aber die Crew kapituliert nicht und die Besucher schon gleich gar nicht. Die Karre versinkt gemütlich im Matsch, der Schlafplatz im Zelt erreicht den Komfort eines Wasserbetts und wenigstens kriegt man einmal keinen Sonnenbrand. Wir sind startklar, also Schlamm drüber!

DONNERSTAG

MERRIMACK bringen mich schon beim Entern der Bühne ins Grübeln. Nachdem ich auf KETZER dankbar verzichtet hatte also richtig Black Metal mit Corpsepaint und etwas wenig Reaktion im Publikum. Teilweise hört man grobe Schnitzer im Zusammenspiel raus, an anderen Passagen weiß mich die Musik zu überzeugen. Ich komme aber wohl nie über meine Eigenart hinaus, bei neu entdecktem Black Metal erstmal in eine CD reinzuhören und erst danach einen Auftritt zu sehen, um mir ein wenigstens gutes Urteil zu bilden. Genau so ist es hier, ich müsste es auf Platte hören, live wirkt das viel zu steif. [mbo]

Das Bandmotto von DEVOURMENT lautet ‘‘Stumpf ist Trumpf‘‘ und so rödelt die gut geölte Maschinerie die Köpfe platt. Das bietet zwar kurzzeitig Spaß und sicher kann man sich auch bei Songs wie ‘‘Baby Killer‘‘ ein debiles Grinsen nicht verkneifen, aber mal ganz ehrlich: Wen will man damit längerfristig beeindrucken? Mich nicht, dafür aber schon eine beachtliche Menge Menschen, die kopfwackelnd dem Treiben beiwohnt. [ph]

MONSTROSITY, das erste Schwergewicht dieses Festivals. Leider bin ich ungefähr während der Hälfte des Gigs noch zu Fuß durch den Schlamm unterwegs, da war der Laufweg im Jahr zuvor deutlich leichter und unbeschwerter. Der Groove packt mich aber schon beim Gehen und mit beschleunigtem Gang lande ich endlich vor der Bühne und kriege noch genau 3 Songs ab. Die sind wirklich klasse, aber ich bin doch etwas sauer auf mich, weil ich zu spät kam. Unverzeihlich und ich denke jeder in meiner Situation würde sich da in den Allerwertesten beißen wollen. [mbo]

Lieber Matthias, sei nicht zu sehr sauer auf dich, denn MONSTROSITY bieten zwar sehr gute Hausmannskost, allerdings habe ich mir schon etwas mehr Mächtigkeit erhofft. Die Amis spielen tight, keine Frage, aber man fühlt sich nicht motiviert, das Haupthaar kreisen zu lassen. Es bleibt beim einfachen Mitnicken!

Komisch, ich scheine einer der wenigen zu sein, die Gefallen an dem Dargebotenen von THE DEVIL’S BLOOD finden. Der Großteil der Anwesenden wartet wohl nur, um bei den folgenden WATAIN einen guten Standplatz zu erwischen, denn Feuer und umgedrehte Kreuze wollen aus der Nähe betrachtet werden. THE DEVIL’S BLOOD passen einfach nicht auf das Festival, dennoch erfreue ich mich kurzzeitig an der psychedelischen Rockmucke, die wohl einigen Black-Hardlinern sauer aufstößt! [ph]

Da der Weg zum Zeltplatz zu weit und wie gesagt zu schlammig ist, entschließt man sich, bei Pommes und Bier aus viel Distanz und ohne Sicht THE DEVIL’S BLOOD im Hintergrund zu genießen. Wir merken bald, dass immer mehr Leute in unsere Richtung stürmen und sich etwas über die Musik wundern. Ich glaube, aufgrund technischer Probleme kommen am Schluss gerade mal vier, fünf Songs raus und die Zeit dazwischen wird so überbrückt, dass man wirklich fast jedem die Lust raubt. Einschließlich mir, macht aber nix weil....

