Volbeat Entombed The Kandidate

Volbeat, Entombed, The Kandidate

EntombedThe KandidateVolbeat
Düsseldorf, Philipshalle
02.11.2010
Wenn Mickey Mouse, Bernd das Brot und Spongebob Schwammkopf gemeinsam einen Kinofilm drehen würden, müsste sich wohl jeder fragen, wie das denn bitte zusammenpassen soll?! Ähnliche Reaktionen wird sicherlich die Konstellation der aktuellen VOLBEAT-Tour ausgelöst haben, schleichen doch mit THE KANDIDATE und ENTOMBED zwei Bands als Support im Schatten der aufstrebende Rockabillys, die auf den ersten Blick so gar nicht zum Mainact passen wollen. Als aufgeschlossener Musikfreund kann man damit sicher gut leben, aber wer ist das heutzutage schon? Ein Blick ins weite Rund offenbart: hier sind so gut wie alle nur wegen VOLBEAT anwesend. Ob dieses Publikum mit Death/Thrash Gebolze und einer old schooligen Death´n´Roll Kombination klar kommt?

Den Anfang in der ausverkauften Philipshalle in Düsseldorf machen die Dänen von THE KANDIDATE. Jacob Bredahl hat eine neue Runde um sich geschart, um kompromisslosen Modern Death/Thrash mit Coreeinschlag unters Volk zu bringen. Und er selbst ist zuverlässig gut drauf, flaniert ständig von links nach rechts über die Bühne und wirkt durch seine Oben-Ohne-Freikörperkultur und dem brachialen Auftreten wie aus einem Bollo-Hardcore-Ei gepellt. Insgesamt wirkt das aggressive Donnerwetter größtenteils recht gesichtslos. Meist im Uptempo prügelt sich die Band durch ihr Set und liefert dabei nur selten einen Grund für gesteigerte Aufmerksamkeit auf Seiten des Publikums, woran auch der noch nicht ideal eingestellte Sound Schuld sein dürfte. THE KANDIDATE kommen über den Status eines ordentlichen Anzheizers nicht hinaus, weswegen sich die Euphorie auch etwas in Grenzen hält.

Einen solchen Eindruck hat man bei ENTOMBED zunächst auch, doch der erfahrene Fünfer aus Schweden weiß recht schnell das Publikum für sich zu gewinnen. Angetrieben vom ständig in gebückter Haltung umherschwirrenden Frontmann Lars-Göran Petrov erspielt sich die Band mit jedem Song etwas mehr Zuneigung. Daran ist nicht zuletzt der unheimlich groovende und drückende Sound Schuld, der viele Anwesende zum Mitwippen einlädt. Die dezente Rocknote der Death´n´Roller kommt der Band sicher bei diesem Publikum zugute. Bei Stücken wie „Revel in Flesh“ oder „Stranger Aeons“ geht den wenigen Anwesenden Old School Death Metal Freunden sowieso das Herz auf. Insgesamt aber schon bewundernswert, wie souverän und cool sich die Band an diesem Abend den Beifall am Ende des Gigs verdient hat.

So richtig in Fahrt kommt die Party aber natürlich erst mit VOLBEAT. Während die Fans bereits den Soundcheck frenetisch bejubeln, verstecken die Dänen ihre Aufbauarbeiten vorsichtshalber hinter einem großen Banner mit Elvis-Schädel. Als dann die ersten Töne von „The Mirror and the Ripper“ erklingen und der Vorhang unter lautem Getöse fällt, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Ab jetzt herrscht über 1 ½ Stunden lang nur noch gute Laune! Das tolle daran: die Band strahlt zu jeder Sekunde eine unglaubliche Freude aus, die einfach ansteckend ist. Es herrscht ständig Bewegung. Poulsen und Co. eilen ihr zusammengezimmertes Podest rauf und runter, schwirren zu allen Seiten, klatschen sich hier ab und flirten da mit jungen Damen im Publikum. Dass die Band inzwischen aus einem schier unerschöpflichen Repertoire an coolen Songs schöpfen kann, kommt der Sache natürlich zugute. Auch wenn mir persönlich die Titel der ersten beiden Alben etwas mehr zusagen, sorgt hier im Grunde jeder Song für freudige Gesichter. Daran ändert auch das neue Material nichts, das bereits jetzt vom Publikum mitgegrölt wird.
Für die absoluten Knalleffekte sorgen aber meistens die schon jetzt als Klassiker zu bezeichnenden Titel wie „Sad Man´s Tongue“ (als Ronny James Dio-Tribut), „I Only Wanna be With You“ oder „Pool of Booze Booze Booza“. Damit es auch beim neuen Material ordentlich fetzt, haben sich VOLBEAT gleich zweimal Verstärkung geholt. Während der immer noch enorm gut gelaunte ENTOMBED-Sänger Petrov seine raue Kehle zu „Evelyn“ vibrieren lässt und damit ordentlich punktet, gleicht der Auftritt von KREATOR-Fronter Mille bei „7 Shots“ eher einem Witz. Hilf- und orientierungslos steht der gute Mann auf der Bühne, als hätte man ihn eben erst von der Couch geholt. Nachdem er einmal den Einsatz verpennt hat, eilt ihm Geburtstagskind Thomas Bredahl zur Hilfe und gibt ihm Zeichen, wann er überhaupt zu shouten hat. Die Band bedankt sich dennoch artig. Nach einer kurzen Pause werfen die Dänen dann ihre Boxer Hymne „A Warrior’s Call“ und etwas später einen Papierflieger in die Runde. Der Fänger von Zweitgenanntem durfte sich übrigens ein Gratis-Shirt gönnen. Auch die Zugabe bietet für jeden Geschmack etwas. Bei „Fallen“ wird etwas mehr geschunkelt, bei „Thanks“ dürfen die Fans mit auf die Bühne und werden höflich abgeklatscht und bei „The Human Instrument“ darf noch mal mit letzter Kraft gehüpft werden. Danach deuten die Jungs noch die ersten Töne vom legendären SLAYER-Nackenbrecher „Raining Blood“ an. Es wäre doch mal interessant, den gesamten Song im VOLBEAT-Style zu hören, oder?
Schlussendlich haben VOLBEAT den Eindruck vom Rock am Ring-Festival dieses Jahr bestätigt. Wer trotz aller Professionalität eine derartige Begeisterung ausstrahlt, dabei auch noch qualitativ überzeugt (Poulsen hat gesanglich wieder einmal sein ganzes Können unter Beweis gestellt) und sich dabei noch eine derartige Nähe zu den Fans präsentiert, spielt innerhalb der nächsten zwei Jahre sicher als Headliner auf einer der großen Festivalbühnen.

Setlist Volbeat:

The Mirror and the Ripper
Maybellene I Hofteholder
Hallelujah Goat
16 Dollars
Heaven nor Hell
Guitar Gangsters & Cadillac Blood
Soulweeper
Who They Are
Evelyn (mit Lars-Göran Petrov)
Mary Ann's Place
Sad Man's Tongue
We
7 Shots (mit "Mille" Petrozza)
I Only Want to Be With You
Pool of Booze, Booze, Booza
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A Warrior's Call
Still Counting
The Garden's Tale
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Fallen
Thanks
The Human Instrument
Raining Blood (Slayer Cover – angespielt)

Bildergalerie

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