Dark Beyond IV Open Air

Dark Beyond IV Open Air

AtanatosMorriganPurgatorySinners Bleed
Döbeln
19.06.2004
Bereits zum vierten Mal tagte in Döbeln das Dark Beyond-Festival, welches sich auch dieses Mal ganz dem Death und Black Metal-Bereich verschrieben hat. Für mich persönlich war es das erste Mal, aber mein Eindruck von der Organisationsfähigkeit der Veranstalter gestaltete sich durchaus positiv. Zwar wurde der Zeitpunkt des Konzertes in der Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft und zusätzlich am Spieltag der deutschen Mannschaft nicht besonders klug gewählt, aber ansonsten gab es kaum Grund zur Beschwerde. Die Preise waren in Ordnung (10€ Eintritt, 0,4er Bier 2€ und 1€ für ne Grillwurst), es waren ausreichend beleuchtete (!) Dixi-Toiletten aufgestellt worden und selbst ein funktionierendes Waschbecken wurde installiert. Und siehe da: Der Grossteil der Leute verzichtete darauf, die Natur mit ihren Körpersekreten zu versäuern und benutzte auch die angebotenen Örtlichkeiten.
Selbst das Wetter spielte entgegen der Ankündigungen auf Seiten der Fans und verschonte uns mit unangenehmem Niederschlag. Aber dennoch hatte es erschreckend wenige Besucher auf das Festivalareal getrieben. An den angekündigten Bands kann es wohl kaum gelegen haben. Zumindest in diesem Teil der Republik dürften sich einige Lokalmatadoren eine treue Fangemeinde aufgebaut haben, aber leider wollten sich wohl viele nicht von ihren durchgesessenen Sofas erheben und die Fernbedienung zur Seite legen.
Wirklich schade, aber Fakt war auf jeden Fall, dass selbst eine Stunde nach dem offiziell geplanten Start fast nur die irgendwie involvierten Helfer und Bandmitglieder anwesend waren. Dennoch musste die Show trotzdem irgendwann beginnen und so schob man BLASPHEMER den schwarzen Peter der Eröffnung zu. Die noch recht frische Chemnitzer Truppe zockte moderaten Black Metal, blieb mir aber irgendwie nur durch ihre ungewöhnliche Maskierung durch Sonnenbrillen in Erinnerung. Dadurch, dass sie selbst ziemlich lustlos und frustriert wirkten, gab es auch für die interessierten Leute kaum einen Grund, näher als fünf Meter an die Bühne heranzukommen. Vielleicht lag es ja am durch die Wolken brechenden Sonnenschein, denn Licht ist für einen echten Schwarzmetaller ja bekanntlich Gift, aber der Einstieg war ungeschönt zugegeben nicht besonders berauschend.
Etwas besser sah es danach für PERSECUTION aus. Zwar hatte die Band ebenfalls mit den nachteiligen Eigenschaften des Tageslichtes zu kämpfen, aber mit songwriterischer Klasse und genügend Eigenmotivation ausgestattet, gelang es ihnen, einige Leute aus der Reserve zu locken. Vorteile hatten bei dem komplexeren Death/Gothic-Gebräu definitiv die Kenner ihres Albums "Mental Chaos“, denn so richtig in sich aufnehmen kann man die Songs nur nach dem zweiten oder dritten Hören. Dies merkte ich selbst bei ein paar neuen, unveröffentlichten Stücken, aber dennoch konnte man mit ein wenig gutem Willen ordentlich abfeiern. Genau fünf Leute (inklusive mir) versammelten sich direkt vor der Stage und ließen den körperlichen Bedürfnissen freien Lauf (Nein, wir haben nicht auf die Bühne gepisst!!) und bangten ordentlich ab. Dies war zwar nurmehr ein Anfang, aber immerhin besser als gar nichts. Wenigstens verlor das zahlenmäßig etwas fülligere Publikum dadurch die erste Scheu.
Nach einer Pause betraten die zwei Jungs von MORRIGAN die Bühne. Ja, ihr habt richtig gehört: zwei! Ein Drummer sowie ein Sänger/Gitarrist reichte ihrer Meinung nach aus, um ihre schwarzmetallische Botschaft rüberzubringen. Bei solch gitarrenbetonten Old School Groove-Songs bin ich da nicht unbedingt einer Meinung mit der Band, aber ihre recht simpel strukturierten Stücke fanden unter eingesetzter Dunkelheit ordentlichen Anklang bei den Fans. Wer braucht da schon nen guten Sound?
Kurzfristig für die geplanten COERCION waren die Jungs von SINNERS BLEED eingesprungen. Und genau wie die Schweden boten sie technischen Death Metal vom Feinsten. Die Beschwerden über Monitoring-Probleme wollten zwar nicht aufhören, aber trotz dessen knallten sie ordentlich rein. Meine Baustelle war das nicht wirklich, dies muss aber nicht zwingend heissen, dass die Musik automatisch schlecht war. Zeitzeugenaussagen bestätigten mir auch später diese Vermutung.
Einen wiederholten Rückschwenk in Richtung Black Metal vollzogen die anschließenden ATANATOS, allerdings ist ihr Sound nicht unerheblich von Thrash und Heavy Metal-Einflüssen geprägt, so dass sie dem Abend eine weitere Nuance hinzufügen konnten. Abschädeln bis zum Kopfschmerz war ja beinahe ein Muss bei diesen Songs. Pfeilschnell, riffbetont, möglicherweise auch ein wenig in die Länge gezogen, aber stets anregend und heavy as hell folgte ein Nackenkiller dem nächsten bis...Nun, bis es beim letzten Song die Sicherung zerfetzte und jegliche Gitarrenklänge abtötete. Nach den ersten verwirrten Blicken und der Feststellung, dass ja das Schlagzeug noch funktionierte, entschied sich Neuzugang Nick spontan für ein ausgeprägtes Drum-Solo und konnte so sein Können unter Beweis stellen. Als nach einigen Minuten das Problem immer noch nicht geklärt werden konnte, schnappten sich die Bandmitglieder trotzdem wieder ihre Instrumente, um ihren finalen Song endlich hinter sich zu haben. Und das war schon irgendwie ein geiles Bild, wenn 5 Leute ihre Show abziehen, aber nur Drums und Gesang zu hören ist. Scheinbar ebenfalls beeindruckt entschied sich der Strom dann aber nach ein paar Sekunden doch noch zum Erscheinen und die Band konnte mit dem Judas Priest Cover "Nightcrawler“ einen furiosen Abschluss hinlegen.
Mittlerweile war es doch schon kurz nach zwei, der ausgestoßene Atem wurde dank abfallender Temperaturen bereits sichtbar und eine ekelhafte Klammheit breitete sich überall aus. Und auch der Alkoholeinfluss war nicht zu unterschätzen gewesen. Deshalb entschieden wir uns nach einem kurzen Check von PURGATORY für unsere Rückfahrt. Aber wer die Jungs bereits mal live erleben durfte, der weiß, dass sie stets für ne ordentliche Todesmetall-Breitseite zu haben sind und der kurze Eindruck schien genau dies zu vermitteln.

Alles in allem war die musikalische Bandbreite doch unerwartet vielfältig ausgefallen und die Organisation war gut durchdacht. Die einzig wirklich bedauernswerte Dinge waren die Soundprobleme und die damit verbundenen langen Umbauzeiten sowie der Mangel an Zuschauern, welche geschätzterweise die 300 Mann-Grenze nicht überschritten haben dürfte. Bewegt das nächste Mal gefällig eure Hintern, ihr faulen Säcke!
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