… dann mein Highlight folgt. Die Roadies sind schon eifrig dabei, die Bühne mit allem möglichen Zeugs zuzustellen (Kerzen, Fackeln, Banner, umgedrehte Kreuze, entflammbare Dreizacke...) und die Spannung steigt. Natürlich lässt sich der erste Headliner schön Zeit, zudem haben THE DEVILS BLOOD zuvor gnadenlos mit einer Mischung aus nachträglichem Soundcheck und so etwas wie einem Song überzogen. Endlich geht's dann mal los und es gibt leider durchaus Sachen, die stören: Am Anfang noch viel zu lange Pausen zwischen den Songs und eine Ansprache und Schweigeminute für Jon Nödtveidt, dessen Todestag sich zum vierten Mal jährt, kommen beim Publikum gar nicht gut an. Aber ab der Hälfte des Gigs sind die Pausen nach den Songs auch nicht mehr so lähmend lang und außerdem entschädigen geil gezockte Hits wie „Sworn To The Dark“, „Legions Of The Black Light“, das etwas langsamere „I Am The Earth“ und natürlich Frischware vom neuen Album voll für die kleinen nervigen Sachen. Als die Spielzeit von einer Stunde in etwa rum ist, bereiten sich WATAIN noch für einen Song vor und beim Erklingen des Gitarrenintros bin ich wie von Sinnen: „Waters Of Ain“ - der fast viertelstündige Rausschmeißer von „Lawless Darkness“. Für den Song kommt auch noch ein Roadie auf die Bühne, um die dritte Gitarre zu übernehmen und sein Solopart am Ende scheint sogar deutlich sauberer gespielt als alle anderen zuvor. Geil! [mbo]

Die so sehr angepriesenen WATAIN sind also der Headliner am Donnerstag des diesjährigen Party.Sans. Ich bin gespannt, denn ich bin bisher noch nicht in den Genuss gekommen, die Schweden live zu beäugen. Viel Tamtam machen sie ja: Feuer, Blut und umgedrehte Kreuze, kennt man ja. Wie steht es nun um die musikalischen Ergüsse, die sie auf die wartenden Massen losschleudern? Die Fans scheinen begeistert, ich als Nörgelexperte bin nicht ganz überzeugt, und das hat Gründe: Die Kompositionen haben sicher Qualität, aber ellenlange Pausen zwischen den Songs nerven einfach nur. Jon Nödtveidt einen Song zu widmen, ist uncool und wirkt deplatziert. Insgesamt dennoch ein guter Gig, aber die Magie, die die Band angeblich ausströmen soll, ist heute überall, aber nicht in Bad Berka. [ph]

FREITAG

Der Freitag beginnt erstmal mit einer Portion Schlamm, dazu ein paar gegrillte Würstchen und Bier. Die Stiefel sind mittlerweile nicht mehr vom Boden zu unterscheiden und eine allgemeine Trägheit legt sich über ein paar Besucher. Während ich aber die Symptome meiner Faulenzeritis registriere, ist Philipp schon mitten im Schlammassel und schaut fleißig Bands. [mbo]

Eine Portion thrashiger Black Metal am frühen Nachmittag gefällig? Dann sind ONHEIL genau das richtige. Die Niederländer klingen zwar nicht innovativ, treten aber gut Arsch und haben eine Frische an sich, die dazu führt, dass die ersten Reihen abgehen und der Rest zumindest wach wird. Guter Start also in den Freitag und musikalisch durchaus auf einem Niveau, das sich sehen lassen kann. Von Melodie bis Uptempo-Geschredder ist hier für den Kuttenträger alles mit am Start.

Anschließend gibt es dann mächtig Zickenalarm auf der Bühne. Nein, es gibt keine halbnackten Weiber zu beglotzen, die sich mit Kunstblut bespucken, wir sind ja hier schließlich nicht in Wacken. MILKING THE GOATMACHINE heißen die netten Herrschaften, die sich Ziegenbockmasken ins Gesicht stülpen und eine Menge Spaß inne Backen haben. Musikalisch geht das Spektakel auch in Ordnung und die Massen vor der Bühne feiern die Band standesgemäß ab. Highlight der Show ist ‘‘Surf Goataragua‘‘. Wer das Original nicht kennt, bekommt jetzt auch keine Erklärung.

