Totenmond Doom Division Eisenvater

Totenmond, Doom Division, Eisenvater

Doom DivisionTotenmond
Leipzig, Moritzbastei
03.09.2010
100 größere und kleinere Konzerte. 100 aber in jedem Fall zutiefst metallische Abende in Leipzig. 100 mal Scheddel! Das sollte doch einfach gefeiert werden, oder? Aber nein, man gibt sich betont bescheiden. Neben ein paar gratis in die Menge geworfenen Shirts symbolisiert gerade mal eine einsame Kerze am Bühnenrand das Jubiläum. Das ist sicherlich auch als Reminiszenz an den verstorbenen Gründer dieser Veranstaltung gedacht, der im Laufe der Jahre stets am Konzept 3-4 Bands pro Abend festhielt und dabei lediglich die Location und die Anzahl der Zuschauer variieren ließ.

Somit bleibt sich auch die hundertste Runde treu und präsentiert uns heute ein doomig-krachiges Dreierpack. EISENVATER aus Hamburg geben sich dabei aber unerwartet schüchtern. Teils vollkommen in wabernden Nebel gehüllt, versteckt sich die Band hinter ihren Instrumenten und scheinbar auch vor dem Publikum. Ihr progressiver, rockig-metallischer Sound kommt zu großen Teilen fast nur instrumental daher. Die Band suhlt sich in ihren eigenen Soundcollagen, spielt mit dem Tempo, verfängt sich gelegentlich im eigenen Labyrinth, scheint sich dort dann aber durchaus wohl zu fühlen. Es dauert eine ganze Weile, bis sich der Nebel enthüllt und der Sänger das Mikro malträtiert. Sicher Geschmackssache, aber auf die rausgewürgten deutschen Gesangsbrocken hätte man auch verzichten können. Eigenartige Musik einer eigenartigen Band, für eine Party leider nur bedingt geeignet.

Zu DOOM DIVISION habe ich vor gut eineinhalb Jahren vermerkt, dass man die Band im Auge behalten sollte. Am heutigen Abend gibt es ehrlicherweise keine Überraschungen, es sei denn, man zieht die Tatsache heran, dass die Stuttgarter es immer noch drauf haben. Unverwüstlich zocken sie ihren doomig-corigen Stoner Rock, animieren das Publikum wie von selbst zur sportlichen Betätigung, wobei für manchen selbst das Zucken mit den Zehen schon eine athletische Herausforderung darstellt. Aber bei solch einer Musik soll man sich ja auch nicht wie wild im Kreis drehen, sondern die griffig-gemäßigten und schweren Riffs beim Auf-und-Nieder-Schwingen und den gelegentlichen Brachialattacken begleiten. Unbefleckte und erwartungsvolle Zuschauer werden in jedem Falle gleichermaßen überzeugt, so dass man hier nur von einem Gewinn sprechen kann. Eins muss ich aber noch loswerden: Schwarze Kniestrümpfe mit dem weißem Logo eines Schuhartikelherstellers sind ja so was von untrue, wie auch immer man das jetzt werten mag…

TOTENMOND hatten ehrlicherweise bei mir noch nie einen guten Stand. Von den zwei Seiten, die diese polarisierende Band mit ihren bewussten textlichen und musikalischen Provokationen um sich herum erzeugt, bevorzuge ich definitiv diejenige, die am Weitesten von den Boxen entfernt liegt. Zumal dies unabhängig der persönlichen Vorlieben am heutigen Abend durchaus angebracht erscheint, insofern man nicht seine persönlichen zwei Kopfkissen und ein Gummiband zum Befestigen dieser an beiden Seiten des Kopfes dabei hat. Obwohl ich immer der Meinung war, dass das Gehör mit steigendem Alter eher nachlässt, gibt mir meines unter deutlichen Androhungen von Schmerzen zu wissen, dass die eingestellte Lautstärke hier jenseits von Gut und Böse ist. Ohne Gehörschutz vernimmt man nur Krach - echten, undurchdringlichen, eintönigen Krach. Mit Stöpseln im Ohr nur einen miesen Soundbrei voller übersteuernder Bässe. Nein, Leute – auch wenn das gegebenenfalls gar Teil eures Konzeptes ist – das ist echt zum Davonlaufen. Komischerweise tut das zugegebenermaßen aber außer mir kaum jemand, vielmehr drängeln sich die TOTENMOND-Shirts und die, die mal eins werden wollen, dich an dicht in das enge Gewölbe. Nun, wahrscheinlich werde ich diese Fans nie verstehen, aber ich gönn ihnen ihren Spaß, von dem sie heute genügend bekommen sollen.

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