Used To Remind Bloodspot Sober Truth Syranic & Hope Dies First

Used To Remind, Bloodspot, Sober Truth, Syranic & Hope Dies First

BloodspotHope Dies FirstSober TruthSyranicUsed To Remind
Bonn-Bad Godesberg, Klangstation
27.12.2010
Es gibt bekanntlich viele Methoden, um dem Festtagsspeck zuleibe zu rücken, aber welcher treue Bloodchamberianer würde sich schon etwas so weltlich-profanem wie dem Fitnessstudiowahn hingeben, wenn er die schwer gewordenen Knochen zu einem schweißtreibenden Konzert schleifen kann?

Der muntere Abend vor etwas weihnachtsgeschädigtem Publikum – so darf man das gemächliche Hineingleiten in den Abend von vielen Anwesenden wohl interpretieren – beginnt mit HOPE DIES FIRST, die vom ersten Moment an ordentlich auf den Putz hauen. Kleines Schmankerl sind die Backenpiercings von Fronter Jonny, der die deutschsprachigen core-artigen Klänge voller guter Laune schmettert, obwohl die Zuhörer sich auch gen Ende noch ziemlich reserviert geben, was ich zumindest zum Teil dem Verzicht auf brachiale Breaks zuschreiben würde. Den Münchnern kann man auf jeden Fall keine Vorwürfe machen, zumal sie für ungewollte Unterhaltung sorgen, als vor lauter wüstem Gedresche Teile des Schlagzeugs von der kleinen Bühne kippen, aber einfach weitergezockt wird, während ein aufmerksamer Zuschauer alles wieder an seinen Platz zurückbefördert.

Stotternder ist der Start der Komplikationsfreunde SYRANIC, die anfangs mit Monitorproblemen und einer Wasserlache auf der Bühne kämpfen, was zu einer unkonventionellen Barfußeinlage führt. Im Vergleich zum Auftritt beim letzten Euroblast haben die Aachener heute einige Schippen Kohle mehr ins Feuer gelegt, was nicht nur die Musik mitreißender sondern auch das wieder überaus engagierte Auftreten deutlich stimmiger wirken lässt. Während Gitarrist Hendrik ganz im Sinne der Moderne sein Gefrickel mit einer Kamera am Gitarrenkopf mitzeichnet, widmet die Band das abschließende Lied mit humoristischer Geste dem einen Fan, der jedes Lied von Anfang bis Ende mitgesungen hat. Heute nicht nur sympathisch sondern auch gut, was SYRANIC gezeigt haben.

Wo der Bartel den Publikumsmost holt, zeigt sich bei den folgenden einheimischen Recken SOBER TRUTH, als plötzlich um ein Haar mehr Leute direkt vor der Bühne sind als vorher in der gesamten Klangstation anwesend zu sein schienen. Und nicht nur dank ein paar lockerer Sprüche hat Frontriese Torsten die Menge souverän und spielend im Griff, während er mit seinen Compadres Salve um Salve abfeuert. Interessanterweise erinnert die auf Platte modern thrashende und groovende Musik live etwas an eine härtere Variante von RAGE, was dem Vergnügen natürlich in keinster Weise abträglich ist. Dass und wie am Ende zur quasi Bandhymne „Victim“ das Publikum zum Mitsingen eingenordet wird, ist zwar ziemlich unterhaltsam, wäre bei diesem überzeugenden Heimsieg vermutlich aber kaum nötig gewesen. Ich bin schon gespannt auf den „Outta Hell“ Nachfolger, wann auch immer er kommen mag.

Weitere Bekannte vom letzten Euroblast sind danach an der Reihe, oder fast, denn BLOODSPOT sind mir dort als Opener entgangen. Leider, wie ich sagen muss, denn die Hessen machen heute Abend jede Menge Alarm. So manch einer mag vielleicht die Stirn runzeln bei der Vorstellung von einem Haufen Metalschweine an den Instrumenten, die mit einem Coreknaben am Gesang zusammenarbeiten, aber in meinen Ohren passt das hervorragend. Die schnittigen Thrashriffs und jede Menge Wucht passen sehr gut zum Geschrei mit mehr als nur einer Prise Wahnsinn – Frontmann Dominik hat sich bereits bei einigen der vorher aufspielenden Bands ordentlich warmgemacht. Das sehen mit der Zeit dann auch viele der nach SOBER TRUTH in die hinteren Bereiche Abgewanderten ein und kehren vor die Bühne zurück. Mit Auftrittsroutine und Qualitätsmusik sich ein Publikum erspielen, nennt man das wohl. Zurecht.

Leider verhindert der Bahnfahrplan die Möglichkeit, den zweiten regionalen Act und heutigen Headliner USED TO REMIND noch zu sehen, aber auch so war es ein sehr gelungener Abend, der sich meinetwegen gerne als zweites Festtagsstandbein in Bonn neben dem traditionell am Ostersonntag stattfindenden R(h)ein in die Fresse etablieren darf.
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