Die anschließend auftretenden Porngrinder von LIVIDITY haben die letzten beiden Platten lang nicht mehr überzeugen können, trotzdem hat ja jeder eine Chance verdient und deshalb schaue ich mir die Gurgelbande mal genauer an. Und siehe da, es geht doch noch. Es macht richtig Spaß Mr. Kibler und seinen Mumu-Suchtis beim grunzen, ballern und grooven zuzuschauen. Richtig erfrischend, Songs über das Zerstückeln von Frauen zu hören. Die Jungs sind aber auch fair zur Damenwelt, denn meistens werden diese ja im Anschluss noch beglückt. Wer will denn da schon kleinlich sein und sich beschweren?

Die lebensmüden Engelchen kommen als nächstes auf die Bretter, um die nach Bad Berka Angereisten mit ein wenig Thrash Metal zu entzücken und das klappt gar wunderbar. Natürlich schimmern an allen Ecken Altbekannte wie SLAYER durch, aber auf nem Festival mit nem Bierchen in der Hand interessiert das nicht, da kommt es nur auf das Party-Feeling an und das ist bei den SUICIDE ANGELS definitiv vorhanden. Kurzum: Nicht spektakulär, aber live passt’s! [ph]

SUICIDAL ANGELS sehe ich nun zum zweiten Mal und die teilweise doch durchschnittliche Musik ist auf der Bühne auch nur durchschnittlich zum Besten gegeben. Dennoch packt mich der Groove und lässt mich einige Songs lang nicht los. Aber am Ende hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Wer es beim Party.San tatsächlich schafft, so etwas wie einen Moshpit anzuzetteln, muss schon eine wirkliche Granate sein. Und SUIICIDAL ANGELS schaffen es nicht. [mbo]

Eigentlich mag ich ja Frickel-Death nicht sonderlich, dennoch lasse ich mich heute dazu hinreißen, die Überschallballerköppe von ORIGIN zu begutachten. Neusänger Mika macht sich recht gut und post auch mit seiner Schlabberzunge und der Pommesgabel vorbildlich rum. Der Rest der Mannschaft ist perfekt aufeinander abgestimmt und lässt ein Gewitter vom feinsten vom Stapel. Ich bin beeindruckt. Was Drummer John und Basser Mike an ihren Instrumenten veranstalten, ist kaum zu fassen, macht aber Spaß. Das Publikum ist auch hin und weg und spendet fleißig Applaus.

Eigentlich sollten jetzt OFERMOD spielen, aber die verspäten sich, also dann doch erst Death Metal aus dem Hohen Norden. Vor zwei Jahren auf dem Legacy-Festival habe ich die Schweden von DEMONICAL noch total abgefeiert, aber da war ich auch sturzbetrunken und konnte wohl nicht anders. Wie sieht es nun heute aus, wo ich erst ein Bier zu mir genommen habe? Zu meiner eigenen Enttäuschung muss ich feststellen, dass DEMONICAL ziemlich langweilig daherböllern. Es gibt kaum Abwechslung und somit gestaltet sich der Auftritt als öde vor dem Herrn.

OFERMOD lassen sich immer noch feiern, also müssen THE CROWN auf die Bühne, aber irgendwie scheint das anfangs kaum jemand mitzubekommen. Die Ansage bezüglich der Änderung der Running Order hat wohl kein Mensch vernommen. Nach und nach füllt sich der Platz vor der Bühne und die erneut zurückgekehrten Schweden braten dem Auditorium ordentlich eins vor den Latz. Der neue Mann am Mikro macht seine Sache auch sehr anständig, was aber auch nicht verwundert, denn er hört auf den Namen Jonas Stalhammar. Fazit: Rückkehr erfolgreich gelungen!

Und nun endlich OFERMOD! Die vermeintliche Vorfreude sinkt ganz schnell, denn die ebenfalls aus Schweden stammende Band beginnt ihren Auftritt etwas albern. Sänger Belfagor meint, in Mönchskutte auftreten zu müssen, und er braucht zudem einen schmucken Notenständer. Im Geringsten schmuck ist hingegen der dicke Gitarrist, der seinem Kollegen am Mikro wohl bei dem satanischen Ritual helfen muss. Die Musik entpuppt sich als einigermaßen gelungener Black Metal, allerdings ist der Klargesang unerträglich und die Show halt albern. Der nächste bitte!

Da sind ASPHYX schon ein ganz anderes Kaliber. Die spielen aber auch keinen Black Metal, sondern Old School Death Metal. Martin van Drunen ist gut drauf und peitscht das Publikum wie gewohnt mit seinen markigen Sprüchen an. Die liegen ihm sowieso zu Füßen und so wird gemeinschaftlich die Matte zu Songs wie ‘‘Death… The Brutal Way‘‘, ‘‘M.S. Bismarck‘‘ oder dem obligatorischen ‘‘The Rack‘‘ geschwungen. Die Band kann eigentlich nichts verkehrt machen. Die Songs sitzen, der Sound ist gut und die Stimmung ebenso.

Wer nun Bock auf ein urgewaltiges Death Metal Monstrum hat, der ist im verwüsteten Schlammfeld von Bad Berka an der richtigen Stelle. Es ist Zeit für die mächtigen DYING FETUS. Wer die drei Kerle aus Maryland kennt, der weiß, was einen erwartet, nämlich eine professionelle Show, bei der keinen Gefangenen genommen werden. Kein Schnickschnack, kein Feuer, kein Gepose, einfach nur auf die Fresse. Der Regen setzt wieder stärker ein, doch davon lässt man sich ja nicht unterkriegen. Einige Leute sind etwas angepisst, weil ich sie beim Bangen fast mit meinem aufgespannten Schirm erschlage. DYING FETUS kann in dieser Form einfach niemand aufhalten. Für mich der eigentliche Headliner des Festivals. [ph]

Wie so oft schaffen es DYING FETUS, sich vom obligatorischen Geheimtipp zum heimlichen Headliner eines Festivals zu mausern. Ich kann nichts anderes tun als dem Regenschirm knackenden Philipp recht zu geben - wer das verpasst ist selber Schuld! [mbo]

SARKE schenke ich mir, denn schon auf dem letztjährigen Wacken Open Air waren die nicht der Hammer. Dort haben sie übrigens nachts vor 300 Leuten im Zelt gespielt. Kult hin oder her, Nocturno Culto, bla bla, die Musik ist und bleibt unspektakulär. [ph]

AUTOPSY. Für mich definitiv der Knüller des Festivals. Deswegen habe ich mich mit längeren Schlafperioden vor dem Konzert schon mal bestens vorbereitet und stehe so gespannt wie die vielen Regenschirme nur wenige Meter von der Bühne entfernt. Als die Jungs endlich, nach über 20 Jahren, mal wieder eine europäische Bühne betreten, wird sofort klar wie motiviert sie an die Sache rangehen. Ein Intermezzo aus fiesem Gekeife, blutgerinnenden Rhythmusschlachten und herrlich dissonanten Gitarrenläufen lässt die durchnässten Klamotten schnell vergessen und die Hände weit in die Höhe strecken. Das überträgt sich auch schnell auf AUTOSPY, die sichtlich mit jedem Takt mehr Spaß an ihrem Auftritt haben. Setlist? Scheiß egal....bei dieser Stimmung darf sich die Band ruhig mal beraten, den falschen Song ansagen oder "Charred Remains" zweimal spielen. Das alles macht die Band nur sympathischer und unvergesslicher für die Zuhörer, die eher an eingeübte und improvisationslose Auftritte gewöhnt sind. [ms]

SAMSTAG

Samstag ist der Tag vor Sonntag.

UNDER THAT SPELL haben noch nicht allzu viele Auftritte hinter sich und das merkt man auch. Es ist immerhin mal etwas Abwechslung, hier eine Black Metal Band ohne aufwendige Schminke zu sehen. Die Norddeutschen beschränken sich bei ihrem Gig auf das Wichtigste: Gut spielen und so tun, als wären die 20 Leute (es ist immerhin noch 13 Uhr in der Früh) 2000. Die Jungs stehen größtenteils ziemlich angewurzelt da und die Ausflüge auf die andere Seite der Stage wirken etwas zögerlich und alles in allem unnötig. Senkrechtstarter sind sie nun mal nicht und man muss erst mal abwarten, wie es sich entwickelt, und dann kann man in zwei, drei Jahren auch mal ein paar Stunden später auf einem Festival spielen. Die Mukke ist trotzdem vom Feinsten und mein Eindruck vom Debütalbum wird bestätigt. [mbo]

TRIBULATION hauen einen zwar nicht vom Hocker, aber sie machen ihre Sachen schon mehr als anständig. Was allerdings irritierend ist, ist die Tatsache, dass die gesamte Truppe aussieht wie aus einem 80er Jahre CINDERELLA Video. Naja, vielleicht nicht soooo gruselig, aber irgendwie schon sehr Hair Metal-artig. Insgesamt eine ordentliche, aber nicht besonders spektakuläre Death / Black Metal-Vorstellung. [ph]

Nach einem schnellen Reinschnuppern in die Songs auf der Myspace-Seite wurde ich auch auf GHOST BRIGADE aufmerksam und will sie dringendst sehen. Mein launischer Begleiter quittiert das mit einem höhnischen Grinsen, aber ich stelle mich unbeeindruckt vor die Bühne. Beim zweiten Song beschließen wir in stillem Einvernehmen, dass der Grill auf dem Zeltplatz verlockender ist. Bei hellem Tageslicht auf einem Extreme / Death Metal Festival ist es schon schwer für eine etwas tiefsinnigere und melancholische Kombo. [mbo]

Ein bisschen Blasphemie schadet nie, von daher ist es an der Zeit ein wenig DESASTER zu veranstalten. Immer wieder gern gesehene Gäste auf jedem Festival, denn DESASTER machen einfach tierisch Spaß. Die Musik ist partytauglich, das Gepose weltmeisterlich und herrlich anzuschauen und die Band stahlt einfach eine unglaubliche Freude aus. Wenn man dann dabei noch ein leckeres Bierchen schlürfen kann, scheint die Welt für einen Wimpernschlag der Geschichte wieder gerecht zu sein.

VARG malen sich rot und schwarz an, singen martialisch über Ehre und dergleichen und haben Fackeln auf der Bühne. Später müssen die Bandmitglieder ihren Bus backstage durch den Schlamm schieben, was zehnmal spannender ist, als dem Treiben auf der Bühne zuzuschauen. VARG sind doof! [ph]

Bisschen Frickel-Death gefällig? Dann ist NECROPHAGIST genau das Richtige. Diese teilweise unmöglichen Songs so fehlerfrei runterzubrettern ist wirklich phänomenal. In puncto Party und gute Laune ist man hier nicht an der ersten Adresse, aber eigentlich will ja jeder nur mit offener Kinnlade diesen Freaks beim Zocken zusehen und beeindruckt auf den Latschen kauen. [mbo]

Was soll man noch großartig zu den Urvätern des Grindcore sagen? NAPALM DEATH sind schlicht und ergreifend ne Bank. Shane ‘‘Tonsur‘‘ Embury lässt den Bass brummen und Barney brüllt wie angestochen ins Mikro. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Material neu oder alt ist, denn für Groove und Raserei ist immer Platz in den Kompositionen der alten Männer. Nach ca. einer halben Stunde geht Barney erst zu Drummer Danny Herrera, dann zu Gitarrist Mitch Harris und tuschelt mit beiden. Anschließend kommt die Erklärung: Barney meint, dass sie die Songs wohl zu schnell gespielt hätten und deshalb plötzlich noch zehn Minuten übrig sind. Spitze, dann gibt es noch ein paar Songs auf die Rübe. Gut gemacht!

Als wäre das noch nicht genug Getrümmer gewesen, kommen nun Frank Mullen und seine wildgewordenen Gesellen ins Scheinwerferlicht und werden euphorisch empfangen. Herr Mullen wirbelt einmal mit der Handkante rum und schon kreisen die Matten. Perfektion bis ins kleinste Detail, das ist es, was man bei einer SUFFOCATION-Show geboten bekommt. Zum Glück ist es Perfektion, die leidenschaftlich und voller Hingabe dargeboten wird. Wer hier stillsteht und / oder nicht zumindest mit dem Kopf mitwackelt, dem ist nicht zu helfen! Im Gegensatz zur letzten Tour wurde dieses Mal sogar die großartige ‘‘Despise The Sun‘‘-EP bedacht, und zwar mit dem Kracher ‘‘Funeral Inception‘‘. Ein Fest für Ohren und Augen.

Die Reihen lichten sich ein wenig, denn die meisten Besucher brauchen entweder eine kleine Verschnaufpause nach all dem Krach oder sie können mit LOCK UP nicht viel anfangen. Schade eigentlich, denn wer bleibt, bekommt eine knallharte und extrem fette Grindshow geboten. Tompa Lindberg quält seine Stimme und das Mikro, Shane Embury darf heut gleich ein zweites Mal ran und Drumberserker Nick Barker zerberstet die Kessel, dass es eine Freude ist. Ein Dauergrinsen macht sich auf meinen Lippen breit, denn so und nicht anders muss das klingen. Dem verstorbenen Jesse Pintado werden noch zwei Songs gewidmet, und zwar zwei TERRORIZER-Nummern, eine davon ist der Oberknaller ‘‘Fear Of Napalm‘‘, der einen durch den fetten Groove zwingt, die Rübe in Wallung zu bringen. Ich bin begeistert!

Können die Könige des Death Metal nach diesem Gewitter ihre Krone unbeschadet aufbehalten? George ‘‘Nacken‘‘ Fisher ist nach wie vor der schnellste Propeller in menschlicher Erscheinung, den dieser Planet jemals gesehen hat. Die Anderen geben natürlich auch ordentlich Gas und spielen alles perfekt, aber CANNIBAL CORPSE hauen einen einfach nicht mehr um. Klar, man bekommt ne Tracht Prügel und darüber sollte man sich auch freuen, aber wahre Begeisterungsstürme bleiben aus. Die Ansagen sind auch immer die gleichen. CANNIBAL CORPSE sind zu öde für mich nach einem solchen Tag und deshalb gehe ich ein Bierchen im Backstagebereich trinken und schaue Mr. Danny Lilker zu, wie er seine geschätzte achtzigste Tüte raucht. Auch so kann ein Festival enden! [ph]

Am Ende bleibt der Crew und den Helfern, die eine Kutsche nach der anderen aus der Suppe gezogen haben, ein dickes Danke und Respekt auszusprechen. Natürlich lief vieles alles andere als optimal, aber in einer solchen Ausnahmesituation verzeiht man kleinere Mängel in der Organisation viel schneller. Was nehmen wir dieses Jahr aus Bad Berka mit? Vielleicht die ein oder andere Neuentdeckung, eine wieder einmal schöne Zeit. Natürlich wieder das gute Bier zum superfairen Preis, gutes bezahlbares Essen sowieso und Dreck. Dieses Jahr nehmen wir sehr viel Dreck aus Bad Berka mit nach Hause. [mbo]

Schriftvollzug: Philipp Halling, Matthias Salomon, Matthias Bock
Fotos: Enrico Ahlig, Philipp Halling
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Enrico ‘‘Die Hose‘‘ Ahlig für die fotografische Unterstützung im Schlammepizentrum Bad Berka!

Bildergalerie

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